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herab. Der Bediente war ohne Schuld, welche auf das schwarze bey Nacht nicht unterscheidbare Gelän der fällt: er verlor allerdings die Besinnung, welches wohl entschlossenern Personen widerfahren seyn würde.

In Earlswrath, unweit Mullinavat in Irland, brach eine Bande von sieben Räubern in das Haus der Witwe Welsh. Sie versicherte, daß sie kein Geld im Hause hätte. Die Räuber zündeten also eine Menge Flachs und Pech an, das sie mitgebracht hatten, bans den ihr Hände und Füsse, und warfen sie in die Flame men. Sie gestand nun, daß sie ein Taschenbuch mit fünfzig Guineen hätte. Die Elenden waren aber das mit nicht zufrieden und forderten mehr. Endlich glaube ten sie dech, es wäre weiter nichts vorhanden und gingen fort, ohne die Witwe aus den Flammen zu nehmen. Ihre Leute retteten sie dann zwar, aber sie war. so verbrannt, daß es an ein Wunder grånztej wie sie noch leben konnte. Wäre es ihnen nicht gee lungen, in das Haus einzubrechen, so wollten sie es anzünden, wozu sie ein Stück brennenden Torf mits gebracht hatten.

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Im Invalidenhause zu Chelsea befanden sich zwey. bejahrte Capitåne, Legge und Lamb, der eine 70, der andre 73 Jahr alt. Eine Kleinigkeit gab ihnen ime merwährenden Anlaß zum Streite. Nach der Einrichtung des Invalidenhauses werden nur des Wins ters Kohlen ausgetheilt, und die Invaliden pflegen davon täglich eine Quantität für den Sommer aufzuhes ben. Das gefiel dem einen gar nicht, und er zankte dar über mit seinemCameraden so oft, daß die ruhigeren Mitbewohner darüber klagten. Der Major Bulkeley mach= te beyden Vorstellungen, welche voriges Jahr von guter: Wirkung waren. Als aber die Zeit zurükkehrte,

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da die Kohlen wieder für den folgenden Sommer aufgespart werden sollten, ging der Zwist wieder an, und stieg zu einer solchen Höhe, daß Legge zu dem andern ins Zimmer ging und sagte:,,Sie müssen sich mit mir schiessen. Zu gleicher Zeit reichte er ihm eine Pistole, welche der Audre, Lamb, ohne zu antworten, aus der Hand schlug. Legge aber feuerte die Seinige und schoß den Gegner gleich todt. Es fand sich nach: her, daß die angebotene Pistole blos eine Kugel, aber kein Pulver weder im Laufe noch auf der Pfanne hatte. Legge, welcher die rasche That beging, war sonst ein Mann von unbescholtenem Gerücht. Er focht meis sterhaft, und hatte vor vierzig Jahren einen Duell, in welchem er seinen Mann erstach. Der ermordete Lamb führte den Degen ebenfalls gut.

Unter denen, die von dem vorhererwähnten Wolfe in Schaafskleidern in der Martinskirche vermeintlich getrauet wurden, befand sich auch ein frömmelnder Heuchler, der sich zu den Methodisten bekannte. Als der Betrug bekannt wurde, baten ihn die Verwands ten seiner geglaubten Frau, sich noch einmal trauen zu lassen: „Nein, antwortete er, die göttlichen Gesetze ,,erlauben mir nicht, ein Weibsbild zu heurathen, mit ,,dem ich in Unzucht gelebt habe,“ und verstieß die unglükliche Frau wirklich.

Isaac Cowan, ein Judenschneider, hatte ein Paar Manchesterhosen für einen Rabbi gemacht, und Dafür 25. verlangt, die er nicht erhalten konnte, da doch die Beinkleider ganzer drey Jahre gehalten hate ten und immer noch gut waren. Der Rabbi begehrs te das nicht zu läugnen, brachte aber eine Gegenrechs nung vor, welche der Schneider nicht berichtigen wollte. Cowan's Sohn hatte nach dem Ausdrucke des Vaters,

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das Unglück gehabt, ins Gefängniß nach Newgate gebracht zu werden, wo er auf den Tod saß. Vater ersuchte den Rabbi, er möchte den Sohn gehdrig zum Tode vorbereiten. Der Rabbi that dies und forderte dafür eine halbe Guinee. Cowan hielt das Verlangen für unstatthaft, weil die Vorbereitung nichts genuzt habe, indem sein Sohn vom Könige bes . gnadigt und nicht gehangen worden sey. Allein der Richter fand dies sehr unbillig, und erkannte dem Schneider nicht mehr als 14s. 6d. zll.

Sarah Costellow, eine ältliche sehr ordentlich auss fehende Frau belangte ein junges Mädchen von unges fähr 16 Jahren. Sie hatte ihr Kleider, Kost, Wohnung und Geld gegeben, da das Mädchen ganz vers lassen war, und dennoch ging es von ihr, ohne ihr etwas zu bezahlen. Lucie Ibbetson konnte nicht läåugnen, daß Frau Costellow ihr Hülfe geleistet habe, sagte aber, sie wäre dafür sehr übel behandelt wor den. Frau Costellow habe sie gezwungen, die Besu che verschiedener Mannspersonen anzunehmen; sie verführe eben so mit mehreren Mädchen, welche in ihrem Hause wåren und zu den schändlichsten Dingen angehalten würden, ja selbst die eigene Tochter der Frau Costellow müßte darein willigen. Ihre Lage sey so traurig gewesen, daß sie einmal an den Neuen Fluß gegangen, um sich hineinzustürzen, aber ein Herr, der sie gesehen, habe sie abgehalten und versprochen, sich nach ihr zu erkundigen, ob sie gleich nichts mehr von ihm hören könne. Endlich sey sie krank gewors den und habe oben in einer elenden kalten Dachstube bleiben müssen, wo sie sich verschlimmert, und dess wegen ins Hospital gebracht worden sey. Nach ihrer Besserung habe sie beschlossen, nie zu ihrer vorigen

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Frau zurückzukehren; glücklicherweise sey ihr ein andrer Dienst angeboten worden, wo sie jezt schon sechs Wochen sey. Ihre jezige Frau erschien ebenfalls im Gerichte, und glaubte, die Aussage des Mädchens sey. völlig wahr. Lucie hatte ihr die Geschichte vom. Anfange gerade so erzählt und sich in ihrem Dienste überaus ordentlich und regelmässig betragen. Der ganze, Gerichtshof äusserte den grösten Abscheu über die schänd liche Costellow, und versicherte ihr, daß man ihrem. erschrecklichen Gewerbe sogleich ein Ende machen werde.

Ein Pastetenbäcker des westlichen Londons brachte eine sonderbare Beschwerde vor einen Friedensrich-, ter. Er hatte ein wohlgekleidetes Frauenzimmer verhaften lassen, welches früh in seinen Laden kam, sich sez-, te, und für 15. 2. Pasteten bey ihm aß. Als sie gehen wollte, schien sie ungemein bestürzt und rief aus:

es ist doch eine ganz verwünschte Mode, daß man keine Taschen mehr trägt; daraus entstehen die unans genehmsten Vorfälle. Mit diesen Worten drehete sie sich zum Pastetenbäcker und sagte: sie hätte ihre Börse an den Rock zu hängen vergessen, und könnte ihm, die gegessenen Pasteten jezt nicht bezahlen; doch es håtte nichts auf sich, sie würde morgendes Tages wie der vorbeykommen und ihn befriedigen. Der Paste: tenbäcker wollte dazu keine Ohren haben, weil er sich fehr wohl erinnerte, daß dieses Frauenzimmer schon einigemal seine Leichtgläubigkeit sich auf dieselbe Art zu Nuße gemacht hatte. Er versicherte, daß er durch diese Art von Beraubung, welche von einer gewissen Claffe gutwilliger Weibspersonen sehr oft ausgeübt werde, des Jahres wohl au 50 Pf. St. verlore, und wenn sie nicht bald wieder anfingen ihre Taschen umzubinden, so würde die feinige ledig werden und er

seinen Laden räumen müssen. Mamsell stellte sich äusserst ungeberdig über die Beschuldigung und sagte: man kenne sie in sehr vielen Låden in der Orfordgasse, wo sie allezeit richtig bezahlt hatte; doch sie wollte sich hier mit dem Menschen gar weiter nicht gemein machen; ihre Cammerjungfer würde ohne Verzug ins Gericht kommen und dem Bäcker seine rüppigen vierzehn pence be zahlen. Gleich darauf kam eine Jungfer von fünfzig Jahren, welche die Weisen ihrer Gebieterinn långst kannte, herein, und warf 1o. 6a. hin, welche sie in einem schnöden Tone gewechselt zu haben verlangte. Der Bäcker besah das Geld. Aber es fand sich eine neue Schwierigkeit; der Sixpence war falsch. Mamfell wurde aufgebracht und fragte ihre tugendhafte Cammerjungfer, wer ihr den Sixpence gegeben habe, und wie sie so einfältig seyn könnte, falsches Geld anzunehmen? Die alte Sibylle antwortete ehrlich: Ja, Sie wissen, ja Mamsell, daß mir es der Trödelmänn gab, bey dem ich heute früh das versezte Theezeng einlösen ging. Mamsell und ihre Jungfer waren nun aufs äusserste beschämt. Der Vastetenbäcker hatte Mitleiden und sagte: er wollte sich mit dem Schilling einstweilen begnügen und es Mamsells Ehrgefühle überlassen, ihm die rückständigen zwey Pence abzutragen.

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In Deptford gingen zweh Leute noch vor Tages Anbruch über den Kirchhof; fie sahen einen jungen Menschen, welcher etwas aus der Kirchthüre fortzuschaffen schien. Als sie ihn anhielten, fanden sie, daß er ein Stück von einem bleyernen Sarge zusammengerollt hatte. Dies erregte ihren åuffersten Unwillen und sie führten ihn in ein Wachthaus. Man untersuchte den Kirchhof, und fand, daß eine Menge Löcher ge= macht worden waren, durch die man die Gewölbe un

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