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Diesen Winter kam eine grosse Gesellschaft von Indianern an den Präsidenten und den Congreß. Die Kleine Turteltaube war der vornehmste Krieger. Der Präsident und die Regierung liessen ihnen Pflüge und alle gewöhnliche Werkzeuge des Ackerbaues, wie auch Spinnråder, Weberstühle 2c. ge= ben, und um alles das zu krönen, erklärte der Prås fident der kleinen Turteltaube, daß der grosse Geist den erleuchteten weißen Leuten ein Geschenk gemacht hätte, erst einem in England (dem D. Jenner, ersten Inoculator der Kuhpocken in Eu ropa) und dann durch ihn einem in Boston (dem D. Waterhouse, der die Kuhpocken zuerst in Ame= rica einimpfte), welches in einem Mittel bestünde, die Pocken zu verhindern, die unter ihrem Stanım eine grosse Sterblichkeit verursacht hatten. Der kupferfarbene König sette ein solches Vertrauen auf die Worte seines Vaters, des Präsidenten, daß er sich sammt den übrigen Kriegern vom Congreßcaplan D. Garitt inoculiren leß. Vor ihrer Abreise wurde ihnen, auf Befehl des Präsidenten, Kuhpos kenmaterie gereicht. Ihr Dolmetscher erhielt zu gleis cher Zeit einen Auszug des Briefes, worin ich dem Präsidenten die Verfahrungsart angezeigt hatte.“

,,Unlångst kamen noch fünfzehn Häupter der Wils den nach Washington, um dieselbe Segnung von dem Geistlichen zu empfangen, welcher die kleine Turs teltaube und die andere Krieger eingeimpft hatte.“

Ueber David Hume,

von Jemand, der ihn persönlich kannte. (Aus dem European Magazine, April) David Hume war ein Mann von ausserordentlis chen Naturgaben, die er so ausgebildet hatte, daß

ihm nur wenige beykamen. Von wohlwollendem Hers zen und sanfter Milde im Umgange, bewieß er eine wahre Liebe für alle seine Bekannten. Aber keiner ist ohne Fehler.

Er trachtete nach Sonderbarkeit, und war eitel genug zu zeigen, daß er die Meisten übersähe: dies bewog ihn zu manchen Behauptungen, welche den Meynungen anderer widerstrebten, und zu manchen skeptischen Lehren, wobey er weiter keinen Zweck hatte, als darzuthun, wie dunkel und verwis kelt sie für andre Leute wären. Ich habe ihn oft in verschiedenen Gesellschaften, wo er enthusiastische Leute vor sich zu haben glaubte, deren religiöse oder politische Grundsätze antasten sehen; nachdem er sie zum Echweigen gebracht hatte, faßte er ihre Meynung auf und vertheidigte sie mit gleicher Gutmüthigkeit, Aufgeräumtheit und Scherz, blos um seine Ueberle= genheit zu zeigen. Daß diese Bemerkungen richtig find, beweißt sein Leben, das er selbst schrieb, und Das Adam Smith, sein Freund und Bewunderer, herausgab. Wie man dort finden wird, kränkte er sich äusserst darüber, daß niemand auf seine Versuche achtete oder sie beantworten wollte. Aus Unmuth wollte er sich nach Saumure oder einem andern Theile von Frankreich zurückziehen, um der nachlässigen Welt verborgen zu bleiben und ein völliger Einsiedler zu werden. Aber ein Bischof schrieb wider ihn, und es ereigneten sich etliche andre Umstände, die ihm schmeis chelten, daß man ihn endlich doch bemerken würde. Daher gab er seinen Plan auf, und wurde erst auf einige Zeit Gesellschafter des Marquis von Annandale, nachher Secretair des Generals Sinclair in Tus rin, welcher unter dem Vorwande eines Gesandten an Ee. Sardinische Majestät, ein Spion war, da des

Königs Betragen denen, die sich wider Ludwig XV. alliirt hatten, verdächtig schien. In der Folge wurde er, durch den Vorschub des Generals Conway, Secretair bey Lord Hertford in Paris, blieb dort als Geschäftsträger und erhielt endlich auf ein halbes Jahr die Stelle eines der unteren Staatssecretaire. Sodann setzte er sich auf immer bey Edinburg zur Ruhe, wo er, als ein überaus rechtschaffener Mann, allen seinen Freunden sehr willkommen war.

Das ist meine wirkliche Meynung von Hume, und es thut mir nur leid, daß er die Echwachheit hatte, sein Leben so zu schreiben, wie es jezt vor dem Publi cum liegt.

Er war ein aufgeweckter, überaus angenehmer Gesellschafter, der weitläuftige Kenntnisse besaß. Er wußte sich jeder Gesellschaft anzupassen, und war, ungeachtet seiner tiefen Gelehrsamkeit, am unterhaltend sten, wenn er sich in einem auserlesenen Zirkel von Frauenzimmern und Freunden befand. Er machte gern eine Parthie Whist, welches er aus dem Grunde verstand, und deswegen gern spielte. Er spielte niemals höher als um einen, zwey oder drey Schillinge. Dennoch weiß ich, daß er manchmal auf einige Wo chen nach Edinburg kam, und von seinem Gewinnste beym Whist nicht nur die Kosten des Aufenthalts bes ftritt, sondern auch sich Kleider und andre Nothwens digkeiten davon anschaffte; ja zuweilen konnte er noch aufferdem dürftigen Anverwandten etliche Pfund schenfen. So kam es denn, daß er alles Geld, was er aus seines Bruders Hause in Ninewells, als Zehrkos sten während des Besuchs in Edinburg, mitgebracht hatte, wieder mit sich dorthin zurücknahm. Der Ge neral Scott in Balcomie, ein guter Richter in folchen

Sachen, war von Hume's vorzüglicher Geschicklichkeit im Whistspiel so überzeugt, daß man mich ver sicherte, er håtte ihm seine Börse angeboten, um das mit in London zu spielen, und ihm tausend Pfund jåhrlich versprochen, wenn Hume dafür seinen Gewinnst hergeben wollte. Er verwarf diesen Vorschlag aber mit Verachtung und sagte, er spiele blos zur Aufheis terung; wenn General Scott ihm auch ein zehnmal so grosses Jahrgeld geben wollte, so möchte er sich doch einem so betrügerischen Handel nicht hingeben.

Weil er die besten englischen Schriftsteller mit Aufmerksamkeit las, so schrieb er das Englische eben so rein als zierlich; demnach dürfte es seltsam schei nen, daß er in der Umgangssprache alle die Redensarten und die platten Töne der gemeinsten Leute aus Berwickshire an sich hatte. Vermuthlich kam dies da her, weil er in früher Jugend ungehindert mit dem Gesinde in seines Bruders Hause umging und den einmal angenommenen Schottischen Dialect bey reis feren Jahren nicht mehr ablegen konnte, da er ein fchlechtes Ohr hatte. Es gesellte sich dazu überdies eine gedämpfte und etwas weibliche Stimme.

Ich füge noch eine Anecdote bey. Als er einmal auf die Religion spöttelte, sagte ich zu ihm: Mein Himmel, David, du haft deine Meynung sehr geän dert, seitdem du dich für einen guten Catholiken bekanntest, bey den Priestern beichtetest, aufrichtige Rene vorgabst, Vergebung deiner Sünden und sogar die lezte Celung erhieltest." Hierüber war er sehr em pfindlich, weil er nicht glaubte, irgend Jemandin Grosbritannien wisse, daß sich alles das einst in Nizza mit ihm zugetragen habe. Er antwortete entrüstet : Ich hatte damals ein starkes Fieber, und wußte we=

der was ich sagte, noch was man mit mir vornahm." Hume und ich waren viele Jahre darauf ziemlich gute aber nie wieder so herzliche Freunde als zuvor.

Der Seevogelschüße an der Küste
von Hampshire.

Cerzählt vom Präbendar Gilpin.)

Die Küste zwischen Hampshire und der Insel Wight ist eine ganz besondre. Während der Ebbe bes steht sie aus ungeheuren Echlamm - Flächen, die mit grünem Seegrase bedeckt sind. Die, welche den Seevögeln nachstellen, müssen sich daher sehr ungewöhn licher Kunstgriffe bedienen. Ueberhaupt find Vogelschiessen und Fischfang an dieser Küste gemeiniglich die Beschäftigungen derselben Person. Wer im Soma mer an den Ufern, wann sie unter der Fluth stehen, mit der Angel oder dem Neze Fische fångt, der seßt fich des Winters gegen Abend mit seiner Büchse in ein Boot und läuft in die kleinen Spalten und Oefnuns gen, welche die Ebbe in den Schlamm - Flächen läßt, und wartet dort geduldig auf seine Beute.

Gewöhnlich suchen die Seevögel ihr Futter bey Nacht. Sie kommen dann in Schwärmen herab auf die mit Seegras bedeckten Plähe. Wenn die helltdnende Wolke herbeyrückt, ist es als ob man eine ganze Jagd Hunde ankommen hörte; der aufmerksame Vogs ler lauscht dann, wo sie ihren Lauf hinrichten. Viels leicht hat er die Krankung, sie in einer zu grossen Ferne niederfliegen zu hören, als daß er sie mit seiner, wenn auch sehr langen, Büchse erreichen könnte. Ist er nicht im Stande, sein Boot ihnen ein wenig näher zu bringen, so muß er in dieser Nacht auf alles Glüc Verzicht thun. Vielleicht aber fährt er besser und hat

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