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aufgehen, als auch den Schnallen, woran sich das Kind verwunden kann, vorzuziehen. Da die englis schen Kinderschuhe meistens aus Corduan und Saffian gemacht sind, so nehmen sich diese Gürtelschlösser (clasps for children's shoes) die gut polirt sind, sehr wohl darauf aus. Die gewöhnlichen aus Metall kosten nicht mehr als 2 pence.

Es ist bekannt, daß die falschen Münzer in Grosbritannien und Irland recht zu Hause sind; für zehn, die man hängt, stehen zwanzig andere auf, und man hatte bisher keine andre Verwahrungsmittel, als ents weder eine durch lange Erfahrung erworbene Kennt nis des geprägten Goldes und Silbers, oder Probiersteine und Scheidewasser. Aber für die seit wes niger Zeit ausgemünzten Siebenschilling - Stücke, welche jetzt die kleinste goldne Münze in England sind, und womit man große Gefahr hintergangen zu wer den läuft, hat jemand eine eigene kleine Wage erfunden. Sie besteht aus einer Art von messingnem Kahn mit flachem Boden und zwey geraden Seiten, die sich auf zwey stumpfe Winkel erheben, durch welche ein eiserner Etift oder eine eiserne Achse gesteckt ist. An dieser befindet sich ein kleiner eiserner WagBalken, der an dem einen Ende eine Schaufel für das gedachte kleine Goldstück und an dem andern ein messingnes Gewicht hat. Die falschen Siebenschillings stücken sind immer bald schwerer, bald leichter als die guten, weil das specifische Gewicht der Metalle sehr von einander abgeht; die falschen Münzer ahmen als les nach, nur können sie nicht das gehörige Gewicht treffen. Wie wichtig eine solche Erfindung sey, kann man nur dann erst recht einsehen, wenn man in eiz

nem Lande gelebt hat, wo viel falsches Geld umläuft. Preis 2 Schill.

Der so eben geendigte Krieg ist fast durch ganz Europa so allgemein gefühlt worden, daß gewiß vies le ein paar englische Schaumünzen auf die Feyer des unschätzbaren Friedens mit Vergnügen kaufen werden. Sie verdienen ihrer Schönheit wegen eine Stelle in dem besten Münzcabinette, und ihr geringer Preiß (drey Schillinge die metallnen Eremplare) wird den Ankauf gewiß nicht erschweren. Es ist eine kleinere und eine größere.

Die Hauptseite der kleineren zeigt die Religion in holder Gestalt; sie dankt dem Himmel mit emporgerichtetem Gesicht und erhobener rechter Hand für den Frieden und scheint die Umschrift: Wir preisen dich, o Gott! auszusprechen. Rechts erblickt man in der Ferne die Paul'skirche, und links die Bibel nebst einem daraufliegenden Medaillon des Königs; eine Ans spielung darauf, daß der fromme Monarch ein feyers liches Dankfest in der Cathedrale anordnete. Unten auf dem Abschnitte steht: Dankfest den ersten Junius. Auf der Kehrseite kniet Europa vor einem Altare und ein dabenstehender Engel ist im Begriff sie mit einer Hand aufzuheben, indem er ihr mit der andern die Erfüllung ihres Wunsches, den Friedenstraktat auf einem entrollten Blatte übergiebt; man sieht darauf Oktober 1801. geschrieben, und es ist oben mit einem Delzweige geschmückt. Europa legt voll heißen Dankgefühls ihre linke Hand ans Herz und ruft aus : Meine Seele erhebt den Herrn! Auf der Erergue liest man: März 27. 1802. Diese Medaille ist vortreflich ge= arbeitet.

Die größere, über denselben Gegenstand, stellt

auf der Hauptseite den König in römischer Kriegstracht vor; in der rechten hält er einen Dreyzack und in der linken das Brittische Echild, als Sinnbilder seiner Macht zur See und zu Lande. Eine weibliche Figur gleichfalls in antikem Costům hat, wie man an ihren Fittigen sieht, den Frieden vom Himmel gebracht und krönt den König mit Lorbeer. Die Umschrift ist: regno pacem obtulit. Unten steht: super pace rata die 27. Martii. Auf der Kehrseite erscheint eine nordwestliche Ansicht des schönen Gebäudes der Paul'skirche in London, der alten Sitte gemäß, welche den Helden mit dem Tempel in Beziehung setzte. Die Umschrift lautet: Deo gloriam refert. Auf der Erergue steht: pax celebrata die 1. Junii MDCCCII.

Für die Frauenspersonen aus den mittleren und niederen Volksstånden verkauft man diesen Sommer grüne Strohhüte, welche, wenn man hier nicht durch die Feinheit des gespaltenen Strohs so sehr verwöhnt wåre, gewiß Eingang in die höhere Welt finden würs den. Die Farbe ist das Grün des Eichenlaubs und sie sind mit künstlichem Eichenlaub verziert, woran man drey Schattirungen, nehmlich dunkelgrüne, hellgrüne und gelbliche Blätter mit Eicheln sieht.

Zu Anfange des Julius sah man in allen reichen Juwelen- und Petschaftlåden ein sehr schönes neues Petschaft, das rolling seal heißt. Es besteht aus einem Cylinder aus Crystall, Carneol :c., dessen Durchmesser etwan einen Viertelszoll beträgt und an welchen sieben Seiten geschliffen sind. Auf jeder Seite ist der Nahme eines Tags in der Woche eingegraben. An jedem Ende ist ein kleiner Stift eingefügt, der in den beyden Füßen des Griffs vernietet ist, so daß sich das Petschaft wie eine Rolle bewegt. Der Griff

ist nach dem Geschmacke des Käufers von Gold, Sils ber, Composition, Metall 2c.; gewöhnlich metallen und stark vergoldet, übrigens mit der Nettigkeit ges arbeitet, die man an den englischen Petschaften gewohnt ist. Diese niedliche Kleinigkeit ist wieder ein Beytrag zu den tausend Bequemlichkeiten, welche sich die reichen Engländer fortwährend von den Ausübern der Künste des gemeinen Lebens darreichen lassen und wofür sie ihre am Ganges gesammelten Schäße am liebsten ausgeben. Es ist bekannt, daß die Englån: der in die kleinen Billets oder Zettel, welche sie a note nennen, und welche insgemein aus zwey Octavblåt tern bestehen, ordentlicherweise, anstatt des Datums, blos den Tag der Woche unterschreiben. In der Eil wird diese Unterschrift manchmal vergessen, und es kann Fälle geben, da dem Empfänger des Billets daran liegt den Tag der Absendung zu wissen. Hat man nun dieses siebenseitige Petschaft bey der Hand, so kann man in Mundlak oder Siegellak dem Freun de gleich aussen auf dem Billet melden, wann das Handbriefchen abgegangen sey. Gewöhnlicher Preiß eine Guinee.

Im letzten Stücke wurde angezeigt, daß man jezt in London Hüte machte, die den Strohdächern åhnelten. Diese Mode war zu auffallend für den englischen Geschmack; man hat sie bereits umgeáns dert. Die Strohhalmen werden umgebogen und sehen nun dem gekräuselten Haar nicht unähnlich. Aus dieser bisher unversuchten Art das Stroh zu verar= beiten, wird vermuthlich eine lange Reihe neuer Moden hervorgehen. Der Preis dieses Huts ist 38% in Neubondstreet Num. 80.

Jookey No. 44. in derselben Straße hat anges

fangen die schildplattenen Kämme der Frauenzimmer auf eine neue Art zu verzieren. Er überzieht den oberen breiten Theil mit einer vergoldeten Metallplatz te und läßt darin Raum für drey große cyförmige falsche Perlen. Zwey Häuser von ihm hat ein andrer Effenzenhändler diese Kämme mit vier großen ovas len Perlen auf bloßer Schildplatte verziert. Um die Perlen sind ganz kleine goldene Ketten gezogen. Beys de Arten gefallen.

In den Glaslåden findet man diesen Sommer Flacons von völlig neuen und schönen Mustern. Sie unterscheiden sich sehr von einander in derSchleifung und in der Farbe. Die gefälligsten sind aus gelblichem Crystallglase rautenförmig geschliffen. Man findet auch die, welche in cocentrische Zirkel geschliffen sind, sehr schön. Aber man wird geblendet von der Pracht, womit die gläsernen Desertschüsseln in verschiedenen Forz men geschliffen werden. Die Goldschmiede machen das zu besondere Gestelle oder Exergues, die man auf große filberne Plateaus stellt. Wenn nun das erlesenste Obst der Treibhäuser hineingelegt wird und das reiche Licht der Cronleuchter darauf fällt, so ist der Glanz unbeschreiblich. England liefert jest ohne Widerrede das feinste Glas und schleift es am kunsts reichsten. Das neue Desertservice, welches der Kays ser von Rußland bey den Herren Hancocks und Shepherd, Charingcross, London, für eine Tafel von 30 Personen verfertigen ließ, war im Julius die Bes wunderung in ganz London und kostete gewiß ein uns geheures Geld. Der Juwelier Bibby in Neubondstreet hatte im Julius eine kleine Erergue mit einem großen und vier kleinenBecken zu verkaufen. Das Gestell war aus vergoldetem Metall, und, nachBibby's Art, mit

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