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Berichte zu glauben ist, so hat es die Lieblichkeit der Harmonica, die Fülle der Violine, und die Majestät der Orgel!

In Tunbridge Wells, einem stark besuchten Badeorte, aus welchem die oben berührten schönen Holzwaaren kommen, hat diesen Sommer eine Mode geherrscht, welche sich vielleicht in kurzem über ganz England ausbreiten wird. Da keine Bewegung mit der des Reitens, besonders für schwächliche Personen, verglichen werden kann, und dennoch die Pferde außerordentlich leicht scheu werden; so empfahl man den Damen 'im dortigen Bade die Esel. Die Sicherheit, und der ebenmäßige Schritt dieses Thieres, gefielen so sehr, daß mehrere den Ritt versuchten. Allmählich,,it became quite the rage" wurde man ganz ausgelassen darauf, und es mußten Schaaren von Eseln herbeygeschaft werden.

Die Strohmanufacturen haben eine neue Aussicht zum Absaße ihrer Waaren erhalten. Der Prinz von Wallis trug diesen Sommer nichts als gelbe Strohhüte in Brighton, und da er in Absicht der Männermoden immer den Ton angiebt, so sah man dort, und in andern Badedrtern, fast lauter solche Hüte.

In der inneren Decoration der Gebäude sind mehrere Moden aufgekommen, welche man von den neuen und geschmackvollen Flügeln nimmt, die der Prinz von Wallis an seinem Pallast in Brighton bauen läßt Besonders sind die dortigen Fenster nach einer ganz neuen Art gemacht. Die Fensterladen inwendig sind von Eichenholz, und bilden, wenn sie beschlossen sind, Pilaster, welche zur Zarge passen.

Seit Menschengedenken ist weder in noch um London, an so vielen Orten zugleich, an so ungeheuren Anlagen, und so schuell gebaut worden, als jezt: die beyden Wasser=

baue The Westindia docks und the Wapping docks sind die vorzüglichsten darunter. Sie werden an diesem Orte erwähnt, weil der englische Kunstfleiß auch hierbey Maschinen anwendet. In den Wappingdocks braucht man die Dampfmaschinen nicht allein zur Ausschöpfung des unnöthigen Wassers, sondern auch zu ganz neuen Zwe= den. Unweit Hermitage dock sezt eine solche Maschine mehrere Steine und einen Apparat in Umtrieb, wodurch die Materialien zu dem dort gebrauchten Mörtel gemahlen und vermischt werden. Nicht weit davon ist blos eine einstweilige Dampfmaschine errichtet, welche durch eine finnreiche Combination von Maschinerie mehrere Rams men oder Schlagwerke, womit die Pfähle eingerammt werden, in Bewegung bringt. Diese leztere Anwendung der Dampfmaschine ist sehenswerth, und die Vorwürfe, welche in der vortreflichen Encyclopådie der bürgerlichen Baukunst des Herrn D. Stiegliß IV. 247. den andern künstlichen Rammen mit Recht gemacht werden, finden hier nicht statt.

Zu Ende dieser Rubrik mag die Nachricht von einer Unternehmung stehen, welche für den großbritannischen Handel äußerst wichtig ist. Mehrere reiche Leute bauen jezt in Irland eine Stadt, welche den Namen Neu Birmingham trägt. Sie liegt mitten zwischen Cork und Dublin, und in kurzem wird eine große Landstraße hindurch führen. Sie ist 18 Meilen von Carrick on Suir, und hat einen herrlichen Seehafen, zu welchem der große Kanal geleitet werden wird. Die Luft, der Boden, die Lage gehören unter die besten in Irland. Lebensmittel sind wohlfeil, des Arbeitslohn niedrig, und die Auflagen so bil lig, daß man sie kaum fühlt. Der Grundherr ist Sir Vere Hunt, Baronet. Auf diese Weise fångt nun an das wahr zu werden, was die englischen Kaufleute bey der Union

befürchteten, daß die Irländer sie, über lang oder kurz von manchem Markte verdrången würden. Aber nach dem Urtheile der Sachverständigen, kann Irland blos auf diesem Wege, nicht durch Truppen, civilisirt werden. Sardellenfang.

Mit Anfang des Augusts begann der Sardellenfang anden Küsten von Devonshire und Cornwall. Die Fi= scher in Cawsandbay fischen gewöhnlich vom Ran Head bis an die Landspite Deadman. Heuer war der Fang ziemlich gut. Auf dem Markte zu Plymonth kaufte man vier Sardellen für einen Penny. Und da die Kartoffeln wohlfeil sind, so kann sich der arme Taglöhner während des Fangs sehr bequem nåhren.

Die Zeit des Sardellenfangs hat sich seit einigen Jahren beträchtlich geändert. Vor dreyßig bis vierzig Jahren dauerte er bis November oder December, und auch zuweilen bis zu Ende des Januars, und Anfang des Februars. Jezt fångt er ohngefähr den 27 July an, und währet meistentheils bis zu Ende des Septem bers, oder spätestens bis in die Mitte des Octobers.

Man nimmt zum Fange der Sardellen zweyerley Nehe, Drivingnets und Seans, welche beyde gleich ume ständlicher beschrieben werden sollen. Mit den Drivingnets fångt man nur wenige auf einmal; der Hauptfang geschieht mit den Seans. Die Art des Fangs mit Drivingnets ist dieselbe, welche bey der Makrelenfischeren angewandt wird. Man nimmt nehmlich ein Neß von unbestimmter Länge und Tiefe, woran man eine Kante durch Korke aufboyet, oder schwimmend erhält, und wirft es in die See, auf einem Boote ziemlich weit vom Ufer. Es wird nur mit einem Ende an das Boot befestiget, und so treiben Neß und Boot zusammen in der Fluth und Ebbe. Das Neh wird durch das Boot ganz gerade,

gleich einem Zaune, auf der Oberfläche, und einige Klafter tief im Wasser gehalten. Die Maschen dieses Nezes sind just so groß, daß der Kopf, aber nicht der Leib der Sardelle hindurch kommen kann. Indem nun die Fische durch das fluthende oder ebbende Waßer schief= sen, werden sie vom Netze aufgehalten; natürlich suchen sie sogleich ihren Lauf zu åndern, werden aber durch ih re ausgebreiteten Kiemen daran gehindert, und während fie so in den Maschen hangen, zieht sie der Fischer mit dem Netze ins Boot hinauf. Böte, welche solche driving nets führen, müssen sich, kraft einer Parlamentsacte, in einer gewissen Entfernung vom Ufer halten, weil ihr Fang verhältnißmässig nur von geringer Bedeutung ist, weswegen man sie die Schaaren, welche sich den Seans nähern, nicht stören läßt.

Wir kommen auf den eigentlichen Sardellenfang mit Seans. Drey Böte und zwey dazu gehörige Netze heißt man mit einem Worte a sean. Das erste dieser Böte ist eine Art von Galeere, breit, tief und spißig; es trågt eine große Last, und segelt zugleich schnell ; die Länge beträgt etwa 33 Fuß, und die Weite 12 Fuß. Es wird mit sechs Ruderern und einem Steuermann bes mannt, und führt das Hauptneß; dieses heißt the stopsean, ist 440 Yards lang, 24 Yards an den Enden tief, und erweitert sich in der Mitte (cod) bis auf 33 Yards. Ein zweites Boot von gleicher Grösse, Bauart und Bes mannung, und the follower genannt, weil es allezeit hinter dem ersten fährt, hat das zweyte Netz, welchem man den Namen the tuck sean giebt. Dieses Netz ist insges mein 160 Yards lang, und in der Mitte 36 Yards tief. Das follower boat führt auch dieSaile des stopsean, ferner die Winde, womit man das Neß, wenn es ausgewors fen worden, ans Ufer zieht, und die Draggen, oder Enzt. Miscelten IX 1.

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kleinen Anker, um es zu vertånen. In einem dritten Boote, das etwa 16 bis 18 Fuß lang ist, und the lurker (der Laurer) heißt, befindet sich der Herr (the ma ster seaner) mit einem erwachsenen Gehülfen, und zwey abgehärteten Knaben. Der Laurer ist eine Art von Vorposten, von welchem der Herr und seine Leute erst lauschen, ob sich eine Sardellenschaar sehen läßt, und dann, sobald dies geschicht, Anweisung geben, wie die Neze geworfen werden sollen.

In St. Jrves und der umliegenden Gegend sind die Ebbe und Fluth so stark, daß man sich blos am Ufer halten muß; was daher sonst der Laurer thut, wird auf den nahen Anhöhen verrichtet. Ein erfahrner Mann, den man huer oder Lårmmacher nennt, stellt sich auf eine Anhdhe, und) beobachtet beståndig das Meer, ob sich eine Schaar Sardellen zeigen werde, indessen die Leute in den Bdten am Ufer stille liegen, oder etwas anders vornehmen; denn in St. Ives beschäftigt sich jedermann mit der Sardellenfischerey, so lange die Fangzeit dauert. Er hat zwey kleine weisse Flaggen bey sich; diese sind seine Telegraphen, durch deren mannigfaltige, aber wohlgekannte Bewegungen, er von den Leuten unten vollkommen verstanden wird. Man sieht immer ungeheure Schaaren von Sardellen in der Ferne spielen. Sobald sie in die Bay kommen, wird das Signal gemacht. Wenn die Leute unten die glückliche Post vernehmen, ertdut Hew= wa, Hewwa, Hewwa! durch alle Straffen, und electrisirt jeden, der es hört, wie das gråßliche Wort Feuer! Man läßt augenblicklich alles stehen und liegen; was månnlich ist stürzt an die Küste auf die Böte, und Weiber und Kinder aus der Stadt und deren Umkreise folgen in Haufen bis ans Ufer, in jedem Gesichte ist die größte Erwartung gemahlt. Die Böte werden bemannt,

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