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nießt London in Absicht auf Raum eines groffen Vors theils.

Aus dem Berichte über die Volksmenge Englands, welcher nach einer Zählung bekannt gemacht wurde, enthålt London 837,956 ansåßige Einwohner; aber die große Menge Soldaten, Seeleute, Ankömmlinge aus den Provinzen und Ausländer, die beständig nach London in Geschäften, oder zu ihrem Vergnügen kommen, vermehrt die Volksmenge werigstens bis auf 900,000.

London liegt in zwey Grafschaften, welche durch die Themse getheilt werden, und seine Volksmenge zerfällt in fünf Abtheilungen. Wegen der Matrosen und Soldaten kann man überhaupt ein Dreyßigstel zu der bleibenden Bevölkerung von England hinzufügen; es ist aber unläugbar, daß 14,000 Kauffahrer, welche jähr lich in London ankommen, die angesessenen Einwohner der Hauptstadt ansehnlicher als an andern Örten vermehren müssen. Rechnet man also anstatt hinzu, so enthält die Hauptstadt 900, 00 Personen.

Wie die Bevölkerung angewachsen ist, wird man aus folgender Tabelle sehen.

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Anmerkungen hierzu: 1. die Mauern der alten Stadt London begriffen ehemals einen Raum, der jetzt mitten in der Hauptstadt ist, und etwa anderthalb engl. Meilen in der Länge und etwas mehr als eine halbe eng Lische Meile in der Breite enthielt. Die Bevölkerung dies ses Theils hat sich während des letzten Jahrhunderts fast um die Hälfte vermindert. Viele Straßen sind ers weitert, und viele öffentliche Gebäude errichtet worden; daher hat sich die Anzahl der Häuser sehr vermindert, und die übrigen Häuser sind nicht mit Einwohnern überfüllt, wie ehemals.

2. Die Stadt London außer den Mauern ist eine Ausdehnung der alten Stadt, welche sie umgiebt. Sie wird von den Magistratspersonen der City regiert.

3. Westminster ist der Sitz der Regierung, und es stößt jetzt an London, und macht einen Theil desselben aus.

4. Die Todtenlisten von London wurden ursprüngs lich um das Jahr 1562 angefangen. Von 1603 an hat man eine vollständige Sammlung derselben. Enge Straßen und Gäßchen, durch welche die Luft nicht gut durchstreichen konnte, nebst dem Unflathe und dem faulenden Abgange einer überhäuften Volksmenge, welche durch keine hinlängliche Cloaken abgeführt wurden, machten London ehemals sehr ungesund und verursachten alle zwanzig Jahre die Pest. Der verbauete Theil von Lons den wurde 1666 durch die oben erwähnte Feuersbrunst gereiniget, welche die Pest scheint vertilgt zu haben. Der Bezirk innerhalb der Todtenlisten ist nach und nach ausgedehnt worden, und begreift jest, außer London und Westminster, eine große Volksmenge unter dem Nahs men Outparishes.

5. Etliche Kirchspiele, die jetzt einen Theil der

Hauptstadt ausmachen, sind noch nicht in die Todtenlisten aufgenommen worden. Der schnelle Anwachs der Volksmenge in dieser Abtheilung zeigt die Ausdehnung der neuen Gebäude; indessen nimmt die Bevölkerung von London nicht so schnell zu, als die des Reichs überhaupt. 1700 enthielt London fast ein Achtel der Einwohner von England und Wales; 1750 mehr als ein Zehntel, und jezt etwas weniger.

6. Vielleicht dürfte man die Genauigkeit der hier angenommenen Grenzen von London einigermaßen bes zweifeln. Es ist daher anzumerken, daß in einem Zirkel von acht Meilen um die Paulskirche die Volksmenge mit Einschluß des obengedachten Fünf und zwanzigstels sich auf 1,030,000 Personen beläuft.

Die vielen Untersuchungen und Erörterungen über die Bevölkerung der Hauptstadt haben gezeigt, daß etwa jährlich 5000 Menschen sterben, welche nicht in die Kirchspielregister eingeschrieben werden; und die registrirten Todesfälle der letzten fünf Jahre betragen im Durchs schnitt 24,000. Neunmal hunderttausend mit neun und zwanzigtausend dividirt giebt eine jährliche Sterblichkeit von I in 31. Im Jahr 1750 scheint sie 1 in 23 gewez sen zu seyn; aber es ist nicht zu verwundern, daß die vielen heilsamen Verbesserungen, welche man gemacht hat, diese Wirkung gehabt haben.

Im Jahr 1650 starben in allem 8,764. Im Jahr 1700 zählte man 19,443 und im J. 1750-23,727 Lodte. In den Jahren 1798 und 1799 rechnete man 18,000 in jedem Jahre. Während des Jahrs 1800 wurden 23,068, im Jahr 1801 19,374 registrirt, und 1802 ist folgendes ein Verzeichniß der Hauptkrankheiten.

5925 starben unter zwey Jahren,

1327 zwischen siebzig und Einhundert,

2 über hundert,
639 an Engbrüstigkeit
266 am Schlagflusse
4078 an Auszehrungen,
3503 an Convulsionen,
845 an der Wassersucht,
2201 am Fieber,

107 am Podagra,
635 an Entzündungen,
125 Verrückte,

559 an den Masern,

336 am Brande,

1579 an den Pocken *),

363 am Zahnen.

Die Breite der Straßen und der größere Gelaß der Familien hat einen ansehnlichen Einfluß auf die Geļunds heit. Aber in London giebt es mehrere Umstände, die auf denselben Punct hinstreben. Der größere Theil der Stadt steht auf erhabenem Boden; das Erdreich ist von der gesundesten Art, da es fest und trocken ist. In den niedrigeren Theilen ziehen die unterirdischen Cloaken die Feuchtigkeit an sich; `ein breiter und schneller Fluß fließt durch das Herz der Stadt, und da er zweymal in vier und zwanzig Stunden durch die Ebbe und Fluth bewegt wird, so dient er zum Reinigen und Lüften; die ungeheure Merge Wasser, welche in die Häuser, selbst in die schlechtesten, geführt wird, befördert die Reinlichkeit, welche eine der sichersten Begleiterinnen der Gesundheit ist. Kurz, obfchon der Londner Dunstkreis zu oft feucht · ist, und warme Witterung oft sehr schnell mit falter

*) 1801 starben ihrer 1461. Doch vermindert sich nun die Anzahl derselben, seit die Kuhpocken eingeführt sind.

wechselt, so ist doch London eine der gesundesten Städte in der Welt.

Man rechnet im Durchschnitte etwa 209 Tage des Jahres, wo es nicht regnet, und 156, an denen es regnet oder schneyt; etwa 12 Tage schneyt oder graupelt es; die Zahl der bewölkten Tage, wo man die Sonne fast gar nicht sieht, ist etwa 50 oder 60 aus 209.

Eine von den Ursachen der allgemeinen Gesundheit von London kann man in der Nahrung der Einwohner finden. Vielleicht giebt es keine Städt, wo die arbeitende Classe, und gewiß keine, wo die mittlern Stånde so viel Nothwendigkeiten und geringere Bequemlich keiten des Lebens genießen, als in dieser Hauptstadt; und eine gute Nahrung hat gewiß so wohl auf die Ge= sundheit als die Zufriedenheit des Volks einen mächtigen Einfluß. Die große Menge Fleisch, welche in London verzehrt wird, zeigt, daß sich die Einwohner in treffli= chen Umständen befinden; denn ob es schon reiche Leute giebt, die das Fleisch bey der Zusammensetzung gewisser Gerichte verschwenden, so ist doch ihre Anzahl so gering, daß diese Verschwendung in einem so großen Anschlage keine sehr merkliche Verminderung hervorbringen kann (von der Milch, der Menge Fleisch und Zugemüsen, die in London verbraucht werden vergl. Engl, Miscell. VII. 66). Der jährliche Aufgang an Waizen ist 700,000 Quarters: an Kohlen 600,000 Chaldrons, an Ale und Porter 1,113,500 Faß jedes zu 36 Gallons; an Brandts wein verschiedener Art 11, 146,782 Gallons; Wein 32,500 Tonnen; Butter etwa 16,600,000 Pfund, und Kåse. 21,100,000 Pfund.

Die Bierbrauerey ist in London von äußerstem Bes lange, besonders die des Porters. Die gröfte Brauerey ist, die der Herren Whitbread und Comp. in Chiswell

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