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der etwa vor 12 Jahren in Dundee geheurathet hatte, bekam seinen Abschied, als es Friede wurde. Er befand sich damals auf der Insel St. Vincent nebst seiner Frau und seinem Kinde. Die beyden lehtern wurden auf ein eigenes Fahrzeug gebracht, das man zur größern Bes quemlichkeit der Weiber und Kinder besonders eingerich tet hatte. Sie segelten nach Barbados, aber hier erhielt das Schiff mit den Weibern Gegenbefehl, weil die Nachricht eingieng, daß der Krieg mit Frankreich abermals ausgebrochen wäre. Der Soldat setzte seinen Weg nach Dundee fort, wo er sich überall nach Weib und Kind ers kündigte, ohne etwas von ihnen hören zu können. Er schloß daher, ihr Schiff sey zur See gescheitert. Nach einigen Monaten verlor sich sein Schmerz darüber, und er bewarb sich um die Hand eines Mädchens, mit dem er letzthin getrauet werden sollte. Den Sonnabend vors her hatten sich die Verwandten von beyden Seiten vers sammelt. Man schmaußte und trank auf das Wohl= seyn des künftigen Paares, als auf einmal die todtge= glaubte Frau mit ihrem Kinde hereintrat. Sie war in Barbados zurückgehalten worden, erlitt viele Beschwerlichkeiten, und kam gerade noch zur rechten Zeit zu ihrem Manne, ehe er sich zum zweytenmal verheurathete.

Eine Frau Skinner hatte bey einem Fleischer ges dient, wo sie als Jungfer mit dessen Knechte sehr genau bekannt wurde. Ihr Oheim starb, und vermachte ihr hundert Pfund Sterl. in den 5 p. Cent Annuitåten. Hanson, dies war der Name des Knechts, wurde nun noch einmal so verliebt in sie, und überredete sie zu allem, was ein Mädchen nur zugestehen kann, ohne an die Fesseln der Ehe zu denken. Er bewog sie, ihren Lienst zu verlassen, und miethete ein hübsches Stübchen für sie. Nach weniger Zeit zeigte sich die Schwangerschaft, und

da sich die Ausgaben vermehrt hatten, und noch größer zu werden droheten, so vermochte Hanson seine unübers legte Geliebte, ihr Geld aus den dffentlichen Stocks zu nehmen, und es ihm zu überlassen. Man lebté luftig, so lange es währete; es kam ein Kind zur Welt, und man behalf sich so ziemlich, bis das Geld verthan, und das Kind gestorben war. Nun gewann alles ein anderes Anschen. Hanson bestand darauf, daß sie wieder in Dienste gehen müste. Das arme Geschöpf hatte nichts dawider einzuwenden, dafern ihr Hanson ihr Geld wieder geben wollte, das in den Fonds angelegt war. Das war nach den damaligen Umständen des Menschen nicht möglich, aber er war so großmüthig, ihr Ein Pfund zu geben, woben er ihr sagte, sie müßte fleißig seyn, und sich mehr verdienen. Nicht lange dars auf wurde sie mit Skinner, einem ehrlichen Kutscher, in einem guten Hause bekannt, der sie heurathete. Mitts lerweile hatte Hanson einen Fleischerladen auf seine eiges ne Hand in Chiswellstreet eröfnet, und kehrte sich an seine Verführte nicht. Aber diefe, jest Frau Skinner, belangte ihn gerichtlich, und forderte ihr Vermögen zus rück, welches sie in einer unglücklichen Stunde bewogen worden sey wegzugeben. Dagegen wendete der Sachwalter des Beklagten ein, daß sie eben so frengebig mit ihrem Beutel als mit ihrer Person gewesen wåre, und beyde aus freyem Antriebe aufgeopfert håtte. Wodurch wollte sie beweisen, daß sie ihr Geld geliehen hätte? wäre es nicht viel natürlicher, daß sie ihm, so unflug es auch seyn möchte, das Geld, ohne jemals etwas das für zu erwarten, geschenkt håtte? Dies war eben der schwierige Punkt, welchen der Richter den Geschwor nen entscheiden ließ, ob das Geld ein Geschenk oder ein Darlehn gewesen sey? Der Richter war mit dem Bes

nehmen des Beklagten äußerst unzufrieden; doch vers weilte er eben so lange bey der Unüberlegtheit der Mådchen, die freywillig ihre Personen hingåben, ohne sich durch die geheiligte und höchst wohlthätige Ceremonie der Ehe zu sichern. Die Geschwornen entschieden zu Gunften der Frau, und erkannten ihr hundert und funfzehn Pfund zu, welches nicht nur das Capital, sondern auch die Zinsen des geforderten Geldes waren.

Peter Leney, ein Schufter zu Cuckfield in Suffer, war unter den Freywilligen, und hatte dèn Rang eines Corporals. Eines Tages klagte er nach dem Ererciren, daß ihm nicht wohl wåre; er entfernte sich und sagte, daß er nach Hause gehen wollte; aber anstatt dessen schlug er einen andern Weg ein, bis er auf den nächsten Kirchhof kam. Hier hielt er die Mündung der geladenen Flinte an seinen Mund, und schoß sie, man weiß nicht, auf welche Art, los, so daß die Hälfte des Hirnschädels hinweggenommen war. Man schrieb diese verzweifelte That der Liebe zu. Er hatte sich um ein Mädchen beworben, das seine Hand verschmåhete und einen andern heurathete.

Ein Matrose auf einen Kriegsschiffe vor Plymouth bat beym Capitain um Erlaubniß, ans Land gehen zu dürfen. Aber er blieb lange über seine Zeit aus, wors über er bey der Zurückkehr hart angelassen würde. Er antwortete, es thate ihm sehr leid; aber er håtte ausdrücklich eine Dilly (eine Art von Chaise, die bey Plys mouth gewöhnlich ist) gemiethet, um desto schneller zus rück zu kommen; indessen håtte der Kutscher ihm auf eine halbe Guinee kein klein Geld herausgeben können, daher sey er genöthiget gewesen, zwischen Plymouth und Dock auf und abzufahren, bis die halbe Guinee ver fahren gewesen! Unglücklicherweise für den armen Jack traf es sich, daß, als die halbe Guinec verfahren war,

er sich gerade auf dem Flecke befand, von wo er aufs brach, und daß er eben so weit zu gehen hatte, als ob er ganz und gar nicht gefahren wåre.

Die berühmte Schauspielerin Siddons war in ́ihren besten Jahren zum allerwenigsten eine sehr hübsche Frau, und wer mit der geheimen Geschichte der vornehmen Welt in England bekannt ist, kann gehört haben, daß sehr hohe Personen gegen ihre Gestalt nicht gleichgültig wa= ren, wiewohl ihr Ruf allezeit unbefleckt geblicben ist. Es war aber kaum zu erwarten, daß sie jetzt, wo sie Großmutter ist, und eine Vdlligkeit besitzt, die sich mit den gewöhnlichen Begriffen von weiblicher Schönheit nicht vereinigen läßt, noch sehr einnehmen würde. Dennoch geschah dies vergangenen Sommer auf eine Art, die zu öffentlich bekannt wurde, als daß man sie in Zweifel ziehen könnte. Ein junger Mensch schrieb die leidenschaftlichsten Briefe an sie, und da diese unbeantwortet blieben, so suchte er sich in ihr Haus einzudrången, Allein die Bedienten ließen ihn nicht hinein. Er ließ sich nicht abschrecken, und gab endlich zu verstehen, daß er der Mistreß Siddons etwas Heimliches von außerster Wichtigkeit zu entdecken håtte, und deswegen sehr um eine Unterredung båte. Hierauf ließ sie ihm wissen, daß fie mit keinem Herrn, den sie nicht kennte, unter vier Augen sprechen würde; dafern er etwas Wichtiges zu sas gen hätte, möchte er es einem ihrer Brüder oder ihrem Sohne hinterbringen. Auch dies half nichts. Der junge Mensch setzte seine Zudringlichkeiten fort, so daß man sich endlich an die Polizey wenden mußte. Der Polizeymeifter rieth, daß man den liebekranken Ritter gütig be= handeln, und unter dem Versprechen einer Unterredung mit Madam Siddons festnehmen, und vor die Polizey bringen sollte. Dies geschah. Man verhörte ihn aus

Schonung ohne unnöthige Zeugen. Er war nichts wes niger als verrückt, wie man geglaubt hatte, sondern ein junger 23jähriger Irländer von gutem Hause, der in Lincoln's Inn die Rete studirt. Man machte ihm bes greiflich, wie thdricht es sey, einer verheuratheten rechtlichen Frau Liebeserklärungen zu machen, und stellte ihn auf freyen Fuß, nachdem er feyerlichst versprochen, daß er der Mistreß Siddons nicht mehr låstig fallen wollte. Bey näherer Erwägung wird man diesen wohl verbürgs ten Vorfall, der schon eine Stelle unter den Theaters anecdoten verdient, nicht so sonderbar finden. Eine große Schauspielerin wirkt mächtig auf fühlbare Hers zen, unabhängig von allen Vortheilen oder Nachtheilen ihrer Person. Ueberdieß kann eine hübschgewesene Frau, selbst wenn sie sich stark den Funfzigen nåhert, oder sie gar übersprungen hat, immer noch besonders in ein nem Clima intereßiren, das der frischen und feinen Ges sichtsfarbe bis in die höchsten Jahre günstig ist.

Eine junge Wittwe auf der Insel Jersey war im Begriffe, sich wieder zu verheurathen. Ein paar Tage vor der Trauung kamen vier von ihren Freundinnen aus Guernsey, um sie abzuhohlen, da sie ihre Brautführes rinnen seyn sollten. Der Capitain eines kleinen Kauffahrers sollte sie nach Guernsey zurückbringen. Bey Hochzeiten können Frauenzimmer so leicht nicht fertig werden; immer war noch etwas zu thun übrig, und der Capitain verschob die Übfahrt långer, als er es für recht hielt. Indessen mochte er sich an einem solchen Las ge keiner üblen Laune beschuldigen lassen, und schmeis chelte sich auch, daß, da der Wind scharf wehe, er über. die Klippen kommen würde, ehe die Ebbe eintråte. Un seligerweise irrte er sich darin. Die Ebbe trat ein, sein Schiff stieß auf eine Klippe in St. Owen's Bay gang

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