Bohne neuer Einband in rothes Kalbleder S. r. Bronzirte Chemie. Koop Verfahren aus Stroh und Heu Papier zu Die öffentlichen Fonds in England fallen, und die großen Capitalisten verlieren; aber der betriebsame Kaufmann und der erfinderische Tradesman gewinnen nach wie vor. Die ersten bauen ihren Vortheil auf Sand, das leiseste rauhe Lüftchen der eigensinnigen Politik raubt ihnen Tausende; die lezteren errichten ihr Glück auf den Fels des Gen rbfleißeß, und erndten zwar mühsam, aber sicher. Wenn der Wucherer und Stockjobber, bey der Oefnung eines jeden Zeitungsblattes mit ångstlicher Spannung nach dem Wetterhahne der öffentlichen Ans gelegenheiten sieht, kann der industriöse Fabricant mit verhältnißmäßiger Ruhe hören, daß ein neuer Krieg am politischen Horizonte steht. Sollten daher die englischen Staatspapiere auch so tief wie im amerikanischen Kriege fallen, die Industrie leidet doch nur wenig dabey : die vorigen Bedürfnisse bleiben dieselben. Weder der Erfindungsgeist noch die Kauflust werden unterbrochen; denn der englische Gewerbfleiß hat es nicht mit ehrgeiz zigen Ministern, sondern mit dem ganzen großen Publifum der gesitteten Welt zu thun. Hier ist zum Belege ein kleiner Abriß des Fortschritts der englischen Industrie, aus dem Spatsommer des laufenden Jahres. Der Buchbinder Bohn Nr. 31. Frithstreet, Soho, hat einen ganz neuen Band erfunden, und gedenkt, sich dafür ein Patent ertheilen zu lassen. Es ist bekannt, daß seit etlichen Jahren die rothen Juftenbånde in England vor allen übrigen den Rang erhalten haben, weil fie ungemein dauerhaft sind, nicht leicht schmutzen, und sich auf mannigfaltige Art verzieren lassen. Aber theils ist der Juftengeruch nicht Jedermanns Sache, theils kommen die Juftenbände ziemlich hoch zu stehen. Desz Engl. Miscelton IX. 1. wegen sann Bohn darauf, wie er die Juftenfarbe nachs ahmen könnte. Durch mehrere Versuche hat er es das hin gebracht, dem Kalbleder eine so schöne rothe Farbe zu geben, daß die Bücher in diesem Bande ein weit vors züglicheres Ausehen haben, als in Juften. Er verziert übrigens dieses Kalbleder mit kreuzweisen Krinnen auf dem Rücken wie bey dem Juftenbande gewöhnlich ist. Man weiß noch nicht, wie er das Kalbleder so fårben kann; es bleibt ein Arcanum bis zur Patenterklärung. Der Band ist viel wohlfeiler als ein Juftener. Anstatt der goldenen und silbernen Leuchter sind jezt bronzirte auf den Tafeln der englischen Großen allgemeine Mode geworden. Die Form ist die lang übliche einer corinthischen Säule. Der Schaft besteht aus eiz ner schönen grünen Bronze und Capitål und Base sind sehr reich vergoldet. Diese Leuchter prahlen ungemein. Die Erfindung. gebührt den Franzosen, denn in den siebziger und achtziger Jahren verfertigtejman ähnliche Leuchter in Frankreich. Aber sie sind hier wesentlich verbess sert, besonders ist das Capitål über alle Vergleichung reicher, und die Vergoldung stårker und sorgfältiger. Die Londner Låden häben schon längst mehrere Mittel ausfindig gemacht, ihre Waaren im Sommer wis der die Sonnenhiße zu schützen, ohne das Aeußere der Låden, worauf hier so viel ankommt, aufzuopfern. Auch in dieser Kleinigkeit kann man den steigenden Lurus be= merken. Erst nahm man Planen dazu; dann erfand man eine Art von Gitter, halb von Leinwand und halb von Holz; andre nahmen durchsichtige Schirme. Jezt hat ein Silberschmidt in St. James'sstreet angefangen, seine Gewölbe während des Sonnenscheins von auss sen mit grünen venetianischen Jalousien zu beseßen, welche man bisher nur in den Zimmern fand. Man kann denken, wie viel das äußere Ansehen dadurch gewinnt, da die grünen Ståbe unten vergoldet, und an den Seiten mit Mahagonyholz eingefaßt sind. Die Koften sind desto beträchtlicher, da der Strassenstaub und die Sonne die Jalousien bald verderben, und jeden Sommer neue nothwendig machen müßen. Aber es bedarf keiner Erinnerung, daß der außerordentliche Handel der Londner Låden diese und andre åhnliche Ausgaben übertrågt. Der große Goldschmidt Price in Orfordstreet hat eine neue Tafelbequemlichkeit erfunden. Die Gemüse werden in England, wie bekannt, niemals mit dem Fleische, sondern einzeln sowohl gekocht, als aufgetragen; und da man mehrere Schüßeln Gemüse zugleich aufseßt, so erkalten sie leicht. Auch scheint es, daß man gewünscht habe, die Gemüse mit einemmale auftragen zu können. Price hat alle diese Wünsche durch eine sehr große bedeckte und stark gehankelte Schüßel befriediget, welche ein Behältniß für fünf andre bildet, und daher in Gestalt einer Kartenfünfe durchbrochen ist. Jede dieser kleineren Schüßeln hat ihren Deckel. Die mittelste und größte wird für Kartoffeln gebraucht, welche, wie bekannt, auf den meisten englischen Tafeln fast die Stelle des Brods vertreten. Die Gemüse bleiben auf diese Art lange Zeit warm. Will man sie aber noch långer warm halten, so kann man kochendes Wasser zwischen die Schüsseln gießen: wirklich ist das der eigentliche Zweck der Erfindung. Hat man aber nicht fünf Sorten grůner Sachen, so lassen sich die Schüffeln herausnehmen und einzeln gebrauchen. Das ganze Gefäß ist stark mit Silber plattirt und gut gearbeitet. Preis sechs und zwaṇzig Guineen. Da sich diese nützliche Erfindung leicht in Wegdwood und sogenanntem Steingut nachahmen läßt, |