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Ten, welche so eben gegenwärtig find, und diese müssen Gälisch schreiben können, sonst sind sie nicht im Stande, ihren Correspondenten das Gehörte zu übersenden. Dies war nicht der Fall um die Mitte des verflossenen Jahrs hberts, als die Regierung zuerst ernstlich den Anbau des Hochlandes beschloß. Die Bemühungen, welche dieselben zur Absicht hatte, waren zwar von gröster Wichtigkeit, konnten aber nicht zum Behufe der Erhals tung alter hochländischer Gedichte ausfallen. Vor die ser Zeit unterhielt man sich im Winter an jedem Caminfeuer mit diesen Gedichten, und fast jeder, der gern las und lernte, oder einige Gelegenheit hatte, Unterricht zu erhalten, konnte Gälisch lesen und schreiben.

Außerdem hatte der Ausschuß seine Erkundigungen von Leuten einzuziehen, die wegen ihres sehr hohen Alters von der unstreitigen Aechtheit der überlieferten Ges schichten und Gedichte, welche man ja nicht mit Macpherson's Oßian verwechseln muß, so fcft überzeugt waren, daß Untersuchungen darüber ihnen unnöthig schienen und Zweifel fie beleidigten. Indessen ist in dem Berichte ein Beyspiel von einem solchen Verhör gegeben. Die Aussage rührt von einem Hochländer her, der keine andre als seine Muttersprache verstand. Seine Aussage ist Gälisch und Englisch eingerückt. Sie lautet folgendermaßen:

„Es ist unendlich mehr unter uns anzutreffen, als was Macpherson aus Dßians Werken übersetzt haben. foll: und zwar unter Personen, die diesen Mann nie mals sahen, seinen Namen niemals hörten, und nichts von der englischen Sprache verstehen. (Auf Gålisch so: Tha uirid agus uirid eile is a ta iad ag radh, thiuntaidh Mac a Phersoin, re faotin an diudh do shaothair Oisein, aig daoine nach faca riamh Mac

a Phersoin, agus cuid eile nách cuala iomradh air ainm, agus ag nach bhuil focal bearla.)

„In den Gedichten herrscht die Sprache der Zeiten, auf welche sie sich beziehen. Sie enthalten viele Worte und Redensarten, die jetzt veraltet sind und nur von sehr wenigen verstanden werden. Diese Ausdrücke würs den sich in unsrer Sprache gar nicht mehr befinden, wenn sie nicht in Oßian's Gedichten vorkämen, und von andern Barden und Greisen, welche häufig auf sie anspielen, erläutert oder angeführt würden.

,, Ungeachtet wir finden, daß diese Gedichte nicht in jedem Ausdrucke in allen Hochländern und Inseln genau übereinstimmen, wenn sie von verschiedenen Personen hergesagt werden, so treffen sie doch im Wesentlis chen überein; und es giebt kein einziges Beyspiel in irs gend einem Winkel dieses Landes, daß ein Gedicht den übrigen widerstritte oder ihrem allgemeinen' Character entgegenstrebte. Und wenn man auch den Versuch machs te, den geschicktesten Gelehrten diese Gedichte ins Engs lische oder in eine andre Sprache übersetzen zu lassen, so würde er doch sicher die Vollkommenheiten des Originals nicht übertragen können; aber noch weniger könnte er, wie man ausgestreut hat, sie zuerst auf Englisch schreis ben und sie dann in solches Gälisch übersetzen, welches das Mark und Bein ihrer eigenen wahren Sprache befåße."

,,Oßians Gegner mögen uns also Gedichte zeigen, die eben so vortreflich sind, als die seinigen, es sey in welcher Sprache es wolle, die nicht Originalsprache, sondern erdichtet ist und sich auf eine ganz fabelhafte Nation und Sprache bezieht. Meines Erachtens würden sie sich durch einen solchen Versuch lächerlich machen. Viele nach Osian lebende Dichter haben sich bemüht,

ihn nachzuahmen; aber wer unsre Sprache versteht oder den Gang unsrer Poesie kennt, kann gleich in den ersten Versen ihre Gedichte von den seinigen ohne Mühe unters scheiden."

Er gebenkt einiger Dichter, die vor ihm lebten, und welche die großen Thaten der Helden ihres Zeitalters besangen; auf gleiche Weise besingt er die Thaten der Féinne, wie er sie in seiner frühen Jugend entweder gehört, oder selbst erlebt hatte, Ihm folgten andre Barden, welche die Geschichte und Poesie ihrer Landss leute von einem Zeitalter zum andern überlieferten, Die Häupter und angesehenen Männer in den Hochländern helehrten und unterhielten diese Barden, welche nicht nur Originalgedichte schufen, sondern auch die Geistesz werke ihrer Vorgånger hersagten. Die Gedichte Oßians, diffen Vorzug über alle andre Barden niemals bestritz ten worden ist, ließen sie sich ganz besonders angelegen feyn,"

.. Deswegen find wir dem Macpherson einiger maßen verpflichtet, daß seine Beharrlichkeit zu einer sehr bedenklichen Zeit etliche Oßianische Gedichte gerettek hat, die sonst vermuthlich verloren gegangen seyn würs den. Indessen ist das Geschlecht unsrer Barden erlos schen und ein großer Theil unsrer Gedichte ist zu Gruns de gegangen, wiewohl noch viele übrig geblieben sind u. s. w.”

Hieraus und aus vielen andern Zeugnissen, welche in dem Berichte abgedruckt sind, erhellt unwidersprech lich, daß in den schottischen Hochländern ehmals eine Menge Oßianischer Gedichte bekannt waren (ein Name, der sich auf den allgemeinen Glauben bezieht. daß hauptsächlich Oßian, Fingals Sohn, Urheber ders

selben war) und daß diese Gedichte ungemein erhaben, zärtlich und rührend waren.

Aber die Hauptfrage ist folgende: Wie fern ist die Sammlung der Gedichte åcht, welche Jakob Macpherson herausgegeben hat?

Die Antwort des Ausschußes hierauf ist folgende: (S. 151.) „Es ist schwer, dieß mit Genauigkeit zu' bestimmen. Der Ausschuß besitzt keine Documente, Durch welche er beweisen könnte, wie viel von seiner Sammlung Macpherson in der Gestalt erhielt, in wels cher er sie bekannt machte. Die Gedichte und Bruch stücke von Gedichten, welche der Ausschuß im Stande gewesen ist sich zu verschaffen, enthielten oft das Wes fentliche, und zuweilen beynahe den wörtlichen Auss bruck (dle ipsissima verba) derselben, welche Mac yherson in die Gedichte eingewebt hat, von denen wir jeine Uebersetzung haben. Aber der Ausschuß ist nicht im Stande gewesen, nur ein einziges Gedicht ausfindig zu machen, welches inUeberschrift und Inhalt mit den von ihm herausgegebenen Gedichten völlig übers einkáme. Der Ausschuß ist geneigt zu glauben, daß Macpherson, durch Einschiebung mäncher Stellen, Lücken ausfüllte und Zusammenhang anbrachte; ferner daß er den ursprünglichen Gedichten, nach seinem Das fürhalten, mehr Würde und Feinheit mittheilte, indem er etliche Stellen wegließ, Ereigniße milderte, den Ausdruck veredelte, kurz indem er sowohl das verån= derte, was ihm für ein jeßiges Ohr zu einfach oder zu roh schien, als auch das hob, was seiner Meynung nach den Probirstein eines guten Gedichts nicht auss hielt. Wie weit er aber in den Freyheiten, die er fich auf diese Weise erlaubte, gegangen seyn mag, kann der

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Ausschuß unmöglich bestimmen. Er besaß Vortheile, welche der Ausschuß nicht genießen konnte, weil die Ers kundigungen derselben zu spåt unternommen wurden. Diese Vortheile bestanden darinn, daß Macpherson von einer Menge jetzt verstorbner Personen eine große Anzahl derselben Gedichte über dieselben Gegenstände hersagen hörte, sammelte und dann diese verschiedene Eremplare oder Ausgaben, wenn man sie so nennen darf, verglich; daß er wegwarf, was in Einer Abschrift unterschoben oder verdorben war, und daß er aus einer andern ets was Aechteres und Vortreflicheres an die Stelle sette. So hatte er Gelegenheit, etwas zusammenzubringen, was billig genug ein originales Ganze genannt werden kann, und welches weit mehr Schönheit und ungleich weniger Flecken befißt, als, nach der Meynung des Ausschußes, irgend Jemand oder irgend eine Gesellschaft jeht zu erhalten im Stande seyn würde."

,,Der Ausschuß glaubt einigen Unterschied zwischen dem Style sowohl des Originals (wovon Macpherson selbst einen Abschnitt herausgab) als der Uebersetzung von Temora, und zwischen dem Style der Uebersetzung des Fingal und dem kleinen Bruchstücke des Originals, welches von den Vollziehfern seines lehten Willens mits getheilt wurde, wahrzunehmen. In dem letzteren ist mehr Einfalt und Originalität sichtbar als in den erste= ren. Da Macpherson, als er den Fingal herausgab, sich als Schriftsteller noch nicht ausgezeichnet hatte und in einer dunklen Lage war, so trauete er sich vielleicht damals weniger zu, und war behutsamer und aufmerks famer, als da in der Folge Temora von ihm herauss kam, wo er schon vom Beyfall der Welt berauscht, als ein Mann von Anlagen unterschieden, und ein Schrifts steller von großem und zunehmendem Ruhme war. Wer

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