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nußen sollen; aber er unterließ es, bis schlechte Ange wöhnungen es unmöglich machten.

Von den Jahren 1787 bis 1789 bewirthete er öfters große Gesellschaften, unter denen fast niemals eine Person war, die ihm håtte nützlich seyn können. Die Weinrechnungen liefen so schnell ein, daß er ihnen nicht einmal den Vorsprung einer einzigen Woche abgewinnen konnte, ungeachtet er mit einer Geschwindigkeit arbeitete, die wenig ihresgleichen hat. Wenn ihm ein Freund über die Unklugheit einer solchen Lebensart Vorstelluns gen machte, so lief er oft aus Unmuth fort, miethete ein Pferd, verschwendete seine damals so köstliche Zeit und kam betrunken zurück, welcher Zustand damals den Verlust eines zweyten Tages nach sich zog. Seine Frau nußte sicher allen Einfluß, den sie auf ihn hatte, um ihn in Schranken zu halten, bis sie sah, daß Erinnes rungen das Uebel nur noch årger machten.

Wiewohl er jetzt einen sehr großen Namen als vorzüglicher Künstler hatte, so seßte doch der Ruf, wie gewöhnlich, seine Einkünfte weit höher an, als sie wirks lich waren; deswegen bekam er überall geborgt, wo man ihn kannte. Der Weinhändler merkte bald, mit wem er es zu thun hatte; er schickte ihm so viel Wein, Branntwein, Rum und Liqueurs, als Morland nur vers langte, blos gegen seine schriftliche Obligation, oder gegen Wechsel auf nicht zu lange Sicht. Die Verschwens dung in diesem Stücke war der erste große Schritt, den Morland zu seinem Verderben that. Er stellte häufig Obligationen aus, wenn er halb berauscht war, und wenn er am Verfalltage nicht bezahlen konnte, mußte er sich jede Bedingungen des Gläubigers gefallen lassen.

Eine seiner grösten Thorheiten war, daß er seine so geschäßten Gemählde nicht selbst verkaufte, sondern

einem Manne freye Kost und Wohnung gab, um diese Mühe für ihn zu übernehmen. Dieser Unterhändler verdiente dabey die Hälfte des Preises und oft noch mehr. Ueberdies erforderte es gar keine Mühe, die Gemählde unterzubringen; oft ftritt man sich darum an Morlands Staffeley. Aber der Mensch, welcher diesen großen Vors theil erndtete, genoß ihn nur sehr kurze Zeit. Er glaubte eben so wenig, wie Morland, an die Schädlichkeit des Branntweintrinkens und gewöhnte sich daran. Dies endigte sein Leben noch vor dem fünf und zwanzigsten Jahre.

1789 stellte Morland in der Academie zwey Ges måhlde aus, die seinen Ruhm noch mehr verbreiteten. Ihr Gegenstand war,, der Sklavenhandel" und,, afri kanische Gastfreundlichkeit." Wilberforce hatte dies fen Stoff in Anregung gebracht, und das Publikum nahm leidenschaftlich Theil daran. Die Kupfer davon fanden in England und jenseits des Canals Bewundes rer und gehen jetzt noch gut ab.

Sein Ruhm und der hohe Preis seiner Gemählde, håtten ihn bald aus seinen Geldverlegenheiten befreyen können, wenn er klug gewesen wäre. Aber er verschwens dete seine beste Zeit mit Reiten und Fahren. Der Kutz scherfitz auf einem Miethwagen war ihm lieber als der Sit an seiner Staffelen. Die wachsende Uneinigkeit mit seiner Frau trug auch nicht wenig dazu bey, ihm die Arbeit zu verleiden. Ausserdem hatte er den feltsas men Einfall, das Amt eines Constable verwalten zu wollen; und da er zu diesem wichtigen Amte nicht regelmäßig gewählt wurde, so gab er einem seiner Nach. barn fünf Guineen und einen Abendschmauß für die Verzicht und Abtretung der Stelle. Die Ursache, wels che er seinen Freunden für diesen wunderlichen Geschmack

anführte, war, daß er als Constable Vollmacht hätte, etliche Bierschenken in seiner Nachbarschaft, die ihn bes leidigt hatten, zu necken und zu quålen. Wirklich nahm er diese sonderbare Rache an ihnen, so weit als es ihm nur verstattet war, indem er eine lästige Menge Sols doten bey ihnen einquartirte. Indessen zog er sich das burch so viele Verlegenheiten und Händel zu, daß er das Constableamt seinem Nachbar wieder abtreten mußte, welcher für die Gefälligkeit seiner Zurücknahme einen zweyten Schmaus erhielt.

Durch vieles Zureden erhöhete er den Preis seiner Gemählde, welches ihm so wenig schadete, daß er das gegen mehr Käufer erhielt, als vorher. Doch wie hätte dies seine Unbesonnenheiten aufwiegen können! Unter dies sen war keine hervorstechender als die Menge neuer Sties feln und lederner und anderer Beinkleider, sowohl für ihn selbst, als für seinen Bedienten; ferner Pferde, neue Sättel und Pferdezeug und andre theure Stallbedürfs nisse: alles das nahm er auf Borg, die Kaufleute mochten dafür ansehen, was sie wollten.

Wen kann es befremden, daß die Gläubiger ends lich laut wurden? Ein redlicher Sachwalter nahm sich seiner an, und machte mit ihnen so gute Bedingungen als möglich; und damit er in Ruhe arbeiten könnte, und dem Gefängnisse entgienge, verschaffte er ihm die Erlaubniß, innerhalb der Freyheit des Board of greencloth zu wohnen. In dem Bezirke dicjes privilegirten Ortes war er sehr anständig eingerichtet; fast alle seine vorigen Kunden suchten ihn dort auf, und man wurde noch eifriger auf seine Gemåhlde als vorher.

Hier, wie einige versichern, wurde ihm von sechs wohlhabenden Männern der Vorschlag gethan, daß sie alle seine Schulden an sich kaufen, ihn auf freyen Fuß

stellen und ihm für feine künftigen Gemåhlbe einen bils ligen Preis bezahlen wollten, bis er aus allen Geldvers legenheiten wåre. Er sollte für sich und seine Frau eis nen guten Tisch und ein bequemes Haus, ohne Miethzins und Laren zu bezahlen, und überdies zweyhundert Pfund für Taschengeld und Kleider, nebst dem zweys stündigen Gebrauche eines Pferdes auf alle Tage, bes kommen. Aber seine Unabhängigkeit war ihm zu lieb, als daß er ein solches Anerbieten håtte annehmen sollen. Es wurden ihm mehr dergleichen Antråge gemacht, die er alle verwarf.

So lange er in dieser Freyheit wohnte, arbeitete er fleißig, und war endlich im Stande, seinen Gläubigern 9 Schill. 5 pence für jedes Pfund Sterling zu bezahlen, welches durch die Verwendung seines wackern Sachwals ters von ihnen angenommen wurde. Manche nåhrten die Hofnung, er würde nach seiner Freystellung eine vernünftigere Lebensart anfangen; allein es besuchten ihn jcht mehr Müßiggånger als zuvor. Seine alte Liebe zur Musik wachte auf; er kaufte eine Geige, eine Violoncell und ein Fortepiano. Das letztere sollte seine Frau lernen, da sie eine gute Stimme und ein richtiges Ohr hatte. Aber sie war noch zu leichtsinnig und puts te fich lieber.

Morland war wie gesagt seiner Eltern Liebling. Seine zwey Brüder konnten dies so wenig ertragen, daß fie noch ganz jung davon liefen und zur See giengen. Einer von ihnen, der noch lebt, und der Wirth eines Caffeehauses in Deanstreet, Soho, London, ist, kam jezt zurück und leistete seinem Bruder in der Folge oft beträchtliche Dienste.

Sein Ruhm war immer noch im Steigen, und es drẳngten sich täglich so viel Leute zu ihm, daß er, um

mehr Ruhe zu genießen, in die Nachbarschaft von Paddington, nicht weit von der Orforderstraße in London, zog. Sein Haus hatte hinten einen schönen Garten, in welchem er eine Menge Thiere hielt, um sie zu copia ren. Das Haus selbst war schön möblirt und alle Zims mer mit feinen Füßteppichen belegt, aber in jeder Stübe fand man Meerschweine, zahme Caninchen oder Hunde. Die sinnlose Verschwendung des Weins und Brannte weins wurde hier fortgefeßt. Man fieng bey ihm gleich des Morgens an zu trinken. Um das Jahr 1790, wo viele von der Wuth des Borens angesteckt waren und den Faustkampf mit größter Anstrengung erlernten, hatte auch Merland mehrere Klopffechter um sich, die ihn uns terrichteten und mit ihm tranken. Aber ein derber Treff, den ihm einer seiner Lehrmeister aufs Auge gab, schreckte ihn ab, sich ferner darinn zu üben.

Anstatt Pferde zu miethen, kaufte er sie nun; aber einer von seinen pugilistischen Freunden gieng mit einem schönen Pferde durch, und als Morland in der Folge einmal den Schelm antraf und ihn zur Rede setzte, gab ihm dieser zu verstehen, daß er ihn tüchtig zudecken wols le, wenn Morland ihm je wieder mit einer solchen Kleiz nigkeit beschwerlich fiele. Dieser und andre Umstände bewogen unsern Mahler, alle Bekanntschaft mit diesen Gesellen aufzuheben, ausgenommen mit einem, den er zum Bedienten behielt, und der seinen kranken Herrn zu sich ins Haus nahm, als Unglücksfälle über seinem Haupte zusammenschlugen.

Es war ungefähr zu dieser Zeit, als man ihm rieth, um den Titel seines Ahnen, des Sir Samuel Morland, anzuhalten, eine Ehre, die ihm unstreitig zukam. Sein Sachwalter erkundigte sich und würde die Sache zu Stande gebracht haben; aber als unser

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