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mal, pois abena. Greu a hom gran ben ses dolor, Mas ades vens lo jois lo plor. a) Wer bei der Liebe (an die Liebe) sich nicht zu halten weiß, Bernart, wird schwerlich wacker und ritterlich sein, und nie wird sie uns so sehr Schmerz empfinden lassen daß sie uns nicht mehr werth sei als ein anderes Gut; denn, wenn sie Böses thut, so thut sie nachher Gutes. Schwer hat man ein großes Gut ohne Schmerz, aber alsbald besiegt die Freude das Weinen. b) Wer alle Liebe von sich thut, Bernart, kann der ein Edler sein? Und schafft sie auch gar herbe Pein, Die wiegt doch auf manch hohes Gut. Selbst versüßt sie ihre Plagen; Ein leidlos Glück, wem kam es je? Doch bald obsiegt die Lust dem Weh. 4. Peire, si fos al mieu plazer Lo segles fatz dos ans o tres, Non foron, vos dic en lo ver, Dompnas per nos pregadas ges; Ans sostengran tan gran pena, Qu'elas nos feiran tan d'onor Qu'ans nos preguaran que nos lor. a) Peire, wenn wäre nach meinem Gefallen die Welt gemacht zwei Jahre oder drei, so wurden nicht, ich sage es Euch in Wahrheit, die Frauen von uns gebeten [d' amor um Liebe]; vielmehr würden sie so großes Leid aushalten, daß fie uns so viel Ehre anthun würden, daß sie eher uns bitten würden als wir fie. (feiran übers. Rayn. L. 4, 101 unrichtig durch feront, und preguaran so als wenn es preguarán wäre durch prieront. Für preguaran ist entweder preguéran zu lesen oder ein älteres preguáran (Fut. Condit. I.) anzunehmen.) b) Könnt' es nach meinem Sinn geschehn, Mein Peire, ein Jahr oder zwei, Nicht würden wir, ich fag' es frei, Hinfort bei Damen betteln gehn. Leiden hätten sie zu tragen, Und thäten uns viel Ehren an Um unsre Gunst, wie wir gethan. 5. Bernartz, so es desavinen Que dompnas preion, ans cove Qu'om las prec e lor clam merce; Et es plus fols, mon escien, Que sel que semena en arena Qui las blasma ni lor valor, E mov del mal enseignador. a) Bernart, es ist uns schicklich, daß die Frauen bitten, vielmehr schickt es sich, daß man (der Mann) fie bitte und sie um Gnade flehe; und es ist, nach meinem Wissen (Dafürhalten), thörichter als der welcher in den Sand såt, wer fie tadelt und ihren Werth, und es kommt her von dem schlechten Lehrmeister. b) Bernart, fürwahr es wär' nicht fein, Daß Damen werben! Nein, der Mann Geh' immer fie mit Bitten an. Der, mein' ich, müßt' im Wahnsinn sein, Mehr, als wer in Sand will såen, Wer ihren Preis zu schmälern sucht; Das rühret her von schlechter Bucht. 6. Peire, mout ai lo cor dolen, Quan d'una falsa me sove, Que m'a mort, e no sai per que, Quar ieu l' amava finamen. Fait ai longa carantena, E sai, si la fezes loignor, Ades la trobaria peior. a) Peire, sehr habe ich das Herz schmerzlich, wann ich mich an eine Falsche erinnere, welche mich getödtet hat, und ich weiß nicht warum, denn ich liebte sie treu. Ich habe langes Fasten gemacht, und ich weiß, wenn ich es länger machte, so würde ich es alsbald schlimmer finden. b) Peire, mein Herz ist schwer bes trübt, Kommt mir ein falsches Weib zu Sinn, Um die ich, ach, ges storben bin, Und habe sie so treu geliebt! Fasten mußt' ich lang bes

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stehen, und hält es länger an, fürwahr, Verhaßter wird mirs immerdar. 7. Bernartz, foudatz vos amena, Quar aissi vos partetz d'amor Per cui a hom pretz e valor. a) Bernart, Thorheit leitet Euch, daß Ihr euch so von der Liebe trennt, Durch welche man Preis und Werth hat. b) Bernart, Wahn habt Ihr im Sinne, daß Ihr der Lieb' euch so verschließt, Daraus uns Ehr' und Wonne sprießt. 8. Peire, qui ama desena, Quar las trichairitz entre lor An tout joi e pretz e valor. a) Peire, wer liebt ist unsinnig, denn die Betrügerinnen haben unter sich Freude und Preis und Werth weggenommen. b) Peire, Wahn ist alle Minne, Weil, ach, durch falscher Frauen List Die Wonn' und Ehr' vergangen ist.

V. Romanze von Marcabrun.

(Aus der Zeit des zweiten Kreuzzuges, Ludwigs VII.v. Frankreich, 1146.) Mahn, Werke der Troub. Lyr. Abth. I, 49. Diez, Leben der Troub. p. 46. Diez, Poesie der Troub. p. 168. P. Heyse, Span. u. Provenz. Liederb. p. 242. Kannegieszer, Ged. der Troub. p. 49. 1. A la fontana del vergier, On l'erb es vertz josta 'l gravier, A l'ombra d'un fust domesgier, En aiziment de blancas flors E de novelh chan costumier, Trobey sola, ses companhier, Selha que no vol mon solatz. a) An der Quelle des Baumgartens, wo das Gras grün ist neben dem Kiessande, im Schatten eines zahmen Baumes, in der Annehmlichkeit (Anmuth) weißer Blumen und des neuen gewohnten Gefanges, fand ich allein, ohne Gefährten, diejenige welche nicht meinen Trost will. (Für er in dem zweiten Verse habe ich es geschrieben, welches mir hier sehr passend scheint. Er ist sonst immer Futurum. Daß es für era stehe, ist sehr zweifelhaft. Die wenigen Stellen, wo dies der Fall zu sein scheint, 3. B. Troub. I, 258, 3. 27, fönnen sehr leicht verschrieben sein.) b) Im Garten an der Quelle Rand, Wo Rasen grünte dicht am Sand, Am Fruchtbaum, wo man Kühlung fand, Der, voll von neu erwachtem Sang, Im Schmuck der weißen Blüthen stand, Da war's, wo einsam sich befand Sie, die mir keinen Trost gewährt. (Diez.) c) Im Garten, wo das Brünnlein sprang, Am Kiesweg grünt der Rasenhang, Ein Fruchtbaum kühl die Zweige schlang, Wo zwischen weißer Blüthenpracht Der Vögel Sommerlied erklang, Traf ich die Maid, die schon so lang Mir Trost verwehrt, gar einsam an. (Heyse.) d) Im Hain an einer Quelle Rand, Wo grünes Gras berast den Sand, In Baumes Schuß vor Sonnenbrand, Von hellen Blumen hold ummait, Von Frühlingssang umtönt, da fand Ohn' ihn, für den fie war entbrannt, Ich jene, die sich mir entzieht. (Kannegießer.) 2. So fon donzelh' ab son cors belh, Filha d'un senhor de castelb; E quant ieu cugey que l'auzelh Li fesson joi e la verdors, E pel dous termini novelh, E que entendes mon favelh, Tost li fon sos afars camjatz. a) Es war ein Fräulein mit ihrem schönen Körper, die Tochter eines Schloßherrn; und als ich dachte, daß die Vögel ihr Freude machten und das Grün, und wegen der

füßen neuen Jahreszeit, und daß fie anhörte meine Rede, da war ihr bald ihr Zustand verändert. b) Ein Fräulein in der Schönheit Zier, Des Burgherrn Tochter, traf ich hier; Sie freut sich wohl, so dacht' ich mir, Am frischen Lenz und Liederklang Und an dem grünen Lustrevier, Und reden wollt' ich schon zu ihr, Da, merkt' ich, war es umgekehrt. (Diez.) c) Das war ein Mägdlein schmuck und fein und eines Schloßherrn Töchterlein. Nun dacht' ich, daß der grüne Hain Und Vogelsang ihr Freude macht', und daß sie möcht im jungen Mai'n Wohl meinen Worten freundlich sein; Doch anders war es angethan. (Heyse.) d) Ein Mädchen, wunderhold fürwahr, Des Burgherrn Töchterlein es war. Ich hofft' erfreut fie durch die Schaar Der Vögel sammt der Lieblichkeit Des Grüns im schönverjüngten Jahr, Wohl meinem Wort zugänglich gar; Doch anders war es als ich rieth. (Kanneg.) 3. Dels huelhs ploret josta la fon, E del cor sospiret preon. „Jhesus, dis elha, rėis del mon, Per vos mi creis ma gran dolors, Quar vostra anta mi cofon, Qu'ar li melhor de tot est mon Vos van servir, mas a vos platz. a) Mit den Augen weinte sie bei der Quelle, und aus dem Herzen seufzte sie tief. „Jesus, sagte sie. König der Welt, durch euch erwächst mir mein großer Schmerz, denn eure Schmach richtet mich zu Grunde; denn jezt gehen die Besten dieser ganzen Welt euch zu dienen, aber es beliebt euch [so]. (Für mas könnte man sehr passend pus, da, schreiben, zumahl das Gedicht nur in einer Hsch. vorhanden ist.) b) Vom Weinen war ihr Aug' entstellt, Von Seufs zern ihre Brust geschwellt: „O Jesus, sprach sie, Herr der Welt, Du bist an meinem Jammer Schuld, Dein Schimpf hat mir mein Glück vergällt: Denn all die Besten dieser Welt Ziehn aus für dich, da du's verlangst. (Diez.) c) Mit Thränen trübte sie den Bach Und seufzte tief manch bittres Ach. „O Jesus, Herr der Welt!“ sie sprach, Um dich ist mir der Gram erwacht; Ich büße deine Kreuzesschmach, Denn deinem Dienste pilgern nach Die Besten, du erfreust dich dran. (Heyse.) d) Denn Thränen dort im Lustrevier Und Seufzer tief entquollen ihr. „Ich klag's, o Weltfürft, Jesus, dir – So sprach fie - der da ist mein Leid. Durch seines Herzens Ehrbegier Entführt die Theuersten er mir; Das eben ist's, was gern er sieht. (Kanneg.) 4. Ab yos s'en vai lo mieus amicx Lo belhs e'l gens e 'l pros e 'l ricx, Sai m' en reman lo grans destricx, Lo deziriers soven e 'l plors: Ay! mala fos reys Lozoicx Que fai los mans e los prezicx, Per que 'l dols m'es el cor intratz. a) Durch euch geht mein Freund fort der schöne und der holde und der wackere und der mächtige, hier bleibt mir davon zurück die große Bedrängniß, die Sehnsucht oft und das Weinen: ach! wäre doch unglücklich (verwünscht) König Ludwig, welcher die Befehle und die Predigten macht, wodurch mir der Schmerz ins Herz gedrungen ift. (Für Raynouard's fehlerhaftes 'ls gens, 'ls plors, qu' el dols habe ich 'l gens, 'l plors, que 'l dols geschrieben; mala steht für a mala hora.) b) Dir hat sich auch mein Freund geweiht, Den Anmuth ziert und Tapferkeit, Nichts bleibt mir hier als bittres Leid,

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We Thränen nur und Ungeduld. Dem König Ludwig werd' es leib, Der alles aufruft und breit, und mir nichts schafft als Herzensangft! (Diez.) c) Mein Liebster ließ mich auch um dich, So schön und reich und ritterlich, In großen Nöthen ließ er mich, In Angst und Weinen Tag und Nacht. Schlimm geh' es König Ludewig, Der alle Ritter schaart um sich, So daß ich bitteres Leid gewann. (Heyse.) d) Mit euch ja zieht mein Liebster, er, So schön und edel, hoch und hehr, Nichts hab' ich nun als Kummer mehr, Und Zähren und Berlaffenheit. Der König Ludwig büß' es schwer, Der alles ruft zu Waff' und Wehr, Drob alle Freud' und Luft mich flieht. (Kanneg.) 5. Quant ieu l' auzi desconortar, Ves lieis vengui josta I riu clar.,,Belha, fi m' ieu, per trop plorar Afolha cara e colors, E no vos qual dezesperar; Que selh que fai lo bosc fulhar Vos pot donar de joi assatz. a) Als ich sie hörte sich betrüben, kam ich zu ihr hin bei dem klaren Bach. „Eine Schöne, sagte ich, verdirbt durch zu vieles Weinen Gesicht und Farben, und Ihr dürft nicht verzweifeln: denn derjenige, welcher den Wald sich belauben läßt, fann euch Freude genug geben." b) Kaum merkt' ich, wie bes trübt fte war, So kam ich zu der Quelle dar, „O Schöne, hub ich an, fürwahr, Vom Weinen wird die Haut getrübt, Und Gram ist unnüt offenbar, Denn wer es blühn läßt Jahr für Jahr, Erfreut auch ein bedrängt Gemüth.“ (Diez.) c) Da ich vernahm, wie trüb fie war, So trat ich zu dem Brünnlein klar Und sprach: das Weinen bringt Gefahr Der Wange, die so rofig lacht. Wollt nicht verzweifeln ganz und gar! Der dieses Laub schickt Jahr für Jahr, Nimmt sich auch Euer freundlich an. (Heyse.) d) Als ich also vers jagt fte fah, Su ihr am Quelle trat ich da: Nehmt's, sprach ich, Hold', euch nicht zu nah, Alt macht das Weinen vor der Zeit. Faßt Muth, was immer auch geschah! Er, der den Baum belaubt, kann ja Vereinen wieder, was er schied. (Kanneg.) 6. „Senher, dis elha, ben o crey Que dieus aya de mi mercey En l'autre segle per jassey, Quon assatz d'autres peccadors; Mas sai mi tolh aquelha rey Don joy mi crec; mas pauc mi tey, Que trop s' es de mi alonhatz." a) Herr, sagte sie, wohl glaube ich es, daß Gott mit mir Erbarmen habe in der andern Welt für immer, wie genug mit andern Sündern; aber hier nimmt er mir jene Sache, wodurch mir Freude erwuchs; aber wenig hält er auf mich, denn zu sehr (zu weit) hat er sich von mir entfernt. b) „Herr, sprach sie drauf, das mag wohl seyn, Daß Gott von aller Noth und Pein In jener Welt mich will befrein, Er, der den Sündern oft vergiebt; Doch hier büß' ich den Liebsten ein; Auch ihn muß ich der Kälte zeihn, Da er so weit von dannen zieht.“ (Diez.) c) „Herr, sagte fie, ich zweifle nicht, Daß Gott mir hält ein mild Gericht, Der gnädig ist manch fünd’gem Wicht In jener Welt, kraft seiner Macht. In dieser hat mein Augenlicht Ermir geraubt! Der liebt mich nicht, Der so weit von mir scheiden kann. (Heyse.) d) „Herr, sprach fie drauf, das mag wohl sein, Daß Gott von aller Noth und Bein In jener Welt mich will befrein, Er, der den Sündern gern verzeiht, Doch hier büß' ich Mahn Ueber das Studium der Provenzalischen und Altfranzöfifchen Sprache als Grundlage des Studiums deri Romanischen Sprachen. Berlin 1867.

den Liebsten ein; Auch achtet er nicht eben mein, Da er so weit von dannen zieht." (Kannegießer.)

VI. Canzone von Arnaut von Marueil.

Mahn, Werke der Troub. Lyr. Abth. I, 155. Diez, Leben der Troub. p. 124. Kannegieszer, Ged. der Troub. p. 114, Mahn, Biographieen der Troub. p. 5.

1. Belh m'es quan lo vens m'alena En abril ans qu' intre mays, E tota la nueg serena Chanta 'l rossinhols e'l jays; Quecx auzels en son lenguatge, Per la frescor del mati, Van menan joy d' agradatge, Com quecx ab sa par s'aizi. a) Schön (angenehm) ist es mir wenn der Wind mich anweht im April ehe der Mai eintrete (eintritt, beginnt), und die ganze heitere Nacht die Nachtigall und der Häher (die Elster) singt; jeder Vogel in seiner Sprache in der Frische des Morgens geht führend (geht hegend, hegt) Freude anmuthig, so wie ein jeder bei seiner Genossinn (seinem Weib: chen) sich bequem einrichtete. Anm. Van, entweder pl., ils vont, nach quecx (cf. Diez Gr. 3, 271), oder für va ne, oder man lese vai, b) Süß wenn Lüfte mich umwallen Im April, eh' Mai erwacht, Häher dann und Nachtigallen Singen durch die heitre Nacht, Jeder Vogel seine Sprache Fröhlich spricht, wie's ihm gefällt, In der Kühle früh am Tage, Seinem Weibchen zugesellt. (Diez.) c) Des Apriles Lüfte weben Lieblich, eh' der Mai erwacht; Dohl' und Nachtigall beleben Singend dann die heitre Nacht, Laffen ihre Stimme schallen In der frischen Morgenzeit; Sie mit ihres Glei chen allen Jubeln voll Zufriedenheit. (Kannegießer.) 2. E pus tota res terrena S'alegra, quan fuelha nays, No m puesc mudar no m sovena D'un' amor don ieu sui jays; Per natur' e per uzatge M'aven qu' ieu vas joy m' acli Lai, quant fai lo dous auratge Que m reven lo cor aissi. a) Und da jedes irdische We sen sich freut, wenn das Blatt (Laub) entsteht, so kann ich mich nicht verändern (enthalten) (so kann ich nicht umhin) [daß] ich mich nicht erinnere an eine Liebe, worüber ich fröhlich bin; durch Natur und durch Gewohnheit geschieht es mir, daß ich mich zur Freude (Liebess luft) hinneige, dorthin, wann es-macht (ist, weht) das sanfte Lüftchen (der süße Zephyr), welcher mir das Herz so wiederherstellt. Anm. Für no m puesc mudar sagt man auch bloß no puesc mudar. Mehrere provenzalische Lieder fangen auf die eine oder die andere Weise an. Sovena des Reimes wegen für sovenha, wie es Tr. 1, 89 steht. Lai, örtlich genommen, würde aufjoy zurückweisen. Da ein Zeitbegriff hier besser passen würde, so schlage ich vor statt lai quant lieber lanquan, eigentl. statt l'an quan: frz. lorsque zu lesen. Revenir wird im Provenz. factitiv gebraucht (cf. Diez Gr. 3, 105). b) Und da alles seinem Triebe Folgt, wenn sich das Grün erneut, Kann auch ich mich einer Liebe Nicht entziehn, die mich ers freut; Neigung und Gewöhnung pflegen Mich der Fröhlichkeit zu weihn, Wenn sich süße Lüfte regen, Neue Kraft der Brust verleihn.

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