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street bey Moorfields. Auch hält man den Porter (Dope pelbier), der hier gebraut wird, für den besten. Als Malz und Hopfen im måßigen Preise standen, hat man des Jahres in diesem Hause über 200,000 Faß gebraut (barrels). Es ist darin eine Cisterne aus gehauenen Steinen, welche 3600 Barrels enthält, und neun und vierzig große cichene Bottiche, deren einige 3500 Faß enthalten. Einer ist 27 Fuß hoch und 22 Fuß im Durchmeffer; alle vier bis fünf Zoll ist ein eiserner Reif und gegen den Boden zu hat er hölzerne Reifen. Es sind hier drey Kessel, von denen jeder 5000 Faß hålt. Das Maschinenwerk wird durch eine von Watts gebaute Dampfmaschine in Bewegung gesetzt. Sie pumpt das Wasser, die Würze und das Bier; mahlt das Malz; rührt den Maischkufen um, und hebt die Tonnen aus den Kellern. Sie ist im Stande, die Arbeit von 70 Pferden zu verrichten, wiewohl sie nur klein ist, indem sie nur einen Cylinder von 24 Zoll hat und nicht mehr Geräusch macht als ein Spinnrad. Einer der merkwürz digsten Theile des Maschinenwerks ist eine Schraube, die sich in einem befestigten Behältnisse dreht und das in der Mühle gemahlene Malz bis auf den OberBoden des Gebäudes hinaufwindet, da die Mühle etwas zu tief liegt. In dem oberen Theile des Gebäudes sind Kühlcisternen, die etwa fünf acres Land bedecken würs den; sie sind nur sechs Zoll tief. In diesen kühlt das Doppelbier etwa binnen sechs Stunden. Es werden täglich große Verbesserungen, besonders in Hinsicht der Kessel angebracht. Zwey derselben sind so bedeckt, daß sich die Dämpfe sammeln und wieder als kaltes Wasser gebraucht werden, wodurch man eine Menge Brennzeug erspart. Die hier gebrauchten Fåßer von gewöhnlicher Größe belaufen sich etwa auf 20,000; es sind 200 Ar

beitsleute angestellt und 80 sehr große Pferde. Letzthin tödtete man eines von ihnen, das krank war; seine 4 Hufeisen wogen 34 Pfund; doch war es vermuthlich eines der allergröften Pferde. Unter andern Vorrichtungen dieses Brauhauses ist auch eine, wo das Bier, von einer Pumpe durch Röhren unter der Straße hin in ein großes Gebäude auf der Gegenseite der Straße getrieben wird, um in Fåßer geschlagen zu werden. In den Maischbottichen, die etwa 20 Fuß tief sind, bes findet sich zur Umrührung des Malzes eine Maschine, welche sich beständig herumdrehet und sehr sinnreich ist: vermittelst einer Schraube steigt und fällt sie wechsels= weise; zu gleicher Zeit bewegt sie sich bald oben, bald in der Mitte, bald unten. Man mag nun die Größe oder die kluge Einrichtung dieses Brauhauses erwågen, es ist gewiß eine der grösten Seltenheiten, die man nur irgendwo sehen kann; das Maschinenwerk, die Gebäude und die Materialien kosten zusammen an eine hal be Million Sterling. Man hat lange ein Vorurtheil genährt, daß man allein mit Wasser aus der Themse guten Porter brauen könnte: es wird durch diese Brauerey widerlegt, wo man das Wasser zum Biere theils aus dem neuen Fluße, theils aus einer Quelle inerhalb des Brauhauses nimmt. Man braut überhaupt in London des Jahres mehr als 1,200,000 Faß Porter, jedes zu 36 Gallons.

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Es werden nach Verhältniß nur wenige Fische in London verzehrt, weil sie äußerst theuer sind; und dieß ist vielleicht einer der rügbarsten Fehler in der Zufuhr der Hauptstadt, wenn man überlegt, daß die britti= schen Flüsse und die Meere um die Insel von schmackhaf ter und genießbarer Nahrung wimmeln. Im Durchschnitt werden des Jahres nicht mehr als 14,500 Böte

mit Kabliau und andern Seefischen nach London zum Verkaufe gebracht, die Makrelen ausgenommen, wels che zuweilen in großer Menge und ziemlich wohlfeil sind. Federvieh findet man felten anders als auf den Tafeln der Reichen und Großen: wegen des besondern Zustandes der Ackerwirthschaft steht die Zufuhr mit dem allgemei nen Verbrauche in keinem Verhältnisse und der Preiß ist übertrieben. Die Gesetze verbieten den öffentlichen Vers kauf des Wildprets, dennoch wird in London nicht wes nig verbraucht; man findet es sogar auf den Tafeln der Mittelclassen, denen es theils geschenkt, theils unter der Hand verkauft wird.

Zu den Zügen des Sittengemåldes der Hauptstadt gehört auch die Menge der Stiftungen zur Versorgung der Kranken und Armen nach ihren mannichfaltigen Bedürfnissen. Außer den zwey Hospitålern, welche auf Kosten des Staates für abgelebte und unfähige Matrosen und Soldaten unterhalten werden, hat London zwey und zwanzig milde Stiftungen für die Kranken und Lahmen und für schwangre Weiber; 107 Almosenhäuser, wo alte Männer und Weiber ernährt werden; 18 Stif tungen für arme Personen von verschiednen andern Arten; 17 Armenapotheken; 31 Frenschulen mit beståndie gen Fonds, wo 3,500 Kinder beyderlen Geschlechts erz zogen und ernährt werden; 17 andre öffentliche Schulen für verlassene und arme Kinder; 165 Kirchspielschulen, die von jedem Kirchspiele und durch gelegentliche milde Beyträge erhalten werden, in denen man im Durchschnitte 6000 Knaben und Mädchen kleider und erzieht, und in jedem Kirchsptele ein Arbeitshaus zur Erhaltung seiner hülflosen Armen. Über dieses ansehn fiche Verzeichniß öffentlicher milder Stiftungen umfaßt sie nicht alle. In der Altstadt London sind 91 öffents

liche Zünfte oder Innungen, welche jährlich über 75,000 Pf. Sterl. an milden Gaben austheilen. Ueberdies giebt es in der Hauptstadt noch eine Menge Stiftun= gen wo arme Kinder erzogen oder wirklich Rothleidende unterstützt werden, und ob sie schon nicht so dffentlich und hervorstechend als die obigen sind, so vermehren sie doch aufferordentlich die Hülfe, die man den Dürftigen zufließen läßt. Es hålt sogar schwer, jede von diesen Stiftungen ausfindig zu machen, weil viele von ihnen. in wenig besuchten Theilen der Stadt und so wenig prahlerisch sind, daß sie kein Zeichen ihres öffentlichen Daseyns annehmen; man hat aber die jährlich in der Hauptstadt zu wohlthätigen Zwecken angewandten Summen auf 850,000 Pf. Sterl. gerechnet, ohne die mils den Gaben einzuschliessen, welche an einzelne Personen ausgespendet werden.

Die meisten Hospitåler und Versorgungshäuser wurz den von Privatpersonen gestiftet: etliche von ihnen has ben feste Einkünfte, andre werden durch jährliche oder gelegentliche und freywillige Beyträge unterstützt. Die Almosenhäuser wurden entweder von Privatpersonen oder von ganzen Gewerksinnungen dotirt. Viele von den Freyschulen hatten denselben Ursprung. Die Größe etlicher Gebäude welche zu milden Stiftungen bestimmt find, und die beträchtlichen dazu gehörigen Einkünfte verdienen unstreitig des Reisenden Aufmerksamkeit; was aber der Hauptstadt sowohl als dem ganzen Volke mehr unzweydeutige Ehre macht, ist die allgemeine Verwal tung der öffentlichen milden Stiftungen. Die Säle eines Londner Hospitals stechen nicht mit ihrer åußes ren Pracht durch den innern Schmuß oder die ångstliche Abmessung der Unterstützung ab, welche man den uns glücklichen Bewohnern reicht. Es sind die besten Aerzte

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angestellt, welche man bekommen kann; die Krankens besuche sind häufig und die dazu gewählten Personen find so leutselig, als möglich; die Såle und Zimmerfind reinlich und wohl besorgt und die Nahrungsmittel den Umständen eines jeden Patienten angemessen. In den Almosenhäusern und den andern Gebäuden, wo arme Alte und andre schwache Leute ihr Unterkommen finden, sieht man nicht nur den åussern Schein von Hins långlichkeit und Gemächlichkeit, sondern sie sind wirklich in einem höchst lobenswerthen Grade vorhanden. Aus den Freyschulen der Stadt London sind allezeit eben so geschickte Jünglinge auf die Universitäten des Reichs geschickt worden, als aus den theuersten Privat-Erzie= hungsanstalten, und die Schüler erhalten meistens eine Erziehung, welche der Lebensweise angemessen ist, wofür sie bestimmt sind.

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In allen Ländern bedürfen die Sitten der niedris gern Stånde einer Verbesserung; aber ihre Verirrungen können den höchsten Anspruch auf Nachsicht machen. Es giebt keine Stadt auf der Erde, wo die Armen, wenn man überhaupt von ihnen spricht, so wenig dem åussersten Elend, dem Hunger und Durst, der Kålte und der Naktheit wie in London Preis gegeben sind; aber man findet auch hier wiederum keine Stadt, wo sie sich ihs re kleinen Genüße durch so harte Arbeit verschaffen. Sie haben eine andre vorzügliche Segnung: Armuth ist -überall der Verhöhnung ausgeseßt, aber das findet in London nach Verhältniß nur sehr wenig Statt; duldet man sie, so geschieht es nicht aus Furcht vor Schlägen, oder aus Besorgniß eines Despotismus, wider welchen es keine Hülfe giebt, sondern aus der Furcht, Lohn und Brod zu verlieren. Mit Ausnahme des Herrn, für den er arbeitet, ist der Arme in London unglücklicher

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