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Borten, Frangen, Quasten, Troddeln c. find zum Schmucke der Gardinen, Stuhlüberzüge, Alcovenvorhänge und für viele andere Zwecke der Hausde: coration von so grossem Belange, daß der Bortenwirker oder Posamentirer (Fringe and fancy trimming manufacturer) in England, wo die Verzierung der Häuser so viele Lente beschäftiget, einer der vorzüglichsten Gehülfen des Möblirers ist. Das Glük eines grossen Prachtsaals oder drawingroom's hångt oft ganz von der geschickten Wahl einer Borte ab. Eben so unentbehrlich sind die Posamentirer den Wagenbauern geworden; denn man weiß schon, daß nicht nur die innere Austapezirung des Wagens, sondern auch der Puz des Bocküberhangs und die breiten Bånder, woran sich hinten die Bedienten halten, an den englischen Wagen von einer Schönheit und Kunst sind, die bisher noch kein anderes Land hat erreichen können. Daher ver dienen auch diese Låden einige Aufmerksamkeit. Ihr Anblick ist ungemein prächtig und lustig, wegen der vielen glänzenden Farben der Borten, Frangen und Quasten, wie auch wegen der goldenen und filbernen Treffen, welche leztern jedoch gemeiniglich ein eigenes Fach sind. Es würde äusserst schwer halten, wenn mau hier sagen wollte, was das neueste ist. Man kann nur im Allgemeinen angeben, daß Borten, Quasten und Troddeln jezt überaus kostbar und breit gemacht werden, und wegen ihrer Schönheit weit höher zu stehen kommen als ehedem.

Die gelben Belchertücher sind noch immer beym Volke in England fehr angesehen; aber sie haben bes reits mancherley Veränderungen in den Mustern erhalten. Man macht sie jezt mit sehr breiten Kanten, und die Blumen sind kleiner geworden.

Zu Anfange des Junius sah man die kleinen feis denen Parasols der Frauenzimmer aus sechserley Fars ben mit breiten weissen Frangen, aber die Zusammens fehung ist zu geschmacklos, als daß sie dauernden Beyfall finden könnte. Häufiger werden ganz weisse seidene Parasols mit breiten gelben Frangen getragen, wels che im stehenden Sonnenscheine sehr zweckmässig sind.

Aus Schmelz oder kleinen Glasröhrchen (bugles), welche durch Quecksilber das Ansehn des Stahls ers hälten, macht man jezt in London mehrere schöne Artikel des Damenpußes. Die vorzüglichsten sind die Nehe von Schmelz, welche über das blosse Haar ges zogen werden, und bey Licht eine sehr gute Wirkung thun. Das Stück kostet anderthalb Guineen bey Presbury and Son Jewellers No. 9. Newstreet, Coventgarden. Schmelzbandeaus, wovon schon in einer der vorhergehenden Nummern die Rede gewesen ist, vers kauft dieses Haus auch für 75.; sie sind sehr niedlich.

In diesen und in andern Låden sieht man Halsbänder von Stahlcorallen, welche äusserst niedlich ges schliffen sind und viele Liebhaberinnen finden.

Wenn man aus Versammlungen geht, wo es vers hältnißmässig warm ist, oder wenn man einen Ball unmittelbar nach dem Tanze verläßt, sezt es oft einen bösen oder wenigstens einen heiseren Hals ab, wowider" bekanntlich ein umgebundenes Tuch die beste Schuße wehr ist. Aber es scheint, als ob auch dafür die Enge länder eine eigene Erfindung brauchten. Hummel in Kingstreet, Coventgarden verkauft rothe Neße mit seiz denen Bändern in Form der faltigen Halsbinden, wels che man vor einiger Zeit trug. Sie ziehen sich, und sind daher sehr bequem zum Umbinden über ein Halstuch). Ihr Name ist red net stocks. Das Stück kostet 25%

Unter den vielen neuen Busentüchern für den Some mer verdienen die grossen grünen hervorgezogen zu werden, welche auf Muselin gedruckt find. Sie haben gels be Tüpfel und einen breiten bunten Rand, der aus blauen und rothen Blumen besteht. Preis 35. 6d. bep Hart, Kingstreet, Coventgarden.

Der Spath aus Derbyshire wird bekanntermassen zu allerley Gefässen, Zierrathen und Spielsachen ver: arbeitet, an denen man nicht umbin kann die Kunst zu bewundern. Becher, Teller, Tassen, Knöpfe, Mdra fer, Gestelle für Stußuhren, Leuchter, Säulen, Salzfässer 2c. empfehlen sich alle durch ihre vortreflichen Fors men. Das schönste sind aber die Eyer, Citronen, Kirschen, Aepfel, Birnen, Pfirschen, Pflaumen u. f. m., wodurch selbst geübte Augen hintergangen wers den. Jezt macht man auch feinen weissen Zucker aus diesem Spath, welcher eben so täuschend nachgeahmt ift als die vorerwähnten Früchte. Ein groffes Gewdle be dieser Waaren ist in Tavistockstreet, Coventgarden mit der Firma Brown und Comp.

Neue Bücher.

Splendid misery. A novel, in three volumes, by T. S. Surr, author of George Barnwell, consequences &c. 3 vol. 8. Dieser Roman macht viel Aufsehn, weil mehrere der vornehmsten Leute darin ziemlich nach dem Leben gezeichnet sind. Die Ges schichte selbst ist schauderhaft; und der Graf Latimore ist wohl ein zu seltener Character, als daß seine Rache und Barbarey die beabsichtigte dramatische Wirkung thun sollten. Die Kunstrichter werden auch manches wider die allzugrosse Verwickelung, wider die Rolle des Mortimer c. einzuwenden finden. Dennoch gewährt der Roman eine gute Unterhaltung, und es giebt Theis

le, die ein ausserordentliches Interesse erregen. Nicht wenig dayon verdankt er allerdings unserm Schilter, dessen Wallenstein den Umriß zum Character der Hauptperson hergegeben hat, so wie der Astrolog Baptista Seni hier aus eben dem Schauspiele fast ganz copirt ist, welches der Verfasser in der Vorrede anerkennt. Herr Surr ist schon durch den Roman George Barnwell (den man nicht mit Lillo's berühmtem Trauerspiele dieses Namens verwechseln darf) vortheilhaft bekannt, besonders nachdem er von François André vor zwey Jahren ins Französische übersezt worden ist. Die Kenntniß, welche Surr von den Sitten der grossen Welt und den Modethorheiten hat, sehen ihn in den Stand, mehrere Scenen einzuflechten, die vielleicht dem Leser nicht unangenehm seyn werden.

Folgendes ist das Portrait einer Herzoginn. Es fehlt wenig mehr als der Name dazu, um es zu erkennen.

,,Es war jezt Januar. Die Anbeter der Mode und des Genusses drångten sich nach London. Bondstreet glich einem Logengange der Logen - Schauspielhäuser, wo müssige Menschen beyderley Geschlechts hin und her schleudern. Die grossen Stadtplähe was ren alle Abende vom Fackelschein der Wagen erleuch= tet; die hellen Stimmen der Nachtwächter verloren fich in dem Getöse der dahinrollenden Carossenråder, und alles strömte nach den öffentlichen Theatern, wo man mit einem Blicke die Pracht, den Geschmack, den Reichthum und die Ueppigkeit der laufenden Zeit wahrnahm. In der gangbaren Sprache der Mode ,,Es war nach dem Geburtstage" und die Hauptstadt hatte ihren höchsten periodischen Glanz erreicht."

,,Die Herzoginn von Derrington war eben damals Modeköniginn. Wie durch Verabredung erkannte man

einmüthig die Oberherrlichkeit Ihrer Durchlaucht im Reiche der Mode."

Von welcher Farbe waren die Handschuh der Herzoginn von Derrington auf Lady Susanna's Assemblee? Was für einen Schnitt hatte ihre Robe bey der Cour? War sie gepudert? Wer ist denn die Mistreß Tenterdon, die gestern eine so glänzende Gala gab? Ich weiß nicht viel von ihr, aber sie muß doch etwas feyn, da die Herzoginn von Derrington dort war. Solche Reden hörte man beständig unter der Classe von Leuten, von deren Stimme es abhångt, ob Jez mand von gutem Zone ist oder nicht."

"

Höchst aufgeweckt und gesprächig war die Hera zoginn, die Seele der Heiterkeit in jeder Gesellschaft, welche mit ihrer Gegenwart beehrt wurde. Indessen fehlte es ihr nicht ganz an Geburtsstolz. Es mischte fich sogar eine Rechthaberey hinzu, die an Eigendüns kel grenzte, gleichviel ob die Sache ganz unbedeutend oder höchst wichtig war. Diese Flecken verminderten den Creis ihrer wirklichen Bewundrer, da sie fast nie ihr Urtheil zurücknehmen wollte, und nur zu leicht dies jenigen rauh anließ, welche unabhängig genug waren ihre Meynung zu bezweifeln. Aber diese Schwächen wurden durch ihr reines Wohlwollen weit überwogen. Sie wurde von den Landleuten, die um ihre Güter her umwohnten, als die Quelle vieler häußlichen Gemächs lichkeiten gesegnet, und die Dürftigen der Hauptstadt freueten sich, wenn der Winter die Herzoginn von Ders rington herbeyzog, deren Gegenwart und Einfluß auf andre Reichen ihnen so heilsam war."

,,Ihr Gemahl, der Herzog, war ein Mann ohne Aumassung, oder vielmehr der sich alles gern gefallen ließ, wenn man ihn nur nicht störte. Er wollte allen wohl,

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