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stiftet werden würde. Es stehn aber einer solchen Anstalt mehrere Hinderniße im Wege. In den mechani=

den tlich angenehm seyn. Ob sie aber den Nußen haben wird, Nacheiferung zu erregen, und den Erfindungsgeist zu wekken, daran muß ich sehr zweifeln. Wer schon eine wichtige Manufactur besißt, wird seine Zeit nicht damit hin bringen, daß er neue Maschinen erfindet oder alte verbesfert, blos um einen geringfügigen Preiß zu bekommen; und wer, ohne ein einträgliches Gewerbe zu haben, sich auf die besagte Art beschäftiget, blos um die Ehre eines Preises zu erhalten, oder seine Erfindung im Louvre be wundert zu sehen, búßt viel kostbare Zeit ein, welche ge wiß einträglicher angewandt werden könnte. Daher mögen viele große Häuser ihre Waaren gar nicht hierher zur Aus stellung schicken; der Minister des Innern hat sich genóthigt gesehen, einige modische Kunstschreiner einzulas den, daß sie ihre Waaren einsenden möchten, welche verdarben, damit der Glanz der Schau dabey gewänne; wáhrend schlechte Sachen häufig herbeygebracht werden, damit die Nahmen der Eigenthümer im Verzeichnisse glänzen mögen, wovon sie sich mehr Kundschaft und größeren Ruf versprechen. Anlangend die Sachen selbst in dieser drit ten Ausstellung; so sind sie eine seltsame Mischung von Bracht und Aermlichkeit. Das Porzelan von Sevres und die Tapeten der Gobelins sind schön und in ihrer Art einzig. Sie sind die einzigen Artikel, welche meinem schlichten Geschmacke nach, mit der Niedlichkeit und Eleganz der kleinen Hallen übereinkamen, in denen sie ausgestellt waren. Allein was für Nuhen bringen diese Manufacturen der Nation? Keinen. Sie sind im Gegentheil die Quelle eines großen und nichtigen Aufwandes. Es giebt ohne Zweifel viel nüßliche Artikel in dieser Ausstellung, als Tücher und Gewebe aller Art, Geräthe aus lakirtem Leder, überfirnißtes Eisen 2c. Aber würden diese außerdem nicht vorhanden seyn? Haben nicht die englischen Manufacturen, ohne eine solche Anstalt, eine viel hö here Vollkommenheit erreicht, als die französischen? Wirks

schen Künsten und in allen Gegenständen der Bequem= lichkeit wird hier ohne Unterlaß so viel erfunden und verbessert, daß der Platz zu einer Industrieausstellung ungeheuer seyn müßte, wenn er auch nur das vortheilhaft ausgestellt enthalten sollte, was die Hauptstadt neues liefert. Sodann würde sich der Erfinder einer Kleinigkeit bald von den prächtigen Producten eines reichen Fabricanten, z. B. eines Bolton oder Thomson, verz dunkelt sehen. Wie viel Besucher würden wohl ihre Augen von den köstlichen Mahagonymeublen, den schimmernden Stahlwaaren, den schönen Formen der Tdpfereien und den kunstreichen Gewirken abwenden, um auf ein Küchengeschirr, ein Tintenfaß, einen Garnknaul za sehen? Vielleicht kann es keine vortheilhaftere Ausstellung geben, als die unzähligen Låden von London, da man, wie bekannt, ein neues Kunstproduct bald nach der Erfindung bey den mehresten Ladenhåndlern dieses

lich der Inhalt mehrerer Hallen in dieser großen Nationalsammlung würden in keinem Londner Laden vom zweyten Range, ja nicht einmal in einer Bude auf dem Bar: tholomäusjahrmarkte, eine große Figur machen. Von den Artikeln aus lakirten Eisenplatten kann man bemerken, daß der Lack sehr gut, aber die Bearbeitung und Vollen: dung des Eisenwerks selbst das Auge eines alltäglichen englischen Arbeiters empört haben würde. Die Franzofen bewunderten sehr einen Tisch von sechs Zoll im Durchmesser, für den Minister des Innern: ich konnte ihn nicht einmal erträglich finden. Man sah auch einen Kutschenschlag für den König von Spanien, den man, den De corationeu nach, für das Schild eines Closters hätte halten können. Es waren Teppiche da, welche gar keine Aufmerksamkeit verdient haben würden, wenn sie nicht für einen großen Monarchen gewesen wären. Auch trugen etliche Sachen den Nahmen des Kurfürsten von Pfalzbayern die man bey uns weit besser gemacht haben würde u. s. w.“

besondern Faches antrifft. Ein jeder solcher Laden ist eis ne andre Ausstellung der neuen Waare. Man erinnert sich hierbey von selbst an die Pracht der englischen Låden und an ihre Kunst, die Sachen auszulegen. Ueber dies erfüllt die Londner Society of Arts schon einen .Theil des Zwecks, welchen die Pariser Ausstellung sich vorgesetzt hat, und ihr Nutzen breitet sich jährlich mehr, aus; hier ist schon eine Kunstschau, hier werden bereits nahmhafte Preise vertheilt, welche man mit jedem kommenden Jahre bedeutender macht, da der große Societåtsfond immer wächst. Auch in der Königlichen Asso= ciation ist der Anfang zu einer Schaustellung gemacht. Gesetzt aber, man fånde eine neue nothwendig, wer würde wohl den geheimen Rånken, der Partheylichkeit, der Eifersucht Einhalt thun können, wodurch, wie in den Gemähldeausstellungen, daß Verdienst so oft zurückgesetzt wird? Wie wollte man den selbstgenügsamen, den beleidigten, den furchtsamen Künstler zwingen, seiz ne Erfindungen in die Ausstellung zu bringen? Und wa re dazu kein Mittel, wie würde es um die Vollständig= keit stehen? Indeßen wird vielleicht die Sache schon in der bevorstehenden Parlamentssißung überlegt. Sollte fie zu Stande kommen, so würde den Miscellen eine ziemliche Mühe erspart werden. Mittlerweile werden fie in ihrem Sammelfleiße nicht ermüden, und sowohl das Uubedeutende als das Wichtige, die nützliche Erfins dung und die Spielerey, nachdem die Englische Indus firie jeden Monat mehr oder weniger hervorbringt, ihren gütigen Lesern vorlegen.

Diesmal fangen wir mit einer Bequemlichkeit für die Hunde an. Hundeketten und Hundekörbchen'giebt es Långst, und zwar kann man in England, wo diese Thie re in viel größerm Ansehn stehen, als im übrigen Europa,

die Kunst der Mdblirer auch in einem so unbedeutenden Fache wahrnehmen. Doch ist dies nichts neues, da von Stockholm bis Palermo jede Dame für die Nuhe, Nahrung und Gesundheit ihres Schooshündchens oder Mopses eben so willig als für sich selbst Gold ausgiebt. Allein wer weiß nicht, daß die Bestien troz aller Vorsorge oft ihren Trank verschütten! øder oft machen sich die jungen Herrschaften im Zimmer lustig, treten auf das Trinknäpfchen des armen Viehes und werfen es um. Das Unglück wåre nun ja wohl so groß nicht, denkt Mancher. Ey! da kame man hier schön an, wo die Zimmer mit köstlichen beblümten Teppichen belegt sind, für des ren Nettigkeit man so besorgt ist. Hat das Näpfchen vollends Milch enthalten, so hilft kein Waschen noch Reinigen; es bleibt ein Fleck. Man muß die Noth und das Kniffen der Englischen Hausfrauen bey solchen Widerwärtigkeiten mit angehört haben, um bey ernsthafter Miene zu bleiben, wenn man hier den Hundetrog (dogtrough) an die Spitze der neuen Erfindungen ge= stellt findet. Sharpus und Comp. No. 13. Cockspurstreet, eine der größten Firmen für Glas, Porzelan und feine Töpfereyen, hatten die Ehre, diesen Artikel zuerst den Londner Ladies anzubieten. Diese Trdge haben uns gefähr die Form der Sarcophagen und die Größe eines Geldkästchens. Sie sind mit Bedacht sehr schwer und massiv verfertiget, damit sie einen guten Puff vertragen können, ohne überzuschlagen. Dessen ungeachtet sehen fie recht artig aus, und machen auf jeden Fall eine besfere Figur, als eine Untertaße, ein Näpfchen 2c. Man kann sie fürs erste nur aus feinem Steingut haben, weil die Erfindung noch in ihrer Kindheit ist. Aber da Sharpus bereits herrliche Geschäfte mit dieser Hundes meuble gemacht hat, so ist mit Grund vorauszuseßen,

daß sie im kurzen sowohl aus Porzelan als Wedgewood zu bekommen seyn werde.

Die Englischen Frauenzimmer haben gewöhnlich, wenn man sie nåhen sieht, den Zwirn entweder in kleis nen Taschen aus rothem und grünem Saffian (housewifes) oder in langen zusammengelegten Papieren, deren jedes eine eigene Sorte von Zwirn enthålt (threadpapers). Nach der Erfindung von Garton's berühmten Baumwollengarn - Knäulen (s. Miscellen Band VI. S. 96.) besonders nach der unten anzuführenden Verbesse= rung, schienen die Zwirnpapiere bald aus der Mode kommen zu wollen, da sie kein empfehlendes. Ansehen haben. Aber unser Landsmann Ackermann im Strande, der unter andern wichtigen Artikeln auch eine Menge niedlicher Kramereyen für Damen verfertiget, dachte auf eine Verschönerung der threadpapers, weil er dabey feine herrliche bunten Papiere wohl anzubringen hofte. In Wahrheit hat er dieses Bedürfnis jedes Englischen Arbeitstischchens den Londnerinnen so zu Sinne gemacht, daß seine Zwirnpapiere in den Låden aller Collegen pas radiren und reissend abgehen. Das Ganze besteht aus fünf, sechs oder mehrern Papieren von verschiedenen Farz ben. Sie sind flach nach Art der Fidibus zusammenges faltet und enthalten inwendig die verschiedene Arten von Zwirn, Seide, Garn 2. Durch jedes solches Papier geht eine seidene Schnur. Die Schnüre werden oben und unten fest zusammengezogen, so daß alle Papiere mit ihren Stücken aneinander stoßen, und einer tief gekrinns ten Rolle gleichen. Zur Verzierung sind oben und unten Papierschleifen.

Da die gemeinen Frauen den Preis für die feinen Hüte aus gespaltenem Stroh und aus Weidenspan nicht erschwingen können; so sucht man für sie das gewöhnlis

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