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3941 Seelen, welche durch diese öffentliche Milde wes fentlichen Vorschub bekamen.

Unter denen, die durch ihre lange Einkerkerung nicht hatten nüßlich werden können, und die auf diese Art dem Staate wieder geschenkt wurden, waren vornehmlich Manufacturisten, Seeleute und Taglöhner. Seit mehr als dreyßig Jahren hat die Gesellschaft ihre menschenfreundlichen Bemühungen fortgesetzt. Sie hat vornehmlich einen sehr würdigen Schahmeister James Nield Esq., von dessen Edelmuthe folgender Zug bekannt zu seyn verdient. Im Februar 1801 beschloß ihm die Gesellschaft ihren einmüthigen Dank; kurz darauf erhielt er zu seinem Befremdea eine Banknote von tausend Pfund unter einem bloßen Umschlage. Da er glaubte, sie könnte nicht für ihn bestimmt seyn, so kündigte er sie als ein Geschenk für die milde Stiftung an, und obschon Lord Romney und der Ausschuß behaupteten, die Banknote sey für ihn persönlich bestimmt gewesen, so wollte er doch sein Recht darauf nicht Wort haben, und erklär re, daß, wenn es sich je zeigte, er håtte ein Recht das zu, die Summe der Gesellschaft zugehören sollte. Eingesezte Schuldner, welche von dieser milden Stiftung Nuzen ziehen wollen, dürfen blos durch eine gedruckte Bittschrift anhalten, welche man umsonst haben kann.

Eine andre vortrefliche Gesellschaft ist die, zur Verbesserung der Umstände der Armen, in Parliamentstreet. Sie wurde 1796 gestiftet. Ihr Zweck ist, alles zu bes rücksichtigen, was auf das Glück der Armen Einfluß haben kann; den Schwierigkeiten zu begegnen, welche mit der Unterstützung verbunden sind, die von den Kirch= spielen geleistet wird, und dahin zu sehen, daß Fleiß und Haushaltigkeit durch die Vertheilung der Armengelder nicht mehr gehemmt werden; die Mißbräuche in deu

Arbeitshäusern abzustellen; den Armen ben Unterbrin gung ihrer Kinder hülfreiche Hand zu leisten; auf die Verbesserung ihrer Wohnungen und Gårten zu sehen, und auf den Verbrauch des Brennzeuges und auf andre wohlthatige Zwecke zu achten.

Folgendes sind die Gegenstände, worüber die Gesellschaft Auskunft zu erhalten und gute Rathschläge auszutheilen, wünscht: 1. Armengelder. 2. Hülfsvereine. 3. Arbeitshäuser in den Kirchspielen. 4. Bauerhütten. 5. Bauergårten. 6. Dorfmühlen. 7. Dorflåden. 8. Dorffüchen. 9. Brennzeug und Feuerheerde. 10. Lehrs bursche. 11. Gefängniß in den Grafschaften. 12. Bettler.

Ueber alle diese Punkte und andre, die damit zus sammhången, sprechen die Verichte dieser Gesellschaft (welche heftweise erscheinen) umståndlich, und enthalten eine Masse von Kenntnissen, die zu gleicher Zeit praktisch, interessant und wichtig sind, welches den Beförderern dieser Stiftung zur äussersten Ehre gereicht. Sie fing an, als die Noth der Armen höchst dringend war, und als die Theurung aller Lebensmittel es nothwendig machte, daß man sich in jedem Stande der äußersten Sparfamkeit befliß. Wer zehn Guineen auf einmal oder Eine Guinee des Jahres unterzeichnet, erhålt von allem, was die Gesellschaft drucken läßt, zwey Eremplare, und für eine grössere Summe, nach Verhältniß.

Eine andere Gesellschaft, die den Nahmen Philanthropic society mit Recht verdient, und in St. Geors ge's fields ist, wurde nur erst vor etlichen Jahren geftif= tet, und hatte den Zweck, mit der Unterstüßzung der Armen, Industrie und Polizey zu verbinden, und die Kins der der Lasterhaften und Betrüger vom Verderben zu

retten.

Sie hat jezt 167 Kinder beyderley Geschlechts, uns

A

ter welchen etliche sind, die man aus Gefångnissen aufnahm, und andere, die man aus den Schlupfwinkeln des Lasters und der Unzucht rettete. Zu ihrer Beschåf= tigung sind Gebäude errichtet, in welchen, unter der Aufsicht etlicher Meister, allerley Handwerke ausgeübt werden. Die Mädchen lehrt man weibliche Arbeiten, und alles, was im Hause von Frauen verrichtet zu werden pflegt, damit sie dem Staate nüßen mögen, und sich ihr Brod ehrlich erwerben können. Die sämtliche Ans zahl von Kindern, welche man bis 1803 in die Gesellschaft aufgenommen hatte, belief sich auf 489, unter denen sich viele befanden, die zwar jung an Jahren, aber alt an Lastern waren. Diese Gesellschaft wünscht besonders, daß wohlgefinnte und verständige Leute, "gleichviel, ob fie Gelder beytragen oder nicht, die Stiftung besuchen mögen; und man hålt ein Buch, um alle nůßs liche Bemerkungen niederzuschreiben, die Jemand über diese Anstalt machen dürfte.

Die preiswürdige menschenfreundliche Ges sellschaft, welche allgemein bekannt ist, beginnt mit ihs rer Hülfe da, wo alle andre die Gegenstände ihrer Sorgfalt verlassen. Seit ihrer ersten Stiftung im J. 1774 hat sie an dreytausend Menschen vom Scheintode gerettet. Sie ist auch ein Muster geworden, nach welz chem man in allen Gegenden der Welt åhnliche Gesell= schaften errichtet hat. Der D. Hawes ist der höchst unermüdliche Beförderer dieser Gesellschaft, die ihre Wohlthaten auf den Scheintod durch Ertrinken, Erdroffeln und jede Art von Erslickung ausbreitet. Im Hydepark ist ein eigenes Empfanghaus, welches einen in ganz Eus ropa nicht so vollständig und schön anzutreffenden Aps parat zu allen bekannten Mitteln, das Leben zurückzus rufen, hat. D. Hawes, der Menschenfreund (ein Mann,

der, wie unser Faust in Bückeburg, mit Hintansetzung alles Eigennußes blos für das Wohl der Menschheit ars beitet) giebt jedem, der ihn in seiner Wohnung in Spitals square besucht, auf das bereitwilligste die Bücher, Plane und Rathschlåge der Gesellschaft. Die jährliche Proces= sion in der London Tavern im April ist ein höchst intes ressantes Schauspiel, welchem Fremde beywohnen dürfen.

Die Samaritanische Gesellschaft im London Hospital ist ebenfalls eine vortrefliche Stiftung. Sie nahm ihren Anfang 1791 und macht sichs zum Geschäft, arme Leute, die im London Hospital geheilt worden sind, und nicht gleich wieder Dienste bekommen können, zu unterstüßen. Sie besteht ungefähr aus fünfzig jährlis chen Subscribenten, die jedes Jahr eine Guinee beytras gen, und aus siebzig lebenslänglichen Direktoren, die für Ein und allemal fünf Guineen bezahlt haben. Mit diesen Summen hat sich die Gesellschaft begründet und' ungefähr 300 Personen Unterstützung gereicht, und sie dann in Lohn und Brod gebracht, ohne welche Hülfe sie entweder zum Betteln wåren gendthiget worden, oder vielleicht gar zu schlimmeren Mitteln sich zu erhalten gegriffen hätten.

Der Londner Hafen. Was London jest des Jahres aus und einführt, kann man auf sech is zig und eine halbe Million Sterling ans schlagen, wovon die Zdlle des Jahres über sechs Millionen steigen. Zu dieser Aus- und Einfuhr werden etwa 3500 brittische und ausländische Schiffe erfordert, indeß die Ladungen, welche jährlich in den Hafen kommen, nicht weniger als 13,400 find. Im Durchschnitt find, 1100 Schiffe auf der Themie bey London, nebst 3419 Barken und andern kleinen Fahrzeugen, die zum Ausladen und Befrachten derselben gebraucht werden;

2288 Barken und andre Fahrzeuge, die zum inländischen Handel bestimmt sind; und 3000 Wherries oder kleine Kähne zum Uebersetzen, Hinauf- und Hinabfahren.› Zu diesem lebhaften Auftritte kommen noch etwa 8000Them senschiffer, welche die Wherries und kleinen Kähne fahren; 4000 Tagelöhner, welche beym Ausladen und Bes frachten der Schiffe helfen und 1200 Zollhausbeamten und Accisebedienten, die beståndig auf der Themse zu thun haben, nebst den Mannschaften aller der gedach ten Schiffe. Dieser Auftritt nimmt einen Raum von sechs Englischen Meilen auf der Themse ein, nehmlichh zwey Meilen über und vier Meilen unter London = bridge; aber der merkwürdigste Theil, wovon sich gar keine ges naue Beschreibung geben läßt, liegt zwischen Londonz bridge und Lime - house. ·

Der Westindische Handel in London ist zwar in feinem Aeußern nicht so glänzend, als der Ostindische, besitzt aber mehr gewerbliche Wichtigkeit als dieser. Der Belauf dessen, was dieser Handel jährlich einführt, steigt auf 7,000,000 Pf. Sterl., da hingegen die Ostindische Compagnie um eine halbe Million weniger einführt.

Oft übersieht man die Londner Manufacturen und Fabriken, weil es hier so viel andre wichtige Hans delszweige gibt, aber man mag nun ihre Größe oder ihren Werth ansehen, so sind sie von Belang. Sie bestehen vornehmlich aus feinen Waaren und Galantes rien, die zu einer größern Vollkommenheit gebracht wers den, als in den Manufakturstådten, zum Beyspiel, Fe= dermesser, Scheeren, Rasirmesser, chirurgische und mas thematische Instrumente, Juwelier-Waaren, Gold- und Silberarbeiten, lakirte Sachen, geschliffenes Glas, feine Tischlergeråthe und Wagen sowohl zum Staat als allen andern Absichten: oder aus besondern Gütern, die eine

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