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fung des berüchtigten Klopfechters Ward überließ, der ihm nichts als rohes Fleisch zu essen gab; das dauerte jedoch nur eine kurze Zeit. Fletcher gewann seine Wette; aber die leßten 20 Meilen ermüdeten ihn so sehr, daß er glaubte, es übersteige gewöhnliche Kräfte, in so kurzer Zeit weis ter zu gehen. Herr Barclay hingegen, der, wie man leicht glauben kann, nicht nur den Verlust der erwähnten ansehnlichen Summe, fondern auch ein geheimes Misvergnügen, daß er sich so sehr verrechnet, zu verschmerzen hatte, hielt es nicht für unausführbar, eine in jeder Rüksicht noch grösfere Wette zu gewinnen. Er machte sich also mit fünftausend Pfund Sterl. anheischig, neunzig englische d. i. fünfs zehn gute teutsche Meilen, binnen zwey und zwanzig Stunden, weniger einer halben, zurükzulegen. Man weiß, daß Herr Fletcher aus eigener Erfahrung grosse Ursache zu has ben glaubte, eine solche Wette anzunehmen; ohne viel Befinnen feßte er 5000 Pf. dagegen. Fletcher handelte hiebey gewiß nicht rasch. Nach dem Erwähnten mußte er es für unmöglich halten, daß Barclay 4 1/4 engl. Meilen in jeder Stunde (denn so viel kam auf jede mit Einschluß der fleis nen Verzögerungen) ganzer ein und zwanzig Stunden nacheinander zu gehen im Stande seyn könnte. Aber er be: dingte noch überdieß, daß das Unternehmen im November ausgeführt werden sollte, wo in England der menschliche Körper wegen der häufigen Nebel, Regen zc. am schlaffsten ist. In diesem Monate war es äusserst wahrscheinlich, daß ein heftiger Wind, ein starker Regen oder ein dicker Nebel der Nervenspannung nachtheilig werden konnte: man wird wirklich weiter unten seben, daß dies einigermassen Barclay hatte vermuthlich diese Umstände der Fall war. nicht gehörig bedacht. Er begab sich daher vorigen September, zwey Monate vor der angesezten Zeit, bey einem alten Pachter Smith in Yorkshire in die Kost und befolgte alle Mes Smith ist ein groffer geln, welche ihm dieser vorschrieb. Kenner in allen Dingen, worauf man in England wettet, und versteht besonders Jemanden gehörig vorzubereiten, der einen Wettgang vorhat. Smith gab dem Herrn Barclay

nichts als rohes Fleisch und stark zu verdauende Speisen za essen, brauchte ihn zu allen schweren Arbeiten, ließ ihn schwere Lasten von Kåse und Butter auf den Schultern zu Markte tras gen und gab ihm zu zehn englische Meilen nicht mehr als ane derthalb Stunden Zeit. Kurz Emith schickte und schor seinen reichen Schüler wie einen Hühnerhund, und immer that dieser alles so flink und gut, daß Smith beständig vorausz sagte, er würde den Preis davon tragen. Die Zeit kam. Man hatte bey Ayton auf der Strasse von York nach Hull eine englische Meile Weges mit Lampen erleuchtet, weil Barclay laut der Bedingungen gerade um Mitternacht seinen Weg antreten mußte. Gleich aus dem Anfaße schloß man viel, und in dem Masse als er rústig fortfuhr, stiegen die Wetten; um 4 und 8 Uhr des Morgens bot man 2 gegen I und 7 gegen 4 zu seinen Gunsten; um 11 Uhr Vormittags als er 50 Meilen vollendet hatte, bot man 3 gegen 1 daß er gewonne; als er 60 Meilen gegangen war, 5 und 4 gegen 1; als er 70 zurüfgelegt hatte, wurde 7 und 6 gegen eins gewettet, daß er gewinnen würde. Gegen das Ende hin 10 und 15 gegen 1. Er hatte seinen Gang 22 Minuten und 4 Secunden auf 9 Uhr des Abends glüklich geendiget, so daß er 1 Stunde 7 Minuten und 56 Secunden weniger Seit brauchte, als ihm erlaubt war. Er gewann die Wette ohne anscheinende Mühe. Sechsmal hielt er an, sich zu erhohlen, eine Erfrischung zu nehmen und die Wäsche zu wechfeln, welches gemeiniglich 12 bis 15 Minuten währete. Das Wetter war ihm besonders günstig, auffer früh von 4 bis 8 Uhr, da es neblicht wurde, welches in der That sein Feuer sichtlich dämpfte. Der Zulauf von Menschen war sehr groß, die besonders dafür sorgten, daß ihn nichts unterbräche. Da eine aufferordentliche Anstrengung erforderlich war, so bezeugten die Leute ihre herzliche Freude darüber, daß er gewann. Als er fertig war, hörte man nichts als Jauczen und Hußah und die Leute trugen ihn frohlockend auf den Schultern umher. Viele Männer von Stande waren bis aus Echottland gekommen, um diese Wette mit anzusehen. standen nicht nur die zehntausend Pfund der Hauptpersonen

Es

darauf, sondern mehr als doppelt soviel, da die vielen Wetts lustigen Herren aus Yorkshire, Schottland und London ans sehnliche Summen gesezt hatten. Die ganze Grafschaft York erwartete den Ausgang mit größter Theilnahme, weil in ganz England keine Gegend ist, wo man eben so stark wettet. Barclay machte eine Woche vorber den Tag bekannt, an wels chem er seine Wette geben würde. Der Plaß wurde von beyden Partheyen gemessen und ein Pfahl am Ende der Meile eingeschlagen. Um diesen mußte Barclay nach jeder Meile sich wenden; weldes anderthalb Schritt machte, die aber beym Messen nicht gerechnet wurden. An den Pfahl wurden Leute gestellt, die einen Kerb hinein machten, so bald er wieder einmal herum war: auch lag ihnen ob, Achtung zu gehen, daß alles in Ordnung vor sich ging. Ein paar Mis nuten vor Mitternacht kam Herr Barclay mit seinem Freunde, rvie auch Herr Fletcher mit den feinigen an. Vunkt zwölf Uhr wurden sechs Repetiruhren gestellt, in ein Kästchen an den Gewinnpfahl gefeßt und das Kästchen versiegelt. Su gleicher Zeit brach Barclay auf. Er trug ein engschliefe sendes Flannelhemde, flannellne Unterhosen und flauncllne Nachtmüße, sogenannte Lammswollene Strümpfe und weite Lederschuhe mit ziemlich dicken Sohlen. Das Haus, in das er gieng, um Erfrischung zu nehmen, stand etwa zehn Ellen von der Strasse: das Hingehen und Surükkehren machte also zwanzig Ellen, die er aber nicht rechnen wollte. Als die Wette gewonnen war, sah man ihm keine Müdigkeit an; er war eben so munter wie zuvor und sagte, er könnte zwan zig Meilen weiter gehen. Obgleich der Schauplah seiner Gehfertigkeit auf ofner Landstrasse lag, so bewies man ihm doch alle mögliche Aufmerksamkeit. Die vielen Landkutschen, Brieffutsden, Fuhrwagen, Equipagen, Postkurschen, das Heer von Cabriolets, Rittern und selbander reitenden Frauen, die unaufhörlich England von einem Ende zum andern durchfliegen und besonders in dem wohlhabenden Yorkshire hăufig sind, fuhren und ritten insgesammt auf die Seite, um dem Wettkämpfer kein Hinderniß in den Weg zu legen. Jeder schien ihm einen glütlichen Ausgang zu wünschen.

Sonst gehen die Soldaten nirgends aus dem Wege, aber hier thaten sie es. Die WestyorkMiliz kam just des Weges auf ihrem Marsche aus Hull nach York; sobald sie hörte, was da vorgieng, machte sie Halt, und theilte sich in zwey Divisionen zu beyden Seiten der Straffe, welches eine gute Wirkung that. Jeder Soldat rief dem Herrn Barclay zu: Glúk zum Siege! Ueberhaupt mußte die grosse Anstrengung, welche er sichtlich anwandte, jeden für ihn interessiren; und diese Theilnahme rührte und munterte ihn auf. Wenn man die zur Erfrischung nöthige Zeit und andre kleine Abhaltungen zusammenrechnet, so kosteten ihn die 90 Meilen nicht viel über 19 Stunden, ausser den Schrit ten ins Wirthshaus, aus demselben und um den Pfahl. In den lehten 30 Meilen hatte er einen Gesellschafter, den Sohn seines Lehrers Smith, einen jungen 19jährigen Menschen, der sehr brav Schritt hielt und Hofnung ers weckte, dereinst ein eben so guter Fußgänger zu werden. Herr Barclay ist etwa zwey und zwanzig Jahre alt, fünf Schuh eilf Zoll groß und stark gebaut. Seine Manier zu gehen gleicht der des berühmten Fußgängers Powell. Der Ort, welchen er wählte, hatte verschiedene sanfte Anhöhen; wenn er an diese kam, lief er gewissermassen hinauf; die übrigen Theile des Weges gieng er. Sobald er anhielt, nahm er beträchtlich viel zu sich; seine Nahrung bestand aus gekochten Hühnern, Hammelfleisch Schnitten c. und sein Getränk war altes starkes Bier. Equipage nach Pocklington gefahren kam, chen der Freude die Glocken geläutet und sich vor seinen Wagen spannen, welches er jedoch nicht zuz ließ. Dieser Herr ist von einer alten vornehmen Familie, deren Landsiz in Ury in der Nord: Schottischen Grafschaft Mearns liegt. Sein Urgroßvater war der berühmte Nobert Barclay, Verfasser eines bekannten Buchs an apology for, and vindication of, the principles and doctrines of the people called, Quakers, das er im J. 1675. schrieb und dem König Carl II. zueignete.

Als er in seiner wurden zum Zei das Volk wollte

Vielleicht aber ist folgende Gehwette noch bewunderns:

werther, da sie ein bejahrter Mann machte. Marshall, ein Fleischer von sechzig Jahren verband sich, drevsig englische øder fünf deutsche Meilen in sechs Stunden zu gehen; und man wettete grosse Summen. Man hatte dazu eine Meile auf der Straffe jenseits Leabrücke gewählt. Er brach früh um sieben Uhr auf und gieng immer eine Meile hinwärts und eine andere herwärts, bis er das Ganze vollbrachte, welches er ohne Anstrengung that und zwar eilf Minuten vor der bestimmten Zeit.

In Limerick wollten etliche Schüler ein Schauspiel aufführen. Sie wählten dazu das zweyte Geschoß eines Hins terhauses in der NicolasStrasse. Plöhlich brach der Boden des Gescofes ein, auf dem die Bühne und die Zuschauer waren, und über 200 Leute wurden einige Zeit unter den Trümmern begraben. Die Finsterniß der Nacht trug viel dazu bey, diesen schrecklichen Vorfall noch fürchterlicher zu machen. Eltern, Kinder, Freunde ic. jammerten und suche ten einander auf. Viele wurden entseßlich verwundet, andre brachen ein Bein oder einen Arm, und manche erhielten gez fährliche Quetschungen; indessen kam keine Verson ums Leben.

In Leith bey Edinburg waren die Methodisten eines Sonntags in dem sogenannten Tabernakel versammelt, als plößlich Jemand in ein Horn stieß und zugleich eine Pistole abfeuerte. Dazu riefen etliche aus, daß die Emporkirchen herabstürzten. Dies hatte, wie zu erachten ist, eine grosse Wirkung auf die ganze Gemeine und ein unbeschreibliches Gedränge erfolgte. Es war aber blos ein blinder Lärm, den muthwillige Menschen oder Bösewichter zu erregen wünschten.

Zu Crediton in Devonshire entstand ein Streit unter zwey angesehenen Leuten über die Ausrottung eines Baums. Sie geriethen heftig an einander und es kam endlich zu Schlä: gen. Einer schlug den andern mit einem grossen Stocke so heftig auf den Kopf, daß er todt niederfiel. Der Erschla= gene war ein geschickter Rechtsgelehrter, den man allgemein fchäßte, und der eine Frau mit acht Kindern hinterlassen hat. Der Thåter flüchtete.

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