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und seine gelegentliche Kargheit durch wahre Tugender ersetzt. Aus Ueberzeugung war er ein Unitarier, wors über ihn manche Eiferer anfeindeten, besonders da er den Priestergeist so vieler Geistlichen haßete. Sein Ans denken wird noch lange blühen und viele werden es segs nen. Es hinterließ seiner einzigen Lochter, die in Alts stadt London verheurathet ist und viele Kinder hat, ein Vermögen von sechzehntausend Pfund.

Anekdoten,

Zu Cadortone bey Cardiff in Wallis starb eine junge Frau kurz nach der Entbindung. Das Kind schmachtete nach der Nahrung, welche ihm die Mutter bestimmt hatte, und da niemand zugegen war, der sie ihm reichen konnte, so legte die Mutter der Verstorbes

! nen, eine mehr als siebzigjährige Frau, das Kind an die

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Brust. Es zog bald Milch, welche sich nachher so hẳufig einfand, daß die alte Frau zum Erstaunen der gans zen Nachbarschaft fortfuhr, das Kind zu såugen, bis sie eine jüngere Person in der Gegend auftreiben konnte.

Robert Sutcliffe, ein alter Weber zu Blackshaw bey Stansfield - Yorkshire, setzte sich den sonderbaren Gedanken in den Sinn, daß eine Here oder der Teufel des Nachts in sein Haus kåme, die Kleider im Hause und die Fåden im Weberstuhle zerreiße, und sonst großes Unheil austifte. Er erfuhr bald, daß in seiner Gegend ein gewißer Hepworth den Teufel sehr gut bannen könnte. Dieser Mann wurde herbeygeholt. Er nahm etwas Blut aus dem Arme eines Knaben, Haare eines Ge henkten, das Herz einer Eule und andre dergleichen Dinge, welche er in eine steinerne Flasche that. Diese setzte er über das Feuer und stöpselte sie sorgfältig zu. Man bat den Weber, das Zimmer zu verlassen, aber

Engl. Miscellen XVII. 1.

er ließ sich nicht überreden. Bald darauf sprang die Flasche mit entseßlichem Krachen; die Fenster wurden aus der Zarge geschleudert und ein großer Theil des Rauchfangs fiel herab. Der Weber selbst erhielt eine schreckliche Wunde, die ihm in etlichen Tagen das Leben kostete.

Ein Mann in Ipswich hatte ein armes Mädchen betrogen und sie verlassen; die Stadt würde die Kosten ihrer Entbindung und der Erziehung des Kindes zu tras gen genöthiget gewesen seyn, wenn man den Schelm nicht in London ergriffen håtte. Die Polizeydiener versicherten ihn, daß man ihn nicht eher loslassen würde, als bis er eine gewiße Summe bezahlte. Er versprach endlich 28 Pfund zu bezahlen, doch verlangte er zu sei= ner Sicherheit, daß alle die Polizeydiener, welche zugegen waren, die Quittung unterzeichnen sollten. Sie thaten dies ohne Umstände. Nun aber darf man nach englischen Gesetzen keine Quittung von sich stellen, welche für mehr als zwey Pfund gegeben wird, außer auf einem gestempelten Zettel, und zwar steigt der Preiß dieser Zettel mit jeden zehn, bis er ins Unglaubliche geht eine der ergiebigsten Quellen der Staatseinkünfte. Die Quittung, von d.r wir hier reden, war keine Stem= pelquittung. Der Empfänger derselben gieng also ing Stempelamt und zeigte es an, so daß jeder von den Gerichtsdienern zwanzig Pfund Sterl. Strafe bezahlen mußte.

In einer Stadt in Lancashire wurde leßthin ein Schauspieler zu einem Freunde zum Abendessen geladen. Es waren lauter lustige Brüder zugegen, man hatte für einen guten Vorrath von Wein gesorgt und die Unterhaltung wurde ein wenig leichtfertig. Unter anderm sprach man von der Treue der Weiber: mancher rühmte

sich, Heldenthaten verübt zu haben, die am Ende ganz oder größtentheils erdichtet waren. Unter andern gieng unser Schauspieler mit der Wahrheit in diesem Stücke sehr caviliermäßig um. Aber es fieng an spåt zu werden und er wünschte nach Hause zu gehen.,, Was, was? eine so lustige Gesellschaft verderben? Nimmermehr! Sie müssen bleiben!" Der Schauspieler führte alle mögliche Gründe an, warum man ihn fortlassen müsse, und da keiner anschlagen wollte, beichtete er, daß seine Frau auf sein ausdrückliches Bitten sich nieders gelegt und das Licht brennend auf dem Tische gelassen håtte; wenn er nicht gleich fortgienge, könnte das Licht ausbrennen und überdies Jemand ins Haus schleichen, da er die Thür nur angelegt und nicht zugeschlossen ha be. Nicht lange darauf wußte sich Einer von der Ges sellschaft unter einem Vorwande zu entfernen. Er schloß den Schauspieler und die Uebrigen in das Zimmer und verfügte sich leise zu der Frau des ersteren. Es soll hier eine bloße Thatsache erzählt werden, der es gewiß nicht an ernsthaften Seiten fehlt: man wird daher keine ungebührlichen Bemerkungen erwarten. Der Schauspieler wurde eine halbe Stunde darauf inne, daß man ihn eingeschlossen habe und mußte zum Fenster hinausspringen. Er machte zu Hause keine angenehme Entdeckung. Aber die Frau betheuerte ihre Unschuld, und war, wie es wenigstens schien, untröstlich über das Vorgefallene. Man hat ihrem Sufe nie etwas anhaben können, und sie hat sogar vor der Obrigkeit ihre Unschuld darzuthun gesucht. Der Friedensstörer ist geflüchtet. Da die Engländer über diesen Punkt keinen Scherz verstehen, so kann man sich das unangenehme Verhältniß der beyden Gats ten vorstellen.

Zu Cork in Irland wurde unlångst das Begräbniß

Unter

der Familie Grant eröfnet, welches seit mehr als zwey und zwanzig Jahren ungestört geblieben war. den Reihen von Sårgen fand man einen, dessen Deckel abgestoßen war; der Körper lag daneben. Er war der eines Herrn Grant, welchen man 1782 hier beygesetzt hatte. Da sich dort mehrere Beyspiele von übereilten Begräbnissen ereignet haben, so fürchtet man, daß dieses dazu gehöre. Indeß wurde die ganze Stadt von Ents setzen ergriffen, und man hofft, daß in Zukunft solche Beyspiele der grausamstën Nachläßigkeit nicht mehr vors kommen werden.

Im Frühlinge dieses Jahres segelten 69 Westindiens fahrer aus Cork in Irland unter Begleitung zweyer Fres gatten, Carysfort und Apollo. Der Apollo scheiterte nebst beynahe vierzig Segeln an der portugiesischen Küs ste nicht weit von Cap Mondego. Einer von den Offi zieren auf dem Apollo erzählt, das Unglück folgenders maßen. Am 2ten April ungefähr halb vier Uhr des Morgens gerieth unser Schiff auf den Grund, und da der Wind stark bließ, so stieß es mehreremal heftig auf, welches den Schiffsboden sehr beschädigte. Wir vermu theten, daß wir auf eine unbekannte Sandbank gekommen seyn müßten. Die Kettenpumpen wurden gleich, bemannt, aber in zehn Minuten riß der Wind das Schiff von der Untiefe, wir konnten es nicht mehr freuern, da das Ruder abgebrochen war: wir flogen nun vor dem Winde hin. Es wurde fortgepumpt, aber da so ungeheuer viel Wasser eindrang, konnten wir nichts anderes erwarten, als daß es bald scheitern würde. Wirklich sank es schon allmåhig. Noch fünf Minuten stampfte es wieder gewaltig auf den Boden und wir dachten aus genblicklich es würde sich trennen, da die Wellen über und über schlugen. Wir kappten die Stricke, welche

die Masten zu beyden Seiten fester halten. Der große Mast und der Besansmast fielen sogleich mit erschrecklis chen Krachen über Bord, und der Fockmast nicht lange nachher. Das Schiff fiel nun auf die linke Seite, so daß der Rand unter das Wasser kam. Die Heftigkeit, womit das Schiff auf den Grund stieß und die schwere Canonen machten es bald hinten zu einem völligen Wrack. Man konnte nicht mehr als vier bis fünf Canonen feuern, um Nothsignale zu machen und die andern Fahrzeuge zu warnen. Als es zum zweytenmal auf den Grund stieß, hörte man das jåmmerlichste Angstgeschrey zwi. schen den Verdecken, weil viele am Bord sahen, daß der Tod unvermeidlich wäre. Man sagte mir, ich sollte immer unten bleiben, es wäre einerley, ertrinken müßte ich doch, es wäre hier oder oben auf dem Verdeck! Ich wollte mich durchaus nicht abhalten lassen, wünschte aber erst in die Cajute zu gehen; doch das wäre mir beŋnahe schlimm bekommen, da die heruntereilenden Küsten und Verschläge 2c. mir fast die Beine zerschmetterten. Ich suchte also oben auf das Verdeck zu kommen, aber mehr als viermal wurde ich von dem hereinstürzenden Wasser hinabgestoßen. Da das Schiff immerfort gewaltig aufstampfte, so mußte man sich an irgend einem Theil des Wracks fest halten, um nicht von den Wogen wegge= schwemmt oder von den heftigen Erschütterungen ins Meer geschleudert zu werden. Ach! überall hatten sich die Jammernden angeklammert, wo ich nur hinschen konnte. Der arme Capitån stand nackend auf dem Rds fterwerk über dem Cajütenfenster, hielt sich fest an den Etumpfen des Besanmastes, und brauchte alle ersinnliche Gründe, den Leuten Muth einzureden. Die meisten Offiziers und Matrosen waren ganz nackend, weil sie nicht einmal Zeit gehabt hatten, in ein Paar lange

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