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Bolton row. Sie lag fast in den letzten Zügen und war dem Anscheine nach unter Räuber gefallen, welche fie so übel behandelt hatten.

Ihr Gesicht und ein

Theil ihres Anzugs waren blutig. Ein vorübergehens der Herr hörte sie stöhnen und sah sie etliche Schritte vom Wege liegen. Man fand nichts bey ihr, das eine Entdeckung håtte veranlassen können, und sie war zu betäubt, um einen Aufschluß über ihren Zustand zu geben. Der edle Mann schickte sie nicht, wie ges wöhnlich, in ein Hospital, sondern ließ eine Mieths kutsche hohlen und nahm sie mit nach seinem Hause in der New Road, wo er sie der Sorgfalt seiner Frau und Tochter anempfohl.

In Alt - Bondstrasse ereignete sich Nachmittags um drey Uhr ein sonderbarer Vorfall. Als ein Lohnkutscher gerade dem Gewölbe eines Papiertapetenhåndlers gegenüber war, stürzte die Mitte des Gassenpfla= sters ein, und eins von seinen Pferden fiel beynahe fünfzig Fuß tief in die Cloake hinab. Man rettete es nur mit vieler Mühe. Der Vorgang machte deswes gen viel Aufsehen, weil zu gewissen Stunden des Tas ges diese Straffe bekanntlich von den Equipagen der vornehmsten und reichsten Damen mehr als alle andre in London befahren wird.

Ein Modenhändler in Millmanstreet, Nahmens Dawson, belangte einen Prediger, der sich weigerte, eine Rechnung für seine Frau zu bezahlen. Dawsons Sachwalter stellte den Geistlichen als einen reichen Mann vor, nach dessen Stande im gefellschaftlichen Leben seine Frau mit allem Fug und Recht die in der Rechnung vorkommenden Sachen tragen dürfte. Der Prediger Gildert läugnete durch seinen Advocaten, den beredten Erskine, daß er ein reicher Mann wäre. Er

hielt sich jährlich einige Monate in London auf, welches ihm seine gute Predigerstelle auf dem Lande zu thun in den Stand seßte; aber unglücklicherweise war seine Frau, welche ihm schon sieben Kinder gebohren hatte, so pußsichtig, daß sie immer theure Anzüge bestellte, ohne daran zu denken, wie und wann sie bezahlt werden könnten; indessen war dies ihr einzis ger Fehler und sie betrug sich sonst als Gattinn und Mutter ganz unbescholten. Der Mann hatte noch vor kurzem eine Rechnung von zehntausend Pfund für Modenbedürfnisse seiner Frau an Dawson bezahlt und ihn zu gleicher Zeit ersucht, ihr niemals etwas auf Borg zu geben, sondern allezeit baares Geld zu for dern. Dennoch hatte Dawson der Predigerinn wies Der für siebzehn Pfund, die eben jezt ausgeklagt wurDen, Modewaaren vorgeschossen. Es zeigte sich sogar, daß Mamsell Dawson, welche die Handlung des Vaters führte, an Mistreß Gildert geschrieben hatte, sie gedenke einen ganz neuen Frühlingshut aufzubringen, dessen Stoffe niemals in derselben Form erschienen wären; er wäre höchst geschmackvoll und gerade so, wie Madam Gildert ihre Sachen gern håtte; sie hoffe also, daß Madam G. auch einen bestellen würde. Lord Kenyon hielt dafür, es würde um alle häusliche Sicherheit gethan seyn, wenn der Prediger, nach seiner so deutlichen Warnung, diese Rechnung zu bezahlen gezwungen werden könnte. Nothwendigkeiten müsse jeder Mann für seine Frau bezahlen; sittliche und gesellschaftliche Gesetze legten ihm diese Pflicht auf. Allein wenn er såhe, daß seine Frau unklug handelte und er die Kaufleute warnte, ihr nichts mehr zu borgen, so wäre er nicht verbuns den, für den ihr ferner gegebenen Credit zu haften. Der Kläger wurde abgewiesen.

Ein wohlgekleideter Mannklopfte an einem Haufe in Northstrasse, City Road, in welchem Zimmer zu vermiethen waren, und ließ sich dieselben zeigen. Man wurde bald Handels einig, da er sich auf einen ange: sehenen Ladenhändler in Cheapside berufte, dem er angeblichermassen sehr wohl bekannt war. Er ging fort und sagte, er würde seine Coffer und Sachen gleich zurecht machen. Den Abend darauf kam er wieder, und da er hörte, daß sich der Wirth noch nicht nach ihm bey der gegebenen Addresse erkundiget håtte; so bat er sichs aus, in sein künftiges Zimmer zu gehen, um dort ein Billet an den bewußten Las denhåndler zu schreiben. Nach einer kleinen Viertelstunde kam er wieder herunter, gab das Licht zurük, dankte höflichst und entfernte sich. Die Wirthin ging hinauf und sah mit Erstaunen, daß die Betten, Vorhänge, Stuhlkappen und viele andre Artikel, alles zusammen von ansehnlichem Werthe, fort waren. Der Dieb mußte die Sachen vermuthlich seinen Gehüls fen aus dem Fenster zugeworfen haben.

Ein Mann, dessen Aeusseres auf Ehre, Ordnung und Wohlhabenheit muthmassen ließ, hatte sieben Wochen in Castlestreet, Whitechapel, zur Miethe gez wohnt. Er bat seine Wirthsleute, mit ihm ein Glas Himbeeren Wein zu trinken. In diesen hatte er, wie es sich nachgehends zeigte, Opium gemischt. Der Wirth verfiel in einen tiefen Schlaf, wovon er nie wieder aufwachte, und die Frau schaffte̟ man in ein Hospital, wo man sie durch die gehörigen Mittel ge= gen die tödtlichen Folgen des Gifts sicherte. Sobald das Opium zu wirken anfing, erbrach der Bösewicht einen Coffer, aus welchem er zehn Pfund Sterl. und zwey silberne Uhren nahm, womit er glücklich ent

kam. Er wollte ein Seemann seyn, der eine nahm hafte Summe Prisengeld erwartete.

Gelehrte Neuigkeiten.

Herr Hayley, der als Dichter und als Miltons Biograph rühmlich bekannt ist, hat eine Lebensbeschreiz bung des vor nicht langer Zeit verstorbenen großen Dichters Cowper ausgearbeitet, welche jetzt mit Eleganz gedruckt wird.

Er giebt ebenfalls einen Band Balladen heraus, die in Chichester erscheinen.

Der Orientalist, Sir Willian Ouseley, hat sich nach dem mittäglichen Wallis zurückgegogen, um ein großes Werk, woran er arbeitet, zu vollenden. Dies ist eine Uebersetzung der großen Tarikh oder Chronik des Tabari, welchen Ockley den Livius den Araber nennt, und dessen Vortreflichkeit Pocock, D'Her: belot, Erpenius, Dr. Hyde und die gelehrtesten Orien= talisten anerkannt haben. Von der arabischen Urs schrift sind nur noch einige Bruchstücke vorhanden. Aber es wurde im zehnten Jahrhunderte, etliche Jahre nach Tabari's Tode, eine treue Persische Uebersetzung davon gemacht, und mit so vielen wichtigen Zusäßen aus den Urkunden der Juden, der Persischen Magier und Muselmanner, bereichert, daß Herbelot Bibl. or. art. Thabari diese Dolmetschung dem Originale vorzieht. Gibbon, der den Werth eines solchen Werks wohl zu würdigen wußte, sagt im 51. Cap. Note 33. seines bekannten Werks:,,Bey unsern magern Nachrichten, muß ich bedauren, daß D'Herbelot nicht die Persische Uebersetzung des Tas bari gefunden und gebraucht hat, welche, wie er sagt, mit vielen Auszügen aus den Landesgeschichtschreibern

des Ghebers oder Magier vermehrt ist.“ Da dieses Manuscript nicht nur auf die Persische, sondern auch auf die Arabische, Jüdische und Morgenländische Geschichte überhaupt Licht wirft, und denen, welche die Erdbeschreibung und Alterthümer von Asien studiren, nüßlich seyn wird, so hat sich Sir William Duseley einer Uebersetzung davon unterzogen. Das Werk ist stark und die Druckkosten sind beträchtlich; aber jeder Gelehrter wird wünschen, daß er es zu Stande bringen möge.

Paley hat ein Werk über die natürliche Religion geschrieben, welches mit angehendem Winter erscheint.

Der Prediger J. Sennett hat Tiraboschi's Geschichte der italienischen Literatur, welche fünfzehn Quartbände ausmacht, abgekürzt und überseßt. Sein Auszug, den er auf Subscription herausgiebt, soll in sechs Octavbånden ans Licht treten.

Werthers Leiden sind in einer neuen Uebersetzung von Gozberg, mit Beyhülfe eines englischen Gelehr ten, bey Hurst erschienen. Dies ist die dritte desselben Werks, und die gerathenste. Druck, Papier und Kupfer sind ausserst elegant.

Herr Griffiths und Mistreß Cosway, welche felbst in Paris sind, beschäftigen sich mit einem Wer te über die Gemahlde ic. im Louvre, welches mit großer Pracht in London gedruckt, wird.

Ein Werk über die älteren und neueren Gewich te, Maaße und Münzen in Frankreich/nebst ihrem Verhältnisse zu den Gewichten, Maaßen und Münzen in England wird auf Subscription angekündiget.

Der Prediger Holland zu Bolton in the Moors läßt ehestens folgende Schrift erscheinen: Versuche über die alte Jüdische, Griechische und Römische Ges schichte, mit Fragen, für junge Leute. Werden diese gut aufgenommen, so will er ähnliche Versuche über die Kirchen und neuere Geschichte folgen lassen.

Herr Eduard Jones auf Weprehall in Flintshire hat gefunden, daß die Maulwürfe, welche nach dem gewöhnlichen Urtheile, der Ackerarbeit Schaden thun, ausnehmend nüßlich sind, weil sie ihrer Lieblingsnahrung, den Würmern und braunen Käfern nachstellen.

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