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Preiß der Waaren vermindert und so auswärtige Kaus fer herben zicht. Die Neigung fremder Nationen, zu kaufen, wird gerade so sehr vermehrt, als die Noth wendigkeit bey den Eingebohrnen, zu verkaufen. Die ersten sehen, daß ihr Gold wohlfeil ist und daß die das für zu kaufenden Waaren theuer find: bey der zwenten ist das Metallgeld theuer und ihr Waarenvorrath wohlfeil.

Die Bewegungsgründe, welche auswärtige Nation nen haben, einen solchen Handel zu treiben, müssen denen gleichen, wodurch die englische ostindische Com pagnie vermocht wird, Münze nach Indien zum Auss ·tausch für die geholten Waaren auszuführen und nicht umgekehrt, weil diese Münze einen größern verhältnißmäßigen Werth gegen die Waaren in Indien als in Eurepa hat.

Doch ist zu bemerken, daß es weit von der Wahrheit entfernt ist, wenn man es als einen allgemeinen Satz aufstellt,,, daß je größer die Seltenheit des ums ,,laufenden Mediums ist, desto mehr wird überall der ,,Gewerbfleiß angereizt, die Waaren hervor zu bringen, ,, wodurch man allein dieses circulirende Medium ers ,,halten kann." Fast jeder Reiz, den man im Ueberz maße anwendet, erzeugt eine Wirkung, die derjenigen entgegen gesetzt ist, welche mit der måßigen Anwens dung desselben verbunden ist, und in England, welches einen so weit ausgedehnten Handel führt, ist es gewiß möglich, daß eine zu große, und besonders eine zu schnelle Verminderung des circulirenden Mediums nicht nur die Industrie nicht aufmuntern, sondern ihr sogar einen tödtlichen Streich versetzen und Schwierig keiten verursachen kann, welche noch größer sind, als die man aus dem Wege räumen wollte.

Großbritanniens Handelssystem während des leg

ten Jahrhunderts und besonders während des letzten -Krieges setzt die nothwendige Verbindung zwischen der Handlungsbilanz und dem Geldaufwande im Auslande in ein so helles Licht, daß man besonders darauf ach=. ten sollte, vornehmlich da sie auf ganz andere Schlüße führen kann, als man zuweilen daraus gezogen hat.

In den acht Friedensjahren bis auf 1793 war der Belauf der Handlungsbilanz zum Vortheile Großbritan= niens in allem 13.685,746 Pf. St. Zollhauswerth. In den acht darauf folgenden Kriegsjahren war sie 46,905,169 Pf. Zollhausschätzung; oder, 70 Procent his her gerechnet um ihren wahren Werth zu bestimmen, 79,738,787 Pf. St. Hier sehen wir, daß ein erstauns licher Geldaufwand im Auslande von einer erstaunlichen Vermehrung der Handlungsbilanz begleitet ist. Die für Großbritannien erforderliche Menge Metallgeld konnte auf keine andere Weise im Umlaufe erhalten wer= den, als dadurch, daß es Kunsterzeugniße ausführte, die am Werthe eben so hoch stiegen als seine auswärtigen Geldausgaben. Könnten wir bestimmen, wie viel Großbritannien während des Krieges im Auslande Geld ausgab; so würde der Belauf vermuthlich wenigstens der Handlungsbilanz zu ihrem Vortheile gleich kommen. Zum Glück weiß man zuverlässig aus dem Berichte eines geheimen Ausschußes der Lords im Jahr 1797 wie viel in den vier ersten Kriegsjahren im Auslande verthan wurde, nehmlich 33,510,779 Pf. St.

Es läßt sich als ein merkwürdiger Umstand hinzufügen, daß sich die Ausfuhr englischer Produkte hauptsächlich nach den Ländern vermehrte, die der Schauplatz der brittischen Ausgaben waren. Die Ausfuhr nach Deutschland wurde mehr als vervierfacht. Inf Frieden hatten sie des Jahres nicht über 1,900,000 Pf.

Sterl. betragen; aber in den Jahren 1795 und 1796 war sie jedes Jahr acht Millionen Pf. St.

Durch das Gesagte wollte man beweisen, daß, wenn die Ausfuhr nach der ganzen Welt zu dem Bes laufe des ausgeführten Metallgeldes hinzugefügt wer den könnte, dieselbe dem Betrage der Einfuhr und der Geldausgabe im Auslande gleich befunden werden würde.

Da diese Ausgaben des Staates in der Fremde niemals in die Zollhausbücher eingetragen werden kön= nen, so waren die, welche nicht weiter sahen, billig darüber erstaunt, daß in diesen Büchern die Ausfuhr so unermeßlich mehr betrug als die Einfuhr: sie dach. ten nicht daran, daß die Staatsausgaben in der Fremde diese Summe fast aufwogen. Viele frohlockten über dieses vermeyntlich gewisse Zeichen des Wohlstandes: es war gewiß ein Zeichen, und ein sehr unzweydeutiges, von dem ungeheuren Reichthum des Landes, welches sich so erstaunlichen Ausgaben unterziehen konnte; bes trachtet man es aber als ein Mittel den Reichthum Großbritanniens zu vermehren, so konnte nichts trůglicher seyn. Der Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr war gerade derjenige Theil brittischer Produkte, wofür es keinen Werth zurück erhielt, denn was der Nation dafür wurde, war nichts weiter, als daß ihre Flotten und Armeen im Auslande dienten, daß sie auswärtigen Fürsten Hülfsgelder gab, daß sie die Uns kosten hatte, so viele unproductive Arbeit zu erhalten und daß der Betrag des brittischen Werthes auf immer unwiederbringlich verloren ging.

Fragt man; ob denn die Kaufleute, welche dies sen Ueberschuß ihrer Produkte ausführten, keinen Werth dafür bekamen, so wird die Antwort das oben Gesagte noch mehr bestätigen. Der Kaufmann litt freylich keis

nen Verlust, aber die Nation; denn am Ende war es die Nation, welche den Kaufmann bezahlte; der Uebers schuß seiner Ausfuhr über die Einfuhr wurde zuleht von Großbritannien und nicht von fremden Nationen bes zahlt.

Es wurde dabey folgendermaßen verfahren. Die Regierung borgte einen Theil des brittischen Capitals, um die Ausgaben der Nation zu bestreiten und legte Taren zur Bezahlung der Zinsen auf. Derjenige Theil des geborgten Geldes, welcher im Auslande verthan werden sollte, wurde nothwendig entweder in klingender Münze oder in Wechseln auffer Landes geschickt, und ers zwang nothwendigerweise die Ausfuhr brittischer Produkte, bis auf den Betrag, welcher diese Wechsel be= zahlte; denn das abgeschickte Metallgeld sollte durch die Ausfuhr von Manufakturen wieder zurück gebracht werden, und die Wechsel konnte man aus der= felben Ursache nur durch so viel Ausfuhr decken, als dieselben erschöpfte. Die Wechsel, welche von den An= walden der Regierung im Auslande auf dieselbe gezogen und in den Ländern discontirt wurden, wo der Geldaufwand statt hatte, repråsentirten die Ausgabe Anfangs; aber diese Wechsel setzten nicht nur die ausländischen Discontenten in den Stand und führten sie in die Versuchung *), brittische Manufacturen zu kaufen, sondern legten auch der brittischen Nation die uns umgängliche Nothwendigkeit auf, ihre Ausfuhr bis zur Erschöpfung dieser Wechsel zu vermehren. Man kann

*) Diese Versuchung lag darin, daß die Wechsel nothwendis gerweise bey ungünstigem Wechsel-Curse discontirt wurden. In diesem Falle war der ungünstige Curs die Ursache der Handlungsbilanz und nicht die Wirkung desselben.

Werf.

daher sagen, daß der Aufwand der brittischen Regies rung im Auslande zuerst mit Ausfuhr bezahlt wurde.

Es ist klar, daß das Capital der brittischen Ausführer nicht durch die Capitalien der ausländischen Verz zehrer, sondern durch das Capital der brittischen Nation erstattet wurde, wofür sie weiter nichts erhielt, als die unproductive Arbeit ihrer Soldaten und Matrosen, und die noch mehr uuproductive Arbeit der Fürsten, denen sie Hülfsgelder gab. Dieses Capital war also Verlust, nicht Gewinn; es wurde in politischer Hinsicht nůßlich angewendet, in so fern dem Feinde Abbruch geschah, aber mit den Augen des Cameralisten und des Handelsz manns betrachtet, hatte es auf den Reichthum Großs britanniens keine andere Wirkung, als wenn es auf uns kosten der Nation, von der Regierung gekauft und in die See geworfen worden wåre.

(Das wendet der Verf. nun auf Irland an.)

-"Wiewohl Irland schlimm daran ist, daß es den Werth von drey Millionen Pf. Sterl. und darüber, mehr von seinen Produkten jährlich nach einem andern Lande ausführen muß, als es von demselben erhålt, so kann doch ein solches System, wiewohl es gewiß die Fortschritte des Landes zum Wohlstande hindert, dass selbe niemals zu Grunde richten, noch es bis auf den Theil des Metallgeldes erschöpfen, welcher ihm noth wendig ist, weil die Wirkung einer solchen Schuldbilanz nicht ist, daß sie eine Ausfuhr der klingenden Müns ze verursacht, sondern nur eine Ausfuhr von Produkten, ohne Entgelt, und weil diese Beschwerde nicht das her entsteht, daß Irland dadurch zu Grunde gerichtet werden könnte, sondern daß dieses Land genöthiget wird, schwer und beynahe vergeblich zu arbeiten, damit es einen großen Theil seiner jährlichen Erzeugniße aufipare, nicht um ein Capital für sich selbst anzuhäufen, sondern

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