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der Berechnung des Effects: die Stahldiamanter. werden nach Gemäßheit des übrigen Puzes bald häufig bald sparsam aufgeheftet, und darnach richtet sich auch der Preis, welcher freylich, wegen der sehr feinen Arbeit, nicht gering ist. Man sieht ohne Erins nerung, daß dies eine Nachahmung der åcht Diamantnen Bandeaus ist, ob sie gleich mit diesen vergebens um den Preis ringen würde, wenn der Künstler darquf ausgienge. Aber da Niemand bey Bällen und gewöhnlichen Assembleen Diamanten trågt, welche blos für die Cour und Vermählungen 2c. angesteckt werden, so finden diese bescheidneren Binden, deren Wirkung bey Licht sehr befriedigend ist, einen guten Eingang, selbst in den Zirkeln vom ersten Tone. Butt macht auch Blåtter und Blumen aus denselben Materialien und für gleichen Zweck.

Weiter findet man bey ihm die kleinen, ganz kleinen goldnen Uhren, welche die Damen gegenwårtig in London und Paris an langen goldnen Ketten am Busen tragen. Sie find theuer, aber von sehr schöner Arbeit. Auf das Gehäuse sowohl als auf die Ketten ist viel Sorgfalt verwendet.

Dann verkauft Butt auch die neuen MannsSchuhschnallen von vorzüglicher Güte und Schönheit. Dieser Artikel wird gegenwärtig bey Hofe und feyerlichen Versammlungen in London fast blos aus Gold getragen, welches matt gearbeitet ist, und die Form einer stark gewundenen Schnur hat. Die Gestalt der Schnallen ist beinahe ein Parallelogramm; die Ecken find sauft abgerundet. Hosenschnallen sind von derselben Form und Arbeit.

Was endlich die Ringe, Ohrgehenke, Armbån der, Halsbånder 2c, anlangt, die Butt ausstelli, diese

find zu mannnigfaltig, als daß ihre Schilderung im Einzelnen ohne große Aufopferung des Raums môglich wäre. Es sey hinreichend zu erinnern, daß er sich beslissen hat, die Augen der reichen Besucher dieser Straße gefangen zu nehmen. Jeder Ring hat, uns abhängig von der Pracht seines Juwels, seiner Pers len und seiner Faßung, ein eigenes schönes Behälts niß von Saffian und Atlas. Man denke sich nun an die hundert Ringe dieser Art," alle verschieden, aber alle kostbar; daneben liegen Schmuckkästchen mit ganzen Garnituren Geschmeide, wie auch Uhren, Steinnadeln, Degengefäße, Knöpfe, Bandeaus, Schnallen u. s. w. alles unter großen Glaßkasten. Von seinen neuen Silbergeschirren schweigen wir diesmal, um nicht Ueberdruß zu erregen.

Der berühmte Wagenbauer Felton, dessen Buch über seine Profeßion sehr wohl bekannt ist, hat ein Patent für einen Wagenwärmer oder Kutschenz Ofen erhalten, welcher sowohl wegen der neuen Idee, als auch wegen des großen Nußens Aufsehen macht. Vielgereiste Leute werden die Wichtigkeit dieser Erfins dung gleich einsehen. Es giebt viele Fälle, wo maneine Reise im Winter unternehmen muß, ohne sich vorher mit dem nöthigen Pelzwerke zu versehen, oder hat man és, so wird nicht nur der Raum dadurch im Wagen verengt, sondern man ist auch gehindert, bey vorfallendem Unglück schnell aus dem Wagen zü sprins gen. Ein erwärmter Wagen macht das Reisen bey Falter Jahreszeit zum Vergnügen und kann zur Noth' in armen Gegenden die Stelle eines schlechten Gasthofs ersehen. Der Wärmer ist so eingerichtet, daß man die Hitze nach Gefallen vermehren oder vermindern kann; er nimmt keinen Raum im Wagen ein und was

man davon sieht, wird eine Zierde des Wagens ; auch erfodert die Feuerung nur einen äußerst geringen Aufwand. Ein solcher Ofen kostet sechs Guineen und für die Befestigung desselben an einem Wagen bezahlt man eine halbe Guinee. Man wendet sich deswes gen an Felton, Coachmaker, Leather lane, Holborn.

Lesec, ein Zahnarzt, No. 12. Hanoverstreet, Hanoversquare hat eine neue Composition für künstliche Zähne erfunden, die er ihrer Festigkeit halber diamants ne Zähne neunt.

So wie in den vergangenen Monathen alle Londner Låden mit Schottischen Mustern angefüllt waren, wovon man Halstücher, Mäntel, Müßen, Schuhe, Pelzüberzüge . sah; so haben diese jezt den gelben Halstüchern mit Coquelicot Blumen und Streifen Plaß gemacht. Die Gewölber sind damit übers schwemmt und man kann ohne Mühe fünfzig verschie dene Muster zählen. Sie sind theils auf Leinwand theils auf Baumwolle gedruckt, und ihre Feinheit zers fällt wohl in sechs Claßen. Von den besten kostet das Stück fünf Schillinge und die gemeinsten und gröbsten kann man um achtzehn pence kaufen. Farbe und Muster dieser Tücher find längst bekannt; man führte in England seidene Tücher dieser Art seit vies len Jahren aus der Levante ein. Nun hat man sie in den Englischen Manufacturen so genau nachgeahmt, daß der Unterschied, besonders bey den feinsten, nur durch sorgfältige Ansicht bemerkbar wird. Die Mode dieser Tücher hat eine besondere Geschichte. Der Faustkämpfer Belcher, dessen Ruhm neuerdings in England weiter erfchollen ist, als ehemals der seines Kunstverwandten, des furchtbaren Juden Mendoza, trug an dem Tage seiner letzten gråßlichen Schlägerey,

die den Gegner beynahe das Leben kostete, ein solches Tuch, das er während des Streites um die Hüften gebunden hatte. Belcher hielt sich so gut, und machte sich durch seine Kunstfertigkeit bey den niederen Clasfen einen solchen Nahmen, daß man diese gelben Tücher ihm zu Ehren suchte und trug. Da aber die Seide nen bald erschöpft oder doch für die Bedürfniße des Volks zu theuer waren, so speculirten die Manufac turisten im Lande gleich auf eine Nahahmung des Musters in Leinen und Baumwolle. Sie erhielten nun den Nahmen Belcher: Handkerchiefs und obschon der garstige Sinn des Worts Belcher die Nennung des Namens bey den gesittetern Classen verhindert, so ist es doch erstaunend, wie diese Tücher auf einmal von Hohen und Niedrigen in Gunst genommen worden find. Die Damen schlagen sie los um den Hals in einem lockern Knoten als äußere Vorwehr wider den Wind; die Stußer in Newbondstreet tragen sie zu ih ren grünen Collets und gelbledernen Pumphosen, theils um den Hals, theils in der Brusttasche als Schnupftücher. Die Bürgerweiber werfen sie als Shawl über die Halstücher und die Frauenzimmer des Volks, die Fischerweiber, Eseltreiberinnen, Fre ländischen Obst- und Austermädchen, Orangenkårnes rinnen, die Jüdischen Trödelweiber, die Aepfelsiederinnen, die frühen Salepweiber u. s. w. schlagen' Belcher'stücher hinten über den Hut oder die Müße, so, daß sie auf die Schultern herab hängen und gegen die scharfe Luft verwahren. Selbst die schmuzigen Kohlenheber, Kärner, Kothkehrer, Hundefleisch-Verkäufer, Schuttfahrer u. a. tragen die Tücher; und bey ihnen, die selbst ohne Ausnahme so rustige Borer find wird die Veranlassung dieser Mode sicher nicht vergessen.

Unter den verschiedenen Versuchen, den Sammt bey den Frauenzimmern wieder in Aufnahme zu brin gen, ist keiner so geglückt als die Sammtmüßen oder Velvetbonnets. Da die Mützen in England die Stelle des Huths ersehen, welcher auch dem zweyten Geschlechte unentbehrlich ist, so bleiben fie immer Mode, man mag eigene Locken oder Perücken, Puder oder reines Haar tragen. Daher findet man bey den Modehändlerinnen der vornehmeren und niedrigeren Classen keinen Artikel so stark besetzt als den der Mühen. Schwarz und violett, vornehmlich aber him melblau und getüpfelt find jetzt die herrschenden Farben. Die Form und Verzierung richten sich nach dem Etande der Besiherinn. Jeht gleichen die geschmack=' vollsten einem Helme, der bald mit Federn, bald mit Blumen geschmückt ist. In den leztern hat man so eben eine Erfindung gemacht, welche ihrer Neuheit und Schönheit halber viel Beyfall erhält. Man macht' fie aus Sammt und füllt die Knospen und Blüthen mit Glascorallen von der jedesmaligen Farbe des Sammts aus. Diese Sammtblumen fangen schon an, eigene Leute zu beschäftigen und nähern sich deswegen täglich einer höheren Vollkommenheit. Man findet die vorzüglichsten in den Modegewölbern in Neubondstreet.

Zu den verwüstenden Theilen des Englischen Klei= derlurus gehören unstreitig die von den Frauenzimmern fast allgemein getragenen seidenen Strümpfe; man findet kein Kammermädchen, keine Jungemagd, und in den bessern Häusern keine Köchinn, wenn sie angezogen sind, ohne seidene Strümpfe. Auf dem festen Lande, wenigstens in Frankreich und Italien, wo die Seide nach Verhältniß so wohlfeil ist, wäre

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