Page images
PDF
EPUB

„schleunigt er meinen Puls und bringt mir eine Artvon Schwindel zu Wege. Ich empfinde diese Wirkun

gen des Thees am meisten, wenn mein Magen in Unordnung ist.“

Thee, wenn er auch weder sehr stark noch fein ist, hat bey Kindern, die nicht daran gewöhnt sind, eine Wire kung, welche unmöglich ohne einen gewissen Nachtheil wiederhohlt werden kann. Er gibt ihnen, wie ich be merkt habe, eine gewiße wilde Lebhaftigkeit, welche dem Einfluße des starken Weins gleicht, wenn er wachsene Personen viel davon genießen; ungewöhnli·che Gesichtsrdthe; einen vollen geschwinden Puls, mit Schlaflosigkeit; worauf tiefer Schlaf und den Tag darauf Schwere im ganzen Körper folgt. Da idh sonst, wie D. Whytt, glaubte, man hätte dem Thee viele Sachen fälschlich zur Last gelegt, so wurde ich durch meine Bemerkungen bey Kindern, und durch einige andre Ursachen bewogen, gewiße Versuche zu machen, wovon ich ein Beyspiel anführen will. Ich wiederhohlte sie mehrmals und der Ausschlag war immer derselbe. Die Versuche wurs den mit Fröschen und Kröten gemacht, da etliche giftige Substanzen viel schneller und heftiger auf kalte Thiere, als auf Menschen wirken. Bringt man einen schwachen Aufguß von Opium in das Herz eines Frosches, so werden dessen Bewegungen dadurch augenblicklich zerstört und es kann auf keinerley Weise mehr als ein belebtes Organ wirken, da hingegen es fich viele Minuten länger bewegen würde, wenn man es auf dieselbe Art mit Wasser behandelte. Das Herz eines warmen vierfüßigen Thieres schlägt långer, nachdem man auf gleiche Weise mit ihm verfahren ist. Das Herz eines Frosches schlägt eine beträchtliche Zeit

långer, wenn man es inwendig mit einem Aufguße von Cayennischem Pfeffer beneßt hat, ungeachtet der Aufguß, wenn man ihn ins Auge tröpfelt, seiner Schärfe halber fast unausstehlichen Schmerz verurfacht, und auf der Zunge brennt.

Ich brachte zuerst durch eine Menge Versuche mit allerley Gewächsen heraus, daß Lorbeerwasser, Aufgüße von Opium, Fingerhut, und grünem Thee in Absicht ihrer zerstörenden Würkung auf die Herzen der Frösche und Kröten von gleichem Grad sind, und sie augenblicklich der Pulsfähigkeit berauben. Aufgüße von Hopfen kamen diesen nahe. Aufgüße von Quaßienholz, Peruvianischer Rinde, Ipecacuan= ha, Canthariden und Cayennischen Pfeffer waren weniger, oder doch nur in einem höchst unbedeutenden Grade giftig und behaupteten fast die hier beobachtete Ordnung. Wir machten dann eine Defnung durch die Haut und die Muskeln des Bauchs an zwölf verschiedenen Fröschen und sprißten gleiche Quantitåten von den folgenden Zubereitungen hinein. In No. 1. einen gesättigten Aufguß von Lohe, in No. 2. von Canthariden, in No. 3. von dergestalt verdünn tem Opium, daß es gerade noch stark genug war, die willkührliche Bewegung im Herzen zu zerstören, No. 4. Decoct von Quaßienholz, No. 5. und 6. Aufguß von Hopfen, No. 7. Aufguß von Fingerhut, No. 8. Lorbeerwaßer, No. 9. Aufguß von Ipecacuanha, No. 10. und 11. von Thee, No. 12. Decoct von Thee. Man legte die Thiere in besondere Gefäße und beobach tete sie. Die andern Wirkungen zu beschreiben ist jezt nicht nöthig; aber No. 10, 11 und 12. starben zwölf Stunden, nachdem der Thee unter die Haut gesprüht worden war. Zunächst starben No. 5. und 6.

Die Erscheinungen kamen völlig mit der Ordnung des Sterbens überein, denn in den Organen derer, die zuerst starben, waren die Zeichen der Entzündung und Krankheit am auffallendsten. Mithin zeigte sich der Thee bey allen unsern Versuchen eben so schnell vergiftend, als Lorbeerwasser, Opium und Fingerhut; ja bey einigen noch stårker.

Diese Versuche thun unstreitig dar, daß der grüne Thee eine überaus furchtbare Eigenschaft besitzt. Aus einigen andern Experimenten mit etlichen schwarzen oder Sauschang Theearten kann man schließen, daß diese nicht so schnell tödlich werden; und sollte sich dies bey künftigen Versuchen bestätigen, so wird es der allgemeinen Erfahrung der Theetrinker entspre= chen. Aber selbst der Sauschang oder schwarze Thee mit Milch und Zucker muß den reizbaren Kindernaturen zu nachtheilig werden, um einen schicklichen Bestandtheil ihrer täglichen Nahrung auszumachen. Man kann allerdings einwenden, daß eine Substanz den Fröschen ausnehmend schädlich werden kann, ohne bey den Menschen diese Folgen nur im mindesten zu äußern. Ist es aber wohl klug, so starke Thatfachen zu übergehen, selbst wenn sich nur der geringste Verdacht zeigte, daß das Resultat auf den menschlichen Körper anwendbar seyn dürfte? Allein es findet hier weit mehr als ein unbedeutender Argwohn statt. Die größere Empfänglichkeit der kalten Thiere für gewisse schädliche Kräfte zeigt blos die Erscheinungen, welche bey den Thieren einer höhern Orde nung bemerkt werden, auf eine schnellere und aufs fallendere Art. Starke geistige Getränke zerstören die Beweglichkeit in den Herzen eines Frosches auf der Stelle und tödten ihn sehr bald, wenn man sie

unter die Haut des Bauches oder in den Magen gießt. Wird aber wohl irgend jemand nach den vielen jammervollen Beyspielen, welche die tägliche Erfahrung darbies tet, in der Zweifelsucht so weit gehen, die schädlichen Folgen des Trunks zu leugnen, weil er die Gesundheit bey den Menschen nur langsam untergrabt?

Offenbar ist die Constitution bey jungen Leuten noch in einem solchen Zustande, daß der Thee viel stärker auf sie wirkt als auf Erwachsene. Eben dies ist der Fall mit Opium, mit gegohrnen Getränken, und mit der ganzen Schaar von Substanzen, die insges mein zuerst aufheitern und dann wieder abspannen, sie mögen nun in den Keller oder in die Apotheke aufgenom= men, oder für zu verderblich gehalten werden, als daß man ihnen dort eine Stelle einräumte. Indeß geschieht es zuweilen, daß sie, ohne aufgeräumt zu machen, fogleich Niedergeschlagenheit, Zittern, Kopfschmerz und ein Gefühl verursachen, daß der, welcher fie oft genießt, aus seinem Elemente gerückt zu seyn dünckt. Man sollte sie alle ohne Unterschied, aus der Lebensordnung der Jungen und Gesunden verbannen. Wie fern sie kränklichen Personen angemessen seyn mögen, wäre hier unzeitig zu untersuchen, ob es gleich ge= wiß ist, daß wir uns durch den beständigen Gebrauch des Thees und der gegohrnen Getränke unklugerweis se eben so köstlicher Heilmittel berauben als Fingerhut und Opium sind.

Jedoch bin ich weit entfernt, die verkümmerte Schwächlichkeit und Kränklichkeit unsrer wohlhaben= den Stände blos dem Thee beyzumessen. Auch wünsche ich eben so wenig, daß man dieses Getränk allgemein bey Seite legen möge. Ich betrachte es blos als eins von den vielen Dingen, welche die Gesund

heit der Kinder untergraben. Verführe man in mane chen Rücksichten anders in der Erziehung, so könnten die Kinder vielleicht ohne Nachtheil für ihre Gesunde heit Thee trinken, vorausgesezt, daß man ihnen nicht, wie in einigen Erziehungsanstalten geschieht, erlaube te den Thee ungewöhnlich stark zu machen. Von diesem starken Thee rührt wahrscheinlich bey ältlichen Lenten die hartnäckige Dauer verschiedener Krankhei ten her.

Doctor Beddoes Rath für die gesunde Erziehung der Mädchen. Können Eltern die Erziehung ihrer Töchter nicht selbst übernehmen, so mögen fie sich folgende Vorsichten empfohlen seyn lassen. Man sollte allgemein in Erziehungsanstalten nur wenige Zdg= linge, und niemals mehr als zwölf aufnehruen.

Im Sommer sollten die Mädchen früh aufstehen und im Winter so bald es tagt; zu beyden Jahrszeiten sollte sie vielmehr irgend eine angenehme Beschäftigung als die Befolgung eines strengen Gesetzes dazu bes wegen. Gleich nach dem Aufstehen gebe man ihnen Brod oder Butterbrod oder ein wenig Milch. Wenu ein Kind keine Lust dazu bezeugt, so befindet es sich nicht wohl, der Grund hierzu mag nun fortdaurend, oder in einer vorübergehenden Unverdaulichkeit liegen. Eine ganze Stunde ohne Nahrung zu bleiben, ist ei ne zu lange Zeit für ein nicht sehr starkes Kind.

Man lasse sie nun eine Stunde spielen, oder sich sonst eine Leibesbewegung machen. Hierauf gebe man ihnen Milch zum Frühstük. Bekommt ihnen die bloße Milch nicht, so verdünne man sie, oder gebe Fleischbrühe dafür. Was zum Frühstük genossen wird, follte in keinem Falle mehr als Blutwärme und bey warmer Witterung die Temperatur der Atmosphäre

« PreviousContinue »