Page images
PDF
EPUB

ter der Kirche erbrochen hatte. Es kam bald an den Tag, daß an zwanzig junge Burschen sich auf das Stehlen der blehernen Sårge gelegt hatten, da ihnen ein Hehler gestohlner Sachen für jeden Centner Bley ein Pfund Sterling bezahlte. Acht Familienbegräbnisse waren auf diese Art entweyher worden, und die `Buben stahlen Sårge, welche 30, 50, 80 bis 100 Jahre ungestört da gestanden hatten. Mit den Uebers resten der Leichen war man auf eine Art umgegangen, die den Verwandten höchst schmerzhaft seyn mußte. Als die jungen Diebe aus dem Gerichte geführt wurs den, war das Volk so entrüstet, daß es kaum von Gewaltthätigkeiten gegen sie abgehalten werden konnte.

Man traf in London zwey hübsche, wohlgekleidete Mädchen mitten in der Nacht auf der Straffe schlafend an; sie waren beyde betrunken, und wußten sich beym Aufwachen nicht genugthuend auszuweisen. Sie wurden in ein Wachthaus geführt, und früh, als sie wieder zu sich gekommen waren, verhörte sie ein Friedensrichter, vor welchem sie in Thränen und mit åufferster Beschẳmung erschienen. Beydes waren ehrliche Mådchen, die nebst mehrern Frauenzimmern in einem grossen Kaufmannsgewölbe arbeiteten. Die unerwar tete Nachricht des Friedens sezte ganz London in Ente zücken, alles war lustig und besuchte fröhliche Derter; deswegen beschlossen auch die sämmtlichen Arbeiterinnen des Gewölbes, sich bey der Aeltesten von ihnen zu vers fammlen und den Frieden zu feyern. Unter andern Erfrischungen hatten sie Punsch, welcher den Mädchen, die der starken Getränke ungewohnt waren, bald zu Kopfe stieg. Es fanden sich auch die Männer von eis nigen Arbeiterinnen nebst andern jungen Männern ein, welche den Punsch nicht sparten und endlich anfiengen,

unmanierliche Freyheiten zu nehmen. Dies misfiel den beyden Mädchen, und sie stahlen sich heimlich fort. Die kalte Nachtluft bekam ihnen sehr übel, und in kurs zer Zeit fanden sie, daß sie ganz schwindlicht waren. Doch gingen sie beyde weiter fort, so lange sie konnten, bis sie endlich, ganz vom Schlafe überwältigt, sich an einer Hausthüre niedersezten, wo sie der Nachtwächter zu seinem grossen Erstaunen eingeschlafen fand. Der Vorfall that ihnen åusserst leid, und sie hofften; daß Se. Verehrlichkeit (der Titel der Friedensrichter) ein Einsehen haben, und geruhen würde, sie nach Hause gehen zu lassen. Der ehrwürdige Richter bedauerte die armen Kinder herzlich, glaubte, daß ihre kunsts lose Geschichte der beste Beweis ihrer Unschuld sey, und befahl, daß man sie gleich auf freyen Fuß stellen sollte. Doch warnte er sie in den fchonendsten Auss drücken, sich vor geistigen Getränken und besonders vor Personen ihres eigenen Geschlechts in Acht zu nehs men, welche die Feinheit und Züchtigkeit der weiblkchen Gefühle verachteten.

Gelehrte Neuigkeiten.

Der rühmlich bekannte Gouverneur Pownall hat nun sein Werk intellectual physics vollendet. Ein Theil davon war schon vor sechs Jahren gedruckt; weil aber das Publikum damals mitten im Krieg für solche Werke nicht viel Sinn zu haben schien, so blieb es bis jezt liegen.

Die Anmerkungen des verstorbenen Predigers Charles Bulkley über die Bibel in drey Bänden sind bey nahe abgedruckt. Es find Auszüge und Parallelstellen aus heydnischen, jüdischen und christlichen, nenen und alten Schriftstellern, und sie schliessen sich an die bes

rühmten Werke des Grotius, Raphelius, Wet: stein 2c., an.

Herr L. W. Dillwyn ist gesonnen, das Pflanzen geschlecht Conferva in einem besondern Werke zu ers läutern. Jede Art soll vergrössert dargestellt und kurz beschrieben werden. Das Werk erscheint in Heften, wovon Eins alle drey Monate herauskommt. Das erste, welches zwölf Arten umfaßt, wird im Junins ausgegeben.

Hr. Rusher in Banbury hat verschiedene Verbesferungen in der Buchdruckerkunst erfunden, welche er nächstens bekannt machen wird. Der Druck soll das durch gleichförmiger und schöner werden. Die Lettern. nehmen, nach seinem Plane, weniger Raum ein, und, werden dennoch nicht minder lesbar. Für Bücher, in denen man Wohlfeilheit und starke Lettern vereinigen will, ist die Erfindung besonders nüzlich. Er rechnet, daß der Aufwand gedruckter Bücher hierdurch um ein Viertel vermindert werden könne.

Herr Heg, der erste Chirurgus am Krankenhause in Leeds läßt folgendes Werk drucken: Observations in the practice of surgery, illustrated by Cases.

In der Gemahldeausstellung befindet sich ein Bildnis des verstorbenen D. Geddes, von Medley gemahlt. Es wird in kurzem hiervon ein gutes Kupfer zu has ben seyn.

Der Loudner Schriftgiesser Vincent Figgins, wels cher die neuen Talek Lettern lieferte, womit verschie dene neue persische Echriften gedruckt worden find, hat so eben Telegu Lettern für einen vornehmen Regie: rungsbeamten in Madras gegossen, welcher eine Grammatik und ein Wörterbuch der Gentoosprache herauszugeben gedenkt.

Der Banquier Rogers läßt in St. James's Place in London ein Haus nach griechischer Bauart errich ten, wozu Herr Wyat das Modell gemacht hat. Der berühmte Bildhauer Flarman macht die Modelle zu allen Friessen und Säulen, die das Gebäude verzie ren sollen. Die Bibliothek wird nach dem Muster der herculanischen Gemählde ausgeschmückt.

Der Doctor John Walker hat den Prospectus eis nes Werkes bekannt gemacht, das in der Mitte des Mays herauskommen soll und viel Unterhaltung vers spricht. Der Titel ist: Fragments of Lettres and other papers, written in different parts of Europe, at sea, and on the asiatic and african coasts or shores of the Mediterranean, at the close of the 18th, and Beginning of the 19th, centuries.

Der Graf Rumford hat folgende wichtige Nachricht von Don Pedro d'Orbies y Vangas erhalten. Don Pedro ist aus Santa Fé gebürtig; als er im J. 1788 zu Margarita war, traf er einen Sclaven an, welcher die allergiftigsten Schlangen in America zu bez zaubern im Stande war. Als der Neger seine Geschicklichkeit bewiesen hatte, ließ er sich durch eine Bes lohnung vermögen, sein Geheimniß zu entdecken. Am folgenden Morgen stellte er sich mit den Blättern einer Pflanze ein, welche Vejuco du guaco heißt, zerquetschte sie in Don Pedro's Gegenwart, und gab ihm von dem Safte drey groffe Löffel voll zu trinken. Hierauf machte er drey Einschnitte zwischen den Fingern jeder Hand, und inoculirte den Spanier mit demfelben Safte; das nehmliche that er an beyden Füssen und an jeder Seite der Brust. Sodann sagte er ihm, daß ihm nun der Gift der Schlangen nicht långer schaden könnte. Don Pedro nahm nun eine der

Schlangen, welche der Neger den Tag zuvor gebracht hatte, mehreremal in seine Hand, ohne von dem Thiere im mindes ften beschädiget zu werden. Durch diesen ersten Versuch aufgemuntert, gingen zwey Bedienten, nachdem sie auf gleiche Art mit dem Guaco - Safte waren vorbereitet worden, aufs Feld, und brachten bald eine andre Art von Schlangen zurück, die eben so giftig als die erste war, ohne beschädiget zu werden; eine andre, auf gleiche Art behandelte Verfon ließ sich von einer giftigen Schlange beissen, und verspürte weiter leis nen Nachtheil als eine unbedeutende örtliche Entzündung. Seit der Zeit hat Don Pedro öfters mit eigenen Hånden ohne alle üble Folgen Schlangen gefangen, nachdem er blos etwas Guaco-Saft getrunken. Die Pflanze, deren Wirkungen sols chergestalt erprobt sind, ist noch in keinem botanischen Systeme erwähnt, aber ausführlich in einem Aufsaße des Don Pedro beschrieben, welcher in einer Zeitung steht, die wöchentlich zu Santa Fe' herauskommt. Sie wächst in dem Gebiete von Santa Fe' an den Ufern der Bäche und an schattigen Oertern.

Ein wichtiges Werk wird unter folgendem Titel angekün= diget: An Etymological dictionary of the Scotish language by John Jamieson D. D. fellow of the society of antiquaries of Scotland, and of the literary and antiquarian society of Perth. In two volumes quarto. Price three guineas to subscribers. Seit der Union ist das Schottische in leinen öffentlichen Schriften mehr gebraucht und daher sehr vernachläffiget worden; selbst aus alten Schriften ist es ganz oder größten theils verschwunden, weil die Seßer sich für berechtiget hiel ten, den gangbaren Dialect unterzuschieben. Håtte Jemand vor hundert Jahren daran gedacht, ein Wörterbuch der schots tischen Sprache zu sammeln, so würden vermuthlich viele lis terarische Producte erhalten worden seyn, welche, wie zu bez førgen ist, jest unter die verlornen gerechnet werden müssen. Seit einigen Jahren ist der Geschmack für alte schottische Literatur sowohl in Schottland als in England wieder aufges wacht. Ein etymologisches Wörterbuch ist deswegen mehr als jemals zum Bedürfaisse geworden. Nicht blos zum Verstehen gedruckter Werke, sondern auch zur Erläuterung alter

1

« PreviousContinue »