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ter Plaß mit ziemlich guten Häusern umbaut, und innerhalb derselben eine Colonnade, die in der Mitte des verflossenen Jahrhunderts zum Behufe der kaufmännis schen Geschäftsunterredungen errichtet wurde. Der Palast Holyroodhouse, ein geräumiges, altes, ehrwürdiges Gebäude, war ehedem der Aufenhalt der Schottischen Könige und ist vielleicht noch jezt die gröste Seltenheit, welche Edinburg aufweisen kann. Man sieht dort unter andern das Zimmer, wo die unglücke liche Maria Stuart zu Nacht aß, als Rizzio ermordet wurde.Gegenwärtig ist es der Zufluchtsort von Monsieur, der hier eine Art von Hof hålt und die Edinburger an die Zeit erinnert, da ihre Stadt noch eine Residenz war. Das Schloß hat von Natur cine starke Lage und ist noch mehr durch die Kunst bevestiget. Es sind hier beständig grosse Kriegsvorråthe aller Art niedergelegt, und selbst mitten im Frieden hat es eine Besatzung von zwey Bas taillons Truppen. Edinburg hat mehrere sehr schöne Gebäude und Plätze z. B. das Archiv, das Hospital, das Universitätshaus u. f. w. aber wir übergehen diese Angaben, weil insgemein nur wenige Leser Gefallen daran haben.

Leith, der Piraus von Edinburg, muß hier vors züglich erwähnt werden. Ehedem war es ein königlicher Burgflecken, aber die Rechte des Souverains wurden vor mehr als zwey hundert Jahren für eine Summe Geldes auf Edinburg übertragen. Es liegt ungefähr eine Englische Meile östlich von Edinburg an den Ufern eines kleinen Flußcs, der ebenfalls Leith heißt. Bis jetzt besteht es hauptsächlich aus Gebäuden, von denen ein groffer Theil nicht weniger als 200 Jahre alt seyn mag und die sehr unbequem angelegt sind. Der neue Theil Dieser Stadt, Leith-Links genannt, besteht aus

schönen und bequemen Häusern mit Gårten und Waarenlagern diese werden von groffen Kaufleuten bes wohnt. Der Hafen ist seit kurzem erweitert und verbesfert worden. Ueber den Fluß Leith gewährt eine Ziehe brücke zwischen dem Nördlichen und Südlichen Theile der Stadt eine bequeme Verbindung, ohne die Grenzen des Docks und Hafens einzuschräncken. Die Gebäude dehnen sich fortdaurend von allen Seiten aus. Das niedliche Leith auf dem Ufer des Forth wächst so schnell an, daß es in kurzem an das Fischerdorf Newhaven, welches auch der Stadt Edinburg gehört, reichen wird. Auf den beyden Seiten des Spaziergangs und Fuhrwegs zwischen Edinburg und dem südlichen Leith hat sich nach und nach eine Straße von Landhäusern mit Gårten, von ansehnlichen Manufacturgebäuden, und andern schönen und bequemen Wohnhäusern gebildet, welche wahrscheinlich bald vollendet seyn wird: sie wird dann eine der geschäftigsten und interessantesten unter allen Strassen seyn, die zu diesen beyden Stådten gehören. Edinburg und Leith sind in einem Bezirke von drey bis vier Meilen umher von allen Seiten mit Landhäusern, Gårten, geschmackvollen Pachtgütern und schönen Meyereyen umgeben, die zwar im Sommer nicht das Reiche, Einfache und Angenehme der Londner Gegend haben, aber auch im Winter weniger nackt und dde aussehen.

Ueber die Volksmenge von Edinburg und Leith ist man nicht völlig einverstanden. Nach der letzten Zäh lung beträgt sie nicht mehr als 100,000 Seelen. Aber ein Theil der Einwohner hålt sich nur die Hälfte des Jahres in Edinburg auf; von diesen håtte die Hälfte ihrer wahren Zahl in Anschlag gebracht werden sollen, aber sie wurden in der Zählung ganz ausgelassen. An

dern Theils standen die ärmeren Familien in Furcht vor einigen neuen Laren, die man ihnen nach Verhältniß ihrer Anzahl auflegen wollte und setzten diese bey der Volkszählung geringer an, als sie wirklich war. Die Einwohner von Edinburg und Leith, nebst den dazu gehörigen Vorstädten, Landhäusern und Meyereyen bis auf eine Englische Meile im Umkreise belaufen sich also gegenwärtig wahrscheinlich auf 105,000 Sees len. Es giebt hier weniger Leute, die über sechzig Jahre alt sind, als an manchen Orten im Inneren der Insel und an der westlichen Küste. Mithin ist die Zahl derer, welche zwischen dem sechzigsten und fünften Jahre sterben, sehr beträchtlich; und außerordentlich viele sterben zwischen dem drey und zwanzigsten und fünf und vierzigsten Jahre; die Mannspersonen hauptsächlich an venerischen Krankheiten und an den Folgen der Völlerey; die Frauenzimmer an Schwachheiten; denen sie nach dem Kindbett unterworfen sind. Da dies eine Hauptstadt ist, welche viele junge Leute theils der Erziehung theils der Arbeit wegen anlockt, so befins den sich hier außerordentlich viel Personen zwischen fünfzehn und vierzig Jahren. Junge Leute, welche zwischen dem achten und dem zwanzigsten Jahre sind, geniessen hier gemeiniglich einer guten Gesundheit, Aus vielen Beyspielen möchte man schliessen, daß Edins burg für Kinder bis zum siebenten und achten Jahre ein sehr ungesunder Ort ist. Weder Pocken noch Mafern werden hier sehr schädlich. Aber Keuchhusten, Schnupfen, faule Fieber, Auszehrungen zc. richten außerordentliche Zerstörung unter den Kindern an und die leztern Krankheiten sogar bis ins siebzehnte und fünf und zwanzigste Jahr. Der Rhevmatismus, welcher durch die häufigen Oftwinde noch heftiger wird, ist

äußerst quälend für Personen aus allen Ständen, so= balb sich das Leben zu neigen anfångt.'

Sehen wir nun, woher diese 105,000 Menschen ihren Unterhalt ziehen.

Etliche von ihnen besitzen Ländereyen auf der Insel, Geld in den öffentlichen Fonds oder Eigenthum in Oft und Westindien, aus welchen Capitalien oder aus deren jährlichem Ertrage fie die Kosten ihres Unterhalts bestreiten. Was die Einwohner jährlich auf diese Art einnehmen, mag sich wahrscheinlich auf zwey bis dreymalhunderttausend Pfund Sterling belaufen. In dies sem Anschlage sind blos diejenigen begriffen, welche von ihrem Vermögen und zu ihrem Vergnügen leben: von den jungen Leuten der Universität wird unten bes sonders gehandelt.

Viele unter dem kleinen Schottischen Landadel, (Gentry) deren Einkünfte die jährlichen Reisen nach und von London nicht ertragen wollen, und die dennoch an der Gesellschaft und den Vergnügungen einer gros fen Stadt Geschmack finden, richten es natürlich so ein, daß sie die Hälfte oder drey Viertel des Jahres hier zubringen. Viele Familien dieser Classe kommen nach Edinburg, um die häusliche Erziehung ihrer Kinder mit der Verfeinerung zu verbinden, die allein im Umgange mit der groffen Welt erworben wird. Viele ausgediente Officiere und Handelsleute, die sich in der Fremde bereichert haben, bringen den Rest ihres Lebens lieber in Edinburg als in London øder auf ents fernten Landfißen hin, weil Edinburg ihnen viele ges sellschaftliche Vortheile, ruhige und angenehme Wohe nungen, nebst allen Bequemlichkeiten und wohlfeilen anständigen Erhohlungen darbietet. Witwen, wels che kleine aber dennoch hinlängliche Gehalte haben,

ziehen sich häufig nach Edinburg zurück, um der guten Gesellschaft zu geniessen, so wie Personen von gleichem Stande und in ähnlicher Lage in England die schöne und viel besuchte Stadt Bath wählen. Das wären die, welche in der schottischen Hauptstadt von unabhängi gen, aus andern Orten hergeleiteten Einkünften leben,

Es sind ausserdem angesehene Leute in Edinburg, welche öffentliche Bedienungen haben, von deren Era trage sie ihre Familien ernähren. Der General, welcher in Schottland commandirt, die Stabs- und viele andre Officiere, die Oberrichter und Räthe der verschiedenen Gerichtshöfe, die hohen und niedrigen Beamten der Accise, des Zollhauses, des Archivs, des Stempelcollegiums, des Taxamts, Postamts und Wappenamts u. f. w. verzehren alle das Geld, welches ihnen ihre Stellen eintragen, in Edinburg. Die ganze Summe, welche aus den Staatseinkünften zum Unterhalte von Personen, die in öffentlichen Aemtern in Edinburg leben, verwandt wird, kann sich schwerlich auf weniger, als 100,000 Pf. St. belaufen.

Hier müßen auch die practizirenden Rechtsgelehrs ten angeführt werden, welche in verschiedenen Aemtern und Geschäften zusammen genommen jährlich eine Summe einnehmen, die vielleicht 130,000 Pf. St. bes tragen mag. Indessen verdient keiner von ihnen einzeln des Jahres über 2000 Pfund.

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Die Personen, welche zur Universität, zur Stadts schule, und zu den andern Erziehungsanstalten gehdren, Professoren, Lehrer, Studenten und Schüler, mdgen überhaupt des Jahres ungefähr ein Einkommen von 100,000 Pf. haben, wovon etwa 60,000 Pf. Gelder sind, welche die Studenten verzehren. Die jähr liche Anzahl der Studenten ist im Durchschnitte Einz

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