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gewöhnlichen Schulunterricht in Chesterfield wurde er mit seinen beyden áltern Brüdern nach St. John's College in Cambridge geschikt. Da er Medicin studiren sollte, so wurs de er hier 1755 Med. Bacc. Von hier gieng er erst nach London, um unter John Hunter sich in der Anatomie festzufeßen und dann nach Edinburg, wo er alle Fächer der Arzneyfunde mit gröstem Fleiße trieb. Er versuchte hierauf, sich in Nottingham niederzulassen; aber hier glückte es ihm nicht. Er wählte dafür Litchfield, wohin er mit Empfehlungsbriefen versehen ging. Ein reicher Mann in der Nachbarschaft, den man schon für verloren gab, wurde durch Darwins Geschitlichkeit wieder hergestellt, welches seinen Ruhm auf einmal festseßte und ihm während seines langen Aufent= halts in Litchfield eine gewinnvolle Praris verschaffte.

Im J. 1757. heurathete er Miß Mary Howard, mit der er fünf Kinder zeugte. Zwey davon starben sehr jung und die Mutter folgte ihnen im J. 1770. Der älteste Sohn follte ein Arzt werden, und hatte sich in Edinburg auf der Universität vortheilhaft ausgezeichnet, als er im 20 Jahre starb. Der zweyte Sohn, Erasmus, ein Rechtsagent in Derby, ertränkte sich im J. 1799. in der Derwent. Der dritte noch lebende Sohn, Robert, ist ein sehr geachteter Arzt in Shrews, bury und hat die Tochter des berühmten Wedgwood geheirathet.

D. Darwin fing bald nach dem Tode seiner Frau seine berühmte Zoonomie an, die aber erst vor acht Jahren heraus kam und einen vortreflichen deutschen Ueberseßer erhal ten hat. Im J. 1778. pachtete er ein sehr romantisch gelegenes Landhaus, etwa eine englische Meile von Litchfield. Dort war eine Grotte sein Lieblingsort, wobey er einen bo tanischen Garten anlegte und sein beliebtes Gedicht The Loves of the plants aufing. Im J. 1780 heirathete er seine zweyte Frau, die Witwe des Obristen Pole, welche ihm eine gute Mitgift zubrachte. Von nun an wohnte er in Derby bis drey Monate vor seinem Tode, da er drey Meilen weiter nach Breadwall Priory zog, ein Landhaus, das sich sehr wohl für seine Jahre schickte. Während der lezten Jahre wurde er oft von einer Entzündung in der Brust und Lunge befallen, und nur noch leßten Frühling entkam er davon blös durch starke Aderläße. Am 10. April wurde er fieberhaft, und es zeigten sich Symptomen einer Lungenentzündung; man nahm ihm 25 Unzen Blut, und er befand sich drey Tage lang ziemlich wohl. Am 19. April genoß er des schönen Wetters in seinem Garten, wo alle seine Kinder, die von der Schule zu den Feyertagen nach Hause kamen, gegenwär tig waren. Eine Dame feines Alters fagte hier zu ihm, daß er wenigstens noch zehn Jahre Zeit brauchen würde, wenn er alle die Entwürfe ausführen wollte, welche er mit diesem Orte hätte. Er antwortete:,,Wenn irgend Jemand in Ihrem Alter noch Aussichten hat, zehn Jahre zu leben,

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,,so sind Sie es — ich aber nicht.“ Seine Frau führte das gegen seine gesunde Farbe, Aufgewektheit und Stärke an; aber er sagte: „Ich sehe immer sehr gesund aus, bevor ich krank werde." Den Abend brachte er unter der gewohnten muntern Unterhaltung mit seiner Familie hin. Morgens darauf stand er um sechs Uhr auf, schrieb etliche Briefe und entrüstete sich über die Maßen über seinen Bedienten wegen seiner Pferde. Es überfiel ihn ein Frösteln mit Durst; er seßte sich ans Feuer und trank eine ziemliche Menge Buts termilch. Er befand sich nun schlimmer und legte sich auf ein Sofa. Da er aber kälter und fühlloser wurde, so brachte man ihn auf einen Armstuhl, wo er zwischen acht und neun Uhr ohne Schmerz und Gemüthsbewegung im 71 Jahs re seines Alters den Geist aufgab.

Er hat eine Witwe und sechs Kinder von seiner leßten Frau hinterlassen, und außer ihnen noch zwey natürlice Lootern. Zum Besten der leßteren schrieb er sein Buch über die weibliche Erziehung.

Darwin zeichnete sich sein ganzes Leben über durch grof= ses Wohlwollen aus, welches sich besonders durch die Sorg= falt äußerte, womit er selbst die verachtetsten Thiere behandelte. Er hatte sich oft gewünscht, sein Daseyn ohne Schmerz zu beendigen, da er allezeit den Tod für das kleinere uebel von beyden hielt. Er war von Mittelgröße und sehr plump und stark; seine Gesichtsbildung war gemein und hatte etwas schwerfälliges; fehlte es derfelben nicht ganz an Leben, so war doch kein Ausdruk darinn. Sein Gang und Anzug waren ungeschift und nachläßig; wenn er ging, ließ er oft die Zunge aus dem Munde hangen.

In feiner Jugend liebte er Wein und Weiber über die Maßen, und seine Leidenschaft für die lesteren währete bis ans Ende. - Er erzählt selbst in seiner Zoonomie, daß er ets wa vor 45 Jahren den ersten Anfall von Podagra hatte und deswegen von der Zeit an allen gegohrnen Getränken entfagte. Aber Fleisch nebst allen Arten von Gemüsen und Obst aß er in Menge. Bey Tische trank er Wasser oder Milcrabm und Wasser; und außer den Mahlzeiten Thee und Caffee. Durch diese Enthaltsamkeit von gegohrnen Getränken blieb er 15 bis 16 Jahre völlig vom Podagra befreyt. Wenn er auch einmal wieder Wein und Wasser oder Cyder und Waffer zu trinken wagte, so wurde er doch allemal durch neue podagrische Anwandlungen erinnert, sich dieser Getränke zu entfchlagen. Er pflegte sehr stark zu essen, und sein Magen verdaute vortrefflich. Er gab oft den Nath:,,Eßt, eßt, so viel ihr könnt.” ̈ Aber er unterließ keine Gelegenheit, seinen Patienten eine Besorgniß in Ausehung geistiger Getränke eins zuflößen, aus deren bäufigem Gebrauche er nur zu gern ihre Krankheiten herleitete.

Seine Zoonomie, Physiologie und sein Gedicht, der botanische Garten, sind so allgemein unter den Gelehrten bez

kannt und geschäzt, daß es nicht nöthig ist, ihre Vorzüge hier zu zergliedern. Als Dichter gesteht man ihm viel Vers dienst zu, ob ihm gleich ein zu großer Mangel an Simplicitát und zu viel Wortprunk allgemein vorgeworfen wird. Seiz ne Prosa war nichts weniger als fehlerfrey; er stieß häufig wider die Grammatik an; er war sogar in der Reatschreis bung nicht fest, und sein Sohn, der Rechtsgelehrte, verbess ferte zuweilen die orthographischen Unrichtigkeiten. Von seiz nem Dichtertalente und seiner Neigung zu philosophischen Untersuchungen gab er frühe Beweise. Schon im J. 1758 findet man drey Auffäße von ihm in den Sammlungen der töniglichen Societat. Im J. 1782. gab die botanische Ges sellschaft in Litchfield eine Uebersehung von Linne's Systemą Vegetabilium heraus, welche hauptsächlich vom D. Darwin, einem ihrer vornehmsten Mitglieder, ausgeführt wurde.

Er hat ein Gedicht The Shrine of nature hinterlassen, das jest gedruckt wird und ehestens erscheinen soll.

Auffer der Arzneykunde richtete er fein Augenmerk auf Mechanik und Physik. Diese trieb er nicht nur selbst mit großem Eifer und Fleisse, sondern ergrief auch jede Gelegenheit, feine vielen Freunde und Bekannten dazu aufzus muntern. Bald nach seiner Ankunft in Derby errichtete er dort eine philosophische Societát und Bibliothek, welche beya de bey seinem Tode in einem blühenden Zustande waren. Die Gesellschaft, deren Präsident er war, besteht aus Mitgliedern, die in Nottinghamshire, Derbyshire und Leicestershire zerstreut wohnen. Er machte sich auch ein Vergnügen daraus, die Herausgabe von Werken über die Naturge= schichte zu befördern.

Aber obgleich Darwin bey diesen Beschäftigungen ausa nehmend viel Gelehrsamkeit, Geschmack und Kopf an den Tag legte, fo batte er dennoch einen großen Zweck, auf def fen Erreichung alle seine Geschicklichkeiten und Absichten ernstlich und unausgefest gerichtet waren. Er nahm keinen Anstand, öffentlich und wiederholt_in_Gesellschaft zu erfláren, daß er vornehmlich durch alle seine gelehrten Unternehmungen Reichthümer zu erwerben trachtete. Einmal sagte er zu einem Freunde: „Mein botanischer Garten hat ,,mir goo Pf. eingebracht und der erste Band meiner Zoo,,nomie ebenfalls 900 Pf.; kann ich nur immer ein Jahr ums ,,andre ein Werk schreiben, das mir soviel einträgt, so hats ,,keine Noth mit mir." Er fügte hinzu:,,Geld und nicht Ruhm ist die Endabsicht von allen meinen Druckføriften."

Indeß wußte er den Werth des Rufs sehr wohl zu schäßen. In seinen lezten Lebensjahren hatte die Ruhmsucht große Gewalt über ihn; und er fand so viel Behagen an Bem dargebrachten Weyhrauche, daß man sich durch Schmeis cheley seine Bekanntschaft und Gunst am besten erwerben fonnte.

Man vermuthet, daß Darwin an keine Offenbarung

glaubte. Auf jeden Fall war er ein abgesagter Feind der Hölle.

Neue Kupferstiche.

,,Der Präsident und die sämmtlichen Mitglieder der Königlichen Academie vertheilen die ausgesezten Preise.“ Dieser Kupferstich hat viel Werth für Eingebohrne, denen die Academisten bekannt sind und die etliche von ihren Ars beiten besißen Die Aehnlichkeit ist mehrentheils groß. Auch fremde Kunstsammler, die an den Werken eines West, Opie, Lawrence, Beechy, Lourherbourgh, Smirke, Bours geois, Fuseli, Bartolozzi, Heath und vieler andern Wohlgefallen finden, werden dieses Blatt, wozu eine Erklärung gehört, mit Vergnügen betrachten. Der Stich ist sehr gut.

Bathing horses at Brigthon, Sir Fr. Bourgeois pinx. Ogborne sculps. Das Gemählde ist hinlänglich bekannt; die Pferde, die See, die Schiffe und das Gestade sind wohl gezeichnet. Indessen ist der Gegenstand etwas mager und kann nur einer gewissen Classe gefallen. Der Stich ist gut gerathen. Bey Colnaghi in Cockspurstreet.

The distinguishing characteristic &c. d. i. das ächte Kennzeichen der Freymaurerey oder die Ausspendung von Wohlthaten”, an die, welche sie verdienen. Bruder Stothard pinx. Bruder Bartolozzi sculps. Es erscheint hier die große Loge von England in ihren Insignien und es werden eine lange Reihe Waisenkinder eingeführt, deren zwey der Großmeister an der Hand hat. Wer in England bekannt ist, findet hier eine Menge hoher Personen und einen Königlic chen Prinzen; der türkische Gesandte mit seinem Secretair und andre Gesandten erscheinen ebenfalls hier. Das Blatt erreat großes Interesse. Die unschuldige Mine, die einfa che Tracht und die Schönheit der armen Kinder, das Zutrauen, womit sie in die vornehme Versammlung zu treten scheinen, der gerührte und frohe Blick der Brüder über ihre wohlangewandte Milde, die herrliche Vereinigung der gröz ften Staatsmänner zur schönsten menschlichen Handlung u. s. w. fallen jedem in die Augen. Zu bekommen bey Earle, Blackfriarsroad.

The thatcher, der Strohdecker. Barney inv. et sculps. in Marlins Gallerie, Fleetstreet. Liebhaber von ländlichen Gegenständen werden dies Blatt schön finden. Ein großer Echober von Waißengarben wird gedeckt. Die Lust und Zufriedenheit, womit der alte rothbäckige Mann an seine Arbeit geht, sind wohl ausgedrückt.

Von dem berühmten Gemählde auf dem Schlosse zu Windsor,,die beyden Geißigen“ von Quintin Messis, vers kauft man jezt einen sehr guten colorirten Kupferstich.

Select views of the isle of Wight. Diese vier Stücke sind von Walmsley gemahlt und von Cartwright gestochen. Vortrefliche Blätter. Wirklich die Namen der Meister bürgen schon dafür.

Two Views in Bohemia. Gegenstücke der vorigen; von Walmsley und Black; ebenfalls sehr schön.

The anual ceremony &c. Die Verpflichtung des Lord Mayors von London den 8. November, gemahlt von Miller und gestochen von V. Emith. Dies Blatt zeigt das Innere des Londner Rathhauses und mehr als 130 vornehme Bürger, die auf eine oder die andre Art in London einen Muf erhalten haben. Bey einem solchen Gegenstande ist Aehnlichkeit der Porträts die Hauptsache; und dies ist sehr gut geleistet.

Neue Bücher im May.

Gleanings in Ireland, particularly respecting its Agriculture, Mines, and Fisheries, by R. Fraser, esq. 3s. Communications to the Board of Agriculture on Subjects relative to the Husbandry, &c. of the Country, 4to. 200 pages. Observations on the Conversion of Pasture Lands into Tillage, and relaying the same into l'asture. Also on the Utility of applying the Potatoe as Food for Sheep. To which is added, a Copy of a Letter to the Chancellor of the Exchequer on the late proposed Measure of permitting Starch, manufactured from Potatoes, to be exempted from the Revenue Duties, by Nehemiah Bartley, Secretary to the Bath Agricultural Society.

The Life of Toussaint Louverture, of St. Domingo. Translated from the French of M. Dubroca. 25.

Life of Poggio Braccolini, by the Rev. W. Shepherd, 4to. I Pf. 5s. Cadell.

The Last Days of a Person who had been one of Thomas Pain's Disciples, and who departed this Life on the 11th of Feb. 1802, by William Wait, A. B. Oberon; or, Huon de Bourdeaux, a Mask; and Orestes, a Tragedy, by W. Sotheby, Esq.

Henry and Almeria, a Tragedy, by Andrew Birrell. 2s. 6d. The Fashionable Friends, a Comedy, as performed at the

Theatre Royal, Drury lane. The Prologue by the Hon. C. R. Spencer, and the Epilogue by the Hon. W. Lamb. Remarks on the Rev. Dr. Vincent's Defence of Public Education; with an Attempt to state fairly the QuestionWhether the Religious Instruction, and Moral Conduct, of the Rising Generation, are sufficiently provided for in our Schools and Universities; together with the Sentiments of several late Writers and others on this important Subject; by a Layman. 25.

Elements of the French Grammar, by Lewis Catty, French Master to the Royal Military Academy, Woolwich. Modern Geography; A Description of Kingdoms, &c. with the Seas and Isles in all Parts of the World, including the most recent Discoveries and Political Alterations,

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