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bringen; kurz die bekannte Farce high life below stairs solle te hier gegeben werden. Der Herr des Hauses lachte über den Einfall: er beschloß sich auch einzuschleichen. Sonderbarerweise fiel die Frau des Hauses, welche den Abend nicht mit ihrem Mann an Einem Ort ausgebeten war, auf eben den Gedanken. Sie verkleidete sich als Here. Alles gieng fehr ordentlich; man ahmte die grosse Welt vollkommen nach. Herr und Frau wußten nichts von einander. Endlich trafen sie sich unter den Masken. Die Frau erkannte ihren Mann gleich an Stimme und Manieren, aber sie blieb ihm fremd. „Nun Frau Here, fragte er sie, was giebts Neues in der Luft?“,,Etwas ganz Sonderbares, antwortete sie mit wohl. verstellter Stimme, ich komme diesen Augenblik von

(sie nannte den Ort ihres Abendbesuchs), dort hörte ich, daß eine gewisse Frau diesen Augenblik sich habe entführen laffen." Wie ein Blik schoß der Mann aus dem Hause nach dem angegebenen Orte. Niemand hatte sie gesehen. In gröster Angst flog er zurüt und nahm die Here bey Seite. Ich muß den Augenblik wissen, rief er ausser sich, wo meine Frau ist? Hier, mein Kind," sagte sie, indem sie die Maske abzog und in seine Arme flog.

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Ein junger Mann von Geburt in London überließ sich vor etlichen Jahren allen Anlockungen zur Unregelmäffigteit, welche eine grosse Hauptstadt reichen Jünglinge so häufig darbietet. Sein Vater bezahlte mehrmals; aber der Sohn wurde nie weise: er beleidigte den Vater so sehr, daß dieser nichts mehr von ihm hören wollte. Einige Zeit borgte man ihm; allein dies hörte auf; er erfuhr den in England so fürchterlichen Zustand der Schuldner, das Unglük schlug über seis nem Haupte zusammen, der Vater blieb taub gegen alle Vorstellungen. Er wurde krank, sein Uebel war gefährlich, nie: mand nahm sich seiner an. Er starb im äußersten Elend. So hieß es eine zärtliche Schwester und etliche Verwandten trauerten um ihn. Allein nach dem angeblichen Begråbnisse, wobey der junge Mensch eine so ausgezeichnete Rolle gespielt hatte, reiste er unter erborgtem Namen aus dem Laude, vermuthlich weil er kein andres Mittel wußte, der

Enterbung seines Vaters zu entgehen. Auf dem festen Lande hatte er die sonderbarsten Abentheuer, und nach mehreren Unglüksfällen führte ihn sein Unstern zulezt in die ungarischen Queksilberbergwerke, aus denen das Elend so selten wieder ans Sonnenlicht kömmt. Jedennoch entkam er endlich, wer weiß durch welche Mittel, aus diesem fürchterlichen Gefängnisse, und stellte sich in England mitten unter seine entsezten Verwandten. Der Vater war todt, und die drey Töchtern hatten das Vermögen des Sohnes erhalten, welches zu den Ansehnlichsten in Grosbritannien gehörte. . Nichts kann ihn dessen berauben, als eine Bestreitung der Identität seiner Person. Indessen sind davon Leute von höchstem Range und Ansehen überzeugt. Es leidet keinen Zweis fel, daß er in kurzem sein Eigenthum erhalten werde.

In den unruhevollen Zeiten Karls 1. kam ein Landmåde chen nach London, um Dienste zu suchen. Sie konnte nicht unterkommen, und mußte zufrieden seyn, daß sie ein Brauer zum Biertragen aus dem Brauhause annahm. Das Mádchen war schön, und der Brauer wurde desto eher zum Mitleid bewogen. Er beobachtete sie und fand, daß ihre Aufführung ohne Tadel war. Dies bewog ihn, sie zu heurathen. Er starb bald, und verließ sie als junge Wittwe mit einem sehr beträchtlichen Vermögen. Sie gab das Brauen auf und zog sich zurük. Allein es ereigneten sich etliche Echwierigkeiten in der Anordnung ihrer Geldangelegenheiten; sie mußte sich nach einem geschikten Rechtsgelehrten umsehen. Man empfahl ihr den Herrn Hyde, einen damals fehr bes rühmten Sachwalter. Da dieser Mann, der nachherige grosse Graf von Clarendon, sah, daß der schönen Witwe Vermögen sehr ansehnlich war, so bot er ihr sein Herz und feine Hand. Er fand Gehör. Die Frucht dieser Ehe war nur Eine Tochter, Gemahlinn des Königs Jacob II., und Mutter der Marie und Anne, Königinn von England. So seltsam dieser Glükswechsel auch scheinen mag, ist doch keine historische Thatsache besser beglaubiget.

Literarische, statistische, ökonomische und an dre Neuigkeiten.

Herr Godwin läßt jezt an Chaucer's Leben drucken. Dieses Werk erscheint in zwey Quartbänden mit angehendem Winter. Jeder unterrichtete Leser wird sehen, daß der Gegenstand für Gelehrte sehr anziehend ist. Chaucer war der erste, der in England den Namen eines Dichters verdiente, und seine Gedanken im Englischen auszudrücken wagte. Sein Denkmal ist das älteste von denen die in dem nordöstlichen Winkel der Westminster Abtey stehen, und dieser Theil der ehrwürdigen Cathedrale heißt von ihm der Poeten Winkel. Chaucer kann daher nicht nur als der Begründer der englischen Sprache, sondern auch als der Va ter der brittischen Dichtkunst angesehen werden. Der Ge: genstand bringt es mit sich, daß Hr. Gedwin von dem Ursprunge der Dichtkunst auch in den verschiedenen Ländern des neueren Europa etwas sagen muß. Er gedenkt den Zustand Englands zu Chaucers Zeiten unter jedem Gesichtspunktezu schildern, wofür sich Angaben vorfinden. Da Chaucer in seinen besten Jahren sowohl mit der politischen als gelehr: ten Welt sehr enge verbunden war, so dürfen wir aus der Feder des Herrn Godwin viele wichtige Erörterungen darü ber erwarten. Chaucer's Hauptgönner war Johann von Gaunt, ein Name, der vermuthlich durch Zufall, genau mit den akten englischen Sitten und der alten englischen Ehre zusammenbánat.

Bekanntlich wurden der französischen Armee in Alerandrien mehrere egyptische Alterthumsstücke genommen. Hier von ist ein Theil angekommen, und vom Könige dem brittischen Museum geschenkt worden. Es befinden sich darun*ter: Ein sehr grosses steinernes Bad, inwendig und auswendig mit Hieroglyphen bedekt; ein starker steineruer Sarg mit Hieroglyphenschrift; eine ungeheure steinerne Hand, die zu einem wenigstens 150 Fuß hohen Körper gehört hat; zwev schöne marmorne Statúen in römischer Kleidung; und sehr viele überaus artige alte egyptische Exnizwerke, die aber durch den Einfluß der Zeit viel gelitten haben.

Denous Reisen in Ober- und UnterEgypten, wovon uns der würdige Prof. Tiedemann leßte Messe eine deutsche commentirte Ueberseßung, Berlin bey Voß, gege, ben hat, wird hier unter der Aufsicht des Hrn. Arthur Aikin ins Englische übertragen. Da der Nachstich der Kupfer einigen der besten englischen Künstler übergeben ist, so wird auch das Acußere sehr empfehlend. Es ist zu bemerken, daß die meisten der oben angeführten Alterthümer schon im Denou abgebildet und beschrieben sind.

Gleich nach Versammlung des Parlaments soll eine neue literarische Stiftung in London begründet werden, von wel cher man sich verspricht, daß sie mehr zu der Unabhängigkeit, Gemeinnüßigkeit und Veredlung der Gelehrsamkeit. beytragen werde, als die berühmtesten Einrichtungen dieser Art auf dem festen Lande bisher gethan haben. Der Plan hat zwey Hauptzwede. 1. Man will einen Fond errichten, aus dem Gelehrte, welche Mitglieder der Stiftung sind, in Krankheit und Alter unterstüßt und anständig begraben werden sollen. 2. Jährliche Preise austheilen. Eine Mehrheit von Stimmen der Mitglieder, durch Ballotiren gesame melt, wird entscheiden, welche Werke diese Belohnung ver dienen. Die zur Concurrenz gelaßenen Zweige der Literas tur, des Geschmacks und der Philosophie werden vorherbes » timmt. Die Schriften dürfen nicht länger als zwey Jahre vor Austheilung der Preise, entweder in Grosbritannien øder Irland, erschienen seyn. Von jedem concurrirenden Werke muß ein Exemplar nicht weniger als Ein Jahr vor der angeschten Preisvertheilung an den Secretair der Ges fellschaft eingeschickt worden seyn. Man hofft diese Zwecke zu erreichen, wenn sich dazu vereinigen: a) Gelehrte, die sich mehr oder weniger durch gedrukte Schriften bekannt ges macht haben, und sowohl der gesellschaftlichen Ordnung als den guten Sitten nicht abgeneigt sind; b) Vornehme und reiche Leute, welche sich sowohl durch ihre Liebe zu den Wissenschaften als ihre Kenntnisse in der schönen Literatur auszeichnen und durch keine Laster berüchtiget sind, die ihre Nahmen und Unterstüßung sowohl der Gelehrsamkeit als

Ihren Anbauern zur Schande gereichen möchten. Der Fond hierzu soll durch eine jährliche Subscription von zwey Guis neen erhoben werden. Man schmeichelt sich höchsten Ortes Mithilfe zu erhalten, und glaubt, die Gesellschaft dürfe endlich auf einen königlichen Stiftungsbrief Rechnung machen.

Der Prediger Henley arbeitet an einer neuen praktis schen Uebersetzung der Elegien des Tibulls. Er wird zu» gleich ein finnreiches Verfahren bekannt machen, wie man die Zeit, zu welcher jede Elegie gedichtet wurde, bestims men und die Beziehungen auf die Umstände in des Dichters Leben erläutern fann.

Herr Leslie, bekannt durch eine gute Ueberseßung von Büffonsund Montbeliar d's Ornithologie, läßt jezt eine Controversschrift drucken. Sie ist wider einige Meynungen ges richtet, welche D. Herschel in einigen Auffäßen der philoso, phischen Transactionen geäußert hat.

D. Bisset, welcher Lebensbeschreibungen der Verfasser des Zuschauers, ein Leben des großen Burke ic. 2c. geschrie: ben hat, tritt nun nach einigem Stillschweigen wieder auf die Bühne. Er läßt an einer Geschichte der Regierung George III. drucken, welches ohne Zweifel keine alltägliche Arbeit seyn darf, da Macfarlane, Belsham und Adolphus schon denselben Gegenstand nicht ohne Beyfall behandelt ha: ben. Bisset beschäftiget sich auch mit einem Romane, der schon weit gediehen seyn soll.

Herr William Creech, ein sehr unterrichteter Buchhänd ler in Edinburg, arbeitet schon längst an einer Lebensbe: schreibung der Alison Craig, welche in der Geschichte der Reformation von Schottland so berühmt ist. Sie war die Geliebte des Grafen von Arran, und zu gleicher Zeit gegen - andre Hofleute der Königinn Maria nicht grausam. Ei werden hier äusserst merkwürdige Umstände von dem damas ligen Hofleben in Schottland vorkommen. Der Verf. läßt die Bildnisse der ,,Dame Craig“ und anderer Schottischen damals berühmten Schönheiten für dieses Werk stechen.

Surre Roman,,glänzendes Elend", aus welchem etliche Auszüge in den Miscellen gegeben wurden, bat dem

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