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tausend zwen Hundert. Kein Student kann sich eine Seßion, welche sechs bis sieben Monate währt, in Edinburg aufhalten, ohne zum wenigsten 20 Pfund zu brauchen. Die Mittelsumme des Aufwands für eine Seßion ist fünfzig Pfund. Viele Studenten bleiben das ganze Jahr hier und hören den Sommer- und Wintercursus. Junge Leute von Stand, welche hier studiren, haben im Durchschnitt des Jahres hundert bis dreyhundert Pf. St. zu verthun. Das Einkommen des Professors der Anatomie betrågt an zwölfhundert Guineen, jebe Session. Die Honorarien des Professors der Chemie belaufen sich jede Seßion ungefähr auf 700Guineen. Die Professoren der griechischen und lateinischen Sprache, und der Moralphilosophie, drey der geschik= testen, unermüdetsten und nüzlichsten Lehrer in Europa, haben im Durchschnitte jeder die Seßion für ihren Fleiß nicht mehr als 350 Guineen. Der Professor der Logik mag des Jahres ungefähr eben soviel einnehmen.

Banquiers, Kaufleute, Schiffer und Ladenhåndler machen einen großen Theil der Einwohner von Edinburg und Leith aus. Wenigstens 200,000 Pf. St. find der Ertrag ihrer Geschäfte und Industrie. Es find hier zwey incorporirte Bankcompagnien, die alte Bank, und die königliche Schottische Bank, außer einigen Privatwechselhäusern, worunter die beyden vorzüglichsten Forbes, Hunter und Comp. und Mansfield, Ramsay und Comp. sind. Die Kaufleu te machen Geschäfte mit Wein, Getreyde, Zimmerholz, Pech, Flachs und Hanf, Thee und Zucker, Rum und andern Westindischen Gütern, wie auch mit allen Producten, die vom Baltischen Meere eingeführt wers den. Die Schiffer segeln von Leith an den Küsten hin, sodann nach dem Baltischen Meere, der Nordsee, Grön

land, Westindien und America. Die großen Handels leute wohnen häufiger in Leith als in Edinburg. Der Seehandel diefer Oerter, und die dazu gehörigen Schiffe find beträchtlich, und sie haben sich sehr vermehrt, seitdem der Canal fertig ist, welcher den Forth und die Clyde vereinigt, weil die Glasgower Kaufleute dadurch in den Stand gesezt worden sind, ihren Verkehr über Leith sowohl mit der östlichen Küste von England, als mit den deutschen Häfen und den Seestädten am Baltischen Meere zu treiben. Unter die Artikel, welche vou Leith ausgeführt werden, gehdren Bley und Gußeisen in allerley núzlichen Gestalten. Seit einiger Zeit wer den auch baumwollenes Garn und baumwollene Zeuge in großer Menge von hier ausgeführt. Steinkohlen führt man vom Forth nach den Städten der Nordostküste aus. Man hat auch seit Kurzem aus diesem Hafen viel Håringe, Håringsöl und Glas verführt. Die GewölbeHändler sind so zahlreich, daß in den mittleren Theilen der Stadt vier Fünftel der Häuser unten Kauflåden haben. Da man sich für jedes Bedürfnis aus allen TheiJen von Schottland nach Edinburg wendet, so sind die Geschäfte eines Ladenhåndlers beträchtlicher als in allen andern Städten des nördlichen Großbritanniens. Viele von diesen Ladenhändlern ziehen ihre Waaren ans der ersten Hand und verkaufen das einzeln, was fie in großen Quantitäten aus London, Manchester, Glasgow u. s. w. einführen. Die, welche mit Zuch, Leinwand, Seide, Baumwolle, Büchern, Schreibma terialien, Juwelen, Uhren, Eisenwaaren, Material: waaren, Glas u. s. w. handeln, gehören unter die bes trächtlichsten Kaufleute in Edinburg. Leute, welche in folchen Geschäften sparsam und thätig sind, sammeln sich nicht selten ein Vermögen von 5000 bis 25,000

Pf. St. Es erfodert ein Capital von 500 bis 2000 Pfund, um das Geschäfte eines Ladenhåndlers nur mit einigem Ansehen zu beginnen. Edinburger Großhåndler, welche über die See handeln, haben sich sehr oft ein Vermögen von 10,000 bis 60,000 Pf. St. erwor ben. Etliche Banquiers haben es bis auf 200,000 bis 300,000 Pf. gebracht.

Die Handwerker und Manufakturisten von Edins burg und Leith sind auch eine sehr ansehnliche Claffe, und ein großer Theil von dem Einkommen der Bewohner von Edinburg beruht auf der Industrie dieses Standes.

Es giebt in Leith etliche Glashütten, die in gross sem Flor stehen, und Spiegelglas. Flaschen, Trinks glåser u. s. w. nicht nur für die ganze umliegende Ges gend liefern, sondern diese Artikel auch in großer Mens ge zur See ausführen. Die Herren Biggar und andre Häuser haben hier eine beträchtliche Leinwandfabrik. Vor dem Kriege wurde hier ausnehmend viel Papier gemacht, wobey die Unternehmer ansehnlich gewannen. Aber im Fortgange des Kriegs wurden die Lumpen, welche man gröstentheils aus Deutschland eingeführt hatte, so theuer, der Arbeitslohn stieg so sehr, man verbrauchte so wenig Drukpappier, und die Minister steigerten die Abgaben davon so ungewöhnlich, daß diese Fabrik große Einschränkungen erlitten hat. Nun der Friede wieder hergestellt ist, steht zu hoffen, daß diese Fabrik einen größern Flor erreichen werde, als zur Zeit ihres vorigen Wohlstandes.

Man fabrizirt in Leith auch Segeltuch und Saile, besonders die lezteren in größer Menge. Die Leither Gußeisenwaaren sind vortreflich, und werden in ansehns lichen Quantitäten verschifft. Es sind in der Nachbars

schaft von Edinburg Baumwollenmanufacturen auf Kosten etlicher dasigen Einwohner errichtet worden. Obgleich der Hausbau während des Krieges ein wenig eine geschränkt wurde, so hat er dennoch niemals aufgehört, eine Menge Zimmerleute und Steinmeßen zu bez schäftigen, und wird sich, wie oben bemerkt worden, unstreitig noch viel mehr ausdehnen. Zimmerleute und Tischler sind zahlreich, und was sie des Jahres vers dienen, beläuft sich gewiß auf eine sehr große Sume me. Die Brauer und Brannteweinbrenner verbrauchen jährlich nahmhafte Capitalien sowohl in Edinburg und Leith, als in den anstoßenden Gegenden. Man führt die hiesigen Biere und abgezogenen Getränke in großen Quantitäten nach London und mehreren andern Gegens den aus. Leder und Schuhe werden zwar hier gemacht; allein man bringt beyde Artikel häufig aus Yorkshire, Rußland u. s. w. hierher. Eine von den schönsten und blühendsten Manufactureu ist der Wagenbau. Der hohe und niedrige Adel in Schottland läßt seine Wagen hauptsächlich in Edinburg machen, und Edinburger Wagen gehen nicht selten nach Rußland, Deutschland 2c. Ob man gleich Ziegelsteine und thönere Tabakspfeifen hier verfertiget, so ist doch noch kein Versuch gemacht worden, Manufacturen von feiner Töpferwaare hier anzulegen. Strümpfe aller Art werden in Edinburg sehr gut gemacht und haben einen guten Abgang. Wand- und Taschenuhren werden zwar auch hier verfertiget, aber der feinere Theil des Råderwerks kommt vornehmlich aus London. Die Edinburger Bäcker, welche sehr zahlreich sind, haben den Ruf, das beste Brod zu backen, welches man in Grosbritannien fins det. Fleischer giebt es ebenfalls viele; indessen hat Edine burg nicht mehr als Einen Fleischmarkt bey der Nords

brücke; Leith hat einen für sich. Frische Gemüse und grüne Sachen aller Art kann man im größten Ueberfluße in den kleinen Gäßchen kaufen, welche zum Fleischmarkt führen. Auf dem Habermehl Markte, der freylich bes quemer seyn könnte, wird Habermehl, welches der gemeis ne Mann hier am meisten genießt, Weizenmehl, Butter, Käse und Getreyde verkauft: man findet diese Bedürfniss se hier immer häufig, ausgenommen etwa nach einem Mißwachse. I'm Graßmarkte werden an gewissen Tagen Heu, Getreyde, Schafe und Pferde perkauft. Caffeehäuser giebt es nicht viele, aber eine Menge Tavernen und kleine Bierhäuser. Die Schotten sowohl in Es dinburg als in ganz Echottland besuchen solche dffents liche Häuser weit weniger, als die Engländer. Vorneha me und reiche Fremde finden in den Edinburger Häus fern alle Bequemlichkeiten, die sie nur wünschen können. Die Häuser, in denen man Miethzimmer bekommen kann, sind zahlreich und gehdren Leuten zu, welche viel achtungswerther und ehrlicher sind, als dieselbe Menschenclaße in England zu seyn pflegt. Gasthöfe giebt es wenig und sind unbedeutend.

In den Edinburger Fischmärkten findet man fast das ganze Jahr hindurch sehr gute Fische, welche im Frith oder in dem Meerbusen des Forth gefangen wers den. Sie find eine ausnehmend grosse Hülfsquelle für den Unterhalt der Armen, denn ein armer Mann kann um denselben Preis, den er für ein Gericht Rindfleisch oder Schöpfenfleisch bezahlt, Fische kaufen, welche für ein besseres und delicateres Essen gelten"; als Fleischkost. Håringe, der Stolz der Schottischen Seen, wurden erst vor zehn bis zwölf Jahren in bes trächtlicher Menge im Meerbusen des Forth gefangen. Ob man gleich von dem Ende dieses Meerbusens an

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