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ten, schienen Holland, Frankreich und Spanien zu bes lagern. Man brachte die Jugend aus allen Theilen des unirten Reichs, um sie einzuschiffen, und eine Menge der reichsten und vornehmsten Männer zog das Unge, mach des Seelebens aller der Ruhe vor, welche sie ohne Nachtheil ihres Rufes auf dem Lande hätten genießen. können.

Ein Beyspiel hiervon ist der Admiral Warren. Er stammt von mütterlicher Seite aus einer alten vorneh men Familie Borlace oder Burlase. Nachdem er zu Bicester in Orfordshire die nöthigsten Kenntnisse bey eis nem Geistlichen erlangt hatte, that man ihn auf die bes rühmte Schule in Winchester, aus welcher so viele ges schickte Leute hervorgegangen sind. Aber hier blieb er nicht lange.

Eine leidenschaftliche Neigung zum Seeleben (war ihm gleichsam angébohren, und wird ihn vielleicht ins Grab begleiten. An einem schönen Som, mermorgen verließ er die Schule, ging an die Seeküste, und ließ sich als Freywilliger auf einem Schiff anwerben.

Es bedarf keiner Erinnerung, daß seine Eltern, sobald sie hörten, wo er wäre, sich bey der Admiralitåt für ihn verwandten, und ihm den Platz eines Schiff, cadets auswirkten. Er segelte mit dem Capitain O'Hara in der Kriegsschaluppe Alderney nach der Nordsee. Die Kälte, welche er hier auszustehen hatte, brachte keine Aenderung in seiner einmal gefaßten Neigung hervor. Als er aber nach England zurückkehrte, lagen ihm seine Eltern an, seine geistige Bildung fo rtzusetzen. Er ließ sich bewegen auf die Universitåt nach Cambridge zu gehen, wo er in Emanuel College der besondern Aufsicht des rühmlich bekannten Professors der Botanik, Martyn, übergeben wurde. Die Mühe, welche er fich mit Warren gab, blieb nicht unbelohnt; er em=

pfieng dafür eine gute Pfarrstelle in Little Marlow, dem Landgute seines Schülers.

Warren ging nun einige Zeit auf Reisen. Als er zurückkam, wurde er unumschränkter Besitzer von seinen beyden Landgütern Medmenham und Little Marlow in Buckinghamshire. Völlig sein eigener Herr und Gebies ter über ein ansehnliches Vermögen, überließ er sich ein wenig den Unregelmåßigkeiten der Jugend; indessen hatten feine Vergnügungen einen Anstrich von der überwiegens den Liebe zum Seelehen; denn schon damals hielt er sich eine Lustjacht in dem Bristoler Canal, und kaufte sogar die Insel Lundy, theils um einen Erfrischungsort für sich und sein Schiffsvolk zu haben, theils wegen des Hafens, in welchem er dann und wann sein Fahrzeug abgetacelt liegen lassen konnte. In den Zeitraum seis nes Jünglingsalters fållt auch folgender edle Zug. Er traf in Gesellschaft bey einem vornehmen Gardenoffizier einen einnehmenden jungen Mann, Nahmens Frederick, an: es war der Enkel des Königs Theodor von Corsica und, gleich diesem unglücklichen Monarchen, ganz aller Auszeichnungen des Königthums beraubt. Warren war über den Anblick gerührt, kaufte ihm sogleich eine Offis zierstelle in einem Infanterieregimente, und wußte ihm eine vielgeltende Empfehlung an den Oberbefehlshaber der englischen Armee in America zu verschaffen, wo er als Lieutenant, für die brittische Sache streitend, starb. Da er wegen seiner Besitzungen in Buckingham. fhire großen Einfluß dort hatte, so bewarb er sich um die Repräsentantenstelle für den Burgflecken Marlow, und vertrat wirklich, nach verschiedenen harten Wahl= kämpfen, diesen Ort zweymal im Parlemente.

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Er erhielt hierauf die Würde eines Baronets 1775. Als der amerikanische Krieg ausbrach, zeigte sich seine

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alte Leidenschaft aufs neue, und er ging wieder, als einer der jüngeren Offiziere des Schiffs Venus, zur See. Ehe er an Bord ging, verrichtete er eine unges wöhnliche romantische Handlung, die eine wahrhaft fürtrefliche Freygebigkeit bezeichnete. Er ging in die beyden Gefängniße der Fleet und King'sbench, in welchen beyden nur Schuldner verhaftet werden, und bes zahlte aus seiner Börse die Schulden aller dort eingezos genen Secoffiziere.

Lord Howe kreuzte damals mit einem mächtigen Geschwader an der amerikanischen Küste, theils um die Häfen der jeßigen vereinigten Staaten (die damals in der Sprache des brittischen Parlements rebellische Colonien genannt wurden) zu sperren, theils um die Hülfstruppen aufzufangen, welche ihnen Frankreich etwa fenden möchte. Unter diesem versuchten Seehelden, an den er besonders empfohlen war, diente Sir John Wars ren während eines sehr bedenklichen Zeitraums; auch blieb der geschickte und tiefblickende Lord, so lange er lebte, sein Gönner. Auf dieser Station wurde er zum Lieutenant gemacht, und hatte diesen Rang, auf dem Linienschiffe Nonsuch, als Graf D'Estaing mit einer mächtigen und wohlversehenen Flotte sich in diesen Seen zeigte. Gleichwohl hatte der französische Admiral dießmal das Glück zu entschlüpfen, ein Umstand, der nicht wenig zur Befreyung der Colonie beytrug, wo zwey der tapfersten englischen Generale nach einander zuGefangenen gemacht werden sollten ; aber es stand im Buche des Schicksals geschrieben, daß D'Estaing bald selbst für seinen Uebers muth in einem Treffen büßen sollte, wo die unerschros ckenheit eines Rodney und der Schußgeist Englands die Oberhand behielten.

Nachdem er zwey Jahre an der amerikanischen

Küste gedient, und sich eine Kenntniß des wirklichen Seedienstes verschafft hatte, kehrte unser junger SeeLieutenant in sein Vaterland zurück, um höher befördert zu werden. Er diente etliche Monathe auf dem Victory, und erhielt dann die Bestallung eines soge= nannten Meisters und Befehlshabers (welche dem Capitainsrange in der englischen Marine vorausgeht) und commandirte die Helena, eine Kriegsschaluppe, die man erst vor Kurzem dem Feinde weggenommen hatte. Ein Jahr darauf machte man ihn zum Capitain. Erst gab man ihm die Ariadne von zwanzig Kanonen, dann L'Aigle von vier und vierzig und endlich die Fregatte Winchelsea.

Jetzt hielt er es für die schicklichste Zeit, sich eine Gattinn zu wählen. Er vermählte sich mit einer Tochter des General Clavering, dessen Gattin eine Tochter des Grafen Delaware war. Ungeachtet dieser Verbindung mit einem liebenswürdigen Frauenzimmer und der Hofnung, Vater zu werden, gab er der natürlichen Neigung zur Bequemlichkeit nicht Raum, sondern trachtete auch im Frieden, alle mögliche Einsichten, die auf seinen Stand Beziehung hatten, zu erwerben. Es ward damals ein Evolutionsgeschwader unter dem Viccadmi ral Gower ausgerüstet; in diesem befand er sich nebst dem jetzigen Admiral Berkeley. Der Posten, welchen er damals in dem Haushalte des Prinzen Wilhelm Heinrich, nuns mehrigen Herzogs von Clarence, bekleidete, machte dies gewissermassen nicht blos zum Vergnügen, sondern zur Pflicht, da er auf dem Valiant von 74 Kanonen ein Begleiter Sr. königl. Hoheit wurde.

Die Ereignisse der französischen Revolution und die daraus erwachsenen Kriege, an denen England Theil nahm, ruften alle Kräfte des Landes hervor, und seßten

alle Talente seiner Kinder in Thätigkeit. In dem vorhergehenden Zwischenraum der Ruhe war eine Menge wackerer Offiziere, die sich im amerikanischen Kriege ausges zeichnet hatten, vom Schauplaße abgetreten, und man suchte und munterte nun alle geschickte Männer auf. # Der Capitain Sir J. B. Warren war einer der ersten, die man nach Ausbruch der Feindseligkeiten anstellte. Man untergab ihm eine neue Fregatte von 36 Kanonen, die Flora, so daß er nicht nur Hoffnung hatte, sich auszuzeichnen, sondern auch zu bereichern.

Ungeachtet dieser versprechenden Aussichten brauchte man die Flora während des ganzen Jahres blos zur Deckung der Kauffahrer. Sonach hatte ihr Befehlshaber keine Gelegenheit Prisen zu machen, oder sich Ruhm zu erwerben, bis man ihm das Commando eines flies genden Geschwaders von vier Fregatten und einer Kriegsschaluppe gab, mit welchem er, als Commodore, die feindlichen Handelsschiffe auffieng, die französischen Kreus zer in die Enge trieb, und gelegentlich sich mit den Kås stenbatterien herumschoß, so daß er die ganze Küste in der Nachbarschaft von Havre de Grace, Granville, Cherbourg, St. Malo, Avranches und Dol in bestån diger Unruhe hielt. Zu gleicher Zeit erfüllte er einen ans dern großen Zweck: dies war die Aufmunterung, welche man von Seiten der Engländer den Royalisten gab, die damals ausnehmend mächtig und zahlreich wären und von den englischen Kriegsschiffen, so oft es thunlich schien, mit Waffen und Munition versehen wurden.

Zu Anfange Aprils 1794 kehrte er dort zurück, und wurde bald wieder mit einem kleinen Geschwader von fünf Fregatten ausgeschickt. Er segelte wieder an die franzö fische Küste, und stieß auf vier starke feindliche Schiffe, die nur erst den Abend zuvor qus Cancalebay gelaufen

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