Page images
PDF
EPUB
[ocr errors]

Schaugerichte, Pasteten, Hühner, Torten, Bras ten u. s. w. aus Holz oder Töpferwaare sind in allen Ländern bekannt. Bey großen öffentlichen Gastmåhlern, wo es auf Pomp ankommt, sind sie beynahe nothwendig. Auch dieses Feld haben die englischen Låden, welche Töpferwaaren verkaufen, mit großer Sorgfalt an= gebauet. Kinder und Unerfahrne, die mit dergleichen Lug und Trug nicht bekannt sind, halten beym Eintritte in solche Gewölbe diese Schaugerichte für lauter wirkliche: die Täuschung kann nicht weiter getrieben werden, und da von allen reichlich besetzten Tafeln, selbst wenn Londner Aldermånner Gåste daran find, viele Gerichte unberührt abgetragen werden, so muß man gestehen,

geglaubt, daß die Erdarten dieser Reiche den auswärtigen zur Verfertigung des Porzellans nicht gleichkommen. Miles Mason, ehmals wohnhaft in Fenchurchstreet in London, war einer von denen, welche am meisten chinesisches und japanisches Porzellan kauften, bis es neulich durch schweren Zoll gleichsam verboten wurde. Er hat daher selbst zu Lane Delph bey Newcastle unter Line eine Porzellanfabrik anges legt, wo er eine neue Porzellanart unter dem Nahmen British Nankeen verfertiget. Er kann versichern, daß es vorzüglicher als das chinesische ist, denn es besiht mehr Schönheit und Dauerhaftigkeit, auch bricht es nicht so leicht an den Rändern, und die Stücken zerbrochener Teller ic. lassen sich leichter zusammenlöthen. Er sieht sehr wohl ein, daß er, um die starke Vorurtheile des Publicums zu bes kämpfen, etwas vorzügliches liefern muß, und erbietet sich daher, vereinzelte und unvollständigeService zu completiren. Man wird denn aus dem Vergleiche sehen, was an seiner Waare ist. In kurzer Zeit werden alle Zweifel verschwinden, und wenn ihn der Adel aufmuntert, so zweifelt er nicht, das die englischen Vorzellanfabriken es den fremden gleich thun oder gar sie übertreffen werden. NB. Die größeren Stücken sind unten gestempelt, um Betrug zu verhindern."

daß die Schaugerichte den wirklichen an Nußbarkeit nichts nachgeben. Zu den neuen Waaren dieser Art gehören ganz kleine Törtchen (tartlets). Da man die wirklichen Gebäcke dieser Art tåglich in London in ungeheuren Quantitåten verschlingt, so wollte man auch Schaugerichte davon für große Schmausereyen haben.

Die kleinen Spielereyen, welche in England aus Spath von Derbyshire gemacht werden, sind den Lesern hinlänglich bekannt. Es scheint, als ob sie täglich mehr Beyfall fånden, welches eine natürliche Folge der sehr mäßigen Preise ist, wofür man sie jezt kaufen kann. In der That find alle die Siebensachen, einheimisches und ausländisches Obst, Eyer, Zucker 2. ungemein tåuschend. Unter den letzten Stücken, die sie ausgekramt haben, findet man Nachahmungen von Brod- und Kås seschnitten, von denen schon gebrochen, oder gebissen ist. Die Farbe ist so gut getroffen, und die kleinen Löcher in beyden so natürlich, daß man damit allerley Kurzweil treiben kann.

Die Goldschmide fasseten im lezten Sommer nichts so häufig als Carneole sowohl für Ringe, als für Ohrgehenke und Halsketten. Eine der schönsten Kleinigkei=" ten dieser Art sind kleine Fläschchen aus Carneol, die man mit Balsam füllt, und zwischen zwey Kettchen an der Halskette trägt. Man findet sie unter andern 129 Orfordstreet.

Ueber den Geschmack soll man nicht streiten. Wenn die Engländer ihre Braten am liebsten halbroh essen, so lasse man sie bey ihrer Weise, und lache nicht darüber, weil sich wirklich, wenn einmal Fleisch zur Nahrung gegessen werden soll, manches für ihre Zurichtung fagen läßt. Ein gutes Stück Roastbeef, das mit Sorgfalt gebraten ist, ist wahrhaftig gar nichts verächtliches, und

wir wissen aus Erfahrung, daß mancher Kränkling aus dem mäßigen Gebrauche dieses Specificums mehr Nußen geschöpft hat, als aus den Recepten des Arztes. Den Engländern nach dem alten Schlage, dem eigentlichen Volke ist, wie man weiß, so viel an diesem alten Nationalgerichte gelegen, daß bey Volksfeyerlichkeiten, wo man sehr viele Menschen speisen will, oft gar nichts an: ders gegeben wird, als ein oder zwey Ochsen, die man unter freyem Himmel ganz bratet. Indeß kann der ge= meine Mann dieser Leckeren zu Hause deswegen nicht oft genießen, weil ihm an einem Bratspieße fehlt, welcher hier meistentheils nur mit einer besondern theuren Vorrichtung (Jacks and pullies), wodurch er gedreht wird, zu haben und blos für große Küchen geschickt ist, die bes kanntlich in den englischen Häusern der neueren Bauart im Kellergeschoße sind ). (Von den Dörfern, von den *) Die meisten englischen Häuser sind bequem genug für Eine Familie. Aber man scheint gar nicht daran zu denken, daß viele Familien zur Miethe wohnen müssen. In Deutschland hat jedes Stockwerk eiues nur mittelmäßigen Hauses seine eis gene Küche und seine eigene Bequemlichkeit. In England hat jedes Haus nur Eine Küche im Souterrain: und die gewöhnlichen Häuser, dergleichen alle lodginghouses find, haben nur Eine Bequemlichkeit (blos die Häuser der Großen und Reichen, die großen Gasthöfe, die großen öffentz lichen Collegien, machen in Absicht auf die leßtere eine Ausnahme, indem sie gewöhnlich mit mehrern waterclosets vers fehen sind). In den Logirhäusern trift es sich zwar oft, daß der Miethsmann gemeinschaftlich mit dem Wirthe und den andern Miethsleuten die Küche zu theilen berechtiget ist; aber es giebt da wieder nur Einen Camin. Man kann das her leicht denken, daß dies oft Anlaß zu Zank geben muß, welches auch gewöhnlich der Fall ist. Um diesen zu vermeis den, müssen die meisten Miethsleute, die eine eigene Familie ausmachen, in ihren Zimmern kochen, An den Gebrauch

[ocr errors]

Landstädten, und selbst von den kleinen landähnlichen Häusern der Hauptstadt ist hier nicht die Rede) Der Mits telmann, der Handwerker, der Taglöhner in London, und selbst gute Bürgerfamilien lassen ihr Fleisch, wenn es nicht gekocht werden soll, beym Bäcker im Backofen braten. Wollen sie es aber geröstet haben, so pflegen sie eine Gabel oder einen starken eisernen Nagel mitten über dem Camin einzuschlagen, woran sie vermittelst eines Bindfadens ihren Rinds oder Hammelbraten 2c. häne gen, und denselben so lange bald rechts bald links dres hen, bis er gut ist.

Man sieht von selbst, daß dies höchst unbequem ist, und gewissermaaßen einer Nation zur Schande gereicht, die wegen der mechanischen Erleichterungen der Mühe in allen häuslichen Geschäften so berühmt ist. Dafür ist nun aber auch gesorgt. Der Kunstfleiß hat seit etwa drey Jahren den vertical roasting Jack and screen erfunden, vermittelst dessen man vor jedem Camine die Operation verrichten kann, die wir "am Spieße braten" nennen, und die in England ausschließlich roasting heißt. Diese Vorrichtung gleicht einer Bilderblende oder Nische, die aus Weißblech ges macht ist. Oben hat sie eine Defnung, über welcher eine Art von Gestell aus vier schmalen Stücken Blech angebracht ist. Diese tragen den Jack, einen Mechanismus, welcher wie eine runde Büchse aussieht und ein Råderwerk einschließt, das ihn etliche Stunden in einer ebenmäßigen horizontalen Drehung um seine Achse erhält. An dieser Büchse befindet sich ein Haken, woran man

des Bratspießes ist da gar nicht zu denken. Hier hat man wieder die Bemerkung bestätiget, daß England sehr ange nehm für Reiche ist; aber daß der Aermere, besonders wenn er in einer großen Stadt leben will, auf viele Entsagungen gefaßt seyn muß.

das zu bratende Fleisch hångt. Der Boden der Nische (screen, Schirm, genannt, weil er die Glut auf das Fleisch zurückwirft) vertieft sich ein wenig nach der Mitte zu, wo ein Behältniß mit durchlöchertem Deckel ist (fatpan), worein das herabtropfende Fett fließt. Der Rücken des Schirms ist mit einem Thürchen versehen, durch welches man den Fortschritt der Bråunung beob achten kann, ohne das Gesicht der Kohlenglut Preiß zu geben, welches ohne diese Thür geschehen müste. Die ganze Bratmaschine steht auf vier blechernen hohlen Füss sen, die in der Mitte durch ein Kreuz verbunden sind, welches einen bequemen Ort abgiebt, etwas zu wärmen oder gar zu backen. Gewöhnlich kostet eine solche Mas schine zwey Guineen und höchstens noch ein Paar Schillinge darüber. Man findet sie bey allen großen Klåmpnern in London. Es ist seit langer Zeit nichts so nůßliches für kleine Haushaltungen erfunden worden. Kind von zwölf Jahren kann damit braten, wenn man es von dem Grade der Garheit unterrichtet, den man verlangt. Ja die Erfindung ist so bequem, daß man an den lange fortbrennenden Steinkohlen den Braten unbes denklich Stunden lang sich selbst überlassen kann. Das Camin wird dadurch im geringsten nicht beschmußt, oder aus seiner Ordnung gebracht, und nach dem Braten hat die Maschine in einem kleinen Winkel Raum, wo fie, wenn man sie blank gescheuert hålt, dem Auge nicht widerlich seyn kann.

Ein

Sicherlich ist keine Nation so reich an verschiedenartigen Messern und Gabeln als die Engländer. Wer Nemnich's Waarenlericon nachschlagen will, wird fich davon überzeugen, wiewohl sich vermuthlich, seits dem dieser Gelehrte in England war, einige Zusätze dazu machen ließen. Er erwähnt unter andern der Mess

« PreviousContinue »