den im Verfolg ihrer Aussichten durch keinen langwies rigen Cursus academischer Studien aufgehalten, und wenn sie in der Zukunft Glücksgüter und Musse bekommen, so finden sie sich im Besitze eines hinlänglichen Vorraths von Universitåtskenntnissen, um irgend ein Fach der Gelehrsamkeit glücklich anzubauen. Auf alle Fålle empfinden sie ihr ganzes Leben hindurch den Werth der Geistesbildung. Sie bemühen sich, ihren Kindern den besten Unterricht zu verschaffen, und erlangen sie Reichthümer, so ist nicht zu besorgen, daß sie die selbsts genügsamen geldstolzen Sitten annehmen werden, wels che die abschreckendste Wirkung einer jåhlingen und uns erwarteten Bereicherung sind. Indessen ergiebt es sich von selbst, daß diese Art von Unterweisung nur für Jünglinge von beschränkten Aussichten paßt, welche wissen, daß ihr Fortkommen in der Welt auf ihrem Fleisse beruht. Daher kann man bemerken, daß jezt, wo Reichthum und Ueppigkeit sich in Schottland überflüssig zu zeigen angefangen haben. die Söhne reicher Leute, dafern sie nicht Rechtsgelehrsamkeit studiren, in Absicht auf Litteratur, immer wei ter hinter ihren Vorfahren zurück bleiben, unter denen die Gelehrsamkeit sehr allgemein war. Ehemals hielt man es für die wesentliche Pflicht eines jeden Mannes von Stande, daß er seinen Geist bis auf einen gewissen Grad anbauete, und den Wissenschaften Vorschub that. Im Ganzen kann man sagen, daß die Studenten der Universität Edinburg sich selbst unterrichten, und ihre gegenseitigen Fortschritte selbst befördern. Die Bes rühmtheit der medicinischen Profefforen und der andern Gelehrten, welche Edinburg hervor gebracht hat, und noch in seiner Mitte sieht, entzündete hier in den Jüngs lingen einen mächtigen Nacheiferungstrieb, dessen Flams me immer fortlodert. Die Studenten haben Gesellschaf ten unter einander errichtet, welche die Fortschritte der Mitglieder in der Heilkunde, Naturgeschichte und in der Litteratur überhaupt zum Zwecke haben. Etliche dieser Vereine bestehen schon seit geraumer Zeit, haben könig, liche Freyheitsbriefe erhalten, und zählen viele der be rühmtesten Gelehrten unter ihre Mitglieder. Die Mits glieder machen Aufsäße, welche dffentlich vorgelesen werden, und worüber jeder in den wöchentlichen Zus sammenkünften seine Meynung sagt. Da diese Univer fitåt in der Arzneykunde am berühmtesten ist, so sind die Gesellschaften derer, welche sich darauf legen, die zahlreichsten. Etliche Privatbanquiers in Edinburg haben besondre Verbindungen mit manchen Handelshäusern eingegangen, welche dadurch in ihren Geldgeschäften große Erleichterung bekommen. Dieser Vertrag ist den Schotten einigermassen eigenthümlich. Ein Kaufmann, ein Manufacturist, oder irgend Jemand der Handel treibt, giebt einem Banquier seine Obligation, und stellt zwey oder mehr gute Bürgen, daß er alle Summen, die er bis auf einen bestimmten Belauf von dem Banquier bors gen möchte, wieder bezahlen will. In Betracht dieser Obligation verehrt der Banquier die Tratten des Kaufmanns bis auf den ausgemachten Credit und für diese Summen erhält der Banquier zu fünf Procent Zinsen. Der Kaufmann hat dafür den Vortheil, daß er bes zahlen kann, wann seine Umstände es zulassen, und zwar oft nur ganz kleine Summen von 20 bis 30 Pfund: wenn es sich einmal fügt, daß die Bilanz zu feinen Guns ften ist, so erhålt er nicht mehr als 4 Procent Zinsen. Alle seine Geldgeschäfte thut er durch diesen Banquier ab, und wènn letzterer Noten ausstellt, so hilft er sie durch seinen eigenen Handelsverkehr mit in Umlauf setzen. Die Wirkung der ganzen Uebereinkunft ist, daß der Bans quier sich vermöge der Sicherheiten oder Bürgen, worauf die Obligation des Kaufmanns beruht, auf endliche Wiederbezahlung verlassen kann, während der Kaufs mann in den Stand gesetzt wird, sein ganzes Capital auf seinen Handel zu verwenden und, falls man ihn mit unvermutheten Geldforderungen drångt, völlig ge= wiß seyn kann, daß der Banquier ihm bis auf die auss bedungene Summe mit Cassa aushelfen wird. Ein begründetes Handelshaus, das Sicherheit stels len kann, darf solchergestalt allezeit auf die billige Uns terstützung eines Banquiers rechnen, und ist nicht, wie in vielen Städten über dem Canale, genöthiget, Geldsummen in eisernen Kasten bereit liegen zu haben, um entweder unvorhergesehene Geldforderungen befriedigen oder einen sehr vortheilhaften Kauf thun zu können; auch ist es dem Nachtheile nicht blos gestellt, welchem Handelshäuser zur Zeit kaufmånnischer Noth leicht uns terworfen werden, wenn die Banquiers aus Furchtsamkeit ihre Wechsel nicht discontiren wollen. Ein Kaufs mann, der eine solche Uebereinkunft (a cash account) geschlossen hat, besitzt gleichsam einen Wechsel, der vom Banquier jederzeit für gut angesehen wird. Diese cash accounts, die man mit Personen eines jeden Berufs oder einer jeden Handthierung errichtet, bey denen es oft Geld auszuzahlen giebt, sind dem Cres dite und der Ausdehnung des Papiergeldes äußerst güns ftig. Jeder, der in Schottland handelt, oder sonst ges legentliche Zahlungen zu machen hat, ist durch seine Cassarechnung einem Vanquier Geld schuldig. Die Folge davon ist, daß er nicht anstehen darf, dessen Noten zu nehmen, weil er mit ihnen jederzeit die Summe, wels che er dem Banquier schuldig ist, bezahlen kann. In Edinburg wird die Beschäftigung eines Banquiers sehr geschäßt, weil diese Stadt den schnellen Unglücksfällen des Handels wenig ausgesetzt ist, so daß der Banquier einen zuverlässigen Profit genießt, und wenig Gefahr läuft. Ein oder zwey Beyspiele ausgenommen, weiß man es sich daher kaum zu erinnern, daß ein Banquier in Edinburg gebrochen wåre; die Banquiers find hier gemeiniglich, oder vielmehr immer Leute von sehr gu= ten Vermögensumstånden. Leith ist der Hafen von Edinburg. Es liegt an der Mündung eines kleinen Flusses von gleichem Nahmen, und scheint Inverleith geheißen zu haben. Das Wort Inver vor dem Nahmen eines Flusses ist in Schottland sehr oft die Benennung einer Stadt, die an der Mündung des Fluffes oder an einem Orte liegt, wo der Fluß in einen andern fållt. Es soll gälischen Ursprungs seyn. Indessen ist das Feld der Etymologie sehr groß, und läßt der Muthmassung Raum. Zum Beyspiel ist es im vorliegenden Fälle eben so wahrscheinlich, daß das Wort Inver aus dem französischen, als daß es aus der Sprache des Hochlandes stammt. Viel leicht bedeutet es, daß die Stadt nach dem Fluffe zu (envers) liegt. Der Hafen wird durch den Zusam= menfluß des sogenannten Wassers von Leith mit dem Meere gebildet. Bey todtem Wasser betrågt die Tiefe an der Mündung des Hafens etwa neun Fuß, aber bey hohen Springzeiten beynahe sechzehn Fuß. Es ist blos ein Fluthhafen, da das Wasser im Flusse zu unbedeu tend ist, als daß es in der Schiffarth eine bedeutende Hülfe leisten könnte. Gegen den Anfang des lekten Jahrhunderts verbesserte der Edinburger Rath den Has fen mit großem Kostenaufwande dadurch, daß er den Damm aus Werkstücken eine ansehnliche Strecke in die See hinaus verlängern ließ. Im J. 1777 brachte man abermals eine Verbesserung an und errichtete eine neue Kaie ans Werkstücken nach der westlichen Seite des Has fens zu. Er hat nasse und trockene Docken nebst ans dern Bequemlichkeiten für den Schiffbau, welcher dort nicht unbedeutend ist. Fahrzeuge, die der Ausbesserung bedürfen, kommen aus mehrern Theilen der Schottis schen Ostküste hierher. Leith besteht aus zwey Kirchsprengeln, die nach ihrer Lage auf den entgegengesetzten Ufern des Flußes Südund Nord-Leith genannt werden. Süd: Leith hat in seinen Vorstädten viele schöne Häuser, welche reichen Kaufleuten gehören, und zwey Straßen von lauter sols chen Gebäuden; im Ganzen aber ist die Stadt sehr uns regelmäßig angelegt und hat enge Straßen und Gåßchen, die gewöhnlich sehr kothig sind. Da Leith beståndig von Edinburg abhängig gewesen ist, so hat es mit seiner Polizey und andern öffentlichen Angelegenheiten immer schlecht gestanden. Der einzige Fleischmarkt ist ein Fleck, den ein Einwohner dazu hergiebt und wo er die Stände oder Bånke vermiethet. Leith ist auch sehr schlecht mit frischem Wasser versehen; in den Brunnen ist es weder gut noch in Menge, und die Einwohner has ben nie vernünftige Maasregeln genommen, es aus der Ferne in die Stadt zu leiten. Auf der Seite von Nord Leith hat die See oder der Frith of Forth eine starke Neigung das Land zu verdrången. Um die ferneren Eingriffe des Meeres zu hemmen, hat man es für nöthig erachtet, sehr starke Damme von Werkstücken anzulegen. Im Jahr 1595 wurden die Links, oder die Ebene bey Newhaven, und zwischen diesem Dorfe und Leith, des Jahres zu sechs |