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Lord reiste gleich nach den Friedenspråliminarien nach Paris, wo er mit der grösten Artigkeit aufgenommen wurde. Ehe er abreiste, wünschte er seine Variser Freunde auf englische Weise zu bewirthen; er hatte ihnen unter ans dern einen Rosinenpudding versprochen,' und konnte bey keinem Restaurateur dieses altenglische Gericht ächt bekommen, weil die Pariser Köche immer ihrem eigenen Kopfe folgten, und bald hinzuseşten, bald davounahmen. Er fiel daher auf den Gedanken, ob nicht ein Apotheker den Pudding in seinem Mörser am besten machen würde? Sofort überfeßte er Das Rezept in medicinisches Latein, ånderte die Quantităten in Apothekergewicht um, und schrieb unter das Recept den Nahmen eines sehr berühmten Londner Arztes und Schrifte 'stellers. Der ehrliche Pariser Apotheker folgte dem Recepte pünktlich, obschon seine vieljährige Erfahrung dadurch in nicht geringe Verlegenheit gefeßt wurde. Er wußte nicht, ob es für eine Wunde, oder für eine Krankheit sey, und ob er es in eine Flasche thun, oder auf ein Leder streichen sollte. Ein andrer Apotheker besuchte ihn; dieser wurde âm Nath ge: fragt. Er hatte eine grössere Meynung von sich als jener, und sagte: es ist kein Pflaster, sondern ein remède, das ich sehr oft bey der Mundsperre gebraucht habe. Au den Pudding wurde also ein Zettel mit der Ueberschrift enema øder Clyftier gemacht. Man hatte dem Apotheker eingebunben, es zu einer bestimmten Stunde zu schicken. Daher stellte er sich mit dem bekannten Instrumente ein, im Fall sein persönlicher Beystand nöthig seyn sollte. Er erstaunte aber fehr, eine grosse Gesellschaft zu finden, zu welcher man ibn einlud, und die zu seinem Erstaunen das remède mit vielem Appetit verzehrte.

Zu Heanor in Derbyshire giengen zwey junge Bauers: leute in die Kirche, um sich trauen zu lassen. Ihre Ver wandten und Freunde begleiteten sie dorthin wie gewöhnlich. Als der Prediger zu der Frage kam:,,willst du diese Jungfer zur Frau haben?“ so antwortete der Bauer ganz ge= faßt: Ne! ich mag sie nicht. Der Prediger war über diesen völlig neuen Fall sehr betroffen, und fragte ihn nach

der Ursache ,,Ey, wiederholte der Kerl, heute mag ich sie nicht." Dies wollte dem Geistlichen nicht genügen; er machte ihm viele Vorstellungeu, und verlangte bestimmt die Gründe zu wissen, warum er seine Meynung geändert hatte?,,Jb nun, ich habe mich anders besonnen, seit ich in der Kirche bin, sagte er, und ich mag sie nun nicht haben." Von diesem Entschlusse, konnte ihn nichts abbringen. Als er aus der Kirche kam, fielen die Brautjungfern über ihn her, und bezahlten den wetterwendischen Schäfer so unverdrossen, daß ihn die Erinnerung an diesen Lohn, das nåchstemal, da er abermals den Muth haben möchte, wieder vor den Altar zu gehen, vermuthlich standhafter machen wird.

Ein äusserst trauriger Vorfall ereignete sich zu Platekill in der americanischen Grafschaft Ulster, zwölf Meilen von Poughkeensie. Eine Frau Deyo hatte zwey Stiefkinder und drey rechte Kinder. In der Abwesenheit ihres Mannes schickte sie die beyden Stieffinder weg, rufte dann ihre eigenen Kinder eins nach dem andern in die Stube zu sich, und schnitt ihnen mit einem Scheermesser die Kehle ab. Als das älteste von den drey Kindern, welches etwa zehn Jahr alt war, hineinkam, und die anderu ermordet sah, wollte es fortlaufen, aber die Mutter ergriff es, ehe es ́aus dem Hause kommen konnte, und durchschnitt ihm im Handgemenge die Kehle auf eine gråßliche Art. Die Wunde war nicht gleich tödtlich, das Kind lief noch eine Strecke, bis ihm einige Nachbarn begegneten, und fiel dann todt nieder. Man rann nun ins Haus, und fand, daß die barbarische Mutter sich selbst mit demselben Messer entleibt hatte

Vor Kurzem wurde Samuel Webb, der berüchtigte Londner Bettlertönig (king of the cadgers) wie ihn seine Handwerksgenossen nannten, ergriffen, und vor Gericht geführt. Dieser Kerl hatte sein Gewerbe seit mehr als fünf und vierzig Jahren getrieben. Er zeichnete sich durch befondre Unverschämtheit und Beharrlichkeit aus, wenn man ihm nichts geben wollte, so daß mehrere vornehme Leute, die häufig in New Bendstreet hin und her gehen, wo dieser Engl. Miscellen VIII. 1.

Mensch sein Wesen trieb, ihm jährlich eine Guinee bezahl: ten, gegen welche er sich verpflichtete, daß sie weder von ihm persönlich noch von seinen Getreuen in dieser Gasse be unruhiget werden sollten. Nachdem er mit seinen Spießge: fellen des Tages Last und Hiße getragen hätte, gieng er um ausgesest mit ihnen in ein Bierhaus in der verrufenen Ge gend von St. Giles's, wo Weibsbilder von gleichem Sœlage mit ihnen sich so gütlich thaten, daß zuweilen jeder eine halbe Guinee für das Abendessen bezahlte. Uebrigens er zählten sie sich hier die verschiedenen Betrügereyen, welche fie den Tag über ausgeübt hatten, und lachten über die Leicht, gläubigkeit ihrer Wohlthäter.

Ein Offizier des Corps der Seesoldaten landete leßtbin in Torbay und kehrte in Brixham ein. Den Morgen dars auf fand man ihn in seinem Blute schwimmen. Er hatte sich auf eine fürchterliche Art entleibt. Man vermuthete, daß er erst eine grosse Wunde quer über den Arm gemacht hatte, um sich zu verbluten; weil ihm dies aber zu lange dauerte, so zerfeßte er sich die Seite und durchschnitt sich dann die Kehle von einem Ohre zum andern.

In Kentstrasse in Southwark spielten zwey Kinder mit einander vor dem Kamine. Eins davon kam dem Feuer zu nahe, welches dessen Kleider ergriff. Der Vater, welder oben in der Dachstube arbeitete, hörte das jammervolle Geschrey des Kindes und wollte ihm zu Hülfe eilen; aber er verfehlte etliche Stufen und stürzte die Treppe hinab, wodurch er sich so gefährlich verwundete, daß er dem Kinde nicht zu Hülfe kommen konnte. Gerade um die Zeit kam die Mutter von der Arbeit zu Hause. Das Kind, dessen Kleider brannten, lief auf sie zu. Unglüklicherweise wurden ihre Kleider auch in Flammen gefeßt; sie fiel vor unausstehlichem Schmerze auf die Erde und wurde selbst so ver brannt, daß sie hinführo zu aller Arbeit untüchtig ist. Kind und Vater liegen auf den Tod.

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Zu der Mistreß Berkeley, einer rechtlichen Vukmache: rinn in der Queen Anngasse, kam eines Morgens|früh ein Frauenzimmer, das wie eine Magd angezogen war, und sagte ihr, sie sollte sobald als möglich zu einer Dame in der New Road kommen, um für sie einige Modesachen zu verfertigen. Madam Berkeley eilte an den bestimmten Ort, fand die ihr angezeigte Person nicht und sah, daß man sie hintergangen hatte. Mittlerweile kam die angebliche Magd wieder in das Haus der Berkeley und sagte einem kleinen Knaben, der allein zurükgelassen war, sie hätte Auftrag, ungefäumt der Mistreß Berkeley drey fertig dort hängende prächtige Damenanzüge nachzubringen. Der Knabe gab sie. Als die arme Pußmacherin ihr Haus erreichte, lag der ganze Betrug am Tage.

Gelehrte Neuigkeiten.

Eine Gesellschaft von Gelehrten hat sich verbunden, einen Auszug aus den philosophischen Transactionen zu maz chen. Dieses wichtige Werk besteht jeßt aus 92 Bånden und kann daher nur von wenigen genußt werden. Man hat zwar einen Auszug von den ersten Bånden; aber seit bey= nahe fünfzig Jahren ist keiner weiter erschienen, obschon die neuere Auffäße in den Transactionen interessanter sind, als die älteren. Der Auszug wird ungefähr aus vierzehn Quartbänden bestehen und nicht nur mit erläuternden Kupferstichen, sondern auch mit Bildnissen der vorzüglichsten Verfaffer verziert werden. Das Werk kommt in Nummern heraus, deren jeder Theil 26. enthält; eine Nummer kostet achtzehn Pence. Die erste erscheint den 26. Junius und so= fort an jedem folgenden Sonnabende eine neue. Man wendet sich deshalb an die ersten Londner Buchhändler.

Der Seekapitain Schomberg beschäftiget sich mit folgendem Werke, wovon nächstens die vier ersten Bände erscheinen Naval chronology or an historical summary of Naval · and Maritime events, from the Romans to the treaty of peace in 1802.

Der Buchhändler R. Vhillips läßt Meufels Litterärgeschichte vom Herrn Churchill überseßen, der durch seine wohlaufgenommene Uebertragung von Herders Ideen zur Geschichte der Menschheit bewiesen hat, daß er der deutschen Sprache hinlänglich mächtig ist.

Das Buch des Herrn Geb. R. Genz über die französ. Revolution wird unter folgendem Titel gedruft: The state of Europe before and after the french revolution by Professor Genz, privy Counsellor &c. translated from the German by John Charles Herries Esq. p. J. Hatchard, Piccadilly, London.

Lane in Leadenhallstraße hat so eben eine Ueberseßung von einem treflichen Romane unsres auch hier beliebten August Lafontaine unter dem Titel Augustus erscheinen lassen.

Der königliche Akademist Rigaud arbeitet seit einiger Zeit an einer neuen Uebersehung von Leonardo da Vinci's Werke über die Mahlerey.

Der Doktor Robert Hamilton ist im Begriffe ein Werk unter nachstehendem Titel herauszugeben: Eine Geschichte der Gesundheit der in bohem Alter verstorbenen Leute, und der Bevölkerung in der Grafschaft Suffolk, mit Bemerkungen über die Dauer und den (Affecuranz-) Werth des Lebens aus den dortigen Kirchenregistern der Getauften und Gestorbenen gezogen; oder medicinisch - ökonomische Untersuchungen über die Lebensalter der Personen, welche dort bis zum Ende des J. 1800. verstorben sind, mit besondrer Bemerkung der Kinder, die vor dem fünften Jahre sterben und der vermuthlichen Ursache ihres Todes; hierzu kommen Beobachtun

gen über den Einfluß des Erdbodens und der Luft auf lebendige Körper, ingleichem über die Einrichtung der Hütten und Häuser, die für Arme erbaut werden. Dieses Buch wird auf eine interessante Art den Zustand des geselligen Lebens in der Grafschaft Suffolk schildern.

Folgendes ist wörtlich aus dem Monatlichen Magazine für d. Junius genommen: Herr Fulton, ein gebohrner Ämeriz kaner, der in England durch seine Verbesserung der Canalschleusen, und durch ein Buch über Canále bekannt ist, will entdekt haben, wie man Schiffe unter dem Wasser und in jeder Tiefe, regieren kann, und auf was Art die dazu er: forderlichen Personen sieben Stunden unter dem Wasser, ohne frische Luft, ausdauern können. Man versichert im Ernste, daß er seine Erfindung für die Absichten des Krieges anwendbar machen und Kriegsschiffe in die Luft sprengen will, weil er sich ihnen ohne Furcht und ungesehen nåbern kann. Das Erperiment ist in England noch nicht wiederholt worden, aber die Erfindung wurde dem Hause der Lords sehr förm lich (vom Lord Stanhope) mitgetheilt, ohne jedoch eine be: deutende Wirkung auf diese hervorzubringen."

Zu Anfang des Junius gibt Herr Dyer zwey Bände von Gedichten und kritischen Versuchen heraus. Sie zerfallen in vier Theile, welche Oden, Elegien, darstellende Gediate, Träume und Visionen enthalten. Jedem Theile wird ein Versuch über einen besondern Zweig der Dichtkunst vorge drukt, mit Bemerkungen über ältere und neuere Schriftstek ler, die sich darinn ausgezeichnet haben.

Herr D.Karl König, kön. Unterbibliothekar des Herrn Vråsidenten Banks in London ist entschlossen, unter dem Titel: Botanical tracts translated from different languages ein pe= riodisches Werk herauszugeben, dessen Zweck seyn soll, die engländischen Phytologen mit den in verschiedenen Zeitfdriften des Auslandes zerstreuten botanischen Abhandlungen bekannt zu machen. Der erste Band erscheint nächstens: er enthält unter andern: Swark's Gattungen und Arten der Orchisartigen Pflanzen a. d. Schwedischen, Loureiro über die Aquilaria Agallochum a. d. Portug., Links Beyträge zur geographischen Botanik u. a. m.

Der würdige Arzt Jenner hat von der Grafschaft Gloucester, in welcher er gebohren ist, eine prächtige Dose ge= schenkt bekommen, da sich seine Anwendung der Kubpocken an Nüßlichkeit vielleicht mit jeder andern medicinischen Ent: deckung messen tann. Das Parlament hat ihm 10,000 Pf. geschenkt.

Darwin.

(aus dem Juniusstüt des monatlichen Magazins)

Erasmus Darwin wurde den 12. December in Elston bey Newark in Nottinghamshire geboren. Sein Vater Robert Darwin Esq. hatte außer ihm noch sechs Kinder. Nach dem

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