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ehrliches Wort glauben muß. Man findet diese silk stockings for boots unter andern bey Thresher im Strande. Preis 6 Schill. 6 pence.

Es ist schon oft in diesen Blättern bemerkt worden, daß der Lurys mit seidenen Strümpfen bey den Frauen noch viel häufiger ist als bey den Mannspersonen. Keine Nåhterinn in London dünkt sich geputzt, wenn sie nicht feidene Strümpfe an hat. Daher empfiehlt derselbe Thresher den Damen seidene Strümpfe mit baumwol lenen Socken (with cotton feet) weil diese viel dauerhafter sind als seidene.

Wiewohl wir lange nichts von den Arbeiten des englischen Kunstfleisses in dem Fache der Stroh- und Span= hüte gemeldet haben, so kann man sich doch versichert hals ten, daß darin mancherley Abänderungen und Verbess serungen vorgefallen sind, die in ihrem Kreise eben so viel und noch mehr Aufschen machen, als unter den Gelehrten entsteht, wenn Zach, Olbert oder Piazzi einen neuen Stern gesehen haben. Nur sind die Neuerungen eben nicht von der ersten Wichtigkeit gewesen. Diesen Sommer haben wir sehr schöne Spanhütte mit dünnen seidenen Bändern durchflochten bekommen, die ganz nach dem laufenden Geschmacke, und also dermalen vortreflich sind. Ihrer Wohlfeilheit wegen trågt sie der Mittelstand allgemein; doch reichere Frauen bleiben bey den viel theurern und schönern Strohhüten.

Es giebt wenig Waaren, die man in allen Ländern so häufig verfertigt als die Dintenfässer. Wo die Industrie im rohesten Zustande ist, findet man sie wenigstens aus Thon und Glas. In England, wo man alles, was Menschen von Kunstarbeiten nur nöthig haben können, hundertfältig macht, ist natürlich dieser Artikel nichts weniger als übersehen worden. So wie eine hohe Person

in England ein Museum von Theekannen gesammelt hat, das für den Fortschritt der mechanischen Künste in diesem Fache gar nicht unerheblich ist; so könnte man auch eine recht artige Sammlung von englischen Dinteufåssern an= Legen, die einen ansehnlichen Saal füllen würden. Unter andern zählt man eine ganze Schaar von Laschendintens fässern. Auch vermehren sich die letztern immerfort, vermuthlich weil man in England einen so hohen Preis auf die Bequemlichkeit seht, die von einer jeden neuen Erfindung in einem höheren Grade erreicht werden soll. Der gegenwärtige Sommer hat uns wieder mit einem neuen Taschendintenfasse beschenkt, das ungefähr von der Länge eines Daumen, viereckigt und mit gutpolirtem braunen Leder überzogen ist. Für die Feder findet sich darin kein Raum, wie sonst der Fall ist, sondern man rechnet darauf, daß die bekannten Schreibefedern aus Stahl, welche ein eigenes Futteral haben, allgemein für bequemer gehalten werden. Der Preis dieser Dintenfäss ser ist nur 1 Schill. 6 Pence bey dem Papierhåndler Marsh in Fleetstreet.

So weit der Often von Westen entfernt ist, so weit bleiben auch alle ausländische Glasfabriken hinter den englischen zurück. Kein Kenner, der z. B. Parker's Niederlage in Fleetstreet beschen hat, wird dies für Zei= tungston halten. In einem solchen Saale glänzen die Engländer weit mehr als etwa in der Shakespeare Galle= rie, obwohl die letztere fast von jedem Reisenden besucht und die Glasgewölbe nur von aussen angeblickt werden. Man findet hier das Glas zu einer solchen Vollkommens heit verarbeitet und geschliffen, daß diese Magazine weit kostbarer sind, als die großen Gewölbe in der City, wo alles von Silberzeug und plattirter Waare starrt. Parker hat jezt neue Eronleuchter aufgehangen, die ihres

gleichen noch nicht gehabt haben sollen. Etliche gehen nach Rußland und andre find theils für den Prinzen von Wallis, theils für andre Großen des Landes bestimmt. Wer eine Beschreibung von solchen Kunstartikeln erwar tet, der muß davon keinen Begriff haben. Es ist hins reichend zu versichern, daß Leute, die Kenntnisse in dies sem Fache besißen, diesen köstlichen Leuchtern das gröste Lob beymessen.

Der unmäßige Genuß angemachter Port- und Mas deiraweine har gewiß in England dea höhern Ståndén feit 50 bis 80 Jahren großen Schaden gethan, denn in welchem Lande hört man wohl mehr vom Podagra, ven Schlagflüssen, Wassersucht 2c.! Doch versicherte Trotter, ein würdiger Arzt, der vor Kurzem eine Abhandlung über den Trunk geschrieben hat, und der neunzigjährige Schrifts steller Graves in seinem Invalid,daß die jetzige Generation, durch die Warnung vieler Aerzte aufmerksam gemacht, viel weiser und måsiger geworden sey, und daß der brutale Gebrauch der Britten, nach der Lafel den liebenswürdigsten Theil der Gesellschaft fort zu schicken und sich durch starke Weine das Blut zu verbrennen sehr merklich abnehme. Wie dem auch sey, in der Hauptstadt läßt es sich noch nicht sehr sehen, daß die Verehrer der Flasche vermindert wåren. Deswegen ist auch der Kunstfleiß immer in voller Arbeit, alles was zur Trinktafel gehört, in mannigfaltigen Gestalten und zu verschiedenen Preisen zu liefern. Jeder weiß, daß der Wein im Sommer uns gemein viel von seinem Geschmacke verliert, wenn man ihn warm werden läßt. Um dies zu verhindern, hat man in allen englischen Håusern von Bedeutung seit vies len Jahren eigene Weinkühler (wine coolers) eingeführt. Dies sind Gefäße, die man mit Wasser füllt, um die Flaschen, sobald der Wein abgezogen ist, hina

einzustellen, bis man sie braucht. Gewöhnlich sind sie von Silber, oder auch aus lackirter Waare. Jebt hat ein großes Haus, das mit Glas, Porzellan und feinen Tipferwaaren handelt, Pellat et Green, auf St. Pauls Kirchofe, Weinkühler aus einer besonderen irdnen Waare, die man biscuitware nennt, zu verkaufen. Man legt sie zwey Stunden, ehe der Wein gebraucht werden soll, ins Wasser, welches sie ihrer Natur noch einsangen. Hierauf setzt man die Weinflaschen hinein und die Weins kühler dünsten dasringesogene Wasser dermaßen aus, daß der ein dadurch weit besser abgekühlt wird, als wenn man die Flasche ins Wass.r setzte. Diese Gefäße sehen wie ganz gemeine Töpferwaare aus. Das Paar kostet nicht mehr als fünf Schillinge.

Wer andre Larder aufmerksam durchreist hat und dann nach England kommt, bemerkt, daß man hier in ausnehmend vielen Fällen Meßing braucht, wo anders warts Eisen oder etwa Kupfer angewandt wird. Meßing ist einer hohen Politur fåbig, und pußt daher, wo man das Eisen gar nicht bemerken würde. So sieht man jekt, daß alle Keffer von Mittelgröße sowohl mit Mes fingblech als mit neßingenen Zwecken beschlagen werden. Da nun schon längst anstatt des gewöhnlichen schwarzen Leders zu vielen derselben grûnes, blaues 20. genommen wird, so gewinnen solche Koffer allerdings ein ganz anderes Ansehen, als diejenigen haben, welche man über dem Canale kauft. Jedoch ist nicht zu vers gessen, daß solche Koffer selten oder niemals unmittelbar der Witterung ausgesetzt sind, sondern gewöhnlich auf der Reise ein Futteral von der allerstärksten Wachs, Leinwand erhalten, welche weder vom Regen noch vom Staube etwas leidet. Auch machen die schönen Landstrassen in Großbritannien, daß Koffer, selbst wenn sie

keinen besondern Ueberzug haben, sehr wenig beschädiget werden. Zur See, besonders auf großen Schiffen, können sie noch weniger leiden, weil sie in den Kajüten eines jeden Passagiers auf das sorgfältigste befestiget

werden.

In etlichen Galanterielåden sieht man neue baums wollene Manns-Handschuh, besonders von Nankingfarbe, die von den Männern des Mittelstandes getragen wer den. Diese Waare ist gut, ohne vorzüglich zu seyn, und hat vermuthlich ihr Daseyn der Partheylichkeit zu danken, womit man jetzt alles betrachtet, was diese Farbe hat.

und

Da sich folgendes auf den Flor des englischen Hans dels bezicht; so steht es hier nicht am unrechten Orte. Herr Boaz, den man schon aus seinem Tag Nacht Telegraph als einen erfindsamen Mechaniker kennt, hat den Einwohnern von Liverpool vorgeschlas gen, eine Reihe von Telegraphen von Liverpool bis nach Holyhead zu errichten, theils um dadurch die Ankunft der nach Liverpool bestimmten Schiffe zu melden, theils um Lootsen bey guter Zeit in Bereitschaft zu setzen. Es ist auch im Vorschlage, eine zweyte Telegraphenreihe von Liverpool durch Manchester und Leeds bis nach Håll, und eine dritte von Liverpool durch Chester und Birmingham bis nach London zu errichten. Diefe Reihen würden auf nicht mehr als 15,000 Pf. St. kommen, und acht Worte würden alle hundert englischeMeilen Eine Guinee kosten. Ueberschlägt man die vers muthlichen telegraphischen Depeschen, welche befördert werden dürften; so müßte ein solches Unternehmen alljährlich einen reinen Profit von zwey bis drey huns dert Procent abwerfen 2c. Boaz hoffte, die Regierung würde diese Anstalt ihrer eigenen Aufmerksamkeit werth

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