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delsleute vermöge ihres grossen Reichthums geben köns nen. Dies leztere ist ein Vortheil, worin sie jezt un☛ ter keinem andern Volke Nebenbuhler haben. Denn während man den Kaufleuten andrer Länder wegen der Beschränktheit ihrer Finanzen gemeiniglich, ehe sie noch die bey ihnen gemachten Bestellungen auss führen, entweder den Werth dafür bezahlen, oder ih nen Wechsel auf Sicht schicken muß; so können die unfris gen auf Ein oder anderthalb Jahr, oder vielleicht auf gar noch längere Zeit Credit geben. Dies ist so vors theilhaft für die, welche mit ihnen in Handelsverkehr stehen, daß sie immer geneigt seyn werden, ihn vors zugsweise mit unsern Kaufleuten fortzusehen, wenn fremde Regierungen es auch durch die schärfsten Gez seze verbieten."

,,Die Vortheile, welche die Britischen Manufas cturisten von ihren groffen Capitalien ziehen, sind in mancherley Rücksichten sehr beträchtlich. Sie werden dadurch in den Stand gesezt, die allergeschicktesten Arbeiter und Künstler sowohl aus England als der Fremde an sich zu ziehen und sie auf das beste zu bez zahlen: durch diesen Umstand haben sie sich schon seit langer Zeit den Vorrang in allen ihren Kunsterzeugnissen zugesichert. Dies thut in der That eine sehr mächtige Wirkung, um derenthalber wir nicht besorgt zu seyn brauchen, daß man jemals gute Handwerksleute ausser Landes locken werde; denn wo belohnt man sie wohl besser? Während sie Großbritannien für ihre Mühe hoch bezahlt, finden sie in keinem Theile des festen Landes so guten Lohn und so beständige Arbeit. Die Folge hiervon ist, daß zwar dann und wann mittelmäßige Handwerker von Fremden bestochen worz den sind, unsre Insel zu verlassen, dagegen aber die

vorzüglichsten Arbeiter eines jeden Faches aus allen Theilen des festen Landes nach Grosbritannien kóm men, wodurch unsre Bevölkerung mit einem sehr wichtigen und betriebsamen Theile von Bewohnern unges mein vermehrt wird.“

,,Nur die geschicktesten Arbeiter und Künstler kommen hieher, weil sie leicht erfahren können, daß antüchtige Leute in England keine Arbeit erhalten; bey alle dem ist die Anzahl fremder Handwerker, die nach Grosbritannien einwandern, so beträchtlich, daß ich mit gutem Grunde annehme, ihre Anzahl ist dreymal so groß, als die der Personen, die unter irgend einem Vorwande aus Großbritannien auswandern."

,,unsre Manufacturisten werden auch durch ihre Wohlhabenheit in den Stand gesetzt, auf die beste und dauerhafteste Art jene ausgedehnten åufferst wirksamen Maschinen anzuschaffen, wodurch das Arbeitslohn in allen Fächern vermindert wird, und ohne welche unsre Manufacturen gar nicht bestehen könn ten. Hierzu kommt, daß sie durch die ausnehmende Menge von Steinkohlen, welche sich fast in allen Theilen der Insel findet, die Maschinen mit weit ge= ringerern Kosten Aufwande, als in allen andern Låndern geschieht, in Bewegung setzen können.“ (S. 35 -38.)

Herr Bell sagt, das hohe englische Arbeitslohn, welches nur die Reichen bezahlen können, beeinträch= tige die mittleren Stände, welche minder wohlhabend find, ausserordentlich, und nutze doch am Ende den Empfänger wenig. Dieses Uebel entstehe aus dem ungeheuren Reichthume des Landes. Wäre man nicht bestrebt, das hohe Arbeitslohn herabzubringen, so Engl.. Miscellen. VIII, 2,

würde vorzüglich hieraus der Verlust der englischen Ueberlegenheit fliessen, welche sich die Nation in als len Gegenden der Welt durch den Gewerbfleiß ihrer Manufacturisten und durch den Unternehmungsgeist ihrer Kaufleute erworben habe. Er fährt dann fort:

,,Wir würden dann nicht nur den Schein sondern auch einen Theil unsers wirklichen Reichthums vers lieren. Denn so viel Gold und Eilber ein Land ims mer besitzen mag, es verschwindet dennoch in kurzem, sobald der Gewerbfleiß, wodurch beydes erworben wurz de, vermindert wird."

,,Wenn mit einemmale viele Reichthümer cinstrdmen, so können sie auch grossen Echaden thun, das fern die Wirkungen desselben nicht durch weise Maass regeln der Regierung verhütet werden; denn das Volk dürfte sich einbilden, wenn man Geld habe, so sen man im Besige von allem, woraus Gemächlichkeit und Wohlstand entspringe: eine Meynung, die in als len Ländern, wo sie geherrscht hat, jederzeit von den schlimmsten Folgen gewesen ist. Zwar sind die Menschen zu allen Zeiten geneigt gewesen zu wähnen, Völfer wären in dem Maaße wohlhabend, als sie Gold und Silber besåssen. Aber das ist so wenig der Fall, daß einige Nationen mit einem Ueberflusse aller edlen Metalle verhältnißmässig arm sind. Hiervon haben

wir ein merkwürdiges Beyspiel an Spanien, wenn man es mit den nordamericanischen Staaten vergleicht: denn obschon in diesen lehteren nicht nur wenig Müns ze, sondern auch wenig Gold- und Silbergeschirr ist, so findet man doch die allerentscheidendsten Beweise von dem Reichthume des Volks. Eine Menge von Einwohnern in Spanien hat nicht einmal die Lebensbedürfnisse und muß sich auf mißliche Zufuhr verlass

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sen, während in Nordamerica alles überflüssig ist; dort hört man nicht nur kein Armuthsgeschrey, sondern der Americaner kann auch mehrentheils von seinem Ueberflusse noch erstaunlich viele Schiffslasten denen zuführen, welche desselben benöthiget sind.“

Die Menge hervorbringender Arbeit, welche sich in einem gesitteten Volke befindet, kann als das sicherste Kennzeichen seines Reichthums angeschen werden, weil es sich dadurch gewisser als durch alle andre Sachen, selbst gewisser als durch Geld, einen Vorrath, von dem verschaffen kann, was es aus andern Ländern braucht. Diese Behauptung bedarf kaum erwiesen zu werden, da wir tägliche Proben von ihrer Wahrheit haben; aber ich will ein Beyspiel davon anführen, weil es die Wichtigkeit Großbritanniens in der Wagschaale der Nationen und den Einfluß der Mittel, wodurch es seinen grossen Reichthum erwor ben hat, in einem Lichte erscheinen läßt, welches als Ien denen, die an dessen Wohlfahrt Theil nehmen, höchst schmeichelhaft seyn muß. Im Laufe des ganzen geendigten Krieges sind unsre Kaufleute vermits telst der Kunsterzeugnisse, welche Großbritanniens Gewerbfleiß ins Ausland schickt, vermögend gewesen, weit wohlfeiler und mit viel mehr Zuverlässigkeit eine zukaufen, als Frankreich, Portugall und Spanien, selbst auf denselben Märkten, zu thun im Stande waren, wiewohl diese Nationen wegen ihres mangelhaften Credits, mit baarem Silber in der Hand auf den Plag kommen mußten. Warum Brittischen Waaren dieser Vorzug gegeben wurde, ist offenbar. Völker, welche mehr erzeugen, als sie verbrauchen, und den Ueberfluß abseßen wollen, müssen nothwendig gewisser seyn, denselben an diejenigen abzulassen, von

denen sie auf einmal gewisse ihnen ndthig gewordene Artikel am wohlfeilsten erhalten können, als an Käufer, die nur mit Gold und Silber bezahlen können. Die Menschen sind sehr wohl im Stande, ohne Gold und Silber zu leben, aber die Artikel des täglichen Verbrauchs sind allen gleich unentbehrlich.“

,,Allerdings scheint diese Bemerkung beym ersten Anblicke wenig Gewicht zu haben, da wir täglich se hen, daß man sich durch Geld alles verschaffen kann, was andre verkaufen, und überhaupt, wenn man anders Geld genug hat, alles was man zu besigen wünscht. Dies ist ohne Zweifel da der Fall, wo an Manufacturen und Waaren ein Ueberfluß ist, zum Beyspiel in Grosbritannien, wo eben deswegen Geld das allerbequemste Medium ausmacht, das man brau= chen kann. Aber ausserordentlich viele Menschen befinden sich in einer solchen Lage, daß Geld wenig oder gar keinen Werth für sie hat, weswegen sie gern alle ihre Habfeligkeiten hingeben, um dafür die nöthigen Consumtions Artikel einzutauschen. So geben die Wilden auf dem ganzen festen Lande von America ihre feinsten Peltereyen und alles was sie Köstliches bestzen, für Pulver oder Musketen und sogar für Brannts wein hin; und in jedem africanischen Staate kann man alle Handelsartikel, die dort häufig sind, am gewinnvollsten und gewissesten für gemeines Salz bekommen; und doch setzt man im Inneren dieser beyz den Welttheile weder auf Gold noch Silber einen gross sen Werth."

,,Selbst in manchen Gegenden von Europa fins den wir oft, daß Geld in Vergleichung mit allerley andern Sachen nur wenig geschäßt wird. Vornehm lich begegnet dies in Spanien und Portugall, wo

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