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gerungen, oft um außerordentliche Preise. Als daher der Buchhändler Richard Phillips, auf Pauls Kirch hofe, anfing, alljährlich ein „Gemälde von London“ herauszugeben; so kaufte man es so begierig, daß er auf den Gedanken kam, ein größeres Werk über Lons don zu veranstalten, welches nun unter folgendem Tis tel erschienen ist: Modern London, being the history and present state of the British metropolis. 1804. 4. Drey Guineen mit vielen Kupfern. Wer die Geschichte von London nicht aus besondern Absichten ausführlich studiren will, findet hier einen hinreichenden Auszug aus den åltern Werken und eine gute Beschreibung des jeßigen Londons. Die Kupfer werden dem Auslande besonders angenehm seyn. Hinten ist eine fast volkstündige Sammlung der cries of London oder der verschiedenenLeute angehängt, die etwas in den Straßen von London verkaufen, oder ihr Gewerbe auf offener Straße treiben. Um diese letzte ren illuminirten Kupfer noch interessanter zu machen, stellt jedes einen besondern Theil einer Straße dar. So wird das Buch auch denen angenehm, welche nicht gern lesen, sondern nur bildern; daß es aber auch der Aufmerksamkeit des Wißbegierigen nicht ganz unwerth ist, werden hoffentlich folgende Auszüge beweisen.

Um das Jahr 1465 wurde in London ein Befehl wider die lächerliche Mode der Schuhe mit unmäßig lans gen Spitzen ausgeschrieben, und bey Strafe der Ercommunication und einer Geldbuße von zwanzig Schillingen geboten, daß man keine über zwey Zoll lange Schuhspitzen tragen sollte. Man sieht aus den illuminirten Handschriften der damaligen Zeit, daß viele andre lås cherliche Moden, außer denen der Schuhe, herrschten : indessen war es hohe Zeit, daß die Aufwandsgesetze die legteren in Anspruch nahmen, denn nach dem Zeugnisse

der Geschichtschreiber waren die Schuhe oft durch silbers ne Ketten oder Schnüre mit den Knien verbunden.

Das Jahr 1543 zeichnet sich durch ein besonderes. Aufwandsgesetz aus, wodurch der Lord Maire und der gemeine Rath von London dem schwelgerischen Essen während einer Theurung Einhalt thun wollten. Es wurde verordnet, daß der Mayor sich auf sieben, die Aldermen und Sheriffs auf sechs, und der Schwerdttråger auf vier Schüsseln Mittags und Abends, bey vierzig Schillingen an Strafe für jedes überzählige Gericht, einschränken sollten. Die Ursache davon war eine große Seuche unter dem Hornvieh.

Die Stadt London war mit Jacob I. in ziemlich gu= tem Vernehmen bis auf das Jahr 1616, wo es einigers maßen durch das Book of sports (Buch der Ergdßlichkeiten) unterbrochen wurde, kraft dessen an Sonntagen fast alle Arten von Erholungen und Vergnügungen ges duldet wurden. Die Stadt London billigte dies so wenig, daß der Mayor sogar die königlichen Wagen aufhalten ließ, als sie während des öffentlichen Gottesdienstes durch die Altstadt fuhren. Jakob wurde darüber aufgebracht, vermaß sich und rufte aus: „Ich dachte, es wås re Niemand weiter König von England als ich.“ Er schickte einen Befehl ab, daß man den Wagen freien Paß verstatten sollte: der Maire kam demselben nach, erklärs te aber:,, so lange es in seiner Macht gestanden, habe ,,er seine Pflicht erfüllt; da ihn aber eine höhere Macht ,,binde, so sey es seine Pflicht zu gehorchen.“

In der Woche, wo sich die große Pest zuerst zeigte, starben neun Personen daran; dies verbreitete ein allgemeines Schrecken durch alle Stånde der Hauptstadt. Da aber die Woche darauf nicht mehr als drey Leute daran starben, so verminderte sich die Furcht der Bürə

ger. Indeß wuchs die Anzahl der Todten in den folgenden Wochen allmählig und im Juny (1665) starben nicht weniger als 470. Der Adel und die voks nehmsten Bürger ergriffen nun die Flucht in gröster Eile, und als im July wöchentlich 2010 starben, so wurden die meisten Häuser zugeschloßen und die Straf sen ledig, wenigstens sah man in ihnen fast nichts als Feuer, die man zur Reinigung der Luft angezündet hatte, und Sårge und Karren um die Leichen abzuhohlen. Die Hausthüren waren mit rothen Kreuzen bemahlt und man hatte darauf geschrieben:,,Herr, ers barme dich unser." Man hörte fast weiter nichts als das Jammern der Sterbenden, das Wehklagen ihrer Anverwandten, das Glockenläuten für die, welche man begraben wollte, und den betrübten Ausruf:,,Bringt eure Todten heraus." Im September beliefen sich die Todtenlisten in einer Woche bis auf 6988; die Woche nachher zählte man etwa vierhundert weniger; da sie sich aber wieder bis auf 7165 vermehrten, so wurden die übrigen von der schrecklichen Furcht ergriffen, daß in wenigen Tagen die Lebendigen nicht hinreichen würden, die Todten zu beerdigen. Doch hierin irrte man sich glücklicherweise; denn die Seuche nahm allmählig ab. Lord Clarendon redsnete 160,000 Personen, welche die Pest hingerafft hatte, glaubte aber, diese Zahl sey nicht erschöpfend: indeß brachte der D. Hodges auf den Todtenlisten nicht mehr als 68,596 zusammen.

Man war der Meynung, daß die Pest aus Hols land eingeführt worden wäre, wo sie das Jahr zuvor grosse Verwüstungen angerichtet hatte; sie schien zu cis ner Zeit herüber gebracht worden zu seyn, wo ihre Wirkungen durch die besondere Beschaffenheit des Dunstkreises vorzüglich begünstiget wurden. So lange fie

dauerte, war die Witterung åusserst still und heiter; der Wind bewegte viele Wochen hindurch kaum die Wefterhähne und der Regen schien ganz ausgeschlossen zu seyn. Weil es an Salpeter in der Luft gebrach, so konnte man die Feuer in den Straßen nur mit äußerster Mühe zum Brennen bringen und ihre Flammen vers mehrten ohne Zweifel die Verdünnung, denn man sah oft die kleinern Vögel nach Luft schnappen, während die größeren weit schwerfälliger als gewöhn lich flogen.

Jedoch zeichnete fich während dieser ganzen Schres denszeit der Heldenmuth und die Menschlichkeit etlicher Männer vorzüglich aus: der Erzbischoff Sheldon, Ges neral Mond, Lord Craven und Sir John Lawrence, welcher damals Lord Major war, mochten sich nicht aus London entfernen; fie ergriffen nicht nur alle mög liche Mittel, das Unglück zu erleichtern und dessen Fortschritte zu hemmen, sondern sie erhielten auch eine große Menge Menschen, die unter dem Drucke der Seuche und des Mangels zu sinken in Gefahr waren.

Kaum hatte die Pest aufgehört, und kaum waren die Flüchtigen wieder in ihre verlaßnen Wohnungen zurückgekehrt, als den 2. Sept. 1666 ein schreckliches Feuer in London qusbrach. (Die allgemeinen Umstånde dieser entsetzlichen Feuersbrunst sind sehr bekannt.) Der Verfasser einer kleinen Schrift, die 1667 erschien, erzählt unter andern folgendes: Die Buchhändler, welche größtentheils rings um die Cathedralkirche wohnten, hatten ihre Bücher in einer unterirdischen Kirche unter der ersteren gerettet, welche die Kirche zum H. Glauben hieß; diese ruhete auf einem so festen Schwibbogen und so starken Pfeilern, daß man glaubte, das Feuer könnte ihr keinen Schaden zufügen. Aber es stahl sich zu den Fenstern

Hinein, ergriff die Kirchstühle und umfieng den Schwib. bogen und die Pfeiler so, daß es nicht nur alle Feuchtigkeit aus dem Mörtel zog, wodurch die Werkstücke verbunden waren, sondern ihn auch verglasete. Als nun das Dach der Cathedralkirche einstürzte, wurde auch die unterirdische Kirche zusammengedrückt und die Flamme faßte nun alles ohne Rettung. Buchhändler, die es beurtheilen konnten, versicherten, daß in dieser unterirdischen Kirche, in der Halle der Buchhändler, in den öffentlichen Bibliotheken und in Privathäusern blos an Büchern für nicht weniger als 150,000 Pf. Sterl. vernichtet worden seyn konnten. Nur etwa sechs Leute verloren das Leben. Da die Stadt innerhalb der Maus ern auf mehr als 4600 Acres stand, worauf etwa 15,000 Häuser, auffer den Kirchen, Bethäusern, Schulen, Gewerkshäusern 2. 2. gebaut waren, und da man an= nahm, daß 10,000 Häuser niedergebrannt wåren, so giebt dies, wenn jedes Haus auf 300 Pfund gerechnet wird, 3,600,000 Pf. Et. 'Dazu kommen sieben und achzig Parochialkirchen, ausser der Paulskirche, ferner die Börse, das Rathhaus, die Zunfthäuser und andre öffentliche Gebäude, welche etwa 1,800,000 Pf. St. austragen; etwa zwanzig Werfte für Steinkohlen und Holz, jeden zu 1000 Pfund angeschlagen, giebt 20,000 Pf.; ungefähr 100,000 Bôte und Barken, und Lezahlung der Leute welche 1000 Karren voll Güter sowohl aus den brennenden als aus den gefährdeten Häusern wegbrachten, für jeden Karren Ein Pfund gerechnet, 150,000 Pf., zusammen ein Verlust von 7,335,000 Pf. Sterl.

Ein andrer öffentlicher Bericht hat folgende Ans gabe: 273 Acres verwüstet; 75 Acres und drey Roods nicht abgebrannt; 130,200 Häuser verbrannt; 89 Kirch

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