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„Die englische Bank.“

,,Die Bank of England ist völlig unabhängig von der vollziehenden Regierung. Es muß ihr unstreis tig, so wie vielen Privatleuten, daran liegen, daß sos wohl unser Finanz dls Handels Credit aufrecht ers halten werde. Sie pflegt auch einen beträchtlichen Theil ihrer ansehnlichen Fonds auf mannigfaltige Regierungsficherheiten auszuleihen, den Kaufleuten hingegen, für welche sie discontirt, nur einen verhältnißmässig kleinen Theil, ob dieser gleich, an und für sich, keine kleine Summe austrägt. Offenbar leiht die Bank der Regierung so viel, theils wegen der wechselseitigen Bequemlichkeit, theils weil sie es schon seit langer Zeit zu thun gewohnt ist. Im ganzen Lande ist die Bank der einzige Ort, welcher grosse Summen ausleihet, und niemand anders als die Regierung borgt nach einem eben so ausgedehnten Maasstabe: beyde Partheyen also, gleich zwey Groshändlern in einer Stadt, deren einer der einzige grosse Käufer und der andre der einzige grosse Verkäufer desselben Artikels ist, haben natürlich viel Verkehr mit einander, und machen vergleichungsweise nur unbedeutende Geschäfte mit denen, die sich mehr einschränken. Ausserdem gewinnt die Bank zu Friedenszeiten ansehnlich dadurch, daß sie der Regierung leihet. Sie fährt also natürlich auch im Kriege fort, die Summen vorzustrecken, welche sie zu allen vorhergehenden Zeiten zu leihen pflegt. Gelegentlich schießt sie auch. der ostindischen Compagnie ansehnliche Baarschaften vor. Wenn sie aber auch während eines Krieges den Kaufleuten mehr und der Regierung weniger liehe, so würde der Unterschied doch nicht so groß seyn, als es vielleicht beym ersten Anblicke scheinen dürfte. Wenn sie zum Beyspiel eine geringere Summe auf die Sichers

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heit der Schazkammerscheine liebe, so dürfte man dann glauben, daß dieselben im Preise fielen, oder, mit ans dern Worten, höhere und anlockendere Zinsen gåben; und in diesem Falle würden die Banquiers mehr Schazz kammerscheine kaufen und den Handelsleuten weniger mit Geldern behülflich seyn, sie würden wenigstens eia nigermassen jeden Erwerbzweig an sich ziehen, den die Bank fahren liesse. Mithin ist der Vorzug, welchen die Bank den Regierungssicherheiten giebt, kein Zeis chen, woraus man folgern dürfte, daß die Vorsteher derselben nicht unabhängig wären; sie sind ihren Wählern, den groffen Stockinhabern, in einem viel grösseren Grade unterworfen, als den Ministern. Die nachdrückliche Art, womit die Directoren der Bank *), vor dem Zeitpunkte, da sie anfieng, ihre Zahlungen in Münze auszusetzen, darauf bestanden, daß die Rea gierung fünftehalb Millionen abbezahlen sollte, welche man auch, ob sie gleich zu einer sehr ungelegenen Zeit gez fordert wurden, erhielt, kann als ein sattsam auffallender Beweis angeführt werden, daß diese Handelscompagnie unabhängig ist. Doch muß man hier noch einen andern viel erheblicheren Umstand erwähnen, welcher in der vorliegenden Sache entscheidend ist. Die großbritannische Regierung hat wenig oder gar keine Versuchung der Nationalbank vorzuschreiben, oder ihr Zumuthungen zu machen, welche der Bank unbequem oder gefährlich werden könnten. Der Minister ist im Stande gewesen jedes Jahr, ohne die ges

*) Man sehe die Correspondenz der Bank hierüber im Ans hange zu dem Berichte, den das Haus der Gemeinen über den Befehl des Confeil abstattete, wodurch die Bauk befugt wurde, ihre Zahlungen in Cassa einstweilen auss zusehen.

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ringste Schwierigkeit, vermittelst unfres Fundirungss systems, eine Summe von nicht weniger als zwanzig bis dreyssig Millionen Pfund Sterling aufzutreiben. Demnach kann die Regierung allezeit durch eine Ans leihe beym Publikum, dafern es nöthig seyn sollte, den Betrag ihrer laufenden Schuld in der Bank vers mindern. Es ist in einem hohen Grade unbillig, wenn man annimmt, daß eine ungebührliche Menge Banks noten in der Absicht ausgegeben werde, um dem Mis nister Geld leihen zu können. Die äusserste Summe, welche er von der Bank durch eine aufferordentliche Anhäufung ihrer Noten zu entlehnen hoffen dürfte, würde schwerlich mehr als vier bis fünf Millionen seyn; und man wird sich nicht leicht einbilden können, daß eine Regierung, welche mit einemmale zwanzig bis dreyssig Millionen zu borgen weiß, lediglich wegen einer Summe von vier bis fünf Millionen, für deren Entlehnung sie beynahe eben so viel Zinsen als für eis ne Auleihe von Privatkaufleuten bezahlen muß, gea neigt seyn werde, das System der Nationalbank in Ordnung, ihren Credit ins Gedränge und ihre Sichers heit in Gefahr zu bringen: eine Bemerkung, welche Sir Francis Baring, einer der ersten Capitalisten, Mitdirector der D. J. Comp. und Parlamentsglied ganz neulich in einer Flugschrift gemacht hat. In dies ́sem höchst wichtigen Punkte ist die englische Bank von einer jeden Nationalbank auf dem festen Lande, wels the Papier in Umlauf fezt, verschieden. Es ist bes kannt, daß die Banken in Petersburg, Copenhagen, Stockholm, Wien, Madrid und Lissabon, deren jede Noten circulirt, die für baares Geld genommen wers den, im allergenauesten Sinne Banken der Regierung find. Man weiß auch, daß die Regierungen, avels

che in diesen verschiedenen Hauptstädten ihren Siz has ben, nicht so leicht, vermittelst einer Anleihe vom Volke, Geld aufbringen können, als der Minister von Grosbritannien, der dies auf eine so merkwürdige Weise zu thun im Stande ist. Mithin haben diese (Regierungen, selbst zur Zeit einer måssigen Verlegens heit, keine andre Hülfsquelle, als die gewöhnliche Ans zahl von Banknoten zu vergrössern. Diese Vergrösse rung bringt natürlich eine fast entsprechende Werthvers minderung der Banknoten und einen Fall im Wechselcurse mit andern Ländern hervor, wenn man ihn nach dem Papierpreise berechnet. Und sind die Noten eine mal herabgesezt, so ist die Regierung, obschon die Geldverlegenheiten derselben vorübergehen sollten, sela ten geneigt, die Noten in ihre vorige Schranken zue rückzuführen, weil dies zur Zeit, da die Reduction vora genommen wird, eine Aufopferung von ihrer Seite ers fordert, sondern sie begnügt sich vielleicht, entweder das Uebel ein wenig zu vermindern, oder blos damit, daß sie es nicht verschlimmert. Daher machen sich die Leute auf dem festen Lande gemeiniglich darauf gefaßt, daß ihr Bankpapier, welches im Preise fällt, zu bese seren Zeiten blos aufhdren werde, zu fallen, oder, wenn es steigt, nur sehr wenig hinaufgehen werde; und diese Voraussehung macht natürlich, daß es desto schneller fallen muß. Dies ist der Grund, warum in allen angeführten Dertern ein grosser und bestimmter, und mehrentheils ein steigender Disconto oder ein wachs fendes Agio zwischen der umlaufenden Münze und dem Papiergelde des Königreichs besteht. Das ist noch nicht alles. Verschiedene europäische Höfe haben nicht nur ihr Papier auf die beschriebene Weise angehäuft, fondern auch sogar von Zeit zu Zeit ihr gemünztes Geld

derrufen, so daß es eine doppelte Ursache gegeben hat, welche den Nominalpreis ihrer Waaren steigerte, wann diese gegen das umlaufende Papier ausgetauscht wur

Deswegen ist ein wesentlicher Unterschied zwiz schen der Beschaffenheit des Papiers der englischen Bank, und zwischen der Natur des Papiers, welches von den Nationalbanken auf dem festen Lande ausges geben wird. Niemand glaubt, daß die englische Guinee durch den Betrug der Regierung im Münzen imz mer weniger und weniger Gold enthält; eben so wenig wird man eine Herabwürdigung des englischen Bank= papiers argwöhnen, weil die Regierung eine übers måsige Circulation desselben anbefohlen oder bedurft hätte."

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Es ist ein Mitgrund des Zutrauens, welches die englische Bank genießt, und in mancher Rücksicht · ein bedeutender Umstand, daß die zahlreichen Juhar ber ansehnlicher Summen von Stock, denen die Wahl der Directoren obliegt, und welche die Macht haben, ihnen vorzuschreiben, Männer sind, denen das allges meine Wohl des Landes überhaupt aus viel wichtiges ren Ursachen am Herzen liegt, als blos deswegen, weil sie Juhaber von Bankfonds sind. Sie nehmen daher den innigsten Antheil nicht etwa nur an der Vere grösserung der Dividenden oder an der Aufrechthaltung des Credits der englischen Bank, sondern an der Forts dauer des gewerblichen sowohl als des öffentlichen Cres dits im Allgemeinen. Ueberhaupt kann man nicht als lein unter ihnen, sondern auch unter dem såmmtlichen Handelsstande, welcher in Großbritannien so ausgez breitet ist, ein merkwürdiges Bestreben wahrnehmen, den Credit, und besonders den Credit der Bank zu unterstügen; und diese allgemeine Uebereinkunft, fich

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