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fanden eine Menge Knochen, die ânatomisch pråparirt waren. Hinten hinaus fand man Kessel und Fässer, in denen Reste von Cadavern waren, besonders aber Tafeln, auf welchen theils ganze Körper, theils einzelne Theile lagen, die man regelmäßig zergliedert hatte. Mit eis nem Worte, es war der Ort, wo ein großer Professor der Anatomie Vorlesungen hielt. Das Haus wåre beys nahe niedergerissen worden, aber die Polizeydiener bes sänftigten den Pöbel, und schickten in die nächste Kirs che St. Olave's, deren Vorsteher die sämmtlichen Uebers refte und Körper beerdigen ließen. Der Profeffor trauete dem oufgebrachten Pöbel so wenig, daß er Knall und Fall aufs Land verreiste.

Ein Mann in Polandstreet, der alle Abende sehr spåt ausblieb, kam lezthin etwas zeitiger als gewöhn= lich zu Hause, und fand seine Frau in Ohnmacht. Er rufte die Leute im Hause zusammen; sie erholte sich durch ihre Hülfe, und Mann und Frau giengen zu Bette. Der Mand stand kurz nachher auf, und griff unter das Bette. Anstatt zu finden, was er suchte, stieß er mit der Hand an das Bein eines Mannes, den er hervor zog, und bey Lichte für einen benachbarten Bartpußer erkannte. Der Sanscülott fiel dem entrüsteten Ehes manne zu Füssen, und gestand, was nicht zu läugnen war. Da er ungehindert fortgehen durfte, so läßt sich vermuthen, daß er sich mit Geld aus dem bösen Handel rettete.

Folgendes traurige Beyspiel beweist aufs neue, wie fehr man gegen Kaßen auf seiner Hut seyn muß, wenn eine Krankheit unter ihnen einreißt. In dem Hause des Herrn Sykes zu Lewes kam eine ausnehmend schöne Kate ins Frühstück zimmer, und sprang augenblicklich auf feine Tochter, ein Mädchen von etwa zwölf Jahren, und

biß und krazte sie erschrecklich; der Vater wollte sie abs wehren, und wurde auch gebissen; sie sprang zunächst auf den Rücken des Sohnes, und biß ihn in die Schuls ter; dann wollte sie Madam Sykes anfallen, aber diese Frau ergriff das Thier bey der Kehle und erdross selte es. Die vier verwundeten Personen sind nun in großer Angst, daß sich die Folgen der Kaßenwuth an ihnen zeigen möchten, und brauchen dafür.

Ein in England unerhörtes Verbrechen trug sich vos rigen Sommer in dem Holze Hanging Wood bey Wools wich zu. Ein junger Mensch, der im dortigen Artillerie park angestellt ist, gieng Abends spazieren. Auf einmal ergriffen ihn zwey Personen, und warfen ihn mit dem Gesichte auf die Erde. Erst banden sie ihm ein Tuch über die Augen, dann dreheten sie ihn um und knebels ten ihn. Hierauf kniete ihm einer auf die Brust, indeß der andre den Unglücklichen zu einem Abålard machte, und nachher die Wunde mit geglåtteter Seide zunähte, Nun nahm man ihm die Binde von den Augen und den Knebel aus dem Munde. Aber er konnte die Bösewich ter nicht von vorne sehen. Sie entliefen, und er erins nerte sich blos, daß sie rothe Röcke trugen. Sein flågs liches Geschren führte Leute herben, die ihn zur Stadt trugen, wo alle Wundärzte der Garnison ihn besorgten. Er ist ein ungemein schöner Mann, 22 Jahr alt, und ein bloßer Lagelöhner. Die Wundärzte glauben, et werde völlig genesen.

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In dem Schauspielhause zu Liverpool gab man The Revenge, die Rache, ein bekanntes Trauerspiel von Young. Im letzten Auftritt ersticht sich Alonzo mit dem Dolche, den er zuvor dem Zanga aus den Hånden gewunden hat. Den Alonzo spielte Barrymore, ein ges schäßter Schauspieler, und ein Herr Cooper den Zanga.

Der leztere hat einen wirklichen afrikanischen Dold, auf den er als auf eine Seltenheit viel hålt, und dessen, er sich allezeit in der Rolle des Zanga bedient. Barrymos re, ein Londner Schauspieler, der nur gelegentlich in Liverpool auftritt, wuste diesen Umstand nicht, und stach sich so heftig mit dem Dolch, daß er gleich auf die Bühne niederstürzte. Er bat ganz leise um Hülfe, und sagte:,,Ich bin verwundet; es ist ein wahrer Dolch." Einige Augenblicke standen die Schauspieler wie versteinert vor Schreck. Endlich fand einer Worte und rief:,,Laßt den Vorhang herab.“ Es entstand Lårm. Etliche liefen aus dem Schauspielhause, andre flogen aus Neugierde auf die Bühne; unter den leztern waren zwey Aerzte, welche die Wunde untersuchten. Der Dolch hatte eine schråge Richtung queer über die untern Rippen genommen, und war in den Bauch ge= drungen, in welchen er etwa eine Zoll tiefe Wunde ges macht hatte. Barrymore verlor viel Blut, welches über die Bühne floß. Man verband ihn auf der Stelle. Er war in kurzer Zeit wieder geheilt.

Capitain Arbuthnot; Feldadjutant des General Wilford, rettete sein Leben auf eine wundervolle Art. Er war mit dem General auf der Reise nach Land's End. Da sie nahe am Vorgebürge ritten, gleitete sein Pferd aus, konnte seine vorige Stellung nicht wieder bekoms *men und stürzte über den jåhen Abgrund. Durch aufserordentliche Anstrengung und Geistesgegenwart sprang der Hauptmann vom Pferde gerade, als es stürzte. Er faßte die äußerste Kante des Felsen, und rettete sich. Das Pferd wurde fast in Stücken zerschmettert..

Es ist eine alte Bemerkung, daß in England der gemeine Mann, der Dienstbote, der Mensch vom niedrigsten Pöbel ein gewißes Selbstbewußtseyn der anges

bohrnen Menschenwürde zeigt, das man anderwärts nicht so oft findet. Der Grund davon, wie ebenfalls oft bemerkt worden ist, liegt in der strengen Verwaltung der Gesetze. Anstatt daß diese in andern Lånderu dem Mächtigen günstig sind, wenn er gegen den Niedris gen gefehlt hat, neigen sie sich in England vielmehr auf die Seite des Schwächeren. Belege hierzu trifft man fast in jedem brittischen Zeitungsblatte an. Hier ist ein neuer. Der Seecapitain Macnamara, von dem sich die Leser vielleicht erinnern, daß er das Unglück hatte, den Obristen Montgomery in einem Duell zu erschießen, gieng neulich mit einem Freunde durch den Platz Cavendishsquare in London. Sie giengen an einem Schwarz zen vorüber, der nebst einem Bedienten auf der Straße mit einem sehr artigen Mädchen schåkerte. Der Capiz tain und sein Freund machten gerade, als sie bey dieser Gruppe waren, eine unartige Bemerkung, worüber sich der Schwarze, der bey einem reichen Manne, einem Herrn Lynch, in Diensten steht, sich aufhielt. Der Capitain kehrte hierauf zurück, und als ihm der Schwarze nicht aus dem Wege gieng, als er vorbey kam, schimpfte er ihn einen verdammten schwarzen Neger, faßte ihn beym Kragen, und stieß ihn an ein eisernes Geländer. Darüber belangte der Africaner den Capitain. Sachwalter des ersteren sagte alles, was unsre Leser långst wissen, über die Heiligkeit der angebohrnen Menschenrechte u. s. w. und schloß mit der Bemerkung, daß es nicht wenig auf den Ausspruch der Geschwornen ans kommen würde, ob man hinführo mit Sicherheit in der bürgerlichen Gesellschaft leben, und ob man gegen Leute von des Herrn Capitains Denkart Schuß erhalten könnte. Die Geschwornen bedachten sich nur ein Paar Minuten, und legten dem Capitain auf, an den Klas

Der

ger eine Entschåbigung von zwanzig Pfund Sterling zu, i zahlen.

In der Zeitung, die in Salisbury erscheint, findet fich folgende sonderbare Begebenheit. Jacob Cor, Uns terauffeher des Wildprets bey einem Herrn Grosvenor, gieng bey einer Hecke vorbey, und hörte ein altes Rebhuhn auf einem Haberfelde jämmerlich schreven. Das Geschren des Thieres war ihm so neu und herzangreis fend, daß er über die Hecke sprang. Er konnte nichts sehen, als daß das Rebhuhn ångstlich umherlief; aber bey genauerer Untersuchung erblickte er in dem Haber eine große Schlange mitten unter einer Brut junger Rebhühner. Er versicherte fich des Unholds augenblicklich, und schnitt ihm den Bauch auf. Zu seinem unauss sprechlichen Erstaunen sprangen zwey junge Rebhühner aus ihrem gråßlichen Gefängnisse, und liefen zu ihrer geångsteten Mutter; sie waren, wie es schien, unvers leht, aber zwey andre lagen ganz todt in demselben råus berischen Magen. Der Erzähler in der Zeitung verbürgt fich für die Wahrheit des Vorfalls.

Litterarische Nachrichten.

Der zweyte Theil der sehnlich erwarteten iwe wrapourra von Horne Tooke ist vollendet, und es soll mit dem Drucke unverzüglich angefangen werden.

Hr. Harwood will in Kurzem die Geschichte der Stadt Lichfield und der Kirche daselbst herausgeben.

Der große Sarcophagus, welchen die Engländer aus Egypten mitbrachten, und welcher höchstwahrscheins lich Aleranders Körper enthielt, ist jest im brittischen Museum. Der Dr. Clarke, bekannt durch seine Reisen in der Levante, hat eine Abhandlung darüber geschries ben, worin er seine Gründe angiebt, warum er dieser

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