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mores naturasque ex corpore, oculis, vultu, fronte pernoscere daß er der Menschen Sitten und Naturen (Gemüthsarten) aus dem (ihrem) Körper, Augen, Geficht, Stirn genau erkenne. Stupidum esse Socratem dixit et bardum daß Sokrates dumm sei, sagte er, und einfältig, quod jugula concăva non haberet weil er nicht eine hohle Kehle hätte: addidit etiam, mulierosum [esse] er fügte auch hinzu, [daß er] den Weibern ergeben [sei]: in quo Alcibiades cachinnum dicitur sustulisse wobei Alcibiades ein heftiges Lachen (ein lautes Gelächter) erhoben (aufgeschlagen) haben soll. Derisus quoque est a ceteris er ist auch von den übrigen verspottet worden, qui illa in Socrate vitia non agnoscerent welche jene Laster in dem Socrates nicht anerkannten (wahrnahmen); ab ipso autem Socrate sublevatus (sc. est) von dem Socrates selbst aber ist er unterstügt worden, qui welcher:,,Non errat", respondit er irrt nicht, antwortete,,,talis enim natura essem denn ein solcher würde ich von Gemüthsart sein, nisi naturam philosophia superassem wenn ich nicht die (meine) Gemüthsart durch die Philosophie überwunden (bestegt) hätte." Haec ex naturalibus causis vitia nasci possunt diese Laster können aus natürlichen Ursachen entstehen: exstirpari (sc. ea) autem et funditus tolli daß sie aber ausgerottet und von Grund aus aufgehoben (vernichtet) werden, ut is ipse so daß derjenige selbst, qui ad ea propensus fuerit welcher zu ihnen geneigt gewesen ist, a tantis vitiis avocetur von so großen Lastern abgelenkt wird, non est id positum in naturalibus causis das beruht nicht auf natürlichen Ursachen, sed in voluntate, studio, disciplina sondern auf dem Willen, eifrigem Streben [und] Zucht. (Cicero.)

III. Qui fit Maecenas, ut nemo, quam sibi sortem wie geschieht (kommt) es, Mäcenas, daß niemand, welches (was für ein) Loos ihm Seu ratio dederit seu fors objecerit, illa entweder die Vernunft (Ueberlegung) gegeben hat, oder der Zufall entgegengeworfen (zugeworfen) hat, mit jenem Contentus vivat, laudet diversa sequentes zufrieden lebt, [daß] er lobt die Verschiedenes (eine verschiedene Lebensart) verfolgen? O fortunati mercatores! gravis annis o glückliche Kaufleute! der von Jahren [des Kriegsdienstes] beschwerte Miles ait, multo jam fractus membra labore Krieger fagt, die Glieder schon gebrochen (schwach) durch viele Arbeit (Anstrengung). Contra mercator, navim jactantibus austris: der Kaufmann dagegen, wenn Südwinde das Schiff hin und her werfen : Militia est potior! Quid enim? Concurritur: horae der Kriegsdienst ist vorzüglicher! Denn was [ist's od. ist's weiter]? Man trifft zusammen: einer Stunde Momento cita mors venit, aut victoria laeta in dem Zeitpunkte (in der kurzen Zeit) kommt schneller Tod oder fröhlicher Sieg. Agricolam laudat juris legumque peritus den Landmann lobt der des Rechts und der Geseße Kundige (der Rechtsund Geseßesgelehrte), Sub galli cantum consultor ubi ostia pulsat, wann um des Hahnes Gesang (ums Hahnengeschrei, um die Zeit des Hahnengesangs) ein um Rath Fragender an die Thür klopft.

Ille, datis vatibus qui rure extractus in urbem est, jener, welcher, nachdem er Bürgen gegeben (gestellt) hatte, vom Lande in die Stadt hergezogen worden ist, Solos felices viventes clamat in urbe ruft die in der Stadt Lebenden als allein glücklich aus. Caetera de genere boc, adeo sunt multa, loquacem das übrige (noch anderes) von dieser Art, so vieles ist es, den geschwäßigen Delassare valent Fabium. Ne te morer, audi, Fabius vermag zu ermüden. Damit ich dich nicht aufhalte, höre, Quo rem deducam. Si quis deus, Enego, dicat, wohin ich die Sache führen werde (wohin ich am Ende kommen will, wo ich hinaus will). Wenn irgend ein Gott fagte, wohlan ich, Jam faciam quod voltis: eris tu, qui modo miles werde jest gleich thun was ihr wollt: du wirst sein, der eben noch Krieger [war], Mercator; tu, consultus modo, rusticus: hinc vos, Kaufmann; du, eben noch um Nath Gefragter (d. i. Rechtskundiger, Anwalt), Landmann: hier ihr, Vos hinc mutatis discedite partibus. Eia! ihr dort geht fort, nachdem ihr eure Rollen vertauscht habt. Nun! Quid statis? Nolint. Atqui licet esse beatis. Was steht ihr? Sie wollen nicht (fie möchten nicht). Und doch steht es ihnen frei glücklich zu sein. Quid causae est, merito quin illis Juppiter ambas was ist die Ursache, daß nicht Jupiter nach Verdienst (mit Recht) gegen jene beide Iratus buccas inflet neque se fore posthac Backen erzürnt aufbläßt und sagt (dicat), daß er künftig nicht sein werde Tam facilem dicat, votis ut praebeat aurem so willfährig (gutmüthig), daß er Wünschen das Ohr hinhalte (leihe). Praeterea, ne sic, ut qui jocularia, ridens außerdem (ferner), da mit ich nicht so, wie der welcher Possen (sc. percurrit durchläuft, der Reihe nach erzählt), lachend Percurram: quamquam ridentem dicere verum durchlaufe (erzähle): obgleich, daß der Lachende die Wahrheit sage Quid vetat? ut pueris olim dant crustula blandi was verbietet es (was hindert's)? so wie sonst (manchmahl) den Knaben kleine füße Backwerke geben die liebkosenden Doctores, elementa velint ut discere prima Lehrer, damit sie die ersten Anfangsgründe (im Lesen und Schreiben) lernen wollen; Sed tamen amoto quaeramus seria ludo aber jedoch, mit Beseitigung des Scherzes (od. Spaß bei Seite), fuchen wir Ernstes. Ille gravem duro terram qui vertit aratro, jener welcher die schwere (d. i. schwer zu bearbeitende) Erde mit dem harten (d. i. schwer zu handhabenden) Pfluge umkehrt. Perfidus hic caupo, miles nautaeque, per omne dieser betrügerische Schenkwirth, der Soldat und die Schiffer, durch jedes Audaces mare qui currunt, hac mente laborem Meer welche kühn laufen (segeln), in diesem Sinne die Arbeit Sese ferre, senes ut in otia tuta recedant, daß sie ertragen, damit sie als Greise in fichere Muße sich zurückziehen, Ajunt, cum sibi sint congesta cibaria: sicut sagen, wann Zehrung von ihnen zusammengetragen worden ist: so wie Parvula, nam exemplo est, magni formica laboris die kleine Ameise von großer Arbeit (Arbeitsamkeit), denn sie dient zum Beispiel, Ore trahit quodcumque potest atque addit acervo, mit dem Munde fortschleppt alles was sienur kann und dem

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Haufen hinzufügt, Quem struit, haud ignara, ac non incauta futuri, welchen sie aufbaut, nicht unerfahren, und nicht sorglos wegen der Zukunft. Quae, simul inversum contristat Aquarius annum, welche (d. i. aber diese), sobald als der Wassermann das umgedrehte Jahr (poet. des Jahres Ausgang, Ablauf, Umschwung) trübe macht, Non usquam prorepit et illis utitur ante niemahls hervorkriecht und gebraucht jenes vorher Quaesitis sapiens, cum te neque fervidus aestus Gesuchte (Gesammelte) weise, da (während) dich weder glühende Sommerhiße Demoveat lucro, neque hiems, ignis, mare, ferrum, vom Gewinn abbringt, noch der Winter, das Feuer, das Meer, das Eisen; Nil obstet tibi, dum ne sit te ditior alter nichts dir im Wege steht, wenn nur nicht der andere reicher ist als du. Quid juvat immensum te argenti pondus et auri was hilft es, daß du eine unermeßliche Menge Silbers und Goldes Furtim defossa timidum deponere terra in die verstohlen aufgegrabene Erde furchtsam niederlegst? Quod si comminuas, vilem redigatur ad assem welchen wenn (d. i. aber wenn du diesen) kleiner machst, so möchte er herabgebracht werden zu einem geringen Aß (= 4 Pfennige). At, ni id fit, quid habet pulchri constructus acervus ? Aber, wenn dieses nicht geschieht, was hat der aufgeschichtete Haufen [noch] Schönes? Millia frumenti tua triverit area centum, möchte deine Tenne [auch] hundert Tausende (sc. modiûm ob. modiorum Scheffel) gedroschen haben, Non tuus hoc capiet venter plus ac meus: ut si fo wird darum dein Bauch nicht mehr als der meinige fassen: gleichwie wenn Reticulum panis venales inter onusto du das Brotnes unter den Sklaven auf der beladenen Forte vehas humero, nihilo plus accipias quam Schulter zufällig trägst, so möch= test du um nichts mehr empfängen als Qui nil portarit. Vel dic, quid referat intra wer nichts getragen hat. Oder sage, was liegt daran dem innerhalb Naturae fines viventi, jugera centum an der Gränzen der Natur Lebenden, ob er hundert Morgen oder Mille aret? At suave est ex magno tollere acervo tausend pflügt? Aber es ist doch füß, von einem großen Haufen zu nehmen. Dum ex parvo nobis tantundem haurire relinquas wenn nur von einem kleinen du uns eben so viel schöpfen lässest, Cur tua plus laudes cumeris granaria nostris warum solltest du deine Kornspeicher mehr als unfere Kasten loben? Ut tibi si sit opus liquidi non amplius urna wie wenn du nicht mehr Wasser nöthig haft als einen Krug Vel cyatho et dicas: Magno de flumine malim oder Becher und du sagst: von einem großen Flusse möchte ich lieber Quam ex hoc fonticulo tantundem sumere. Eo fit, als aus diesem Quellchen eben so viel nehmen. Daher kommt es, Plenior ut si quos delectet copia justo, daß, wenn einige ein volleres Maß als recht ergößt, Cum ripa simul avulsos ferat Aufidus acer die mit dem Ufer zugleich Losgerissenen der wilde Aufidus fortträgt. At qui tantuli eget, quanto est opus, is neque limo aber wer nur so viel bedarf als nöthig ist, der weder durch Schlamm Turbatam haurit aquam neque vitam amittit in undis getrübtes Wasser schöpft noch verliert er das Leben in den Wellen. Drud von Brandes u. Schulze in Berlin, Roßstr. 8.

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Darlegung der Kunst, Sprachen auf die schnellste und leichteste Art sprechen zu lernen, in besonderer Anwendung auf das Französische und Englische, von C. A. F. Mahn, Dr.

Die Schwierigkeit, sich eine fremde Sprache so anzueignen, daß man dieselbe nicht bloß (ins Deutsche) überseßen, sondern ganz besonders auch sprechen könne, hat von jeher viele Köpfe bewogen, darüber nachzudenken, wie dieses wohl auf die zweckmäßigste und kürzeste Art bewerkstelligt werden. möchte. Man hat die verschiedensten Methoden, Mittel und Wege dazu vorgeschlagen. Es kann aber eben nicht gesagt werden, daß dieselben sich als besonders wirksam erwiesen hätten. Die Methoden, die man vorschlug, waren entweder so weitläufig, so pedantisch und schwerfällig, oder umgekehrt so oberflächlich, ungründlich und gehaltlos, daß ste ihrem Zweck durchaus nicht entsprachen. Der eine wollte sein Ziel vermittelst einer unrichtig gefaßten und angewandten analytischen Methode erreichen, ein zweiter suchte sein Heil in der rein synthetischen, ein dritter in einer sogenannten genetischen Methode, ein vierter fügte eine dürftige Auswahl von Wörtern und übel gebildeten Phrasen mit kritikloser Bezeichnung der Aussprache und einigen grammatischen Elementen unter einem auffallenden Titel zusammen, ein fünfter glaubte gar Sprachen ohne wirkliches Sprechen bloß durch und für das Auge lehren zu können, ein Ertrem, das so weit vom Ziele abführt, daß selbst die gewöhnlichste Unterrichtsmethode des vorigen Jahrhunderts weiter reichte, und insofern auf richtigerer Grundlage ruhte, als sie zwar das Lehren durch und für das Auge bevorzugte, aber niemahls ganz vergaß, daß eine Sprache gesprochen und gehört werden müsse; aber natürlich war auch sie dennoch so ohnmächtig, daß schon damahls und seitdem beständig viele, die Französisch oder Englisch auf diese Weise zu sehr durch das Auge gelernt hatten, klagten, daß sie in Frankreich und England nichts verstanden hätten und nicht verstanden worden wären. Es darf überdies für eine bekannte und täglich bestätigte Thatsache gelten, daß selbst auf Schulen und Lehranstalten, trog ihrer relativen Vollkommenheit, von der großen Mehrzahl der Schüler nur eine sehr unvollkom= mene Kenntniß sowohl der Französischen als der Englischen Sprache, hauptsächlich bloß eine mehr oder minder große Fertigkeit im Ueberseßen aus dem Französischen und Englischen

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ins Deutsche und eine dürftige und ungenügende Kenntniß der Grammatik erreicht wird, obgleich auf die leßtere gerade von den Lehrern der meiste Nachdruck gelegt wird. Es wird mehr Grammatik getrieben und gelehrt als begriffen und gelernt. Vom Sprechen und Schreiben ist entweder gar nicht oder nicht viel die Rede. Die wenigen, die das Französische oder Englische noch einigermaßen sprechen und schreiben lernen, haben dieses außerhalb der Schule entweder gleichzeitig oder später auf dem Privatwege oder durch Aufenthalt im Lande erreicht. Daher die beständigen Klagen der Väter und Aeltern, wovon die Ohren der Privatlehrer so oft wiederhallen, daß ihre Söhne auf den Schulen Französisch und Englisch getrieben, es aber nicht sprechen und schreiben gelernt hätten, und daß sie dieses nun durch Privatunterricht nachzuholen gezwungen wären. Sollte es dahin kommen, daß die von mir vorgeschla= gene und befolgte Methode, so wie sie schon in Folge ihrer außerordentlichen Wirksamkeit, die von mir bei Privatschülern und in Klassen erprobt wurde, den Beifall und die Dankbarkeit derselben erfahren hat, auch den Beifall der Schulen und ihrer Lehrer und Directoren erhielte, so würde dieser große Vorwurf, der von verständigen und praktischen Männern den Schulen gemacht wird, allmählig wegfallen, ohne daß die offenbar geringere Stufe der Sprachkenntniß, das verhältnißmäßig leichte Uebersehen aus der fremden Sprache in die Deutsche dabei beeinträchtigt werden würde, indem dasselbe in unserem Verfahren größtentheils und mindestens zu drei Viertel schon mit enthalten ist, und das übrige noch Fehlende sich seiner Zeit leicht hinzufügen oder damit verbinden läßt, während umgekehrt das bloße Ueberseßen aus der fremden Sprache in die Deutsche bei weitem und lange noch nicht zum Sprechen und Schreiben führt, sondern dem Geist eine solche Richtung giebt, daß er eher davon abgelenkt wird. Wer aber das Studium einer modernen Sprache an der Hand der Grammatik beginnt, kann weder die Hauptsache, die Sprache, noch die Nebensache, die Grammatik, leicht, schnell und gut lernen. Denn die Grammatik, ohne eine tüchtige, praktische Unterlage der Sprache, macht keinen Eindruck auf den Geist, und umgekehrt läßt sich die Sprache in einer gewiffen nothwendigen Vollständigkeit nicht leicht dem grammatischen System anschließen. Die Grammatik giebt Leichtes und Schweres, Häufiges und Seltenes, Wichtiges und weniger Wichtiges in einer durch sich selbst von innen heraus bestimmten Ord

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