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durch Staub, Regen, Rütteln und Verwahrlosung um fünfzig Procent schlechter an den Ort der Bestim: mung gelangte.

Der Preis dieser Stühle richtet sich nach der Gů: te. Eine Speisetafel von den angegebenen Dimensio nen aus dem besten Mahagony kostet sechs und drey: fig Guineen.

Folgendes ist eine kurze Uebersicht der neuesten Damen Moden. Silberne Nezze um das Haar wers den sehr gewöhnlich, mehr aber noch weiße mit Gold: fåden durchflochtene Neße, welche auch schöner aussehen. Turbane mit diamantenen Halbmonden sind häufig. Etliche lassen das Haar à la Recamier über die Augbraunen herabhangen, wie überhaupt Madame Recamier, die Frau des Pariser Banquiers auf die weiblichen Moden in London Einfluß gehabt hat. Zum vollen Anzuge trågt man Roben aus weißem Ziz mit Silberfilet überzogen; die Aermel werden à la Minerva mit diamantenen Schleifen aufgebunden; der Rock ist von Silbergase, an einer Seite festonmåßig aufgezogen. Hier und da sieht man auch bey Mädchen, welche Aufsehen erregen wollen, das Ende von Pans talons aus weißem Atlas oder Silber Musselin, des ren Kanten mit silbernen Treffen eingefaßt sind. Zum vollen Anzuge trågt man mitunter keine Schuhe, sondern eine Art von antikem Schnürschuh mit silbernen oder bunten Schnüren. Zum Ausgehen sezt man große Strohhüte auf, die an einer Seite zurückgebogen sind und eine etwas hohe Crone haben: sie lassen sehr gut. Man trågt ferner kurze Mantillen aus weißem Ziz mit breiten weißen Spigen besezt; bey manchen find fie lilas oder strohgelb, eine Mode, die wohl steht. Spiken werden allgemein getragen, und an alle Theile

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des Anzugs, wo es schiklich ist, gesezt; Röcke, La, schen, Aermel, Scherpen und sogar Parasols werden damit eingefaßt. Lilas, licht Carmesin und Stroh= gelb sind die herrschenden Farben.

Das Rettungsboot, oder Lebensboot, welches der Schifözimmermann Greathead in Southshields schon vor zehn Jahren gebauet hat, ist erst in dem laufenden Jahre recht bekannt worden, obschon eine Menge Pers fonen dadurch vom Ertrinken gerettet worden ist. Die Societat der Künste wird nächstens in ihren Verhands lungen eine umständliche Beschreibung davon bekannt machen; sie hat ihm bereits fünfzig Guineen und eine Medaille mit der Aufschrift ob cives servatos ge= schenkt; die Kaufleute, welche auf Lloyds Caffeehause afsecuriren, haben ihm ebenfalls hundert Guineen geschenkt und beschlossen, solche Rettungsböte in allen englischen Häfen anstellen zu lassen, wofür sie zwey= tausend Pfund aussehen. Der äussere Obertheil des Bootes ist mit Kork überzogen und hålt sich im gråßlichsten Sturme. Anfänglich trugen die Bootsleute des Rettungsbootes Korkjacken; aber weil das Boot schon an sich so vortreflich seinem Zwecke entspricht, so hält man sie jezt für unnöthig. Das Rettungsboot trozt den Wogen dergestalt, daß die Last des hineingeschleuderten Wassers es nicht nur nicht überwichtig macht, sondern es auch noch mehr ståtiget und sichert. Es ist an 30 Fuß lang und 10 Fuß breit. Dreyßig Personen haben bequem darauf Plaz.

Etliche junge Männer tragen stahlgrüne Beinkleis der und seidne Strümpfe von derselben Farbe; andre tragen zu Nankinghosen auch Strümpfe von dieser Farbe; beyde Arten von Strümpfen werden daher von

ber bekannten Güte der englischen Seidenmanufacturen in den Låden verkauft.

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Es giebt immer zu jeder Jahrszeit in England eine gewisse Mode unter dem zweyten Geschlechte, woran nur mit Ausschluß der Vornehmsten und Reichsten fast alle übrigen Theil nehmen. Voriges Jahr waren es die Patent Spigenmantillen, vergangenen Winter die gelben Tücher und jezt ist es ein Zeug. Dieser ist von schöner himmelblauer Farbe mit weissen Streifen. Weil aber der Geschmack so vieler Personen befriediget seyn will; so sind die Muster des Zeuges ungemein verschies den. Für ein frisches Gesicht, wie das englische Frauenzimmer meistentheils hat, ist diese lebhafte Farbe überaus passend. Man denke dazu einen großen Zigeunerstrohhut, eine weisse oder schwarze Enveloppe aus Patentspißen, einen ganz kleinen grünseidenen Sonnenschirm, ein Sehglas, Schuhe von Nanking oder Atlasleder und einen so schlanken Wuchs als man nur immer will: so hat man den jezigen Morgenanzug der meisten Londnerinnen. Die öffentlichen Mädchen, zu deren Handwerke es gehört, so viel als möglich in die Augen zu fallen, kleiden sich ganz himmelblau; die Robe, das Halstuch und die Mantille sind bey ihnen aus demselben Zeuge.

Marshall, ein Klämpner Nr. 22. Daviesstreet, Berkeleysquare hat einen hermetisch verschlossenen Nachtstuhl, wie er sich ausdrückt, erfunden, wodurch aller Geruch nach dem Gebrauche verhindert werden foll. Aber ein neuer genau passender Deckel von Kupfer ist alles, was auf Bemerkung Anspruch machen kann. Nach den Wassercabinetten, die ihre Absicht so vollkommen erreichen,wird es vielleicht lange Jahre dauern, ehe man etwas ersinnt, das sie verdrängen könnte.

Marshall nennt seinen Stuhl sella familiaris und fordert dafür 6 Pf. 175. 6d.

Marshall verkauft noch ein andres Geråth, das Anführung verdient. Es ist ein Tritt von drey Stufen mit Teppich beschlagen für Schlafkammern. Die beyden untern Stufen lassen sich herausziehen, und man hat dann eine Nachtbequemlichkeit vor sich. Diese ist sehr gut versteckt. Aber wie kommt der Tritt in die Schlafstube? Viele englische Bettgestelle werden jezt so hoch gemacht und durch die dicken Matragen um noch so viel höher, daß man auf einem Tritte hineins steigen muß! Dies Geråth kostet sechs Guineen, hat aber eben nichts auszeichnendes in der Arbeit.

Neue Bücher.

Travels through Sweden, Finland and Lapland, to the North Cape, in the years 1798 and 1799, by Joseph Acerbi, in two volumes, 4. London, Mawman. 1802. Wir haben den lezten Jahren des verflossenen Jahrhunderts viel Licht über die Nordischen Reiche zu danken. Im J. 1798. machte Herr Küttner seine interessante Reise durch Dänemark und Schweden; Herr Lenz besuchte und bea schrieb diese Reise um dieselbe Zeit; die Reise des Hrn. Schmidt fällt in eben die Periode; und jezt erhalten wir die Früchte einer Reise, welche zwey Italiåner in Gesellschaft des Herrn Obristen Skiöldebrand machten. Der leztere hat in Stockholm seine Voyages pittoresques au Cap Nord herauszugeben angefangen, f. Allg. Litt. Zeit. 14. April 1802., und Herr Acerbi, sein Reisegefährte, giebt in vorliegendem Werke Nach richt von seinen Beobachtungen. Man ließt ihn in

England mit Beyfall. Folgende Auszüge werden einl: germaßen beweisen, ob er denselben verdient.

Der erhabenste und ausgezeichnetste Zug in der Dertlichkeit von Stockholm, nehmlich die Lage dieser Stadt auf Inseln, die sich mitten in Meerbusen undSeen befinden, wird durch das Eis zerstört. Dasselbe Wass ser, welches die Einwohner der verschiedenen Stadts viertel im Sommer absondert, vereiniget sie im Winter. Es wird eine Ebene, worüber jeder gehen kann. Die Inseln sind nicht mehr Inseln. Pferde mit Schlits ten, Phaetons und Fuhrwerken aller Art, die man auf Kufen sezt, stieben über Meerbusen und See an den Schiffen weg, die im Eise fest sitzen, und gleichsam erstaunt sind, sich auf demselben Elemente in solcher Gesellschaft zu befinden. Die Seen, in deren klaren durchsichtigen Gewässern jeder Gegenstand långs ihren Ufern sich spiegelte und die das lebhafte Gemählde von Fahrzeugen, Rudern und kleinen Segeln darstellten, sind jezt in einen Sammelplaz von Männern und Kindern umgeändert. Sie gehen, gleiten, flies gen in Schlitten umher oder bewegen sich sanft auf kleinen Schlittschuhen fort. Im Gebrauche der lezteren beweisen sie sich ausnehmend geschickt und gewandt und ergößen die Zuschauer durch die Leichtigkeit und Schnels ligkeit ihrer mannigfachen Bewegungen. In der Stadt selbst, so weit sich ihre verschiedenen Quartiere erstrecken, wird auf gleiche Weise während des Winters alles pldzlich verändert. Der Schnee, welcher im Spatherbste zu fallen anfängt, bedeckt und verbirgt die Gassen ganzer sechs Monate, und macht sie weit angenehmer und bequemer als sie im Sommer und Herbste sind, zu welchen Jahrszeiten man theils wegen des Steinpflasters theils wegen des Schlammes fast kaum

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