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ein Staatsmann bey dergleichen Zusammenkünften ficher ist. Sobald man da herausgeht, wird man gewiß in einer oder der andern Falle gefangen. Läßt man nur den mindesten Weg zu seinen Gefühlen oder Leidenschaften aufmachen, so wird man gleich selbst angegriffen. Lassen Sie also keine Bresche in die Fes stung der Zurükhaltung machen; bewahren Sie sie uns überwindlich. Es ist die einzige Salvegarde eines Staatsmannes. Sie werden heute den Lord William Derrington sehen und sich natürlich erinnern, daß ich ihn hasse, aber Sie sollen wahrnehmen, wie sehr ich über mich Herr bin, wenn ich ihn empfange. Gee ben Sie auf ihn und auf alle Acht. Hüten Sie die Augen und Lippen der Anwesenden. Sie müssen ses hen, hören und behalten; scheinen Sie aber ja nicht zu zurückhaltend zu seyn; Eigen Sie nicht wie der Herzog von Silentia, dessen Stummheit eben so uns gereimt ist, als Will Martial's Schwahhaftigkeit. Weil der eine niemals etwas Entscheidendes über eis nen Gegenstand sagt, so hålt man ihn für dumm; und weil der andre seinen Empfindungen bey allen Gelegenheiten freye Wallung gönnt, so weiß Jeder mann, daß er vieles unklugerweise ausplaudert und sich oft lächerlich ausdrückt. Vermeiden Sie auch be sonders den Fehler eines der Erminister, der sich durch eine hochmüthige Gleichgültigkeit gegen die Meynungen andrer auszeichnete. Nichts wurmt einen mehr, als wenn man an der Miene und dem Benehmen dessen, mit dem man spricht, sieht, daß er das, was man vorbringt, für nichtig und uninteressant hålt. Der Minister, den ich meyne, trieb dieses herrische Wesen bis zur Unausstehlichkeit. Die Folge war, daß er sich zwar viele abgeschmackte Bemerkungen und alltägliche Uns

terredungen ersparte, aber auch viel nüzliche Aufschlüsse verscherzte, und manches wichtige Geheimniß verlor. “ Entbehrlichkeit des Goldes im grossen

Handel.

Es ist gewiß den meisten erinnerlich, was für Aufsehen es erregte, als die englische Bank aufhörte, in Guineen zu zahlen. Die Oppositionsleute im Parlas ment und viele, die mit ihnen einerley Meynung hats ten, nannten dies ohne Umschreibung einen Bankes rott, den die Gefälligkeit der Bank gegen die Regierung bewirkt hätte. Die Minister und die Bankdis rectoren mochten noch so viel Gründe gegen diese Bez hauptung vorbringen; man glaubte ihnen nicht. Denn Gold und Silber waren gleichsam aus dem Umlaufe verschwunden; man sah nichts als Banknoten, und ob diese gleich vollgültige Stellvertreter der edleren Metalle blieben, so erregte das Papiersystem doch ben einem grossen Theile der Nation lebhafte Besorgnisse. Die Ursache ist leicht aufzufinden. Es gehörten bes sondere Kenntnisse dazu, um einzusehen, daß eine uns gehinderte Circulation vieler Banknoten dem Handel und Wandel wohlthätiger wäre, als Millionen von Guineen; daß die Bank durch ihre Vorschüsse an die Regierung nichts verloren håtte; daß sie nach wie vor unabhängig und selbstständig wåre u. f. w. Nur die allerwenigsten hatten Luft oder Gelegenheit, sich über diese Punkte, so wie über den Papiercredit von Grosz britannien überhaupt genauer zu unterrichten. Die, welche es nun noch wünschen, werden folgendes Werk nicht ohne Befriedigung aus der Hand legen: An enquiry into the nature and effects of the paper credit of Great Britain. By Henry Thornton Esq. M. P. 8. 7. Hatchard. D. i. Untersuchung über

das Wesen und die Wirkungen des Papiercredits von Großbritannien von Heinrich Thornton Esq., Pars lamentsgliede. Es ist hier nöthig zu erinnern, daß der Verfasser an der Quelle sizt, woraus sich die bes ften Aufschlüsse über seinen Gegenstand herleiten lassen. Etliche seiner Verwandten find mehrmals Directoren der Bank gewesen, und er selbst ist ein Kaufmann, dessen Ansehn, wåre es nicht sonst bekannt, daraus erhellt, daß er Southwark im Parlamente repräsentirt.

Den Staatswirth und besonders den Kaufmann interessirt dies Werk ausnehmend. Ueberall blickt der Mann von langer Erfahrung hervor; und er theilt feine Ideen fo faßlich mit, daß selbst allgemeine Les ser, wenn sie nur Aufmerksamkeit mitbringen, aus seiner Schrift viel lernen können. Einige Auszüge wers den dies beweisen.

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,, Ein Unkundiger dürfte sich durch Adam Smith verleiten lassen, zu glauben, daß der Handel eines Landes und besonders von England, unter den jetzis gen Umständen desselben gänzlich mit Guineen geführt werden könnte, wenn alle Banknoten vernichtet würs den. Man wird aber schon daran gedacht haben, daß, wenn das Bankpapier ganz und gar abgeschaft werden follte, vermuthlich Wechsel einigermassen an dessen Stelle treten würden, und daß diese, in dem vorges dachten Falle auf weit höhere Summen ausgestellt wer den müßten, als die Banknoten sind, wofür sie auss gegeben worden. Aber um noch weiter zu gehen: wenn man beydes, die Wechsel und die Banknoten abschaffs te, so würde dennoch an ihren Plaz unstreitig etwas anders als Gold kommen. Man würde mannigfaltige Auswege einschlagen, um sich bey allen grössern Hans delsoperationen die Mühe des Abzählens, Wägens und

Fortschaffens der Guineen zu erspårèn, so daß die Ans zahl der Guineen, welche unter die Leute kamen, in ganz und gar keinem Verhältnisse mit den abgeschaff, ten Wechseln und Banknoten stehen würde. Man würs de viele Banken errichten, nicht dergleichen es jezt giebt, sondern solche, vermittelst deren man nicht nur die Uns bequemlichkeit des Goldes, sondern auch die Unkosten ersparen könnte, welche durch den Verlust der Zinsen von der vorräthigen Menge desselben entstehen. Das durch, daß ein Kaufmann seine Schulden auf einen andern in dem Buche des Banquiers umschreiben oder übertragen läßt, wird gegenwärtig eine ansehnliche Menge der sogenannten baaren Zahlungen bewerkstels liget, wozu man solchergestalt gar kein Bankpapier braucht. Folgende Gewohnheit, welche jezt unter den Banquiers in Altstadt London herrscht, wird diese Bes merkung erläutern, und zugleich zeigen, wie sehr dies jenigen, welche nicht die Originalausgeber von Banks noten sind, den Gebrauch sowohl des Papiers als der Guineen zu vermeiden suchen.“

,,Zu einer bestimmten Stunde des Nachmittags pflegt jeder Altlondner Wechsler einen seiner Diener in ein Zimmer zu schicken, das sie gemeinschaftlich ges miethet haben. Dort wechselt jeder Diener die in seis nem Hause eingegangenen Tratten auf andre Banquiers gegen die Tratten aus, welche auf sein eigenes Haus in den Häusern der andern Banquiers eingegangen sind. Die Bilanzen der verschiedenen Wechsler werden in dems felben Zimmer von einem auf den andern umgeschrieben, und jeder Diener macht endlich aus den verschiedenen Bilanzen Eine. Der Unterschied zwischen der ganzen Summe, welche jeder Banquier an alle andre Londner Banquiers zu bezahlen hat, und zwischen der ganzen

Summe, welche er von allen andern kondner Banquiers zu fordern hat, ist daher das Einzige, was entweder mit Banknoten oder Münze berichtiget wird, eine Diffe renz, die viel weniger beträgt, als die verschiedenen Differenzen ausmachen würden. Aus dieser Einricht tung, wodurch man sich des Gebrauchs der Banknos ten überhebt, kann man auch auf die Ausführbarkeit sehr vieler andrer Mittel, den Gebrauch des Goldes zu umgehen, geleitet werden, derer sich natürlich Leus te, die Zutrauen gegen einander haben, bedienen würs den, wenn wir eine Aufhebung des Bankpapiers vors aussehen könnten. ✔✔

Gabe es also im Lande kein anderes umlaufens des Medium als Guineen, so würden auf die ebeners wähnte Art viel grössere Summen umgeschrieben oder transferirt werden. Es würde immer noch einen Cres bit geben; Credit in Büchern, und Credit, welcher auf die Aussage von Zeugen, oder lediglich auf ein wörtliches Versprechen zwischen den Partheyen berus hete. Es brauchte nicht Papiercredit zu seyn, und könnte dennoch ein Credit seyn, wobey man der Guis neen mehr oder weniger überhoben wäre. Es könnte Credit von einer schlechteren Art seyn, der dem Vers dienste der verschiedenen Personen wieder genau anges messen, und daher, in manchen Fällen wenigstens, noch ausgebreiteter wåre; es möchte ein Credit seyn, der zu der Pünktlichkeit in Zahlungen und zu der ges nauen Erfüllung der Zusagen weniger beytrüge, der dem Handel und dem Güter - Einkaufe weniger zusage te; und es würde vielleicht auch ein Credit seyn, der eben so leicht unterbrochen werden könnte, so bald ein jåhlinger Lärm entstünde, oder eine wesentliche Veråns derung in den Handelsaussichten und Umstånden des Handels vorginge.“

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