Page images
PDF
EPUB

burch innere engschließende Kleider schadlos zu halten. Wollene Beinkleider tragen sie schon längst sehr häufig; nun legen auch viele von ihnen feinwollene Jäckchen an.

Fast alles was herbe, bitter, sauer, scharf, stark, brennend und beißend ist, wird auf den englischen Las feln gern gesehen. Wer einen ähnlichen Geschmack hat, kann bey den fondner oilmen einen ansehnlichen Vors rath von Brühen, Pulvern, Mischungen, Eßenzen und Marinirungen finden, die er sonst nirgends so gut antrifft. Diese Dinge beweisen, daß die Engländer, ungeachtet ihres verrufenen Geschmacks, seit langer Zeit Gaumkünstler besitzen, die dieses Feld nach dem Sinne der Eingebohrnen mit größtem Fleiße anbauen. Dies war nothwendig, wenn die Nation dieser Art von Zukost nicht ganz entbehren sollte, da das englisch Volk an den Leckereyen und Würzkünften andrer Nationen nur mit sehr großen Ausnahmen Gefallen findet. So ist auf dem ganzen festen Lande der Senf aus Dijon eine Delicatesse, die keiner ertråglichen Tafel fehlen darf: in England findet man sie nur selten. Für den unvers wahrlosten englischen Gaum paßt kein andrer Senf als fein einheimischer (sinapis nigra), der für den schårfs ften in Europa gilt, weßwegen man auch den englis schen Senffaamen gepůlvert weit und breit versendet. In England wohnen auch die rechten Senfeffer: es wird in gewöhnlichen Gasthöfen und in den meisten Hâusern gar keine Tafel gedeckt, ohne daß man die Mdstrichbüchse aufschte. Rindfleisch und Schweinfleisch, in welcher Gestalt sie auch aufgetragen werden, speißt man niemals ohne Senf, und wie viele andre Dinge giebt es nicht, wozu man in England Senf ißt! Das her sind die Sensbüchsen ein Artikel, den der englische Kunstfleiß längst aus Gold, Silber, Crystallglas,

Wedgwood, Steingut und gemeiner Thonwaare mit aller der Niedlichkeit und Sorgfalt verfertiget, die man den englischen Geråthen nie abgesprochen hat. Unter den neuen Töpferwaaren dieses Winters sieht man auch Möftrichbüchsen aus gelber Waare mit erhabener Arbeit verziert, in Form kleiner Krüge, mit silbernen Deckeln ̧ und filbernen, übergoldeten Löffelchen (welche letzteren längst ihre eigenthümliche Gestalt haben und eine eigene Waare ausmachen. s. Nemnich's Waarenler.) Zu haben bey dem Silberschmidt Dalby 104. Newbondstreet.

Ein Lichtzieher auf dem Heumarkte, · Brecknell, versucht diesen Winter Wallradlichter von röthlicher Farbe in den Gang zu bringen. Man giebt ihm zu, daß sie im Laden recht wohl aussehen, aber niemand, der Kenntnisse in der Ausschmückung einer Abendtafel besitzt, will ihnen das Wort reden. Weiß ist seit uns denklichen Zeiten für Lichter hergebracht und farbige Lich ter, scheint es, werden nie 'so viel Glück machen, als weiße, für welche, abgesehen von allen Ursachen, die der Physiker anzuführen hat, eine stillschweigende Ues bereinkunft aller Nationen entscheidet. Ein Licht sey aus Wachs, Wallrad oder Talg, je weißer es ist, desto mehr wird es gesucht und desto nachsichtiger ist man gegen andre Mängel desselben.

Die Londner Porzellangewölbe geben diesen Winter aufs neue kund, daß eine Fabrik, wenn sie von einem patriotischen Publicum unterstützt wird, alle Hindernisse einer auswärtigen, noch so mächtigen, Mitbewers bung überwindet. Es sind nicht allein die englischen Verbote und einheimischen hohen Zdlle, welche Fabriz ken und Manufakturen so sehr begünstiget haben, sons dern großentheils der Gemeingeist, welchen auch der Feind dem, Engländer zugesteht. Hundertmal wird die

inländische Waare der auswärtigen vorgezogen, weil sie englisch ist. The land we live in! (das Land in welchem wir leben) ist nicht nur eine stehende, tägliche Gesundheit an den englischen Trinktischen, sondern auch ein Wunsch, der jedem Englånder mit Flammenschrift ins Herz gegraben ist. Wäre es nicht besser, wenn man, anstatt des Geschreys, welches sich auf dem fes ften Lande so häufig wider die Tyranney der englischen Kunsterzeugnisse erhebt, dem drückenden Uebel dadurch abzuhelfen anfinge, daß man den Deutschen mehr Ges meingeist einflößte? Wenn es an Käufern fremder Waaren fehlt, wenn den Deutschen,,das Land in dem sie leben“ mit allen seinen Einrichtungen, Fabriken und Manufakturen eben so lieb ist, als dem Engländer the dear little country, so wird es keiner Meßverbote bes dürfen. So lange es aber die deutschen Fabrikanten mit unpatriotischen Mitbürgern zu thun haben, die als les vorzugsweise kaufen, was aus Lyon und Manches fter kommt, wird kein Verbot etwas helfen. Das Ausland hat vielfältig die Schaale, das Rauschgold der Engländer nachgeäfft, aber das wahrhaft Große im Nationalcharacter, ihren Gemeingeist, hat man nie recht gekannt und nachgeahmt. Würden wohl, zum Beyspiel, die englischen Porzellanfabriken, die kaum ein paar Jahre alt sind, so auf dem geraden Wege seyn, ihren älteren Schwestern in Dreßden, Berlin, Seve u. den Rang streitig zu machen, wenn sie es nicht mit eiz nem patriotischen Publicum zu thun håtten? Auch im gegenwärtigen Winter zeigen diese reichen Niederlagen, welche in der Hauptstadt fast über Verhältniß häufig sind, durch neue Muster, einnehmende Formen, pråchtige Mahlereyen und großen Vorrath, daß ihre Arbeis ten einen höchst beträchtlichen Absatz haben müssen. Was

für ein Feenland ist nicht das Porzellangewölbe von Sharpus et Comp. in Cockspurstreet! Unter den neuen Sachen dieser großen Firma sind z. B. neue Lampen und neue Schlafkammerleuchter mit Lichthüten, die man für sehr artig hålt, wenn sie auch nicht vortreflich seyn sollten. Diese beyden Artikel werden in England nicht oft aus Porzellan gekauft: aber Sharpus macht sie zu Anhängseln großer Service und so gehen sie mit in den Handel.

Es ist schon Veranlassung da gewesen zu bemerken, daß alle Waaren, welche der Kunstfleiß den Soldaten Refert, în diesem Kriege wegen der ungewöhnlichen Nachfrage an Vollkommenheit sehr zugenommen haben. Die Låden der Schwerdtfeger geben ausgezeichneten Beweiß hiervon. Wo man bey ihnen hinsicht, stößt man auf neue Ideen und Verbesserungen. Stahl wird jetzt weit häufiger zu Verzierungen in diesen Produkten gebraucht, als sonst. Die neuen Stahlgefäße und die ståhlernen Beschläge der Säbel sind ganz im neuen Geschmack ges arbeitet und verbinden Schönheit mit Dauer. Die Schwerdtfeger Griffin et Adams im Strande sind eins der ersten Häuser in diesem Fache.

Anfang Decembers gieng man häufig in die Pors zellangewölbe, um den sogenannten Metallglanz (metallic lustre) zu sehen. Dieß ist eine Glasur, welche einer hochpolirten Art von Bronze gleicht und ausneh mend prächtig ist. Sie wurde schon in den vorigen Heften erwähnt, hat sich aber seitdem mehr ausgebreis tet. Ein Service von Metallglanzgut pußt unbeschreiblich. Man verkauft indeß auch einzelne Sachen davon. So kann man bey Pellatt und Green auf St. Pauls Kirchhofe Wasserkrüge und Waschbecken haben, welche zusammen fünftehalb Guineen kosten. Der vornehmste

[ocr errors]

Bestandtheil dieser neuen Glasur oder Mahleren foll Gold seyn, welches auch der hohe Preiß wahrscheinlich macht.

Bey den Klampnern findet man jetzt nichts ganz neues, aber Verbesserungen von manchen gewöhnlichen Sachen und Geråthen. So hat Bailey, 272, Holborn die Gewürzbüchsen für Familien verbessert. Inwendig unter dem Deckel sind zwey parallele Falze, in welche eine kleine Reibe oder ein Reibeisen für Ingwer und Muskatenrüße eingefügt ist. Die letzteren Geräthe sind. in England nehmlich wenigstens sechsmal so klein als 3. B. in Obersachsen und vielleicht ganz Deutschland. Die Bequemlichkeit, das Reibeijen gleich neben der Ges würzbüchse bey der Hand zu haben, ist für eine Köchin' nicht ohne Belang.

Aus dem Leder des Damhirsches (buckskin) der, wie man aus Küttners Beyträgen weiß, in den engs lischen Parks so häufig gehegt wird, macht man in England gewöhnlich die unter den Stußern so berühmts ten gelbledernen Hosen. Da es sich nicht allein durch Dichtheit und Weichheit auszeichnet, sondern auch der Kålte vorzüglich widerstehen soll, so trug man schon feit Jahren in England Damhirschlederne Socken, die man über und unter die Strümpfe zieht. Diesen Wins ter hat man angefangen, Schuhe und Halbstiefeln für Kinder und Frauenzimmer daraus zu machen. Ausser ihrer angeblichen Wärme ist auch der Vortheil in Ans schlag gebracht, daß sie sich wie die Beinkleider leicht reinigen lassen und eine schöne Tracht sind. Man bes kommt sie unter andern bey Starke, Nr. 60. Holborn.

Eiserne Geländer sind schon eine alte Verzierung der Treppen, abers man überstrich sie bekanntlich mtt Dehlfarbe, Jezt werden sie poliert, und polierte eisers

« PreviousContinue »