Page images
PDF
EPUB

mit Europåern, so doch den größten Theil desselben, zuz wenden und vielleicht ein Mittel werden, mit der Zeit den Japanischen Handel zu bekommen. Die Vorzüglichkeit der Waaren und vielleicht die größere Geschicklichkeit und Ehrlichkeit im Handel verschafft den englischen Kaufleuten überall, wo die Competenz offen ist, ein Uebergewicht neben andern Europåern. London würde dann der Sammelplatz des ganzen orientalischen Handels werden.

Die Insel ist nicht allein zu einem Schiffswerfte, sondern auch zu einem militärischen Posten geschickt. Die Unkosten des letteren sollten nicht so sehr angesehen werden, da Indien eine unerschöpfliche Quelle von Reichthum und Staatsgefällen für Großbritannien ist. Die englische Macht in Indien würde dadurch viel mehr Ansehen, Stärke und Sicherheit erhalten; ja im Fall sich einmal die indischen Fürsten alle wider Englands Macht verbänden, und ihr mit Glück Widerstand leisteten, könns te man aus einem militärischen Posten auf Prinz von Wallis Insel Vortheile ziehen, die sich gar nicht übers sehen lassen. Würden die Franzosen in Verbindung mit den indischen Fürsten an der malabarischen Küste sehr mächtig, so könnte sich Bombay, welches von der Haupts macht Grosbritanniens in Indien so weit entfernt liegt, nicht lange halten. Prinz von Wallis Insel wäre dann in ihrem jetzigen vertheidigungslosen Zustande leicht zu erobern. Von hier würden sie die Straffe von Malacca beherrschen, und den englischen Verkehr mit China und den dftlichen Theilen von Indien anfeinden. Dadurch, daß der Feind im Besitze von Batavien ist, steht ihm schon die Straffe von Sunda zu Gebote.

Ein Schiffswerft auf Prinz von Wallis Insel würs de 50,000 Pf, St. und die nöthige Befestigung dersels ben gegen alle feindliche Angriffe 80,000 Pf, kosten. Die

[ocr errors]

vortheilhafte Lage und die natürlichen Vortheile dieser Insel sind so augenscheinlich, daß eine Subscription zu einer Schiffsbauanstalt unter den Engländern in Ins dien bald zusammen kommen würde, wenn man den Subscribenten auf etliche Jahre das ausschließliche Recht -zugeftünde, Schiffe zu bauen und auszubessern. Aber in dem Masse als der Besitz der Insel einen grösseren Werth erhält, wird es auch nothwendig, sie zu befesti gen und unüberwindlich zu machen. Die Kosten dazu muß der Staat hergeben, wiewohl er sie im Grunde nur auf einige Zeit leiht, indem die wachsenden Abgaben alljährlich die Schuld vermindern würden, ohne alle die übrigen Vortheile zn rechnen, welche aus einer festen Niederlassung nach einem ansehnlichen Maaßstabe entspringen würden.

Doch entsteht hier die Frage: Woher soll man Soldaten nehmen, ohne sie mit großen Kosten aus England zu holen, oder die indischen Armeen zu vermindern ? und wo soll man überhaupt Colonisten her bekommen? Es ist wahr, Prinz von Wallis Insel ist nach Verhålt= niß ihrer Fruchtbarkeit und anderer Vortheile nur dünn bevölkert, indessen haben sich seit der Niederlassung der Engländer viele Chineser mit ihren Familien hier gesetzt. Auch die Malayen haben sich sehr geneigt bewiesen, nicht nur dorthin zu handeln, sondern auch ihre beständige Wohnung dort aufzuschlagen; und obschon die Malayen seit eis nem Jahrhunderte weit weniger Betriebsamkeit und Kopf gezeigt haben, als viele andre indische Völker, so ist doch hierin ein glücklicher Anfang zur Aenderung gemacht worden, seitdem sie mit den Engländern in Verkehr stehen.

Ver der Befestigung der holländischen Macht und vor dem Einfluß des holländischen Geizes waren die Malayen eben so fleissig und sinnreich, als die andern Bewohner jener

Gegenden, wozu sich noch die größere Thätigkeit und der kühnere Unternehmungsgeist gesellten, die bey Anwohnern des Meeres weit häufiger hervorkeimen, als bey Bewohnern des Mittellandes. So lange die Engländer einen beträchtlichen Antheil an dem Handel in diesen Lån dern behielten, blieb der malayische Character unverdorben; aber so bald ihre Macht in diesem Theile von Ins dien sich zu neigen anfieng, und die. Holländer das Uebergewicht erhielten, beschränkte ihre Tyranney erst die Aeußerung malayischer Geschicklichkeit, und versetzte sie dann nach dem gewöhnlichen Fortschritte der Sclaverey in einen Zustand von Unwissenheit, worauf die Malayen jene verworfene Denkungsart annahmen, welche bey Beleidigungen ihre Zuflucht blos zu verrätherischen Mitteln nimmt, so daß sie von allen nach ihren Küsten handelns dem Nationen gefürchtet und verabscheuet werden. Doch haben sie noch Spuren ihres ursprünglichen Characters an sich, und zeigen, daß eine andre Behandlung und gutes Beyspiel eine gänzliche Veränderung bewirken können, da einige von ihnen, welche mit den Engländern Verkehr haben, an Thätigkeit und Fleiß, deren Früchte man ihnen selbst zu gute kommen läßt, schnell zunehmen. Man stifte nur eine Anstalt zum Schiffbau hier, und befestige die Insel hinlänglich, so daß die Bewohner auf beständige Sicherheit hoffen dürfen; es werden dann bald so viel Malayen herzueilen, daß sie, mit englischen Ankömmlingen vermischt, eine Colonie bilden. Diese würde unter dem nährenden Schuhe Englands bald blühen; die Malayen würden den verlornen Fleiß und ihre vorige Geschicklichkeit wieder erwerben, da der Erds boden fruchtbar ist, und da Handel und Schiffbau eine Menge Vortheile darbieten. Mit der Zeit würden sie eben so gute Soldaten machen als die Seapoys in Mas

dras und Bengalen. Auch könnte man die Verbrecher, welche transportirt werden, zur Colonisirung der Insel brauchen. Beglaubigte Nachrichten schildern die Reue, Nüchternheit und Betriebsamkeit vieler Uebelthåter in Botany Bay so lebhaft, daß man sieht, `ihre sittlichen Grundsåße waren nur eingeschlåfert, nicht gänzlich erstickt. Viele bessern sich wirklich. Aber man ist nicht genöthiget, sich auf diese beyden Hülfsquellen zu verlas= jen. Bengalen und Coromandel könnten so viel disci plinirte Seapoys, als man nur wollte, hergeben, des ren Familien eine Colonie der besten Unterthanen in der Welt bilden würden.

Englische Sitt engem åhlde.

Unter den neuesten Romanen verdient folgender auss gezeichnet zu werden: The pride of ancestry, or, who is she? a novel, in four volumes. By Mrs. Thomson. London, Parsons. 8. 1804. Lady Levet, eine reiche geißige Dame, seht wider alles Vermuthen eine junge Unbekannte, die sich in einer Kostschule befindet, zur Erbin ein. Helene, diese Unbekannte, kommt zwar nach dem Tode der Dame in den Besiß eines großen Vers mögens, erfährt aber nicht, warum? Sie selbst kannte niemals ihre eigenen Eltern, und erhält auch bey ihrer schnellen Erhebung von einem armen Mädchen zur reichen Erbin keinen Aufschluß darüber,, weil das vers siegelte Paket der Lady Levet, worin das Geheimniß enthalten ist, nicht eher erbrochen werden darf, als bis Helene volljährig wird. Dies erregt allerley Vermu thungen der bösen Welt, und giebt der Geschichte viel' Interesse. Der ganze Roman ist gut geschrieben, und wird in England allgemein mit Vergnügen gelesen. Er zeugt von ungemeiner Menschenkenntniß und die Sittens

[ocr errors][ocr errors]

gemåhlde werden gewiß jedem, der mit England be kannt ist, gefallen. Nichts ist übertrieben anstößig oder gekünftelt. Gerade so, wie man es hier findet, dens ken, handeln und sprechen jeßt die verschiedenen Stånde in England. Auf unbedeutende Flecken im Styl hat man gar keine Zeit Achtung zu geben: der muntere Gang der Geschichte reißt den Leser fort, bis er am Schlusse des vierten Bandes das zu frühe Ende der so angeneh men Unterhaltung bedauert. Es folgen hier ein paar ausgewählte Stellen, die dies Urtheil bestätigen werden.

Ein hervorstechender Character, der fast gar nicht

von der Bühne abtritt, wird so geschildert.

Franz Albrecht war einer von den jungen Leuten, die sich leicht durch das Neue reizen lassen. Er hatte ein ziemlich gutes Gesicht und einen guten Wuchs; auch muß man ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er auf beyde die größte Sorgfalt verwandte, und niemals etwas versäumte, wodurch sie in ein vortheilhaftes Licht gesetzt werden konnten. Er hatte bald die fen, bald jenen Schneider im westlichen Theile von London gehabt, und sich äußerst bemüht, sie nicht verges= sen zu lassen, daß sie die Ehre gehabt hätten, ihn zu bedienen. Indessen unterstützte der Credit seines våterlichen Handelshauses seine übertriebenen Geldausgaben, und niemand zweifelte an der Zahlfähigkeit des jungen Windbeutels, da er gemeiniglich nicht unterließ, den Gesellen der Handwerker, die seine Kundschaft hatten, gute Trinkgelder zu geben; und was kümmerte es die Gesel- len, ob ihren Herren die Rechnung bezahlt wurde? Demungeachtet nannte man den jungen Albrecht einen allerliebsten Kerl, und er erhielt allezeit pünktlich die bestellten Kleider wenn er sie brauchte, obschon mancher Lord über die Nachlässigkeit seines Schneiders schäumte,

« PreviousContinue »