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serfarben, Pinsel und Papier, und stellte es in seine Willkühr zu mahlen, was ihm gefiele.

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In kurzer Zeit ließ er ihn Kupfer kopiren, die für Gay's Fabeln gestochen waren: die Mutter war hiermit etwas unzufrieden, weil sie für des Kindes Gesundheit fürchtete. Er ging bald so rasch vorwärts daß ihm der Vater Gypsabgüße und andre gute Mos delle hinstellte. Er kopirte sie alle mit solcher Genauigs keit, daß der Ruf seiner erstaunenswürdigen Fähigkeis ten täglich eine Menge Neugieriger in Morlands Haus jog; er wurde auch noch überaus jung unter die Schüs ler der königlichen Mahleracademie in Somersethouse aufgenommen. Er unterschied sich hier eben so sehr durch seine Fortschritte als durch seinen Muthwillen. Einem seiner Bekannten einen Schabernack zu spielen, machte ihm die gröste Lust: diesen Hang behielt er das ganze Leben hindurch. Doch wählte er die Gegenstånde für seinen Spott eben so glücklich, als für seine Gemåhlde.

Nach einigen Lehrjahren in der Academie, vers schaffte ihm sein Vater, der mit Gemåhlden handelte, und sie säuberte, etliche der berühmtesten Schildereyen aus der holländischen und niederländischen Schule sos wohl, als die besten Zeichnungen der berühmten italies nischen Meister. Hobbima, Ruysdael, Paul Jotter, Du Jardin und Adrian Vandervelde waren seine Liebs linge. Seine Copien wurden verschiedentlich mit Vors theil veräußert. Auf den Rath der Mutter nahm ihn der Vater regelmäßig in die Lehre, damit ihn einige seiner neuen Bekannten nicht verführen möchten. Wenn er nehmlich in die Academie gieng, oder aus derselben kam,. sah er seine Mitschüler oft in ein nahes Brandts weinhaus gehen. Eine natürliche Schüchternheit, die der ganzen Familie eigen war, hielt ihn lange ab, auf

ihre Anpreisungen des Brandtweins zu hören; aber endlich begleitete er sie, trank ein kleines Glas, und fand solchen Geschmack an diesem flüßigen Gifte, daß er die, Neigung dazu sein ganzes Leben über nicht bezähmen konnte. Es war, als ob er von dem verbotenen Baume gegessen hätte. Seine Bekannter wurden sofort die Ans stifter seiner Unregelmäßigkeiten, weil sie Theil daran nahmen. Um Geld zu bekommen, machte er Zeich nungen, die aufferordentlich gut abgingen. Indessen wurde dieser Handel ganz verstohlen geführt. Der jun ge Morland war mit dem Mann, welcher diese Arbeiten bey ihm bestellte, und sie ihm abkaufte, übereinge= kommen, was er dafür erhalten sollte. In des Vas ters Abwesenheit vollendete er die Zeichnungen oder Ge måhlde, welche er verkaufen wollte, und sobald er die Tritte seines Vaters hörte, verbarg er seine Arbeiten in das Schubfach des Farbekastens. Mehrentheils waren die Sachen Morgens oder Abends fertig; der Käufer meldete sich durch ein Husten, und das gedachte Schubfach diente nun auch dazu, die Gemählde darinn an `einem Bindfaden herabzulassen.

Außerdem kopirte und mahlte er einige Bildniße für seinen Vater. Die Copien nach Nuysdal, Hobbima und andern, waren mit unter so vortreflich, daß fie der Vater an Leute, die Kenner seyn wollten, für Originale verkaufte. Ein solcher Vorfall veranlaßte. sogar einen Prozeß. Morland beschäftigte sich im våterlichen Hause auf diese Art ungefähr bis in sein zwans zigstes Jahr, ob er sich gleich nicht selten Abwesenheiz ten erlaubte, denn, andrer Zerstreuungen nicht zu gedenken, ritt er auch gern, und unterhielt sich weit lieber ̧· mit Roßkämmen und Pferdeknechten, als mit großen. Künstlern.

Um diese Zeit zog er von seinen Eltern, wo seine Lalente so gut waren angebaut worden, auf einen angenehmen Mayerhof an der Landstraße nach Harrow. Hier mahlte er die beyden Gemählde, welche seinen Namen allgemein bekannt machten. Die Gegenstände was ren: der tråge und der fleißige Handwerker. I. R. Emith stach fie in Kupfer, und die Blåtter giengen sehr schnell ab.

Das Landhaus, wo er sich eingemiethet hatte, ges hörte dem Kupferstecher Ward, deffen Schwester, Miß Nancy Ward, eine hinreißende Gestalt und eine schöne Stimme besaß. Morland sah sie oft, und faßte eine Neigung für fie. Er war damals selbst ein schöner Mann, dem sie ihr Herz willig schenkte. Als sie in Hammersmith getraut wurden, machte man allgemein die Bemerkung, daß seit langer Zeit kein so hübsches Brautpaar dort gesehen worden sey. Diese Heyrath gab Gelegenheit zu einer andern, die ungefähr einen Monat nachher zwischen dem Kupferstecher Ward, und Miß Marie Morland, der Schwester unsres Mahlers, volls zogen wurde.

Beyde Paare hatten sich aus Liebe geehlichet, und schienen sich viel Glück versprechen zu dürfen. Der wachsende Ruf beyder Künstler nöthigte sie oft nach London zu reisen, und vermehrte die Besorgniß der jun gen Weiber, wenn sie spåt zurückkehrten, da die LandStraße nach Harrow nicht sehr befahren wird. Beyde zogen also nach London, besonders da jeder von ihnen im Stande war, sein Pferd und seinen Bedienten zu hals ten, und auf eine Art zu leben, die ihren Talenten ans gemessen war. Sie mietheten zusammen ein schönes Haus; aber nicht lange, so fiengen die Weiber an mit ejnander zu hadern,

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Das gegenseitige Verhältniß der nahen Verwandts schaft ließ keinen Gedanken von Eifersucht) aufkommen. Madame Ward hatte auch den Preis der Schönheit der Frau ihres Bruders långst zuerkannt, weil die eine durch ihren überwiegenden Verstand die persönlichen Vorzüge der andern doppelt ersetzte. Doch dies wurde eben der Zankapfel. Eine Frau läßt sich wohl håßlich nens nen, ohne böse zu werden, aber keine will zu wenig Verstand haben. Jede Brudersfrau gab diesen Mangel der andern Schuld, und beyde Männer vertheidigten ihre Weiber so ernstlich, daß sie sich mörderisch in der Entfernung von etlichen Schritten auf Pistolen schlagen wollten. Jedoch vermittelte diesen Zwist ein gemeins schaftlicher Freund und die beyden Familien zogen frieds lich auseinander.

Morland vertrug sich jezt noch gut mit seiner Frau und fah dem glücklichen Lage entgegen, wo er Vater werden würde. Aber der Knabe, den sie ihm gebahr, kam todt zur Welt und ihr Leben schwebte in der größten Gefahr. Die vereitelte Vaterfreude schlug eine tiefe Wunde in Morlands Herzen; noch mehr betrübte er sich über das, was ihm die voreilige Wårterinn wieder sagte. Diese hörte den Geburtshelfer die Bemerkung machen, daß die Wöchnerinn niemals im Stande seyn würde, ihr Leben durch dieselbe Ursache zu gefährden. Auf die uns glückliche Niederkunft folgte eine lange Krankheit, welche die Reiße der Frau Morland sehr schmålerte. Alles dies wirkte heftig auf den Mann; seine Anhänglichkeit wurde sichtlich kühler. Die liebgewesene Heimath vers lor ihren Hauptreiz; er suchte Zerstreuung in Tavernen, Theegarten und Tanzgesellschaften. Morland war ein leidenschaftlicher Musikliebhaber und hatte gründliche Anweisung in der Tonkunst erhalten. Noch jezt giebt

es Singclubs in London: damals waren fie sehr zahl, reich und angesehen. Schauspieler und Sånger unterhielten die Club. Gesellschaft, welche aus bemittelten Leuten bestand, fast alle Abende im Winter und Frühjahr, wofür die Mitglieder des Clubs sichs zum Gesez machten, für das Unterbringen der Billets an den Ber nefizvorstellungen der Singer und Schauspieler zu fors gen. Solche Clubs besuchte Morland von nun an fleißig und Sånger waren jetzt seine häufigsten Gesellschafter. Oft kam er erst spåt nach Hause und es war nicht der unbedeutendste Nachtheil dieser Lebensart, daß er mit Leuten bekannt wurde, die ihm zu nichts halfen; übera haupt hatte er die Schwachheit, gern neue Bekannts schaften zu machen.

Unterdessen vermehrte sich sein Ruf. Dies brachte ihn auf den unglücklichen Gedanken, ein größeres Haus zu machen. Unter dem großen Haufen eigeunüßiger Menschen, die ihn umgaben, waren einige wenige Freunde, die ihm diesen bedenklichen Schritt widerries then. Aber der arme Mann bestand auf seinem Sinne, und miethete ein schönes Haus in Warrenplace

Jest mochte er des Jahres ungefähr tausend Pfund verdienen. Er wollte also auch auf den Fuß eines Mans nes von diesen Einkünften leben. Die Geråthe sollten dem schönen Hause angemessen seyn; der Keller mußte voll Wein liegen. Er hatte in der jährlichen Schau der Academie etliche Gemählde ausgestellt, die ihm allge meine Ehre zu Wege brachten. Sein Schwager, Ward, stach sie in Kupfer, und man kaufte sie angelegentlich. Selbst Ausländer bezogen viele Eremplare davon. Dies war der Augenblick seines Lebens, den Morland zur Grundlage eines fortwährenden Wohlstandes håtte bes

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