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einem Tasterzirkel oder den beyden Aermen eines Ankers und gewähren den Vortheil, daß sie den Zucker schnell durchdringen, ohne so viel zu versprißen, als bey dem gewöhnlichen Zuckerschlagen geschieht.

Richardson in Bristol hat eine neue Art von Fußdecken für Kutschen erfunden, welche er patent Lapland carriage rugs nennt. Es sind eigentlich Schaaffelle mit sehr dicken Bließen. Er weiß sowohl das Leder als die Wolle so zuzubereiten, daß sie das gefälligste Ansehen erhalten. Ihr Hauptvorzug ist Dauer und Wärme. Weil die Wolle von Natur viel fester sitt, als die Kunst fie bevestigen kann, so glaubt Richardson versichern zu dürfen, daß seine Decken hierin von den gewebten unůbertreflich sind. Er liefert sie entweder in ihrem natürliz chen Zustande oder färbt sie wie man es bestellt. Für Kutschen passen sie besonders', weil die Lederseite im Sommer aufwärts gekehrt wird und kühler ist als ein mit Tapeten belegter Fußboden. Daß sie für kaltes Wetter wärmer sind als andre Decken, lehrt der bloße Anblik. Sie lassen sich vermittelst einer Maschine, welche Ris chardson und seine Commissionårs gleichfalls verkaufen, sehr leicht reinigen, ohne daß man sie zu waschen brauch te. Wegen ihrer Dicke vertreten sie am besten die Stelle der sogenannten Thürmatten, da sie den scharfen Luftzug unter der Thüre hemmen, welcher zur rauhen Jahreszeit oft kalte Füße und Schnupfen hervorbringt. Vor den Betten, Caminen, Waterclosets 2c. sind sie eben so angenehm als schön. Zu haben in London bey Lamborn No. 79. Cheapside.

Aus eben diesen Fellen werden trefliche Pelzstiefeln und Pelzschuhe gemacht. Aber die sogenannten Socken (the improved patent Lamb - skin shoe socks) oder Sohlen in die Schuhe zu legen, die Richardson auch

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verfertiget, haben wirklich einen großen Vorzug vor den gewöhnlichen, weil sie långer warm halten und die Nåsse völlig abwehren. Für Deutsche ist das vielleicht unerheblich, aber in England, wo nasse Füße so schädlich sind, hat diese Sache einen entschiedenen Werth. Man erhält sie an dem vorher bezeichneten Orte.

In den neuen Kaufmannslåden, welche an den Seiten Schränke haben müssen, werden die Thüren der letteren nicht mit Båndern, sondern durchgängig zum Schieben gemacht und dann mit Schlössern verschlossen, die kein Dietrich dfnen kann, und dergleichen sehr viele Schloßmacher, vornehmlich der berühmte Bramah verkaufen. Bey den Schiebethüren erspart man in einem Laden, wo immer hin und wieder gegangen werden muß, viel Raum und sind die Schränke nicht mit Glasthüren versehen, so haben Schubthüren ungleich mehr Festigs keit als die gewöhnlichen.

Man wird öfters bemerkt haben, daß alle englische Manufacturen, welche für die Bekleidung der Füße arbeiten, auf die Wärme und Wasserdichtheit ihrer verschiedenen Artikel hauptsächlich bedacht sind. So hat ein Londner Haus, welches mit seidenen Strümpfen handelt, auch deswegen viel Absah, weil es an seine Strümpfe gute baumwollene Socken nåhen läßt, wel= che überdieß dauerhafter sind. Zu Anfange des Septems bers sah man auch baumwollene Strümpfe mit wollenen Socken (brown cotton stockings with worsted feet) welche viele Käufer fanden. Die Socken sind blay und weiß melirt und die Strümpfe, woran sie sich befinden, haben daher etwas sehr ausgezeichnetes. Sie sind dauerhaft, aber ben weitem nicht so fein als die besten Nottinghamer braun - baumwollenen Strümpfe. Das Paar kostet 3Schill. 6 Pence bey Grafftey No.59. Cheapside.

In allen englischen Galanterielåden findet man eis ne Menge sehr niedlicher Sachen aus Schildpatte, wie fie kein anderes Land liefert. Unter den neuesten Arbeiten aus diesem Material nehmen sich besonders die Etuis aus, welche eine Feder, Dintenfaß, Sandbüchse, Fes dermesser, Scheere und Lineal aus Silber und Stahl, wie auch einen kleinen Spiegel enthalten. Es ist vergeb lich, die Arbeit zu loben, welche auf diese Kleinigkeiz ten verwandt wird; man muß sie vor Augen haben. Eiz ne Form ist immer schöner als die andre. Man sieht sie unter andern bey Carter No. 55. Cheapside.

In eben dieser Straße No. 118. hat der Schuster Haughten neue Patentsporne erfunden, welche nur einen Riemen zur Befestigung erfordern. Es befindet fich nehmlich eine Schnalle unter dem Absaße, wodurch der Sporn fest gezogen wird. Man rühmt die Bequem lichkeit dieser Erfindung. Das Vaar kostet eine halbe Guinee.

Weil die weißseidnen Frauensstrümpfe wiederum vielfältig mit farbigen Zwickeln getragen werden, so ha ben die Seidenwirker Strümpfe mit gelben, blauen und rothen Zwickeln von den verschiedensten Mustern zu Markte gebracht.

Die Koffermacher sind bey dem allgemeinen Bestres ben, die Künste des täglichen Lebens immer mehr auszubilden, nicht zurückgeblieben. Vorher waren fast alle engs lische Koffer mit starken geschwärzten Juften und vie len Reihen kleiner gelber Zwecken beschlagen. Aber seit Jahr und Tag sieht man kleine Frauenskoffer mit einer so bunten lustigen Aussenseite, daß auch diese Låden bald zu den schönen Gewölbern gehören werden, wodurch London so sehr das Ansehn von großer Industrie be kommt. In einem der vorigen Stücke wurde bemerkt,

daß man seit einiger Zeit blaue Koffer für Frauenzime mer machte. Gegenwärtig fårbt man sie auch grün und beschlägt sie mit breitem schdulackirten Messingbleche. Aber die schönsten sind beynahe ganz weiß. Man bemüht sich, Kalbfelle zu erhalten, welche auf weißem Grunde nur wenige Flecken haben. Das Weiß wird durch Streis fen von rothem oder grünem Saffian gehoben, welche wiederum mit dichten Reihen und Gruppen von gelben Zwecken beschlagen sind. Man findet sie vornehmlich) in der Gegend der St. Paulskirche. Es ist unnöthig beyzuz fügen, daß die Frauenzimmer, welche eine Reise vorhaben, solche Koffer allen andern vorziehen, da, nach englischer Weise, die bloßen Koffer der Leute aus den vermögendern Stånden niemals, wie bey uns, der Witterung oder dem Reiben blosgestellt sind, sondern mit einem dauerhaften Ueberzuge der allergröbsten und dicksten Wachsleinwand (tarpawling, welches unsre Schiffer Presenning heißen) vor allem Schaden auf der Reise verwahrt werden.

Die Londner Koffermacher arbeiten jetzt auch unge= mein viel in Saffian und Corduan. Man darf es gewiß zu den Fortschritten des Lurus rechnen, daß diese köstli chen Leder so häufig in ihren Låden gesehen werden. Eine Menge kleiner Kasten für Papiere, Frauenzimmers bedürfnisse u. s. w., die man bisher mit gewöhnlichem Kalbleder überzog, müssen jetzt von feinem Saffian seyn, wozu dann wiederum ein schöner messingener Beschlag kommt. Wie dem auch sey, das Ansehn der Kofferlåden gewinnt dadurch. Die Depeschenkästchen für die Staatsboten sind besonders elegant; man sieht ihrer beständig eine Menge bey Powell 341. Oxfordstreet. Sie sind bald aus Saffian bald aus Corduan und man findet darauf die Nahmen der verschiedenen Collegien,

wofür sie bestimmt sind, mit goldenen Buchstaben gedruckt z. B. Pay office, Admiralty, Navy office, Alien office, Dublin castle &c. nebst G. R. und einer Krone. Diese Depeschenkästchen sind mit Patentschldssern zugeschlossen, wozu die Schlüssel in den Hånden des jedesmaligen Empfängers der Depeschen sind, so daß sie der Courier nicht anders als nach gewaltsamer Erbrechung der Kästchen lesen könnte.

Es ist bekannt, daß England eine Menge Sachen fürs Ausland verfertiget, die dem hiesigen Geschmacke gar nicht angemessen sind. Zum Beyspiel wird von den vielen schönen Knöpfen, welche Birmingham erfindet, fast keiner als der glatte übergoldete in England getras gen. So hat man jetzt dort sehr schöne silberplattirte Kudpfe mit blauer Mahlerey gemacht, die ohne Zweifel auswärts viel Beyfall erhalten, für die aber London gleichsam nur der Stapel ist.

Clarke und Sohn No. 182. Strand haben einen Patentleuchter erfunden, in welchen jedes Licht paßt, ohne daß man es mit Papier zu umwickeln braucht. Die Dille wird nehmlich durch eine Schraube verengert oder erweitert.

In Indien hat man von den Bewohnern von Assam gelernt, daß der gemeine Pisang durch eine gewiße Zus bereitung vortreffliches Salz giebt. Bisher wußte man das innere Mark dieses Baums nicht zu nützen. Die Abgabe vom Salz ist die ergiebigste Quelle der öffentlichen Einkünfte in Bengalen.

Ein Herr Hawkins in NeuYork hat ein neues mus ficalisches Instrument erfunden, welches er Claviol nennt. Man spielt es wie ein Clavier. Die Darmsaiten werden von einem roßhärnen Bogen berührt, den man mit Colofonium bestreicht. Wenn dem americanischen

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