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,,eine Verwirrung, eine Etourderie, durch die sich ,,einer lächerlich macht, indem er ohne Ueberlegung spricht oder handelt, Dinge zusammen sezt, die nicht ,,zusammen gehören, Zeiten, Personen 2c. mit einan,,der verwechselt. Ein bull ist jedes Gesagte, in dem ,,ein Saz den andern widerlegt, oder unmöglich macht. 3. E. ein Mann verlangte, daß sein Leichnam von ,,sechs Jungfrauen zu Grabe getragen werden sollte. ,,Man hatte viele Noth, sechs Jungfern aufzutrei ,,ben; sagt einer. Ey! sagt ein anderer: man follte ,,diese sechse für immer als Jungfrauen erhalten, um ,,die Race zu vermehren." Die eine und die andre Art von Ungereimtheiten wird in dem Edgeworthischen Versuche unter dem Namen bulls begriffen. Wer einmal die arreta des Hierocles durchblättert hat, der besizt den rechten Maasstab für den selbst von den beyden Edgeworths nicht genau bestimmten Begriff; denn die dortigen Eseleyen sind fammt und sonders bulls. Es wird in diesem Buche bewiesen, wie un gerecht, ungroßmüthig und ungegründet es sey, in jeder Unrichtigkeit, die ein Frlånder begeht, eine National Eigenheit zu suchen und deßwegen gehäßige Seitenblicke auf das Volk zu werfen, da die Engländer und alle Nationen eben so häufig in diesen Fehler verfallen. Das Anziehende der Schrift besteht vornehmlich darin, daß jeder berüchtigt gewordenen Irländischen Uebereilung im Reden, eine englische entgegengesezt wird, die oft noch ärger als die Fr ländische ist und zum Theil von den größten Leuten herrührt. 3. B. man fragte den angenehmen Schriftsteller Sir Richard Steele, einen gebohrnen Irlan der, wie es doch in aller Welt käme, daß seine Landss leute so oft einfältiges Zeug in ihr Gespräch einfliessen

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Liessen? ,,Das liegt im Clima," antwortete er, ,, wenn ein Engländer in Irland gebo hs ,,ren wäre, so würde er eben so oft verkehrte Sa,,chen vorbringen." Das war allerdings ein greulis cher Bull. Aber sachte, sagt das Buch zu dem englis schen Leser, der sich darüber vor Lachen nicht fassen kann, wir wollen dir einen noch abscheulicheren von deinem großen Johnson, dem Coloß der englischen Litteratur, bringen, nicht etwa eine in Eil gegebene Antwort, sondern eine mit Nachdenken und Sorgsamkeit niedergeschriebene Stelle aus der so bedeutenden Vorrede des Mannes zum Shakespeare. Es heißt dort: „Er hat die menschliche Natur nicht nur so ge= ,, zeigt, wie sie bey den wirklichen Vorfällen handelt, sondern auch wie sie in Lagen erscheinen ir würde, in die sie gar nicht kommen ,, kann.“ *)

Ein Irländischer Maurer sagte: „Dies Haus wird so lange als die Welt stehen, ja långer." Wer sollte wohl glauben, daß das hier vorliegende Buch die Bosheit hat, dagegen eine Stelle aus dem Pope zu setzen:

When first young Maro in his noble mind

A work t'outlast immortal Rome designed. (Als der junge Virgil zuerst in seiner großen Seele ein Werk entwarf, das långer als das unsterbliche Rom dauern sollte.)

Eine Irländische Dame empfieng neulich eine Bittschrift, die so anfieng: To the right hon. Lady E. P., humbly sheweth, that your poor petitioner is now lying dead in a ditch &c. (Ew. hochgråfl. *) Man findet diese Stelle in der Baseler Ausgabe des Shafsp. Th. I. S. 203. in der Mitte.

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Exc. armer Supplicant liegt jezt todt im Graben.) Man kann dies aber gern, sagen die Edgeworths, einem armen gemeinen Mann vergeben, da ein Italiänischer Dichter Jemanden, der schon erschlagen ist, im Treffen fortstreiten läßt:

Il pover uomo che non se n'era accorto,
Andava combattendo ed erà morto.

Der gemeine Menschenverstand, fahren die beyden Edgeworths fort, empört sich ein wenig darüber, daß ein Mensch in der Schlacht ficht, nachdem er schon todt ist, aber wir werden ohne Zweifel mit diesem Una ternehmen durch das Beyspiel eines tapfern Generals unserer Zeiten ausgesöhnt werden, welcher die Meynung geäussert hat, es sey nichts ausführbarer, als daß eine Besatzung streite oder sich wenigstens ergebe, nachdem sie schon todt, oder nachdem sie schon gar begraben ist. Hier ist der Beweis in folgender dfs fentlicher Urkande:

,,Freyheit und Gleichheit.

30. Floreal (29. May) 6. Garnison von Ostende." ,,Muscar, Befehlshaber von Ostende, an den Obers Commandanten Sr. Britannischen Majeståt.

,,General!

Der Kriegsrath war versammelt als ich die Ehre hatte, Ihre Briefe zu erhalten. Wir haben einmüthig beschlossen, den Ort nicht eher auszuliefern, als bis wir unter den Ruinen desselben begraben seyn werden.“ 2c.

Die Verfasser machen sehr wahrscheinlich, daß, wenn die Irländer mehr Fehler im Reden begehen, als die Engländer, dies von der größeren Lebhaftig= keit der ersteren und besonders von ihren höchst bilders reichen Ausdrücken herkomme, wovon im zehnteų

Capitel der Beweis auf eine sehr unterhaltende und überzeugende Art geführt wird. Dieses Buch dürfte auf die gebildeteren Britten, welche uneingenommen find, wichtige Folgen haben, besonders da es nicht aus Irländischer Feder geflossen ist; denn Herr Covell Ed=' geworth und Miß Maria E. sind weder in Irland gebohren noch erzogen. Da aber die Engländer fast ohne Ausnahme, wie der oben angeführte deutsche Schriftsteller bemerkt, sich so bittre Scherze über die Frischen bulls und blunders erlauben; eine Ungezo=" genheit, wofür sie hier mit feiner Satyre gegeiffelt werden: so möchte wohl mancher englische Leser das Buch nicht mit dem Vergnügen aus der Hand legen,. womit es gewiß jeder Ausländer von Geschmak seiner Cabinets - Bibliothek einverleiben wird.

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Anecdoten.

Ein alter Bergschotte, der lange Zeit in der Stadt Perth gebettelt hatte, und eine Dachstube für etliche Pence zur Miethe bewohnte, gieng eixes Abends sehr krank zu Bette und starb in der Nacht. Han durchsuchte dann seine Kleider und fand in Wechseln, Banknoten und Münze an 600 Vf. Sterl. bey ihm.

Man weiß, daß der Selbstmord unter den Negern sehr häufig ist; sie glauben, daß sie nach dem Tode wieder in ihr Vaterland zurüffehren werden. Folgender Vorfall, wels cher wohl verbürgt ist, beweißt beydes. Die Negersclaven eines englischen Kaufmanns auf der Insel St. Christopher wurden so grausam behandelt, daß sich tagtäglich etliche ers hiengen. Die Verzweiflung über ihre Leiden stieg endlich zu einer solchen Höhe, daß die lebriggebliebenen miteina ander einig wurden, sich alle an Einem Tage zu erhenken. Sie wählten den benachbarten Wald zur Ausführung dieser schrecklichen That. Der Herr hörte davon; er sah ein, daß ihn dieß zu Grunde richten würde; es mußte ein schneller

Entschluß gefaßt werden. Er belud ungesäumt alle seine Wagen mit den Geråthen seiner Negerey, nahm sein såmtliches Gepäck mit und begab sich an den Ort der vorhabenden Trauerscene.. Schon waren die Stricke an die Baume gebunden und die Leibeigenen im Begriffe sich aufzuknüpfen, als sie bey dem Anblicke des Herrn zurüfschauderten. Seyd ohne Sorgen, sagte er, mein Entschluß ist, euch zu begleiten, und ich bin daher gekommen, mich mitzuhän: gen. Ich habe meine Pflanzung hier verlassen, wie ihr ses hen könnt, und gedenke eine neue in Africa anzulegen, wobin wir alle zugleich kommen werden. Ich habe schon vor guter Zeit deswegen Aufträge dorthin geschikt; eure Cameraden, die sich vorher gehenkt haben, sind schon alle dort und arbeiten nun mühsam darauf los. Ihr sollt mit ihnen arbeiten, aber da ihr hinfort nie mehr im Stande seyn werdet, von mir zu entlaufen, so will ich euch keine Stunde mehr Rast geben. Ihr sollt zwischen Tag und Nacht keinen Unterschied wissen und sollt keine Ruhe, keinen Sonntag haben, wohlan denn, erhängt euch; hier ist mein Strang, ich folge eurem Beyspiele." Die unglüklichen Neger ers schracken und kehrten sogleich zu ihrer Arbeit zurük.

Es ist hundertmal bemerkt worden, daß sich die enga lischen Sitten von denen des festen Landes in nichts so auf: fallend unterscheiden, als in den Wetten. Man überlege. die Umstände des folgenden Vorfalls genau und urtheile, ob er sich hätte in Deutschland ereignen können. Ein sehr reicher Schottländer, Herr Fletcher, befand sich vor einem Jahre unweit Doncaster in Gesellschaft eines andern wohle habenden Schotten Barclay, welcher jährlich 4000 Pf. St. reine Einkünfte hat. Die Rede fiel darauf, wie lange ein Mensch eine grosse und lange Anstrengung im Geben würde aushalten können. Fletcher fagte endlich: Was gilts, ich gehe sechzig Meilen zu Fuß in vierzehn Stunden! (Man rechne nur sechs englische auf eine deutsche, so hat man zehn deutsche Meilen) Jeder von ihnen feßte 2,500 Pf. St. Fletcher mußte nun, wie die alten Athleten, eine beson: dere Lebensart führen, weßwegen er sich ganz der Anlei

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