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waren. Die Franzosen fiengen, wie gewöhnlich, schon von weitem an zu feuern; aber Warren suchte nach engLischer Weise näher zu kommen. Der Kampf dauerte über dren Stunden, während dessen der französische Commodore getödtet und zwey seiner Schiffe, La Pomone und La Babet, genommen wurden. Auf der nachherigen Jagd nahmen etliche Fregatten von Warrens Geschwas der noch ein andres feindliches Schiff, l'Engageante. Zu Ende desselben Sommers erhielt er ein noch stårkeres Geschwader. Er trieb la Felicité von 40 Canonen auf die Penmark Felsen, und verfolgte zwey Corvetten, die sich unter drey Batterien bey dem Felsen Samelle retteten. Er focht mit ihnen in dieser Lage, bis ihre Mas ften über Bord fielen, worauf sie von ihren Mannschaf= ten verlassen wurden.

Das englische Cabinet hatte jeßt, auf Anrathen eis nes seiner Minister, beschlossen, eine beträchtliche Ans zahl französischer Flüchtlinge in ihrem Vaterlande ans Ufer zu sehen, damit sie sich mit den Chouans verbinden möchten, und da kein englischer Seeoffizier die feinds liche Küste besser kannte, als der Commodore Warren, so wählte man ihn zum Befehl der Schiffe bey diesem Waffenzuge. Er erhob seine breiten Wimpel auf der Pos mone, einem sehr schönen Schiffe, das, wie erwähnt, von seinem Geschwader war genommen worden, und lief von Spithead aus mit drey Linienschiffen, zwey Schiffen von 44 Canonen, vier Fregatten, etlichen Cas nonenbooten, Cuttern und mehr als fünfzig Transportschiffen. Die Emigrantenarmee, welche aus den Regimentern Hector, Hervilly, Dudremu, Royale mas rine, Royale Louis, Royale Artillerie 2c. bestand, wurde von der Insel Wight an Bord genommen. Die Uebers fahrt dauerte sechszehn Tage, während deren sie einmal

in sichtlicher Gefahr schwebten, dem Hinteradmiral Villaret Joyeuse nebst der ganzen französischen Flotte in die Hånde zu fallen: am 4. July 1795 legten sie sich in Quiberonbay vor Anker.

Der vorzüglichste Theil der Truppen wurde in der Nacht gelandet; die übrigen sette man während des fols genden Lages sicher ans Ufer, nebst einer ungeheuren Menge Musketen, Monturen, Lebensmitteln, Kriegsz vorråthen und fünf Feldstücken. Da aber der auf der Halbinsel gefaßte Standort nicht behauptet werden konn te, ohne die Batterie einzunehmen, welche unter dem Gebiete der erstern stand, so gab der Commodore Bes fehl, daß drey Fregatten einen Angriff auf Fort Pens thievre, jest Fort Sanculottes genannt, auf der Einen Seite machen sollten, während er selbst mit einem Haus fen englischer Seesoldaten landen würde, um zu den Emigranten und Royalisten auf der andern zu stoßen, welche neu montirt waren, und ein zahlreiches wohlversehenes Heer darstellten. Nach einer zweytågigen Belagerung fürchtete sich die Besakung, welche unges fähr aus vierhundert Mann bestand, vor einem Sturme, und ergab sich zu Kriegsgefangenen.

In so fern es an der Mitwirkung der brittischen Marine lag, wurde alles Erforderliche ausgerichtet. Die Franzosen musten Auray und Vannes aufgeben und auch das verschanzte Lager bey Carnac råumen, so daß sich die Chouans in grossen Haufen mit ihnen vereinis gen konnten. Aber der Plan war nicht ursprünglich im Cabinette reiflich überlegt worden; auch suchte man zur Ausführung nicht die gehörigen Leute aus. Viele der Truppen wurden durch die Hoffnung der Freyheit von den Gefängnißschiffen verführt, und nicht wenige nahm man aus den Straßen und Gefängnissen von Lons

don, von denen sehr viele in den republicanischen Flots ten und Heeren gedient hatten, und der königlichen Sache insgeheim abgeneigt waren.

Auch der Graf von Puisaye, den man zum Befehl gewählt hatte, war ein Mann von zweydeutigen Grundfåßen, indem er als Generaladjutant unter Wimpfen gedient hatte, als dieser Offizier die Sache der Girondisten gegen den Nationalconvent zu behaupten suchte. Auch schienen die militärischen Talente dieses Anführers nicht so beschaffen, daß sie einen glücklichen Ausgang hätten herbey führen können, denn was er that, schränkte sich blos auf die Austheilung der Monturen und Ges wehre und die Verbreitung eines wohlgeschriebenen Ma■ nifestes ein, worinn er sich Generallieutenant der königlichen Heere und Oberbefehlshaber der katholischen und königlichen Armee in Bretagne nannte.

Kaum erreichte die Nachricht von diesen Ereignissen Paris, als die Deputirten Blad und Tallien abgeschickt wurden, die benachbarten Departements aufzubieten, indeß General Roche mit einer ansehnlichen Truppen macht anrückte, bey St. Barbe Posten faßte, eine Kette von Batterien quer über die Halbinsel aufwarf und prahlte, daß er die Rovalisten wie Ratten in einer Falle einschließen wollte. Dies wurde nur zu bald ins Werk gerichtet, denn der Versuch der Emigranten, die Blokade aufzuheben, schlug ganz fehl, weil es Verråther in ihrem Lager gab; und man würde sie ganz in Stücken gehauen haben, wenn die englischen Canonenboote, die ihren Rückzug sicherten, sich nicht ins Mittel geschlagen håtten. Zur Vollendung ihres Unglücks wurde Fort Penthievre den 21ten July durch Verrätherey in einem nächtlichen Angriffe wieder erobert, der brave D' Hervilly erhielt eine verzweifelte Wunde, und

der unerschrockene Sombreuil, dessen Schicksal jeder bes mitleidete, wurde erst zum Gefangenen gemacht und dann hingerichtet, während von Puisaye, so bald der erste Lårm entstand, sich auf ein Kriegsschiff ge= flüchtet hatte. Bey dieser traurigen Gelegenheit kamen nicht weniger als sechs bis siebenhundert französische Flüchtlinge am Fuße des Vorgebürges Le Rocher de Portignes um. Es ergaben sich etliche, worunter die Nichtadlichen nach Verlauf einiger Zeit begnadiget wurden. Die Boote der englischen Flotte, welchen man nichts von allen diesen Widerwärtigkeiten zur Last legen kann, retteten etwa zweytausend Personen.

Obschon diese Landung sich so unglücklich endigte, hielt der Commodore es doch für rathsam, an der Küste zu bleiben, damit die Aufmerksamkeit der republicanischen Truppen beschäftiget würde. Erst beschloß man, die Insel Noirmoutier, wo sich vordem der berühmte Charette mit seinen treuen Anhängern aufhielt, einzus nehmen: da aber diese Insel zu gut bewacht schien, besetzte man die isle de Dieu und verwandelte sie in eis nen Waffenplah, aus welchem man den benachbarten Chouans leicht zu Hülfe kommen konnte.

Im Jahr 1796 fuhr Warren fort, die etwa noch übrigen französischen Handelsschiffe zu bedrången und zu vermindern, und am 22. August, als er nur vier Fregatten bey sich hatte, stieß er auf ein französisches Geschwader ovn sieben Segeln, worunter drey sehr starke Echiffe waren. Er griff es an, zerstreuete die Convoy und war so glücklich, die Etoile von dreyßig Kanonen zu nehmen. Im folgenden Jahre gab man ihm den Befehl eines Linienschiffs von 74 Kanonen, und ließ ihn zu der Flotte des Lord Bridport vor Brest segeln. Auf

dieser Station eroberte er etliche feindliche Kauffahrer, und trieb eine große Fregatte auf den Strand.

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Inzwischen brach eine furchtbare Empdrung in Irs land aus. Man mußte einen Offizier dorthin schicken, auf den man sich verlassen konnte, um die Truppen and Vörråthe von der französischen Küste aufzufangen. Hiers zu wurde Sir John Warren gewählt. Man gab ihm ein starkes Geschwader. Am 11. October 1798 erblickte er eine feindliche Flotte, die aus einem Schiffe von go Kanonen, acht Fregatten, einem Schuner und einer Brigg bestand. Unverzüglich machte er ein Signal zur allgemeinen Jagd, mit der Weisung, daß jedes Schiff nach der Reihe seinen Gegner wählen sollte. Wegen der großen Entfernung und einer sehr stürmischen See ers reichte man den Feind nicht cher, als am 12ten. Es erfolgte ein scharfes Treffen, und der Hoche, ein Linienschiff, welches Bompard commandirte, mußte, nach einer tapfern Gegenwehr, n bst drey Fregatten, die alle voll Truppen und Vorråthe waren, die Flagge streis chen. Theobald Wolfe Tone der Irländer, dem die society of united Irishmen ihren Ursprung verdankte, und der einen irländischen Freystaat entworfen hatte, wurde auch bey dieser Gelegenheit gefangen genommen.

Ein so wichtiger Vorfall beugte der Erneuerung eis nes unglücklichen Bürgerkrieges vor, hatte die vortheil-haftesten Folgen, und verursachte sowohl in England als Irland allgemeine Freude. Beyde Parlementshåuser beschloßen dem Baronet Warren einmüthig ihren Dank. In der darauf folgenden Rangerhöhung wurde er zum Hinteradmiral der blauen Flagge gemacht, und er erhob seine Flagge zum erstenmal in Temeraire, mit welchem er zur Canalflotte stieß.

1801 wurde er schnell ins Mittelmeer geschickt, um

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