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aus der Bank kam, um mit dem Lord in dessen Wagen zu Hause zu fahren, hielten sie ihn fest an. Er konnte fich nicht erinnern, daß sie etwas von ihm zu fordern hätten, und schlug wüthend um sich, bis man ihn beruhigte, worauf er ihnen außer der Bezahlung noch ein Trinkgeld gab.

Erst jest, durch die Erfahrung gewißigt, fieng er an, seine Gelder in den öffentlichen Stocks zu belegen.

Er galt insgemein für einen geizigen Mann,, aber das war er nicht. Er ging schlecht gekleidet, aß gemeine Kost .: aber wo es darauf ankam, achtete er des Geldes nicht. Es ist bekannt, daß er Verschreibungen für hundert Pfund verbrannte, die er ehrlichen Handwerkern geliehen hatte.

Dr. Monsey war sehr zerstreut, wovrn er oft folgens des Beyspiel erzählte. Er war bey seinem Bruder in Norfolk zum Besuche, und wollte morgendes Tages wies der nach London zurück. Sein Bruder schlug ihm vor, daß sie erst früh auf die Jagd gehen und etliche wilde Enten schießen wollten, die er mit nach London nehmen. könnte. Der Bediente muste die Vogelflinte reinigen,' Pulver und Schrot besorgen, und die Stiefeln schmieren. Des Morgens brachen beyde Brüder eine Stunde vor Tage auf, und eilten nach dem Orte, wo die Enten gemeiniglich sich aufhalten, um gerade bey Tagesanbruch ́- dort zu seyn, wo sie meistens auffliegen und ihr Futter suchen. Beyde waren an drey englische Meilen gegangen. Sie kamen an eine Lehmmauer, über welche sie steigen sollten, um auf den Marsch zu kommen, wo die Enten waren. Es hatte geregnet, und die Mauer war sehr schlüpfrig. Sie beschlossen also, daß einer über die Mauer klettern und der andre zurückbleiben sollte.,,Brus der, sagte der Doctor, flettere du nyr hinüber, ich habe

meine Stiefeln nicht angezogen.” Alle Tausend, antwortete jener, mir gehts gerade so. Aber da wir einmal so weit gekommen sind, wollen wir nicht unverrichteter Sache zurückkehren; ich dachte, wir såhen, wie wir hins über kåmen! Beyde strengten sich an, und in kurzer Zeit erblickten sie die wilden Enten. ,, George, sagte der

Doctor, du bist nun nahe genug, gieb Feuer!",,Wahrs haftig, Bruder, antwortete dieser, ich kann nicht, ich habe die Flinte vergessen, schieß du!" Alle Kukuk, schrie der Doctor, ich habe keine Flinte mitgebracht; ich dachte, du würdest sie mitnehmen. Wie schade ist dies! hier könnten wir dreyßig Enten mit einem Schuß erlegen, und keiner von uns hat eine Flinte!" -Kurz, nach= dem sie sehr früh aufgeftanden, die kothigsten Straßen durchgegangen, und funfzig Schritt im Wasser gewater waren, entdeckten sie erst, daß sie weder Stiefeln noch Flinte hatten!

Nichts entrüstete ihn mehr, als Ahnenstolz: überall wo er ihn fand, machte er ihn lächerlich, daher gieng er so gern zum vorigen Herzog von Leeds, der allen Fas milienstolz abgelegt hatte, und oft erzählte, was für einen Ursprung seine Familie håtte.,,Meine Familie, pflegte der Herzog zu sagen, stammt von Hans Osborn, dem Ladenjungen eines Nadelmachers bey Londonbridge unter der Regierung eines der Heinriche her. Die einzige Lochter seines Herrn fiel zum Fenster heraus in die Themse; der Junge sah es, sprang nach und rettete sie. Erliche Jahr darauf bewarben sich viele um ihre Hand, da der Vater sehr reich war: aber der alte Bürger sagte: ,,Hans hat sie gewonnen, und er soll sie zur Frauhaben."

Ueberhaupt erzählte Dr. Monsey viele angenehme Anecdoten von diesem Herzog von Leeds. Eines Mors

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gens war er beym Herzoge nebst dem Caplane desselben, als eben der Schuster des erstern hereintrat, und dem Herzoge ein paar neue Schuhe brachte. Der Herzog mochte ihn gut leiden, weil Walkden, so hieß der Schus fter, auch Vorleser in der St. James's Kirche war, die der Herzog beständig besuchte.,, Was bringt er mir, Meister Walkden? laß er mich sehen!" Man besah die Schuhe. Der Caplan untersuchte sie mit großer Aufmerksamkeit und fragte, wie viel sie kosteten? Eine halbe Guinee," antwortete der Schuhmacher. Eine halbe Guinee, rufte der Caplan aus, für ein Paar Schuhe, die man überall um die Hälfte kaufen kann?" Mit diesen Worten warf er einen Schuh an das Ende des Zimmers. Walkden schleuderte den andern sogleich hins terher und sagte: sie gehörten zusammen! dann wendete er sich an den Caplan und sagte: „, Mein Herr, ich kann auch nach Moorfields gehen, und eine bessere Predigt für zwey Pence kaufen, als Mylord Herzog Ihnen mit einer, Guinee bezahlt." Der Herzog klopfte den Schuster auf die Achseln und sagte: „Herrlich abgewiesen, Walkden, mache er mir gleich noch ein halbes Dußend Paar Schuhe."

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Einmal war der Doctor bey seinem Bruder in Nor= folk zum Besuche gewesen, und fuhr vor Weyhnachten in der Landkutsche nach London zurück. Um diese Zeit ist es gewöhnlich, Truthühner und allerley Wildpret nach der Hauptstadt zu schicken. Von solchen Geschenken war die ganze Kutsche poll. Es war gerade nur noch für eis nen Passagier Raum; der Doctor weigerte sich mitzus fahren, aber man wollte ihm sein Daraufgeld nicht zus rückgeben. Er setzte sich also auf. Bey Tagesanbruch fah er, daß die Geschenke alle ihre Adressenzettel hatten; er war ganz müßig, und fiel vor Langerweile auf einen

Schabernack. Er veränderte alle Adreffen. So kamen die Fasanen an einen Ladenhåndler, statt an einen Lord u. s. w. Da nun mit der Post besonders Briefe eingiengen, in welchen einem jeden die beabsichtigten Geschenke gemeldet wurden, so gab es eine schreckliche Verwirrung. Der Doctor hatte allezeit die besten Sachen an die årmsten Leute adreßirt.

Eines Morgens gieng er auf den Orfordmarkt in London. Eine arme hochschwangere Frau fragte, wie viel das Pfund von einem sehr schönen Stücke Rindfleisch kostete? Der Fleischer sah, daß sie nicht im Stande war, es zu kaufen, und antwortete hdhnisch:,, Einen Pens ny",, wiege er das Fleisch!" rief der Doctor.,,Eilftes halb Pfund." Hier, sagte er zu der armen Frau, nehme sie das Fleisch! Die Frau bedankte sich herzlich. ,,Hier ist ein Schilling, sagte darauf der Doctor zum Fleischer, wechsle er mir ihn. Wie soll ich das verstes hen?"-Da ist nichts zu verstehen; Er hat einen Pens ny für das Pfund gefordert, und dies ist die Bezahlung! Es kam darüber zu Empfindlichkeiten; aber der Doctor, ein baumstarker Mann, machte sich mit seinem Rohre deutlicher, worüber die andern Fleischer, als sie den Verlauf des Vorgangs vernahmen, in ein lautes Ges lächter ausbrachen. Der Fleischer drohete, den Doctor, der ihm seinen Nahmen und seine Wohnung sagte, gez richtlich zu belangen; aber dies unterblieb.

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Er hatte eine besondere Art, sich seine schadhaften Zähne auszunehmen. Er band eine Darmseite um den Zahn, und das andre Ende steckte er durch eine bleyerne Kugel, mit dieser lud er ein Pistol, und durch diese Abfeuerung wurde er den bösen Zahn los. Ungeachtet er mit dieser Methode selbst sehr zufrieden war, so konnte er doch niemals Jemanden finden, der sie nachahmen wollte.

Als er noch mit Garrik auf vertrautem Fuße lebte, gieng selten ein Tag vorbey, ohne daß er mit ihm und andern berühmten Männern zusammengekommen wäre. Als sie beyde einst mit Hogarth in einer Taverne speisten, bedauerte einer, daß es kein gutes Bildniß von Fielding gåbe.,, Mich důnkt, sagte Garrik, daß ich sein Gesicht nachmachen könnte," welches er den Augenblick that. ,,ums Himmelswillen, halt still, David, sagte Ho garth, bleib nur ein paar Minuten so, wie du bist.“ Garrick that es, indeß Hogarth die Umrisse zeichnete, welche nachgehends aus wechselseitiger Erinnerung verbes sert wurden. Diese Zeichnung war das Original aller Pors tråts, die wir jetzt von dem berühmten Verfasser des Tom Jones haben!

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Hogarth sagte dann:,,Nun, David, da Ihr in Eurer rechten Laune seyd, und ich Lust dazu habe, siht nur fünf Minuten, ich zeichne Euch gleich." Garrick willigte ein, aber während Hogarth arbeitete, ånderte er schadenfroherweise allmählig sein Gesicht, so daß das Portrait keine Aehnlichkeit hatte. Hogarth zürnte auf fich selbst, fieng noch einmal an, aber mit gleichem Erfolge. Nachdem er ein wenig geflucht hatte, fieng er zum drittenmal an, und entdeckte nicht eher, daß Garrick sein Spiel mit ihm hatte, als zum viertenmale. Hogarth wurde so böse darüber, daß er im Begriffe war, ihm das ganze Mahlerzeug an den Kopf zu wer fen, wenn sich Garrick nicht von dannen gemacht håtte.

Monsey starb in einem hohen Alter, nachdem er fast alle seine Freunde überlebt hatte. Er war wegen feines treuen Gedächtnisses und seines häufigen Umgangs mit der Welt ein lebendiges Wörterbuch seiner Zeit. Im Ganzen genommen wurden seine schwachen Seiten, seis ne dftere Hinwegsetzung über die eingeführten Gebräuche,

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