Page images
PDF
EPUB

mußte also den Befehl des Dechanten übertreten. Hierauf ließ sich der Dechant am folgenden Morgen Sr. Herrlichkeit empfehlen und ihm sagen, daß er mit ihm sprechen möchte. Lord Duncannon sah nun im voraus, daß sein Schicksal unvermeidlich wåre, und daß ihm kein andres Mittel übrig bliebe, als daß er seinen Na= men von der Matrikel eigenhändig ausstriche, damit er die Expulsion vermiede. Dies that er, und machte hiers auf dem Dechanten seine Aufwartung. Jackson sagte ihm, daß er sich in der unangenehmen Nothwendigkeit befände, Sr. Herrlichkeit Nahmen von dem Verzeichnisse der Mitglieder auszustreichen. Der Lord antwor= tete darauf edelmüthig sich selbst strafend: „Sir *), ,, ich wußte sehr wohl, was ihr fester Entschluß seyn würde, im Fall Jemand einen allgemeinen Befehl ,, übertråte; ich lobe dies von ganzem Herzen, muß mir aber die Freyheit nehmen, Ihnen zu sagen, daß ,,ich Ihnen die Ungelegenheit, mich fortzuschicken (ex,,pelling) erspart habe, und hoffe daher, daß wir eben

"

"

"

so gute Freunde bleiben werden, als vorher." So wurde diese Sache ohne Empfindlichkeit oder unfeines Betragen auf beyden, Seiten berichtiget. Der Dechant hatte sich zwar vorgenommen, seinen Befehlen Gehor sam zu verschaffen, und dies erreichte er, ohne dem, der wegen dieser geziemenden Beobachtung der nůßlichen Zucht litt, unnöthigerweise wehe zu thun.

*) Man entschuldige diese unnöthig scheinende Berbehaltung eines fremden Wortes. Wer mit der englischen UmgangsSprache vertraut ist, weiß, daß in der Art, wie die Engländer dieses Wort in solchen Fällen, wie die vorliegende ist, betonen, eine gewiße Würde, ein Nachdruck, eine Achtung liegt, die unendlich mehr sagt, als Titel oder Höflichkeitsphrasen, und zu gleicher Zeit dem Redenden nichts sérgiebt.

So weiß er, mit anscheinender Ungezwungenheit in Hinsicht seiner selbst und zur allgemeinen Zufriedenheit der Mitglieder seines Collegiums, auf Ordnung und Folgsamkeit zu halten, ohne Jemand zu beleidigen. Im täglichen Umgange ist er offen, freundlich und artig, und nimmt keinen Anstand, zuweilen selbst mit den jüngern Gliedern des Collegiums zu scherzen. Es wåre in der That sonderbar, wenn ein Mann mit sols chen Eigenschaften nicht allgemein von seinen Untergebenen geliebt würde: aber auf der Universität, im Gans zen genommen, ist er, theils wegen einiger Sonderbarkeiten, theils wegen eines kleinlichen Neides der andern Collegen sehr übel gelitten. Wahre Vortreflichkeit hat sicherlich allezeit den Neid im Gefolge.

[ocr errors]

Außer denen, die aus der Westminsterschule zu Students für das Christkirch Collegium gewählt wers den, ernennen auch noch jährlich der Dechant und die Domherren nach der Reihe etliche, wobey es jedoch hers kömmlich ist, daß der Dechant allezeit zwen wählt, wenn ein Domherr nur Einen wählen darf. Zur Ehre des Dechanten Jackson muß man gestehen, daß er alles zeit die geschicktesten und fähigsten aussucht. In diesen Fällen verschließt er sein Ohr der Stimme vorbittender Freunde, und er hat wohl eher einen armen servitor) gewählt, wenn man sich bey ihm får eines Lords Sohn verwandte. Es darf auch nicht übergangen werden, daß er bey Besetzung erledigter Stellen vornehmlich auf Kenntnisse in der Mathematik Rücksicht nimmt. *) Servitors in den Collegien zu Orford sind junge Leute, welche den übrigen bey Tische aufwarten müßen. Sie werden für ihre Dienste vier Jahre unentgeltlich beköstis get und unterrichtet, werden hierauf Baccalaure und müss sen dann sehen, wie sie in der Welt fortkommen. Kütts ner a, a, D. XI. 77.

Unter den vielen Feldern der Gelehrsamkeit, die er mit vielem Fleiße angebaut hat, ist seine genaue Kennt niß der Botanik nicht zu vergessen; er besitzt darinn eine solche Stärke, daß ihn vielleicht in England nur wenige übertreffen. Auch sein Bruder, Dr. Wilhelm Jackson, der Canonicus an der Christkirche und königlicher Pros fessor der griechischen Sprache ist, hat es in diesem ans genehmen Studium sehr weit gebracht.

Nachdem, was hier von seinen vielseitigen und ausgebreiteten Kenntnissen gesagt worden ist, wird man sich vielleicht wundern, daß er niemals als Schriftsteller ers schienen ist. Er hat niemals selbst die Ursache davon angegeben; da aber niemand geschickter wåre, als er, irgend ein gelehrtes Werk zu liefern, so kann man es sich nicht anders erklären, warum er das Publicum in dieser Hinsicht nicht verpflichtet, als dadurch, daß fast seine ganze Zeit seinen nothwendigen Berufsgeschäften gewidmet ist, und daß er lieber auf den Ruhm, welchen er leicht auf eine andre Art erwerben könnte, Ver= zicht thut, als daß er seine Aufmerksamkeit von den Ana gelegenheiten seines Collegiums sollte abziehen lassen.

Während der kurzen Fevertåge bleibt er gewöhnlich in Orford und studirt unablåßig; aber während der langen Fevertåge im Sommer besucht er gemeiniglich eis nen Badeort an der See, meistens ein abgelegnes Dorf an der Küste. Der Insel Wight giebt er gern den Vors zug, und er hat dort einen beträchtlichen Theil seiner Sommermuße hingebracht. Wenn er in Orford ist, geht er regelmäßig zwey Stunden des Tages in den schdnen Gången bey Christ Church College mit den Tutors und andern Gliedern des Collegiums spaßieren, wo er ihnen seine reichen Fundgruben literarischer Unterhaltun gen öfnet.

Er muß sich an die Gebräuche und Pflichten seines gegenwärtigen Posten so sehr gewöhnt haben, daß er ihn vermuthlich nicht aufgeben w ́.d, so lange seine körperlichen und geistigen Kräfte es nur einigermaßen ers lauben. Bey der lehten Erledigung des Erzbisthums in Irland, welches eine sehr einträgliche Stelle ist, bot man sie ihm an: aber er lehnte sie ohne Anstand ab. Eben so schlug er das Bißthum in Orford aus. Mans che glauben, er habe Absichten auf das Bißthum in, Worcester oder auf das Erzbißthum in York; allein dies find bloße Vermuthungen, die vielleicht keinen Grund haben. Vielleicht weiß er, daß kein Nachfolger die Angelegenheiten seines Collegiums so gut verwalten wird, als er, und wünscht daher demselben nach Möglichkeit nüßlich zu werden *).

*) Man wird hier gewiß gern vergleichen, was der würdige Küttner, der diesen Mann genau kennt, und mehrere Jahre mit ihm umging, a. a. D. XII. 13. von ihm sagt: „Das gegenwärtige Haupt von Christ Church ist einer der merkwürdigsten Männer, die ich kenne. Er heißt Jackson, und war viele Jahre lang Lehrer des Prinzen von Wallis. Er hat zwar nie etwas drucken lassen, und wird es auch nie thun; allein man hielt ihn für einen großen claßischen Gelehrten. Seine. Kenntnisse sind sehr allgemein, und das bey äusserst genau; seine Belesenheit sehr groß, sein Blick scharf, richtig und schnell. Niemand weiß besser seine Würde aufrecht zu erhalten; er versteht die Kunst zu res gieren in einem hohen Grade, und sie ist auf Welt- und Menschenkenntniß gegründet. Und bey dem allem hat er ein Herz, das für Freundschaft und Wohlwollen gemacht ist. Er ist edel und großmüthig, und legt Verbindlichkeiten auf, wo er keine Rückgabe erwarten kann. (Bey einer andern Gelegenheit sagt der Verfasser:,,This man is not like any body else; dies ist ein Ausdruck, den ich oft von ihm habe gebrauchen hören.") Er genießt die

Mistreß Cosway.

Diese Frau ist eine gebohrne Hadfield. Ihr Vater war ein Gastwirth in Livorno, wo alle dorthin kommende Engländer bey ihm einkehrten. Er war ein lies benswürdiger und guter Mann, und heurathete eine Frau, die mit allen Reizen des Geistes und Körpers ausgestattet war. Sie gebahr ihm eine Menge Kinder, von denen aber keines die Jahre des Säuglings über⚫ lebte. Sie war fast untröstlich über den Verlust sv vies ler Kinder, und als sie mit Marien (der nachherigen Mistreß Cosway) schwanger ging, war ihr Schmerz über den gefürchteten Verlust ihres erwarteten Kindes so heftig, daß man an ihrer Aufkunft zweifelte. Als die Wårterin, welche sie bey ihren vorigen Entbindungen

höchste Ehrfurcht der jungen Leute, ohne sie in der Ferne
zu halten; er zieht mehr als die Hälfte derselben an seine -
Tafel, die die größere Hälfte der Woche mit Gästen be-
fest ist. Sie gehen zu ihm mit Vergnügen, und leben,
in seiner Gesellschaft ohne Zwang. Er widmet einen
großen Theil seines Einkommens und den grösten Theil
feiner Zeit dem Collegium, und er weiß genau, was in
allen Theilen desselben vorgeht. Mit den ältern Mitglie
dern, besonders mit den Officianten, unterhält er eine
genaue und beständige Verbindung. Die jungern glauben,
der Dechant habe ohne Unterlaß sein Auge auf sie gerichtet,
so daß sie auch ausser den Mauern des Collegiums vor ihm
nicht sicher oder verborgen wåren. Sein Einkommen ist
Eintausend und vierhundert Pfund, und da er unverheu-
rathet ist, sucht er weder Beförderung noch Vermehrung
seines Vermögens. Er ist also ganz unabhängig, und so
handelt er ohne alles Ansehen der Personen, ohne alle
Rücksicht auf Rang, Verbindung und ähnliche Verhält
niße. Wollen die jungen Leute unter seine Disciplin sich
nicht beugen, so schickt er sie ohne Umstände davon, wie
er es mit mehrern vom grösten Range gethan hat."

« PreviousContinue »