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trågt, kann auf diesen Stühlen lernen, daß auch Siten eine Wollust ist.

Man wird schon aus den vorigen Heften ersehen haben, was für Mühe, Kunst und Geschmack der englische Lurus jezt auf die Hosenheber oder Hosens träger verwendet. Das lezte Patent für diesen modischen Theil des månnlichen Aufzugs ist noch kein ganz zes Jahr alt, als wir schon wieder einen neuen Pas tenthosenträger durch alle gute Londner Galans teriegewölbe vertheilt sehen. Die neuerfundenen sind gestrickt und machen Anspruch auf den Vorzug, wel chen man ihnen nicht abstreiten kann, daß sie der Wäsche nicht schädlich werden, woher der Erfinder sie gentlemens patent braces for the preservation of linen nennt; denn die gewöhnlichen Hosenheber liegen fo enge auf den Schultern, daß die Hemden an diesem Theile endlich ganz abgenuzt werden müssen. Sie find entweder durchaus gestrickt oder nur der Theil derselben ist es, welcher über die Schultern geht. Ferner sind sie entweder ganz weiß, oder haben schöne bunte angestrickte Verbråmungen. Man kann sie wie Strümpfe waschen und ihre Elastizität vermehrt unStreitig ihre Zweckmäßigkeit. Preis sieben Schillinge.

Aus dem 4ten Band S. 61. kennt der Leser schon den Möblirer Blades Nr. 177. Piccadilly, London, als einen erfinderischen Kopf. Seine Wassercabinette und viele andere Geräthe beweisen, daß er zu den besten Mobilienfabricanten in London gehört. Seine Niederlage, man besuche sie wann man will, hat immer etwas Neues. So kann man jezr vier Stücke bey ihm sehen, die ihrer Nuzbarkeit und Eleganz wegen dem fleißigen Manne Lob, baare Guineen und Bestel= lungen von ausländischen Höfen und Großen bringen.

Das erste ist ein Arbeitstischgen für Frauenzimmer. Das Tischblatt ist mit schwarzem Corduan übers zogen und mißt ungefähr einen Schuh ins Gevierte; unter diesem ist ein Schubkasten. Noch weiter unten ist ein sehr tiefer viereckiger grünseidener Arbeitsbeutel mit dünnem hölzernen Boden: diesen Beutel kann man vermittelst zwey oben angemachter Reiffen und Fugen wie ein Fach herausziehen. An jeder Seite ist ein kleines Bretchen, das man ebenfalls einschieben and ausziehen kann; beyde dienen des Tags zur Vergrößerung des Tisches und Abends sind sie der Plaz, für die Lichter. Da die Damen in den kalten Monathen nicht weit vom Feuer sihen können, so ist der Vollständigkeit wegen an der Gegenseite des Tisches ein grünseidner Schirm angebracht, den man auch auf und ab schieben kann, so daß er zur Zeit des Nichtge= branchs kein Hinderniß macht. Es fehlte nun wohl nichts was sich ein Frauenzimmer bey einem Arbeitstische wünschen dürfte. Aber Blades hat daran ges dacht, daß Miß oder Mylady, der Arbeit müde, vielleicht in einem Lieblingsdichter lesen möchte, oder daß die Nothwendigkeit, ein Billet zu schreiben, ganz unvermuthet vorkommen könnte. In beyden Fällen brauchen die Arbeitssachen nur gerade in den grünen Sack geworfen zu werden: das Tischblatt ist sofort zum Aufheben gemacht und hat unten bewegliche Stüßen, deren Fuß auf zwey Reihen von Kerben paßt, unter denen man so lange wählen kann, bis die Fläche zum Lesen oder Schreiben schräge genug ist. Endlich gehört auch noch eine Leiste hierzu, die man aufftecken kann, um das Buch darauf ruhen zu lassen. Das ganze ist aus Mahagony und kostet fünf Guineen.

Zweytens macht Blades bequeme neue Waschtis

sche, welche er cylindrical washhand-stands nënnt, weil sie von aussen den bekannten cylindrischen Schreis becommoden gleichen, deren gegliederte Decke herabgeschoben werden kann. Der Vorzug dieser Erfindung besteht darinn, daß man hier nicht die Mühe hat, das Wasser ein und aus zu gießen. Oben befindet sich eine kleine mit Bley ausgefütterte Cisterne mit einem Deckel, in welcher das Wasser lange kühl und frisch bleibt. An dieser ist ein Hahn, durch den es unmittelbar in das Waschbecken läuft. Das Becken ist dermaßen in eine Ausründung versenkt, daß nur der Rand desselben auf die Oberfläche zu liegen kommt. Unten im Becken ist eine Art von Stöpsel, den man herauszieht, wenn das gebrauchte Wasser ablaufen soll, welches in die unterhalb befindliche Bequemlichkeit riunt. Unmittels bar unter dem Rande des Beckens ist eine Oeffnung gelassen, durch die das Wasser seinen Abzug nehmen kann, im Fall man aus Eil oder Vergessenheit den Hahn beym Fortgehen nicht wieder zudrehte: auf diese Art / kann das Wasser nie überlaufen und das Zimmer bes feuchten. Am Gegen Ende befindet sich ein großer eingeschobener Spiegel, den man also bequem vor sich hat, und gleich wieder in seinen Ort zurückstossen kann. An der Seite sind die gewöhnliche Behältnisse für Seiz fe, Zahnpulver, Eßenzen, Bürsten 2c. und unten hat man, wie schon erwähnt, einen Nachtstuhl. Preis dreyzehn Guineen.

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Das dritte Stück ist ein Trictrac- und Damenbret Tisch. Das Tischblatt besteht aus zwen Theilen.. Wenn man diese rechts und links auseinander schiebt, so erscheint unterhalb ein getheiltes Bret zu den era wähnten Spielen. Preis 7 1/2 Guineen.

Ungemein sinnreich und überraschend ist das vierte.

Man sieht einen schlichten Tisch aus Mahagony, dessen -Mitte mit grünem Tuch überzogen ist. Da ihn Blades ,,library table and steps" nennt und neun Guineen dafür fodert, so weiß man weder wo der Tritt zum Herz ablangen der Bücher herkommen soll, noch warum der Preis so hoch ist? Aber das Blatt wird umgelegt. Da fieht man, daß es an einem Ende durch ein starkes Band an das Tischgestell befestiget ist, und drey Stufen hat, die mit Teppich überklebt sind. Das Gestell felbst dient zu einem Treppenstuhle, und es erheben sich über demselben drey förmliche Stufen nebst einem einseitigen Geländer, welche bequem und ohne alle Mühe zusam mengelegt werden können, so daß sie unter dem Tischblatte völlig verborgen sind. Man steigt hier also an einem Geländer ganz ohne Gefahr sieben bis neun Fuß hinauf und kann dann gewis die allerhöchste Bücher=' reihe erreichen. Braucht man den Tritt nicht mehr, so' ist er in ein paar Secünden abgenommen und unter das Tischblatt gethan.

Man hat dann wieder einen bloßen und recht gu ten Tisch. Wenn dem Leser der Nußen und die Bequemlichkeit dieser Erfindung nicht einleuchtet, so liegt der Fehler platterdings in der ungeschikten Beschrei=" bung: denn die Ansicht dieser Meuble selbst macht wahres Vergnügen. Jedermann weiß, was für Freunde die Engländer von der Nettigkeit in ihren Zimmern' überhaupt sind; man wird daher auch leicht die Verfischerung glauben, daß die Studirzimmer ihrer Gelehre ten insgemein Muster von Ordnung und Nettigkeit ab=' geben. Manche von ihnen sind sogar der Meynung, daß Ordnung und eine gefällige Aussenseite des Orts, wo man meditirt und schreibt, einen gewißen Einfluß

auf die Geistesprodukte haben, welche dort gebohren werden *).

*) Da sich eine Stelle hierüber in den beliebten Essays des Knor nicht gleich finden ließ, so mag eine andere von nicht minderem Ansehen hier stehen: - M. de Buffon ne prend la plume que lorsqu'il a longtems medité son sujet; et encore une fois, n'a guere d'autre papier que celui sur lequel il écrit. Cet ordre de papiers est plus nécessaire qu'on ne croit; Mr. de Necker le recommende avec soin dans son livre; l'Abbé Terray le pratiquait de même. L'ordre que l'on contemple autour de soi se répand, en effet, sur nos productions, "Si un écrivain aussi célèbre etc. Voyage à Montbart en 1785. par Hérault de Séchelles.

Da nun ein Büchertritt in der Studirstube für Mens schen, deren Augen von der durchgängigen Eleganz des Landes in den Mobilien verwöhnt sind, ein mißfälliger Gegenstand ist, der bey aller Verschönerung immer plump bleibt; so ist es nicht zu verwundern, wenn. Blades mit diesem Geråth ein ansehnliches verdient.

Wie wohl alle Artikel, der englischen Stahlmanufacturen im Ausland gehen, so werden doch die feinsten und theuersten fast allein in England uud dessen Colonien abgesezt; es wäre denn, daß irgend ein regierens der Herr des festen Landes diese Sachen verschriebe. Das ist der Fall mit den stählernen Degengefäffen. Die brillantirten ausgenommen, übertrift nichts an Pracht ein stählernes. Wenn die königlichen Geburtstage herannahen, findet man diese prächtigen Gefäße bey den Londner Juwelierern am häufigsten. Die, welche man während des Mays und Junius in Newbondstreet sah, waren die Bewunderung der feinen Welt. Bibby, dessen geschmakvolle Arbeiten in den Miscellen mehrs mals gerühmt worden sind, hatte die schönsten. Sie

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