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von allen denen gekauft zu werden, die sich in gleichen Umständen mit den Soldaten im Felde befinden und weit reisen. Man kann sie aus allen gewöhnlichen Fleischund Geflügelarten bekommen. Es versteht sich, daß die Laden nicht unterlassen, ihren Suppengallerten die jetzt so viel sagende Empfehlung military mit auf den Markt zu geben. An den Suppentafeln sahen viele andre Fås cher der Industrie, was für ein gültiger und goldner Recommendationsbrief an die Corps der reichen Freywillis gen die Portabilitåt sey, und gingen sogleich mit sich zu Rathe, ob sich nicht auch irgend etwas von ihren eig= nen Producten tragbar machen ließe? Die Folge war, wie man denken kann, daß dies bey vielen Sachen thunlich war, und so sieht man denn das Wort portable an hundert neuen Dingen als einen furchtbaren Nebenbuhler des glücklichen military, welches den Freypaß in alle Lager, Verschanzungen und Hüttungen hat *). Es lebe, bie Erfindsamkeit!

Die schönen fertigen Flanelle aus Salisbury, von denen wir schon oft Meldung gethan haben, schlagen alles in die Flucht, was ihnen in der Winternacht des großen weiblichen Publicums den Platz sireitig machen will. Nur glaube man nicht, daß die reichen Tuchmacher in Salisbury diesen vortreflichen Artikel allein nach London lieferten. Nein! ihre mächtigen Nebenbuhler in Yorkshire, wo das rechte Wollenland ist, verfertigen ihn *) Mehrere Regimenter sind an den offensten Theilen der englischen Kúsе in Hütten einquartiert, die halb unter der Erde stehen, theils um sie besser gegen die Folgen des Unwetters zu decken, theils und vornehmlich weil Zelte gegen die gewaltigen Stürme des Winters nicht Stand halten würden. Nach Briefen von der Küste tragen auch diese Hütten den englischen Character der Nettigkeit und Bequemlichkeit an sich.

eben so schön, ob sie gleich, des Vorurtheils wegen, den Nahmen jener Stadt borgen, eine genommene Freyheit, welcher nichts als ein Patent Einhalt thun könnte. Mag aber dieser trefliche ManufacturArtikel herkommen, wo. er will, die englische Industrie hat Ehre damit eingelegt, und die Frauen erschöpfen sich in Lobeserhebungen dessel= ben. Man glaubt, daß er jezt, nach mehrern Verbesserungen seinen höchsten Grad von Vollkommenheit erreicht habe. Wiewohl man ihn von den mehresten Farben findet, so geschehen doch die größten Lieferungen von grünen und himmelblauen Flanellen, welche man demnach jetzt in London sowohl als in allen andern großen Städten der drey brittischen Reiche am häufigsten getra= gen sicht.

In Europa lakiren die Engländer am schönsten, und sollte ihnen einst der Verkehr mit Japan, wo diese Kunst den höchsten Gipfel erreicht hat, gedsnet werden, so dürften sie mit dortigen Materialien es sich von Niez mand zuvorthun lassen. Es ist unbeschreiblich, wie viel die Ausschmückung der Häuser und die Zierlichkeit der Geråthe in England dieser Kunst schuldig sind. Bisher ist der schwarze Lack der herrschende gewesen, und da sich das Gold, womit er bemahlt wird, auf demselben am besten ausnimmt; so wird er es vermuthlich noch eine lange Zeit bleiben. Indessen hebt sich jetzt der scharlachrothe Lack so sehr, daß diese Aenderung des Geschmacks in den Annalen des Kunstfleißes nicht übergangen werden darf. Die große Winterlieferung aller Sachen, welche in Pontypool, Birmingham u. a. D. lackirt werden, zeichnet sich durch eine beträchtliche Menge scharlachrother Artikel aus. Z. B. die Thee- und CaffeeUrnen in Form der Fässer, die Brodkörbe, Theebreter, Flaschengestelle, Kähne für Lichtpußen, Credenzteller, Tellers

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wårmer und viele andre Dinge find in diesem prachtvolz len, mit goldnen Blumen und Figuren reich bemahltem Kleide, auf dem Wintermarkte erschienen. Sie stehen in viel höherem Preise als schwarzlakirte Sachen.

Man ist schon aus den vorigen Heften auf die zus nehmende Everliebhaberey der Engländer beym Frühstüc vorbereitet. Die englischen Weiber, welche vornehmlich sehr starken Thee trinken, leiden so håufig an Magens drücken, Magenschwächen und Unverdaulichkeiten, daß die Stimme der Aerzte ja wohl endlich Gehör erhalten wird. Eie rathen den Theeschlürferinnen, entweder sich früh des Thee's ganz zu enthalten, oder erst etwas nahrhaftes zu genießen. Dies hat bey vielen angeschlagen, und da die Mannspersonen, welche schon lange guten Theils das erste Mahl mit Eyern beginnen, mit ihren Mågen in ziemlich gutem Vernehmen stehen, so fangen die Frauenzimmer auch allmählig an, die Eyer in Gunst zu nehmen. So vermehrt sich natürlich der Verbrauch der Eyerbecher, und es sind jetzt besonders die Töpfereyen, welche bald mehr bald weniger kostbare neue Gestelle für die Eyerbecher liefern. Ihre Zahl ist jetzt abermals durch ein neues vermehrt worden. Es gleicht einem kleinen flachen unberänderten Teller, welcher auf einem ftåmmis gen Fuße ruht und sich an demselben bequem faffen läßt, In dem Teller sind die Becher dergestalt eingesenkt, daß sie sich leicht ausheben lassen, und nur um ein Viertel ihrer Höhe hervorragen. Die Sache will nicht viel bedeus ten, aber sie ist niedlich und wird als das neueste in ihrer Art stark gekauft. Bey Sharpus, Cockspurstreet.

Wer aus Städten des festen Landes kommt, wo es an den Seiten der Straßen noch keine Fußbänke aus Quadern giebt, empfindet bey dem Durchkreuzen des uns geheuren Londons bey weitem nicht die Müdigkeit, welche

sonst ein weit durchmessener Raum zu verursachen pflegt, weil ihm die herrlichen Trottoirs das Gehen so leicht, wie in der Stube, machen. Vermuthlich mag es zum Theil daher kommen, daß Månser selbst vom höchsten Range in London sich so ungern des Wagens bedienen, sondern ohne alle Unterscheidung zu Fuße gehen. Aber die Damen sieht man troß der bequemen Seitenwege in der Hauptstadt selten zu Fuße, oder wenn es je etwan in Bondstreet oder anderswo geschieht, so verpanzern sie meistens den Fuß, der an die wollistigen Teppiche der englischen Häuser gewöhnt ist, mit allerley Arten von Ueberschuhen und Galoschen, so wie die Frauen der mitts leren und niederen Stände, aus Furcht vor nassen Füße sen, die bekannten Pattens *) tragen. Die Galoschen

*) In einem der ersten Jahrgänge des vortreflichen Jour: nals für Fabrik und Handlung Leipzig bey Voß, wird der Londner Correspondent des Journals London und Paris gestraft, daß er in der Fülle seiner Anglomanie den Gang der Engländerinnen preise, welcher bekanntlich schlecht sey, weil sie gewiße Maschinen, pattens genannt, trügen und sich dadurch den Gang verdürben. Es sey dahin gestellt; die Engländerinnen mögen keine so gute Haltung haben, als die Pariserinnen: aber die dafür angeführte Ursach hält nicht Stich und zeigt, daß der Tadler nicht viel vòn den Engländerinnen gesehen oder gelesen hatte. Die bez Fannten pattens kommen niemals an den Fuß einer Dame oder wohlhabenden Frau, sondern sind in der Regel blos auf die Frauen des Mittelstands und besonders des niedris gen Volts eingeschränkt. Sodann trägt man ja die Pattens blos in' schlechtem naffen Wetter unter den Schuhen : es fällt keiner englischen Magd ein, sich mit diesen Mas schinen zu belästigen, wenn das Wetter gut ist. Nebris gens kann man sich darauf verlassen, daß die pattens den Gang keines Franenzimmers verderben, wenn es sonst einen angenehmen Gang hat.

find daher eben so sehr der Aenderung und Mode unters worfen, als die Schuhe selbst. Diesen Winter findet man in Bondstreet Galoschen, die inwendig mit feineni Pelzwerk gefüttert sind, und die Stelle der Pelzschuhe vertreten können, welche ein junges Frauenzimmer naz türlich nicht gern trägt. Diese Galoschen gehn stark und werden nach Beschaffenheit des Pelzwerks höher oder niedriger verkauft.

Der Goldschmidt Davis in Neubondstreet gehört zu denen, welche Heu machen, so lange die Sonne scheint. Da es, allerley Kleinode in Form der Waffen für den Weiberschmuck abgerechnet, mit den Juwelen, Perlen, Silber und Goldwaaren jetzt nicht recht fort will, so hat er ein großes Besteck für Offiziere im Felde geliefert, das ihm gegenwärtig mehr einbringt, als sein ganzes großes Silbergewölbe. In der That ist es für die Offi= ziere bequem, welche zehn bis fünfzehn Guineen unbedenk lich ausgeben können. Man findet darin alles, was cin reicher Mann bey der Tafel und dem Theetische braucht, Eslöffel, Theelöffel, Meffer und Gabel, kleinere zum Nachtisch, Gewürzbüchsen, Zuckerschachtel u. s. w. allez von Silber. Die Benutzung des Raums ist bewundernswürdig. Das Futteral ist aus englischem rothen Safsian aber mehr dauerhaft als schön. Für die Strapazen der Reise erhält es noch ein gröberes Futteral aus schwarzem Leder oder Chagrin.

Bey dem Parfümier Saugwine im Strande findet man kleine vergoldete Schlafkammerleuchterchen, die man im Tragen an den kleinen oder den Goldfinger steckt. Sie haben einen kleinen Lichthut an einem Kettchen und find ein sehr niedliches Product.

Kein Geräth der Speisetafel hat seit einigen Jahren so viel Aenderung erlitten, als die Salzfäffer. Die Gold

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