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Bliffet, toyman, Piccadilly, neue hölzerne Austernåpfe (oystertrays). Sie haben die Gestalt einer großen Ober- und Untertasse, so daß die erstere an die letztere befestiget ist. Sie find blos für den gemeinen Mann bestimmt und gewähren die Bequemlichkeit, daß man gleich auf demselben Napfe, wo die Austern aufgetragen werden, einen Ort bey der Hand hat, die Schaalen, welche immer schmutzig sind, bey Seite zu legen.

Die Herrschaft des Sammts ist in England noch nicht zu Ende, vielmehr hat es allen Anlaß zu einem rechten Sammtwinter. Sobald ein etwas kalter Tag einfällt, sieht man nichts als sammtne Pelze bey den Frauen. Die Manufacturen haben nicht unbedeutende Vorråthe aller Farben anf den Markt geschickt. Grů, ner und blauer Sammt stehen in lebhafter Nachfrage, aber der schwarze Sammt ist der gangbarste, Wer nicht die Kosten zu einem Pelze erschwingen kann, trågt ein schwarzsammtnes Corsett mit tiefer Pettinatverbråmung und die Müßen aus Sammt von allen Farben stehen unter den Frauen des Mittelstandes im grösten Ansehen. Von dieser Beliebtheit des Sammts wollen auch die Schuster Vortheil ziehen; man sieht hin und wieder Sammtschuhe bey den Weibern aus allen Stånden. Da nun der Sammt so hoch am Brete steht; und doch so theuer ist, sann man natürlich auf etwas, das ihm gleich kåme, und für den großen Haufen käuflicher wåre. Demnach hat eine Puhmacherinn, Frau Glover 159 New Bondstreet, falschen Sammt (mock velvet) er funden, wovon viel Lärm gemacht wird. Im Anschen ist er nur etwas weniges von dem åchten verschieden, und in Betreff der Dauer soll er entschiedene Vorzüge besitzen. Er widersteht der Nässe sehr lange und bricht nicht in den Falten, welches der åchte Sammt oft thut.

Am meisten empfiehlt ihn seine verhältnißmäßige Wohlfeilheit. Da dieser Artikel neu ist und gesucht wird, fo muß es sich bald zeigen, ob er wirkliche Verdienste besißt.

Die englische Magd ist in den Dingen, die sie vom Kunstfleiße zu ihrem Staate kauft, beynahe eben so vers wohnt, als ihre vornehme Frau. Sie kann zwar nicht viel bezahlen, will aber doch für ihre Schillinge etwas neues und gefälliges haben. Man wird sich vielleicht wundern, die meisten Sachen, welche diese Classe trägt, jedes Jahr eben so gut in neuen Gestalten zu sehen, als die Moden der wohlhabenden Frauen. In diesem Craiß liegen unter andern die wollenen Strumpfbånder. Diese unbedeutende Waare, wovon man das Paar für etliche Pence kaufen kann, stellt sich regelmäßig jeden Winter mit irgend einer kleinen Aenderung ein. Man sieht sie auch heuer aus guter Lammswolle mit einer großen Mannigfaltigkeit neuer bunten Kanten. Bey den Galanteriehåndlern liegen sie in viele Dußende zusammenge= bunden und machen großen Staat.

Oben wurde überhaupt bemerkt, daß heuer die Baumwollenlåden sehr reich mit Neuigkeiten beseßt sind. Ohne Musterkarten kann man nicht sehr ins Einzelne gehen, aber ein Paar Worte lassen sich doch darüber sas gen. Eine neue Farbe macht jetzt in diesem Fache viel Glück; es ist die sogenannte Rubinenfarbe (ruby). Wer neuerdings in den großen Städten auf den Gang des Kunstfleißes geachtet hat, wird bemerkt haben, was für einen zauberischen Einfluß eine neue Farbe. welche gefällt, auf allen Weiberputz hat. Es ergreift jedes Frauenzimmer gleichsam eine Wuth, wenigstens ein Band von der neuen Farbe zu haben, und die Galanterielåden gerathen in das peinlichste Gedränge, die

bendthigte Menge Waaren von dieser Farbe herbey zu schaffen. Dies ist in dem laufenden Winter die Geschichte der Rubinenfarbe in London. Alle feine baums wollene Güter, Mußcline, Halstücher, Shawls, halbe Tücher zum Festbinden der Hüte 2c. müssen, wo môzlich, von ruby, oder doch von den Scha: irungen, Gras natenfarbe, Castanienbraun, Fuchsschwanz (amarant) sang de boeuf, braun oder karmosin seyn. Die schd.t= sten Sachen von Nubinenfarbe sind die beliebten Cas he mirshawls von 1 bis 5 Guineen. Außerdem haben die Muster der broschiṛten Mußcline (India Japans) fat kein Ende. Unter den neuesten Cambrics hat man eine außerordentliche Wahl, und zwar sind die Desseins eingewirkt (patterns wove in), es würde aber sehr schwer seyn, zu sagen, welchen Mustern man den Vorzug ges ben soll. Von den sogenannten weißen Gütern (white goods) sind die klein geblumten Mulls (small sprigged mulls) unvergleichlich, und die Jaconnots, dje von vielen jungen Herren vorzüglich zu Halstüchern getragen werden, gehören zu den besten Artikeln dieses Fachs: von den leßteren kann man das Stück in Quans titäten wohl bis zu einer halben Crone und vielleicht niedriger haben. Außerordentlich schön und gesucht find diesmal wieder die Satin worked muslins oder Mußeline, die mit sehr glattem und glänzendem baumwolle nen Garne (shining cotton) gestickt sind. Dazu kommen die town printed cambrics (in London gedruckte) welche, wie gewöhnlich, vor denen aus den Manufactu ren an schönen Mustern und dauerhafter Farbe beträcht= liche Vorzüge haben. Wilding in Newbondstreet hat auch einen Vorrath herrlicher neuer Shawls von allerley Farben, aber insgesammt am Rande grob getüpfelt und ausnehmend groß. Endlich giebt es hier und da

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artige neue Muster von counter panes oder großen Bettdecken, wovon der Absah unermeßlich ist.

Die Goldschmiede und Juwelier haben mehr Neuigkeiten, als man bey dieser für sie so ungünstigen Jah, reszeit erwarten sollte. Wenn darunter nichts sehr auss gezeichnetes ist, so findet man doch mehrere Verbesserungen und neue Formen, welche zeigen, wie unermůdet dieser nicht unanschuliche Theil der brittischen Bes triebsamkeit bemühet ist, mit dem Zeitgeschmacke des Publicums Schritt zu halten. Das Fach der Ringe ist besonders reich, und wiewohl die Londner Juwelier den Parisern, überhaupt genommen, nachstehen müssen, so giebt es unstreitig einzelne Arbeiten, in denen sie dieselben erreichen und übertreffen. Orford in der Orfor der Gaffe hat unter andern Neuigkeiten Uhren mit Cars niolen besetzt, für 17 bis 20 Guineen, die von Kennern gepriesen werden. Die heurigen Ohrengehenke sind uns gemein groß, und gleichen den Fingerringen. Unter den Busennadeln bemerkt man wenig Neues, weil der Wins ter die Frauen mehr verhüllt. In verschiedenen Låden findet man niedliche neue Marklöffelchen von Silber *): In Neubondstreet verkauft der Goldschmidt Riviere neue Gestelle für Eyerbecher. Sie sind von Silber und inwendig vergoldet. Das Neue an ihnen besteht darin, daß sie oben, anstatt der Sanduhren, ein großes Sars kophagförmiges Salzfaß haben: ein schönes Stück Arbeit, das sich gut verkauft. Aber vorzügliches Glück machen beym Goldschmidt Buttler in derselben Strasse die tea caddy ladles, Theebüchsen - Löffel, (womit *) Jeder Löffel kann zu groffen und kleinen Markknochen ges braucht werden, nachdem man ihn dreht; der Griff ist in der Mitte, und an Einem Ende ein kleiner, an dem aus dern ein großer Marklöffel.

man den Thee in die Kanne thut) aus Silberfilligran von fünf bis sechs verschiedenen Formen, das Stück zu neun bis 15 Schillingen.

Es ist schon früherhin in den engl. Misc. angeführt worden, daß die englischen Juwelier gewisse sehr harte Saamenkörner, die aus Asien kommen, zu niedlichen Hals- und Armbåndern brauchen. Sie heißen schlechtweg Saamenkörner (seeds) und da man den Handwers kern nicht ansinnen kann, daß sie große Geographen seyn sollten, so nennen sie die Gegend, wo diese Saas menkörner hergebracht werden, Jadien, ein Universalnahme, womit der gemeine Mann den ganzen Orient bezeichnet. Aus solchen seeds haben wir schon mehrerer Artikel des Weiberschmucks erwähnt. Dieses Jahr hat Davis in Neubondstreet neue Halsbänder und Armbåns der feil, welche bis jetzt die niedlichste Juwelierarbeit dieses Winters in Neubondstreet sind. Er hat den Saaz menkörnern die beliebte Fleischfarbe gegeben, und sie sind mit ganz kleinen, vielseitig geschliffenen Stahljuwelen verflochten. Ein solches Halsband kostet nicht mehr als 30 Schillinge Sterl. Davis hat mit diesem unbedeus tenden Artikel einen artigen Schilling verdient.

Die in England so beliebten Schreibzeuge aus Ebens holz, welche man fast in jedem englischen Hause antrifft, haben wieder eine Verschönerung erhalten. Die Kanten der vier Seiten und der beyden Abtheilungen in der Mitte werden mit filberplattirten Leisten besetzt. Ihr Ansehen hat dadurch sehr gewonnen. Man hat auch diesen Winter kleinere Schreibzeuge von derselben Art mit filberplattirten Leisten. Sie haben an den vier Ecken Löcher, welche auch silberplattirt sind, für die Schreis befedern. Ein sehr artiges Assortiment dieser niedlichen Waare findet man bey der Frau Elvey in Altbondstreet,

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