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beit nicht der Maasstab des Werthes seyn kann, wie Adam Smith und andre nach ihm angenommen haben, weil die Arbeit, eben so wie die Waaren, mit der Nachfrage steigen und fallen, da doch das, was einen Maasstab abgeben soll, in seinem Wesen unveränderlich seyn. muß. Er glaubt daher, daß nichts vorhanden sey, was einen wahren bestimmten Werth besiße, sondern daß der Werth einer jeden Waare auf der Menge dersels ben und auf der Nachfrage beruhe. Sodann prüft er eine bisher angenommene Meynung, daß Nationalreichs thum der Gesammtbelauf des Vermögens der einzelnen Personen im Staate sen. Er thut dar, daß, da die Summe des individuellen Reichthums sich auf den Werth der Waaren gründet, aus denen das Vermögen eines jes ben zu der gegebenen Zeit besteht, und da bewiesenermass fen der Werth auf dem Grade der Seltenheit beruhet, in welchem die Waaren zu haben sind, diese Summe kein Maaß des Nationalreichthums abgeben kann, welcher Letztere eine Menge afler dieser Waaren unabhängig von ihrem augenblicklichen Werthe vorausseßt. Er untersucht ferner: was sind die Quellen des Nationalreichthums ? Land, Arbeit und, Capital. Seine Betrachtungen über jeden von diesen Puncten find ungemein interessant, und viele seiner Ansichten ganz neu. Er verwirft Smiths Lehre von unproductiver Arbeit, und beweißt genugthuend, daß, wenn man ein Capital dergestalt anlegt, daß es einen Gewinn abwirft, derselbe unveränderlich aus zwey Quels Ten herfließt: 1. Entweder wird ein Theil der Arbeit uns ndthig gemacht, welche außerdem Menschenhånde vers richten müßten. 2. Oder es wird ein Theil der Arbeit · verrichtet, welche für die körperlichen Kräfte eines Mens schen zu schwer ist.

Im folgenden Kapitel handelt er die Frage ab, ob

es möglich sey, den Reichthum burch andre Mittel zu vermehren, als die sind, aus welchen er hervorgeht? Ob individuelle Aufsparung und Anhåufung das Vermdgen des Staats vergrößere? Er zeigt hier, daß unber gränzte Vermehrung des Capitals nicht vortheilhaft sen Was er hier über die schnellen Wirkungen eines Tilgungsstocks im Frieden sagt, ist neu, und verdient die Aufmerksamkeit eines jeden Cameralisten.

Das letzte Kapitel beschäftiget sich mit der Art, wie der Staatsreichthum vermehrt werden kann: nach einer, vortrefflichen Auseinandersetzung bestimmt er sie dahin, daß sie in der Arbeit bestehe, welche entweder durch Mens schenhånde, oder durch die Dazwischenkunft des Kapis tals *) verrichtet wird. Er zeigt, daß die Richtung, welche die Arbeit eines Landes nimmt, und die Größe der Bemühungen seines Kunstfleisses auf der Vertheilung, seines Reichthums beruhen; daß aber, nachdem der, Character seines Kunstfleisses einmal ausgebildet ist, der. Fortschritt seines Wohlstandes in dem Maaße beschleunis get oder gehemmt wird, als die Vertheilung des Reich= thums in andern Ländern eine Nachfrage nach den Er zeugnissen hervorbringt, in welchen es sich auszeichnet. *) Lüder über Nationalindustrie und Staatswirthschaft I. 189. theilt das Kapital in dasjenige, welches zum Verbrauch : bestimmt ist, in das umlaufende und in das stillstehende. ,, Das Kapital eines Manufacturisten, sagt er, ist größtens theils umlaufend, und der fleinere in den Geräthschaften und Maschinen firicte Theil ist bey dem einen Gewerbe viel größer, wie bey dem andern : ein Schneider braucht nur Scheeren und Nadeln; ein Schufter bedarf schon mehr Hands werkszeug; ein Weber wieder mehr als ein Schuster, und ́ ein noch weit größeres stehendes Kapital muß bey Eisens werken auf Schmelzhütten, Hämmer und Mühlen vers wandt werden,”

Zu Ende dieses Kapitels macht er die Bemerkung, daß alle Hindernisse, welche man dem Handelsverkehr ents gegen setzt, den Anwachs des Reichthums eben so sehr dadurch aufhalten, daß sie den Kunstfleiß des Landes, welches sie hervorruft, niederdrücken, als durch die Wirkungen auf den Kunstfleiß des Landes, dem sie zum Nachtheil gereichen sollen.

Der Verf. würde zugleich mit diesem Bande einen zweyten, über Handels- und Finanzgesetze, in den Druck gegeben haben, wenn er nicht erst håtte abwarten wollen, wie sich die Grundsätze, von denen er ausgegangen ist, und die großentheils nicht nur neu find, sondern auch manchen angenommenen Meynungen zuwider laus fen, vor dem Richterstuhle des Publicums halten werden.

Aus diesem kurzen Abrisse wird man sich einen alls gemeinen Begriff von dem wichtigen Werke machen kön nen. Folgende Auszüge sind Proben von der Manier und dem Vortrage des Verfaffers.

Das Wort Werth, was auch dessen ursprünglis cher Sinn gewesen seyn mag, drückt im gemeinen Les ben keine Eigenschaft aus, die einer Waare, sie habe Nahmen, welchen sie wolle, anhienge. Es giebt nichts, das einen wahren innern Werth befäße. Wir wissen von keiner, für menschliche Wohlfahrt noch so wichtigen, Eis genschaft, deren Besitz Werth ertheilen könnte; denn Wasfer, das nöthigste von allen Dingen, besißt ihn selten. Die Erfahrung zeigt uns, daß man durchgängig einer jeden Sache Werth beymißt, wenn sie außer den Eigenschaften, welche sie zum Gegenstande des menschlicher Begehrens machen, sich noch durch den Umstand ausnimmt, daß sie selten ist. Also scheinen zwey Dinge erforderlich zu seyn, um Werth zu ertheilen: 1. daß die Waare vom Menschen begehrt werde, weil sie ihm nüßt

oder Vergnügen macht: 2. daß sie in einem gewissen Grade selten sey.

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Wenn wir in Hinsicht der Veränderungen des Wers thes, deren jede Sache, die denselben besißt, empfångs lich ist, auf einen Augenblick annehmen könnten, daß eine Substanz innern und festen Werth besäße, und eine gegebene Menge derselben fortwährend unter allen Uma ftånden gleichen Werth besåße; so würde der, nach ei nem solchen festen Maasstabe bestimmte, Werth aller Din ge, zufolge dem Verhältnisse zwischen der Quantität der felben und zwischen der Nachfrage nach ihnen, wechseln, und jede Waare würde natürlich unter vier verschiedes nen Umständen einer Aenderung in ihrem Werthe unters worfen seyn.

1. sie würde einen höhern Werth erhalten, wenn fich ihre Menge vermindert. 2. ihr Werth würde sich vers mindern, wenn ihre Menge zunimmt. 3. ihr Werth dürfte steigen, wenn sich die Nachfrage vermehrt. 4. ihr Werth könnte fallen, wenn es an Nachfrage fehlt.

Da man aber deutlich einsehen wird, daß keine Waas re ́einen festen und innern Werth haben kann, der sie zu einem Werthmaaße für andre Waaren geschickt mache te, so hat man sich genöthigt gesehen, zum practischen Werthmaaße etwas auszusuchen, das einer von den vier Quellen des Wechsels, welche die einzigen Ursachen der Werthänderung sind, am wenigsten ausgesetzt ist.

Demnach kann das, was man im genteinen Leben den Werth einer Waare nennt, durch acht verschiedene Ums stånde einer Veränderung unterworfen werden: 1. durch die vier oben angeführten, in Beziehung auf die Waas re, deren Werth wir nahmhaft zu machen wünschen. 2. durch dieselben vier Umstände, in Beziehung auf die Waare, welche wir als Werthmaaß angenommen habens

Das Wasser, wie schon erinnert, ist elns der nüßs lichsten Dinge für den Menschen, besißt aber doch sel ten einen Werth. Die Ursache davon liegt vor Aus gen. Es fügt sich nicht oft, daß mit der Eigenschaft seiner Nußbarkeit der Umstand der Seltenheit verbunden wåre. Wenn es aber bey einer Belagerung oder auf ein ner Seereise selten wird, so erhält es augenblicklich Werth, und der Werth desselben richtet sich nach demselben Ges setze der Aenderung, welches auf alle andre Waaren ans wendbar ist.

Gold, wird nirgends im Ueberfluß gefunden, aber Seltenheit kann ihm keinen Werth ertheilen, eben so wee nig wie bloßer Nuhen dem Wasser Werth zu geben vers mag. Man erzählt daher, daß, als Cuba und St. Domingo zuerst von den Spaniern entdeckt wurden, die armen Bewohner dieser Inseln den Nutzen des Goldes nicht kannten, sondern es als kleine Stücken Kiesel be trachteten, die man es allenfalls der Mühe werth hielt, von der Erde aufzuheben, aber nicht hoch genug schätze te, fie andern, die darum baten, zu verweigern; und daß sie es wirklich ihren neuen Gästen auf das erste Wort gaben. Aber da die Spanier den Nutzen desselben kanns ten, und da es folglich Eigenschaften besaß, welche selz biges für sie zu einem Gegenstande des Begehrens machten, außerdem, daß es selten war; so erhielt es bald Werth: und der Grad seines Werthes bestimmte sich in Kurzem, sogar bey den Eingebohrnen, nach demselben Grundsatze, wie der Werth der Nahrungsmittel und aller andern Waaren.

Obgleich die Seltenheit des Goldes und Silbers und die Nachfrage nach denselben, sie, wie man zu sprechen pflegt, zu den allerkostbarsten gemacht haben, das ist, au Waaren, die bey den allgemeinen Umständen der Mens

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