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nige, daß es in Perth keineswegs an Gelegenheit mangelt, sich sowohl nüßliche als angenehme Kenntnisse zu erwerben."

„In den vornehmsten Tavernen, Hotels und Caffeehausern von Perth findet man regelmäßig die Zeitungen und Journale sowohl aus London als aus den Grosbritannischen Landstädten. Die schönen Künste rücken schnell vorwärts. Kupferstichgewölbe, Musikladen und Buchladen sieht man fast in allen Gassen. Viele von den lezteren führen einen sehr ansehnlichen Handel; und nicht wenige halten Lesebibliotheken.“

Nach Sir John Sinclairs statistischen Nachrichten von Schottland 18. S. 524. zählte man hier im J. 1796. `ueunzehns tausend achthundert und ein und siebzig Einwohner.

Anecdoten.

In Elvington bey York éreignete sich eine schauderhafte Gråuelthat. Eine Frau Taylor wollte Sonntags das Frühstück für ihre Familie zubereiten. Sie ging an die Pumpe um den Theekessel mit Wasser zu füllen; es däuchte sie, das Wasser såhe etwas milchicht aus, aber sie achtete weiter nicht darauf. Die ganze Familie, Vater, Mutter, vier Kinder, und zwey Dienstboten genoßen das Frühstück zusammen. Sie empfanden bald nacher die allerschrecklichsten Schmerzen im Magen und Unterleibe, nebst Eckel und Nebel. Dies bewog sie, das Wasser im Theekessel zu untersuchen. Auf dem Voden lag eine Menge weisses Pulver. Sie gingen an die Pumpe, wo sie ebenfalls sowohl im Stiefel als im Gußrohre noch von derselben Art Pulver fanden. Der herbeygeholte Arzt erkannte das Pulver für Arsenik. Glücklicherweise wurden die gewöhnlichen Mittel mit Erfolg angewandt. Dennoch` fanden sie sich durch die Wirkung des Giftes äusserst erschöpft. Man hat für die Aufklärung dieser höllischen That fünfzig Guineen geboten.

Das Verfälschen der Banknoten ist seit kurzem wieder bis auf eine fürchterliche Höhe getrieben worden. Immer noch. nähren sich mehrere französische Emigrirte in London damitn Die Noten sind so geschickt nachgemacht, daß man sie bles an dem dünnen Papiere nach aufmerksamer Betrachtung erkennen

kann. Einer von diesen Grafen, wie sich die Herren nennen, bewies seine Gewandtheit nicht nur in dem Verfälschen der Noten, sondern auch darin, wie er sie anwandte. Mehren: theils suchte er die Strassen auf, wo die gutwilligen Mädchen wohnen, deren London so viele tausend zähit; aber nur die schönsten wählte er, welche verhältnißmäßig wohlhabend find, Bedienung haben und auf einem anständigen Fuß leben. Seine Figur, sein Anstand, machten, daß er sich nur dem Fenster gegen über zu zeigen brauchte, um herauf gewinkt zu werden. Ehe er wieder ging, wurde die Betty oder der kleine Mohr mit einer nachgemachten zehn Pfund Note in einen der benachbarten Kaufläden geschickt, um sie zu wechseln. Diese Mädchen baben während ihrer guten Tage immer vollauf, sind keine kritische Untersucherinnen der Waare, des Preises und der Rechnungen; solche gute Kunden behandelt man in ihrer Nachbarschaft mit größter Artigkeit und Gefälligkeit. Die Banknoten wurden ohne Anstand gewechselt; erst wann der Kaufmann die Note weiter zahlen wollte, kam der Betrug an den Tag. Der Graf war über Erwarten glücklich gewesen; denn zum Erstaunen der beyden alten Friedensrichter Sir Richard Ford und Graz ham, fanden sich nicht weniger als zwölf feile aber höchstreizende Schönheiten in der Polizeyanstalt ein, begleitet von ihren Zofen und kleinen Mohren, um wider den Gauner zu zeugen. Sie waren wie Furien entrüstet und würden den angeblichen Grafen zerrissen haben, wenn man ihn Preiß gegeben hätte. Er kam mit seinem gebrochenen Englisch nicht weit; überdies machte ihn der Anblick so vieler unverwerflicher Zeugen verstummen. Ein so seltsamer Vorfa!l zog viel Mens schen aus allen Stånden in das Polizeygericht. Es läßt sich denken, was für erbauliche Dinge da zum Vorschein kamen.

Herr Jackson klagte gerichtlich, daß seine Frau von Lord Vicomie Milsingtown zum Ehebruce verführt worden sey, und forderte zehntausend Pfund Sterling Entschädigung. Der ganze Verlauf dieser årgerlichen Geschichte war folgen= der: Herr Jackson, ein Mann von sehr guter Familie, und ein treflicher Jurist, heurathete 1791 eine Tochter des Obriften Bishop. Sie lebten in bester Einigkeit. Im J. 1793

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hatte Herr Jackson das Unglüt, vom Schlage gerührt zu werden. Er mußte allen Geschäften entsagen und nach Suns bury ziehen, um, wo möglich, feine Gesundheit herzustel len. Hier wartete ihn Mistreß Jackson mit aller Aufmerks samkeit einer zärtlichen Frau. Ihre vorige Eintracht dauerte ohne Unterbrechung bis in den Julius 1799, wo Madam Jackson eine Besuch - Reise zu ihren Eltern in Sporrengton in der Grafschaft Susser unternahm. Durch ihre vielen Fas milienverbindungen wurde sie häufig eingeladen, und mache te auf einem Balle Lord Milsingtown's Bekanntschaft. Die Aufmerksamkeiten, welche ihr der Lord bey dieser Gelegenheit bewies, waren sehr merklich. Indeffen verfügte sich Mis streß Jackson bald nachher zu ihrem Mann in London. Fol genden Sommer war sie und ihre Familie zu einer Verwandten, der Mistreß Middleton in Eton geladen. Man be: suchte von dort das Pferderennen auf der Ascoter Heide. Lord Milsingtown fand sich zu ihnen, und erzeigte ihnen die kleinen Aufmerksamkeiten, worauf Frauenzimmer, so groffen Werth legen. Er wurde der Mistreß Middleton und der übris gen Familie als Liebhaber der Miß Bishop, einer Schwester der Madam Jackson, vorgestellt: eben so dem Herrn Jackson. Man machte mehrere Parthien zu Wasser, und Jackson suchte die vermeintliche Liebschaft möglichst zu nähren. Seine Frau kam oft in ihren Unterhaltungen mit ihm auf den Rang und das Vermögen des Lord zurük, welcher die ganze Familie heben würde. Jackson bat nụn den Mann, der ihn zum Hahnrey machte, ins Haus; der Lord besuchte seinen lieben Freund Jackson den ganzen Sommer 1800 hindurch sehr fleissig, und schien immer noch allein um die Gunst der Miß Bishop zu werben. Unterdessen machte er keinen förmlichen Antrag. Herrn Jackson giengen nach gerade die Augen auf. Seine Frau hatte seit vielen Jahren keine Kinder; es war ein bedenkliches Zusammentreffen, daß sie, von der Bekanntschaft mit Lord M. an, Mutter wurde. Jackz son drang bey seiner Frau darauf, daß des Lords Besuche eingestellt werden sollten, und war im Begriffe, es ihm selbst zu eröfnen; aber seine Frau war darüber unwillig. Er

gieng nicht ab von seinem Entschlusse, und überließ es der Frau, ihn dem Lord so gut sie könnte, bekannt zu machen. Es geschah. In wenig Tagen, nachdem der Lord diesem Winke zufolge weggeblieben war, entfernte sich Mistres Jackson zu ihres Manns gröster Kränkung. In einem ihrer Commodenfächer fand er einen eigenhändigen Brief des Lords an Mistreß J.; er war in den zärtlichsten Ausdrücken ges fchrieben, und fezte den bisher verstekten Liebeshandel ins \ Licht. (Nach Gewohnheit wurde diese herzbrechende Ergiessung vom Sachwalter des Klägers in vollem Gerichtshofe mit allem Pathog gelesen, und dann allen Zeitungen einverleibt). Der Defensor schien nur der Förmlichkeit wegen zu sprechen, und suchte vergebens zu beweisen, die Nachläfsigkeit des Gatten sey an dem ganzen Unglücke Schuld. Die Geschwornen erkannten nach einer halbständigen Ueber: legung auf 2000 Pfund Entschädigung für Herrn Jackson, und Erstattung aller gerichtlichen Kosten.

In London gieng zu Anfang des laufenden Jahres eia wohlgekleideter Mann Nachmittags um Ein Uhr durch Churchalley in Fetterlane. Plözlich stand er still, strauchelte eine Weile und fiel zur Erde. Ein Mädchen sah es. Man eilte ihm zu Hülfe. Aus feinem verzogenen Gesichte schloß man, er liege in einem Schlagflusse. Es wurde einige Zeit ge= wartet: aber er blieb sinnlos. Man schaffte ihn also in das Arbeitshaus des Kirchsprengels St. Andreas in Shoelane. Seine Taschen wurden durchsucht, ob sich etwa Papiere fånden, die zur Entdeckung seines Namens und seiner Wohnung führen könntcu: allein es ergab sich kein Umstand dieser Art. Man hielt nun für nöthig, nach den Vorstehern des Kirchspiels zu schicken, um alle mögliche Mühe anwen: den zu lassen, denn Niemand zweifelte, daß er ein angesehener Mann sey; er hatte eine Taschenuhr bey sich, die wez nigstens hundert Guineen werth war, und goldne Hemdenknöpfe; übrigens zeigte sein Aeußeres, daß er zu den hös heren Ständen gehörte. Man eilte ihn zu Bett zu bringen : Die Stiefeln wurden ausgezogen In einem fand man „,Cas pitain Turner" geschrieben. Dies würde aber noch keinen

Er

Aufschluß gegeben haben, wenn nicht ein Seßer aus Whits tingham's benachbarter Druckeroffizin von diesem Umstande gehört hätte. Er erinnerte sich, daß ein Capitán dieses Namens die Gesandtschaft an den Hof des Neschuh Lama in Thibet habe drucken lassen, und daß er in St. James's Plaz gewohnt. Man verfolgte diese Spur; es war wirklich der Schriftsteller. Sein Bedienter hatte schon lange zu Hause gewartet und sich gewundert, wo sein Herr bliebe? Der Capitán Turner war im Dienste der ostindischen Compagnie, und erwarb sich ein ansehnliches Vermögen. wurde als Gesandter an den grossen Lama gebraucht, und empfieng ausser seiner Besoldung, eine Belohnung von fünfhundert Guineen. Als er aus Indien zurükkam, kaufte er sich ein Landgut in Gloucestershire, welches ihm viertausend Pfund einbrachte. Seine beyden Schwestern find an vorneh me Leute verheurathet. Man schrieb an seine Familie, wel che eiligst nach London kam, und die geschiktesten Aerzte zu Rathe zog. Der Schlag hatte eine ganze Seite gelähmt; er erhielt seine Sprache nur höchst unvollkommen, und starb in wenigen Tagen darauf.

Am lezten Weyhnachtsfeste, welches in England be: kanntlich fast überall ein wahres Volksfest ist, wollte ein reicher Herr seinem zahlreichen Gesinde einen lustigen Abend machen. Hier ist mein ganzes Haus, sagte er zu ihnen, ich und meine Frau gehen aus, ergözt euch wie ihr für gut fins det; die Ausgeberinn und der Haushofmeister werden darauf sehen, daß es euch und euren Gästen an nichts fehle. Es wurde nun unter den Bedienten Rath gehalten. Der Kammerdiener hatte in der Nachbarschaft einen Verwandten, welchem eine grosse Niederlage aller möglichen Maskeradenbedürfnisse gehörte. Nichts war erwünschter: ein Maskenball! riefen alle entzüft. Es war eine göttliche Lust, an welcher gegen zweyhundert Tafeldecker, Cammerdiener, Cammermädchen, Hausjungfern, Köche, Köchinnen ic. aus der umliegenden Gegend Theil nahmen. Man konnte hier den Herrn, die Dame spielen; alle Zierereven, Weisen, Ge behrden und Airs der Herrschaften liessen sich vortreflich aus

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